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Was fehlt: Innenstadtkonzepte

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneWas fehlt:
Innenstadtkonzepte

Es ist schon bemerkenswert, dass der schwarze Freitag als Bezeichnung für etwas genommen wurde, dass zwar auch mit Verlusten zu tun hat - also das Konto wird für den Zweck definitiv leerer - allerdings ist es schon merkwürdig, dass der schwarze Freitag als Begriff für eine Verkaufsveranstaltung benutzt wird. Abgesehen davon, dass es zwar Cyber-Dingens-Tag heißt, aber ganze Cyber-Wochen draus gemacht werden.

Was hinter dieser Veranstaltung steck ist klar: Kurz vor Weihnachten nochmal das Geschäft ankurbeln. Vor allem, weil der traditionelle Winterschlussverkauf nicht mehr stattfindet.

Wobei der Black Frida ja erstmal eine amerikanische Erfindung ist, schließlich ist das der Freitag nach Thanksgiving. Der Start in die Feiertage. Bei uns ist Erntedank allerdings nicht so wichtig wie für die Amerikaner, abgesehen davon dass unser Erntedank-Fest im Oktober stattfindet. Bekanntlich ist eine Übernahme von Traditionen ja aber noch nie gescheitert, wenn es Vorteile für Irgendjemanden gibt - in diesem Fall dem Handel. Halloween wäre ja auch so ein Beispiel. Das überwiegende Problem ist: Die Belebung der Innenstädte durch solche besonderen Events sind halt eher immer kurzfristig. Man kann verstehen, dass in Zeiten von Corona der Einzelhandel auf offene Sonntage drängt - vor allem kann man auch nachvollziehen, dass natürlich auch der Online-Handel als Bedrohung gesehen wird. Dennoch: Der Black Friday an sich ist zwar eine nette Tradition, sie hilft aber längerfristig nicht.

Generell ist das eben das Problem: Es gibt kaum Konzepte für die Innenstädte, die ein gemeinsames Handeln für die Zukunft vorsehen. Sicher, es gibt Verbände und Vereine, Zusammenschlüsse von Kaufleuten, die gegenwärtig auf die Entwicklungen im Handel reagieren. Das ist natürlich auch in Ordnung, jedoch ist das, was für die zukünftige Arbeit vonnöten ist kaum aufs Tablet gebracht. Zwar ist die Digitalisierung in aller Munde, was aber zukünftig wirklich geplant ist: Gute Frage.

Sicher: Wir haben das Konzept der Smart City. Wobei auch keiner mit Sicherheit sagen kann, was genau das nun heißen soll oder wie der Begriff zu füllen ist. Jede Stadt interpretiert das auf Ihre Weise, jedoch ist in erster Linie bei den Planungen der gesamten Stadt der Focus eher auf die Technik gelegt. Es ist toll, wenn die Mülltonne selbstständig der Stadt mitteilen kann, dass sie voll ist und bitte abgeholt werden möchte. Es ist sicherlich von Vorteil, wenn an Straßenkreuzungen der Feinstaub festgestellt werden kann, ob Genzwerte überschritten werden oder nicht. Ja, durchaus. Das sind auch die positiven Seiten der Digitalisierung.

Allerdings scheint es immer noch so, als ob für die Innenstädte - nicht nur für den Einzelhandel daselbst, sondern auch die Innenstadt als Wohn-Ort und öffentlicher Raum - es keine übergreifenden Konzepte für die Zukunft zu geben scheint. Dass diese dringende geboten sind merkt man daran, dass z.B. das Modell der Mall allmählich dem Ende zugeht. Ebenso ist der Leerstand in den Innenstädten - bis auf einig Ausnahmen - sehr sicht- und greifbar. Die Zeichen sind am Horizont also deutlich zu sehen, aber der Handel scheint diese mit einem kräftigem Weiter So zu ignorieren. Und schimpft dann natürlich auch auf das böse Internet, auf Amazon und Konsorten.

Allerdings hilft das Schimpfen kaum Weiter, man braucht Konzepte statt Verbote. Diese Konzepte sind spärlich gesät, denn die Innenstadt jenseits des Handels als attraktiver Aufenthaltsort ist vernachlässigt worden. Das Augenmerk lag auf Parkplätzen, Parkhäusern, auf Dinge, die eher dem Einkauf dienen. Sicherlich ist das die Innenstadt auch. Allerdings ist sie auch Wohnraum. Erlebnisraum. Ist Aufenthaltsraum. Hat Parks, Bänke. Eventuell sogar - Spielplätze. Die Politik jedenfalls scheint das Zusammenspiel nicht im Auge zu haben. Jedenfalls sind öffentlich kaum - bis auf Bocholt - Konzepte für eine gute Stärkung der Innenstadt vorhanden.

Und das ist angesichts der aktuellen Entwicklung schade. Denn so werden Chancen ungenutzt, das System Amazon, dass sich tiefer und tiefer in den lokalen Raum einfrisst, wird mehr Spielraum zugestanden. Abgesehen davon, dass merkwürdigerweise AliBaba - also die Chinesen - in der Diskussion über das böse Internet kaum vorkommt. Wenn jetzt wegen Corona erstens Zeit ist, um über Dinge nachzudenken, zweitens leider auch die Marktlage sich bereinigen wird - die Auswirkungen für die Wirtschaft sehen wir bestimmt erst nächstes oder übernächstes Jahr - dann wäre es jetzt höchste Zeit, Konzepte zu entwicklen und Dinge zu planen. Warum nur habe ich die Befürchtung, dass es nicht so ganz gelingen wird?

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