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Was macht Netflix in der Buchhandlung?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneWas macht Netflix in der Buchhandlung?

Mittlerweile ist die Filialbuchhandlung eigentlich eher so ein Kramladen mit angeschlossener Buchecke. Es ist verständlich, wenn man da Schreibwaren findet, Füller, Hefte, Kugelschreiber - das haben Buchhandlungen neben Lesezeichen ja auch immer schon angeboten. Non-Book-Materials. Mittlerweile findet man aber auch Plüschtiere, Lego-Kartons, Tassen, Frühstücksbretter, Kartenspiele, Gesellschaftsspiele - merkwürdigerweise eher nicht Pen-and-Paper-Rollenspiele - und allen Tand, den man an den Schlüsselbund hängen kann.

Zudem: Es gibt jetzt ein Netflix-Regal.

Da stutze ich als Kund*in natürlich erstmal. Netflix? Was haben die denn mit Büchern zu tun? Kann doch nicht sein. Bestimmt ist das so ein Marketing-Gag wie kürzlich bei Thalia diese Regale mit chinesischer Literatur, die mit dem Progpagandministerium - ähm - dem Staatsverlag in China abgesprochen waren. Dass Filialketten Regalmeter vermieten - nichts Neues. Also, dass man in Absprache mit bestimmten Verlagen Bestseller auf bestimmte Regale verteilt - also direkt am Eingang, schön aufgebaut in der Mitte oder dann doch eher versteckter wie halt die regimekritischen chinesischen Bücher bei der Thalia-Filiale am Alexanderplatz. Also das ja. Das kennt man. Aber ein Netflix-Regal? Haben die von Netflix da irgendwie die Finger mit drin?

Keine Ahnung. Steht nicht dran. Es steht nur groß Netflix oben drüber. Scheint also eher eine Kategorie zu sein wie damals diese Unmengen von Vampir-Nackenbeißern. - Dieses Wortspiel wurde ihnen präsentiert von <<Biss zum Abwinken>>. - Was also ist drin? Na ja, zum Einen natürlich, was logisch ist, ich aber halt verdrängte: Die Buchvorlagen von den Netflix-Serien. <<Ein Brief für den König>>, <<The Witcher>>. Da waren die Bücher natürlich die Grundlagen für die Serien. Okay. Und hey, die Comics von Sabrina, auf denen die Serie beruht, klar. Passt schon. Das Regal vereint also das alles. Klar. Ist ja auch schöner für die Kundschaft, alles auf einem Platz zu haben.

Dazu gehören natürlich auch die Novelisierungen zu den Serien, die nicht auf Büchen beruhen. Dass es Stranger-Things-Romane gibt, verwundert nicht. Dass allerdings Kitschfilme wie The Kissing Booth Zwei ein Buch bekommt? Nun gut. Da bin ich nicht das Zielpublikum zu, aber warum bekommen die anderen Netflix-Originale eigentlich auch Bücher spendiert? Also die anderen Liebes-Schmonzetten? Waren die so erfolgreich? Ich dachte eher, dieser <<Shades of Submission>>-Film wäre so wahnsinnig gut angekommen? Greift man da lieber zum Shades-Original-Roman? Und warum gibts eigentlich keine Sachbücher in diesem Regal? Es gibt so viele gute Dokumentationen bei Netflix. Gut, die beruhen nicht unbedingt auf Büchern, aber … Wenn man schon ein Netflix-Regal hat, dann kann man das ja auch dermaßen erweitern.

Es ist also nicht eigentlich die Frage, warum es solche Regale gibt und immer schon gegeben hat. Die Kundschaft muss nicht durch den gesamten Buchladen tingeln und hat <<Watership Down>> sofort im Auge. Nennt sich Service. Wie schön. Die Frage aber wer das jetzt in welchem Auftrag zusammengestellt hat, diese Frage wird leider nicht beantwortet. Im Falle der Thalia-Regale war lange Zeit keine Anmerkung zu finden, dass die Bücher vom chinesischem Staatsverlag ausgesucht wurden. Erst auf Drängen einer Kundin legte Thalia das offen. Natürlich ist es einsichtig, dass bei bestimmten Kategorien nichts und niemand der Buchkette einen Auftrag erteilt hat. Genres kommen und gehen und wenn irgendwo dick <<Fantasy>> drübersteht … Allerdings wäre mir persönlich ja manchmal bei den Empfehlungen des Personals schon lieb, wenn erkennbar wäre ob das jetzt eine wirkliche Empfehlung des Personals ist oder ob da nicht auch irgendjemand eigentlich für diesen Platz bezahlte … Wissen wird man das leider aber nie.

Kommentare  

#1 Yugoth 2020-10-02 06:51
Nein, ist kein Wunder, das P&P nicht in der Filialbuchhandlung vorkommt. Die findet man auch kaum im normalen Spielwarenladen oder bei Galeria. Das läuft wie mit den Comics über die Fachgeschäfte. Ich spekulier mal, das es an den niedrigen Auflagenzahlen liegt, die gar nicht dazu führen, dass P&P flächendeckend in den Filialbuchhandlungen ausliegt.
#2 Cartwing 2020-10-02 16:34
Nette Idee...
Aber wenn man sowas macht, ist es ein Fass ohne Boden, wenn man bedenkt, wie viele Serien und Filme es bei Netflix gibt.

Streng genommen könnte man gleich einen ganzen Netflix - Laden eröffnen, weil jeder zweite Film oder Serie auf ner Vorlage basiert...

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