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Die Zukunft des Verkehrs: Schwarz und grau

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDie Zukunft des Verkehrs:
Schwarz und grau

Während wir über die Amerikaner und deren Pochen auf den Besitz von Waffen schmunzeln, wenn nicht gar unverständig den Kopf schütteln, wird gerade mit Krallen und Zähnen um die Frage gestritten, ob auf Autobahnen ein Tempolimit sinnvoll oder Unsinn sei. Andere europäische Völker würden wohl jetzt über uns den Kopf schütteln. Doch ist diese Debatte ja auf einem größerem Raum denkbar und da wir hier ja auch ein Zukunftsmagazin sind:

Wird sich das Verkehrskonzept unserer Republik in den nächsten Jahren nun deutlich ändern?

Zuerst müsste man dieses selbstfahrenden Automobile in Betracht ziehen - da scheint momentan der erste Hype vorbei zu sein, vor allem weil wir keine moralischen und ethischen Werte oder Normen für die Dinger haben. Wenn ein selbstfahrendes Auto einen Unfall verursacht, wer ist dann eigentlich schuld? Der Fahrer? Aber da es ja von selbst fährt, da kann es der Fahrer ja nicht gewesen sein. Und dass die Dinger Unfälle verursachen ist nun mal so sicher wie das Halleluja nach der Lesung. Solange wir hier in Deutschland die grundsätzlichen moralischen und rechtlichen Fragen nicht geklärt haben ... Pardon: Solange hier in Deutschland kein Großinvestor verspricht tausende von Arbeitsplätzen herzustellen, wenn man die Technologie oder die Dinger hier in Deutschland baut, solange sind selbstfahrende Autos selbst in fünfzig Jahren wohl kaum ein Thema. Und selbst wenn, würden wir doch nur ein Fahrzeug durch ein anderes ersetzen - Platz und Raum gäbe es nun nicht mehr dadurch.

Was auch im Grunde für Fahrzeuge gilt, die von Strom betrieben werden. Abgesehen davon, dass wir erstmal schaffen müssten den Strom nur aus nachwachsenden und umweltfreundlichen Rohstoffen herzustellen - und das für die gesamte Republik: Wir würden hier nur ein Auto gegen ein anderes Auto eintauschen. Das dann zwar umweltfreundlicher wäre, wenn wir die Braunkohle und andere fossile Brennstoffe mal komplett hinter uns lassen, aber im Endeffekt: Ob nun eAutos Verkehrsstaus erzeugen oder normale Autos beißt der Maus keinen Faden ab. Abgesehen davon, wenn wir wirklich umweltfreundliche Autos haben wollen würden, müssten wir uns irgendwie davon verabschieden, dass die eAkkus in China hergestellt werden oder das seltene Erden dafür aus den Boden von Afrika gewonnen werden. Unter Bedingungen, die einfach nicht ertragbar wären, aber da wir die elegant ignorieren macht das ja nichts. Allgemein das Problem: Wer recycelt eigentlich unsere Elektrogeräte? Richtig: Wir nicht. Wir schieben das derzeit auch elegant an die Dritte Welt ab. Wenn wir das Klima retten und darüber die Menschenrechte vergessen sind wir auch nichts weiter als pompöse Spießer.

Allheilmittel sind eAutos mit Sicherheit nicht. Vielleicht kriegen wir es in der Zukunft hin, dass die Batterien umweltfreundlicher gebaut werden oder wir könnten auch einfach mehr Geld in die Erforschung von Brennstoffzellen packen. Solange wir für Distanzen bis zwei Kilometer das Auto benutzen - also mal eben zum Discounter an die Ecke fahren, die Zigaretten vom Kiosk holen oder das Kind zum Kindergarten karren, weil es ja in der heutigen Zeit so gefährlich ist im Straßenverkehr - solange ist das Tauschen von einem Fahrzeug gegen ein anderes nun keine Lösung. Auch, wenn wir dadurch ein Stück umweltfreundlicher wären. Ein eAuto mit Atomstrom betrieben ist ja nun der größter Hintertreppenwitz der Geschichte ... aber glücklicherweise sind wir ja raus aus der Atomenergie. Und jetzt auch aus der Kohle. Oder so. Mal abwarten welche Ausnahmeregelungen es wieder geben wird, um Kraftwerke länger laufen zu lassen als sie sollten. Findig ist die Industrie da ja immer.

Zwar haben sich Leihfahrräder in den Städten etabliert - was ein großer Schritt ist, wie ich finde. Wer allerdings mal versucht in Duisburg Fahrrad zu fahren wird über die zahlreichen Lösungen dafür den Verstand verlieren. Das Radwegenetz ist bestimmt in Münster total super ausgebaut - aber das gilt leider nun nicht für jede Stadt. Insofern: Leihfahrräder schön und gut, was aber passiert wenn die Firmen pleite gehen wissen wir auch, dann stapeln sich Tausende von Fahrrädern irgendwo in Fabrikhallen und rosten vor sich hin. Generell ist die Idee des Leihfahrrads nicht schlecht und falls Politiker in der Zukunft darauf achten würden auch fahrradfreundlichere Verkehrspolitik zu planen ... bestens. Leider sind wir halt eine Autonation. Und kommen nicht auf die Idee, dass das Bereitstellen von Lastenfahrrädern für die Distanz von unter zwei Kilometern - bei den Dingern passen locker auch Getränkekästen rein - unter der Aufsicht der Stadt eventuell sinnvoll sein könnte. Soll heißen: In Zukunft sehen wir auch nicht mehr Fahrräder als jetzt schon im Verkehr, weil die Bedingungen teilweise hier einfach nicht stimmen.

Ich könnte noch einen längeren Absatz über Flugtaxis verlieren, aber mehr als zu schreiben, dass wir dafür wieder Gesetze wie eine Art Straßenverkehrsordnung für die Luft brauchen und die Dinger nun einfach LAUT sind würde mir nicht einfallen. Dass die Bundesregierung sich hier jetzt auch besonders engagiert, merkt man nun auch nicht gerade.

Für die Zukunft müsste der Öffentliche Personen Nahverkehr so gestaltet sein, dass er pünktlich ankommt, dass die Verbindungen aufeinander abgestimmt sind und dass die Haltestellen ein dichtes Netz ergeben. Gerne wird ja mal die eine oder andere Linie gestrichen, weil sie nichts mehr einbringt. Was dann dazu führt, dass die Leute in den Vororten halt sich nicht nur ein Auto anschaffen sondern gegebenenfalls zwei - wenn Beide einen Arbeitsplatz in der Stadt haben ist das nun eigentlich auch schon normal. Warum es in Österreich so blendend mit dem ÖPNV klappt und hier nicht, das habe ich noch nicht ergründen können. Mag sein, dass die Österreicher sich auf das Spielchen mit verschiedenen Loks, die kaputt gehen könnten, nicht einließen und eine Standard-Lok haben. Wenn es die Österreicher schaffen durch Berge und über Abgründe Zugfahrten hinzukriegen, die pünktlich sind, dann sollte das doch wohl auch in Deutschland trotz Wettereinbrüchen überraschender Art möglich sein. Aber das ist es ja nicht: Die Verspätungen bei der Bahn häufen sich, das Schienennetzwerk ist nun auch kurz vorm Aufgeben. Und die Politik, die mal Lasten von der Autobahn auf die Schiene packen wollte, schlägt die Hände zusammen und meint, da könne man wohl kaum was machen. Nächster Programmpunkt: Ausbau der Maut für alle.

Ein durchdachtes Verkehrskonzept, in dem das Miteinander von Autofahrern und Fahrrädern und Fussgängern - ja und auch Bussen - so funktioniert, dass keiner den Anderen stört und ein flüssiges Vorwärtskommen möglich ist ... das gibt es eigentlich schon. Nennt sich SharedSpace. Ist sicherlich auch kein Allheilmittel. Aber schon mal ein erster Schritt hin in Richtung von neuen Ideen für die Zukunft. Damit könnte man als Stadt oder als Region ja schon mal anfangen und dann weiterdenken: Stationen mit Lastfahrrädern einrichten, einen Anreiz bieten, damit das Auto für kürzere Strecken in der Garage bleibt. Oder, oder, oder. Es gibt ja schon jetzt etliche Beispiel dafür, wie man schon jetzt und nicht erst in der Zukunft den Verkehr so gestaltet, dass er ein wenig besser wird.

Solange allerdings wir darüber diskutieren, ob ein Tempolimit die Freiheit des Einzelnen einschränkt - da hätte Kant eine Menge zu zusagen, übrigens, was Freiheit nun eigentlich ist oder nicht kommen wir zukunftsgerichtet auf den gesamten Verkehr gesehen nun auch nicht unbedingt weiter. Und wenn ich mir unsere Politiker ansehe, dann denke ich auch nicht, dass wir wirklich in den nächsten Jahren eine gute Bahn hinbekommen oder einen Busverkehr, bei dem man sich zu Stoßzeiten nicht wie eine Sardine in der Dose fühlt. Da haben die doch alle dieses Big Data und können das nicht auswerten zu welchen Zeiten jetzt mehr Verkehrsteilnehmer unterwegs sind und wann nicht? Ich meine, Schulzeiten ändern sich nun auch nicht per se ständig. Ein zweiter Bus kostet sicherlich auch, aber kämen die Kosten nicht auch wieder durch die Verkehrsteilnehmer rein? Oder wäre es nicht auch sinnig mal den ein oder andern Verlust fürs Allgemeinwohl in Kauf zu nehmen? Wer zwingt die Stadt denn dauernd Gewinn machen zu müssen? Oh, stimmt, wir. Sind ja unsere Steuern. Egal. Nehmen wir doch lieber das Auto, dann ist das mit dem Quetschen halt kein Problem. Nur dann wieder mit den Abgasen. Aber was solls. Wir haben ja noch eine zweite Erde in Petto.

Kommentare  

#1 Hermes 2019-02-01 00:27
Wenn wir weltweit Energieverbrauch und Umweltverschmutzung verringern wollen, ist der naheliegende Ansatz: Das Bevölkerungswachstum in den Griff zu bekommen. Da wir eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde sind, trifft das auf uns besonders zu. Also nicht mehr Einwanderung = Bevölkerungsanstieg, sondern die alternde Gesellschaft als Chance auf weniger Verkehr, weniger Müll und weniger Energieverbrauch ansehen.

Fahrräder sind gut für die Stadt, eignen sich aber nicht für den Transport von Getränkekästen (zumal wenn wir bei Glas bleiben und nicht auf Plastikflaschen setzen). In ländlichen Gebieten mit Anfahrtszeiten von mehr als einer Stunde zum Arbeitsplatz ist das Fahrrad ohnehin keine Alternative. Wenn wir nicht wollen, dass ganze Landstriche veröden, wird wohl das Auto bleiben.

Zur Bahn ist noch anzumerken. Dank der Privatisierungseuphorie der neunziger und nuller Jahre gibt es ja mittlerweile nicht mehr die Bahn, sondern viele private Gesellschaften. Mit netten Folgen, gab es früher einen Fahrkartenautomaten, so sind es mittlerweile allein bei unserem Bahnhof schon drei, für jede Gesellschaft einer.
#2 VM 2019-02-02 04:53
Ich bin gegen einen vorschnellen Braunkohleausstieg. Der Klimawandel ist mir egal - ich genieße die schönen Sommer.

Bahn ist zu teuer. Wenn möglich, fahre ich Fernbus.

Wenn ich durch einen städtischen Park spazieren will, ist das kaum noch möglich. Von allen Seiten rasen Fahrräder an mir vorbei. Es ist der Horror. Deshalb bin ich gegen Fahrräderförderung in den Städten.

ÖPNV sollte kostenlos sein. Autofahrern sollte man in Städten hohe Gebühren aufbürden.

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