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Ebook-Readers gegen Smartphones: Obsolete Technik?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneEbook-Readers gegen Smartphones
Obsolete Technik?

Es war bei einem Vortrag des - heute nicht mehr existierenden - Pubnpubnpott, einem Stammtisch für Bücherfreunde im Ruhrgebiet, an dem Steffen Meier einen Vortrag über eBooks hielt. In diesem Vortrag vor ungefähr drei Jahren zückte er sein Smartphone und ließ folgende Bemerkung fallen: "In Zukunft lesen wir alle nur noch über unsere Smartphones." Ebookreader wie der Tolino, der Kindle und andere Hardware würden allmählich obsolet werden.

Nun ist der Abgesang auf eBook-Reader so alt wie es eBook-Reader gibt. 2013 zum Beispiel gab es schon mal die Debatte darüber, ob eBook-Reader sich nicht überlebt hätten. Damals allerdings waren wir alle noch von Tablets begeistert und die E-Ink-Technologie schien sich angesichts dessen überlebt zu haben. Die Verkäufe von reinen eBook-Readern sind tatsächlich seit Jahren eher rückgängig. "Demnach  (laut der Prognose der Bitkom von 2015) können in Deutschland im Jahr 2015 vermutlich nur 570.000 Geräte abgesetzt werden. 2014 waren es noch 770.000, 2013 1,09 Millionen und 2012 680.000." Wenn damit die Verkäufe von eBooks an sich konform gingen, dann müsste man sich in der Branche wirklich Sorgen machen. Allerdings ist das nicht der Fall: 2017 lag der Anteil von eBooks am Umsatz genau wie im Jahr zuvor bei 4,6 Prozent.  

Sieht man sich allerdings die Zahlen der Umfrage an, die die Bitkom im Jahr 2017 hervorbrachte, (PDF-Dokument) dann besteht zumindest in Zukunft nicht die Gefahr, dass Tablets oder Smartphones den eBook-Reader ersetzen werden: Demnach lesen 67 Prozent der Befragten ihre eBooks auf einem Ebookreader. Allerdings: 26 Prozent haben auch ausgesagt, dass sie eBooks auf mehreren Geräten lesen würden. Und dazu gehörten auch Tablets und Smartphones. Insofern: Hat sich die Voraussage nicht bewahrheitet, dass wir eBooks mehr und mehr aus Smartphones lesen werden? Vor allem: Amazon und Tolino arbeiten auch immer noch an neuen, verbesserten eBook-Readern. Wenn es dafür generell keinen Markt mehr geben würde, würde man die Dinger doch einfach einstellen, oder?

Nun muss man folgendes in den Argumenten-Topf reinwerfen: eBook-Reader sind ein sehr langlebiges Stück Technik. Wer vor Jahren einen eBook-Reader gekauft hat und mit seinen Funktionalitäten zufrieden ist, der wird kaum genötigt sein sich eine neue Varianten zuzulegen. Sicher: Hintergrundbeleuchtung, besseres Display sind sicherlich Gründe für einen Neukauf, aber wer heute noch einen alten eBook-Reader von Sony nutzt wird - bis auf die Tatsache, dass man die eBooks per Hand vom Computer der Wahl aufs Gerät transferieren muss - mit diesem Gerät sicherlich auch noch zufrieden sein. Gut, das Herunterladen per WLAN ist natürlich ein Argument für ein neues Gerät, aber nicht alle Leser möchten das auch. Und wer sich nicht abhängig von Amazon oder dem Tolino machen möchte, der wird eh schauen, dass er ein Gerät bekommt, dass zwar mit den Formaten der Anbieter funktioniert, das aber nicht sein Leseverhalten nachvollzieht und an Amazon übermittelt. Es sollte daher nicht verwundern, dass die Absatzzahlen für eBook-Reader nicht so überragend sind und zurückgehen. Warum was Neues kaufen, wenn das Alte noch hervorragend funktioniert? Wie die Bitkom-Umfrage gezeigt hat: Mit dem Leseverhalten an sich hat es eh nichts zu tun.

Allerdings: Wer regelmäßig im öffentlichen Bahnverkehr unterwegs ist, der wird festgestellt haben, dass die meisten Leute dort eher mit ihren Smartphones beschäftigt sind und weniger einen eBook-Reader nutzen. Das Smartphone hat den Vorteil, dass wir es immer dabei haben - oder zumindest ist es vom Format und Gewicht so konzipiert, dass man es bequem mit sich tragen kann. Selbst die kleinen Ausgaben von Apples iPad sind für die normale Hosentasche schon eine Herausforderung - eBook-Reader erst recht, mögen sie vom Gewicht auch noch so leicht sein, sie sind einfach extrem taschenfeindlich. Und diese Geräte mit einer Hand zu bedienen, wenn man mal keinen Sitzplatz ergattert hat, ist eine sehr gute Konzentrationsaufgabe während des Fahrens, abgesehen mal vom Haltekomfort derselben. Ein Smartphone - abgesehen von den Deluxe-Dingern von Apple - kann ich durchaus mit einer Hand bedienen und halten. Ein eBook-Reader wird mir da schon bisweilen Probleme machen.

Dass ich außerdem zwei Geräte mit mir rumschleppen muss, ist noch die andere Frage. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn im öffentlichen Bild eBook-Reader an sich selten auftauchen. Ihr Ort scheint eher das Zuhause zu sein. (Mit Stöhnen denke ich an die fast unmögliche Tatsache, die Hamilton-Biographie als Paperback vor dem Einschlafen zu lesen - die Pinguin-Originalausgabe hat an die 500 Seiten, lässt sich nicht bequem fassen und dass die Seiten sich nicht direkt beim Umblättern ablösen ist echt ein Wunder. Aber die gab es damals nicht als eBook.)  Oder vielleicht auch noch der längere Urlaubsaufenthalt oder die etwas längere Bahnfahrt. Aber schleppt man wirklich noch ein Gerät mit sich herum? Mit dem Aufladekabel? Wenn man eh per Smartphone auch Zugriff auf genügend Lesestoff hat? 

Mit der passenden Software kann ich natürlich auch meine bei Amazon oder Tolino oder wo auch immer erworbenen eBooks auch mit dem Tablet oder dem Smartphone lesen. Insofern wäre das sicher ein Argument, den eBook-Reader während eines längeren Urlaubs zu Hause zu lassen - so wie man ja auch für Schnappschüsse keine einzelne Kamera mehr mit sich herumschleppt, weil das Smartphone die ersetzt hat. (Profiphotographen ausgenommen natürlich.) Andererseits: Wenn ich der Typ bin, der mich leicht ablenken lässt, dann hat der eBook-Reader ja einen Vorteil. Es gibt bei ihm keine Facebook-Nachrichten, kein WhatsApp, kein Instagram, es gibt nur den reinen Lesestoff. Es kann schon sehr erholsam sein, wenn man nicht dauernd irgendwelche Pings und Tröts und Klingelings während der Lektüre hört und dann den Impuls hat sofort nachzusehen, was denn da jemand von einem möchte. Vielleicht sind eBook-Reader auch deswegen bei uns noch beliebt: Sie bieten einen Schutzraum vor der digitalen Ermüdung an.

Die Aussage, dass wir alle in Zukunft nur noch auf Smartphones lesen werden - im Jahr 2018 hat sie sich noch nicht bewahrheitet. Sicherlich: eBook-Reader werden weniger gekauft. Da allerdings auch keine wirklich technischen Fortschritte im Markt gemacht werden - neue Farbvarianten beim Kindle Oasis? Na, wenn das nicht zum Neukauf verleitet - ist das Verlangen nach neuen Readern wohl kaum geweckt. Was sich auch bei Pads zeigt: Solide Hardware ist langlebig. (Deswegen wohl auch immer die Entwicklung von neuer Betriebssoftware, wenn die neuen Apps aus dem alten Gerät deswegen nicht mehr laufen, muss man ja wohl ein neues Gerät kaufen. Oder auch nicht: Ich hab hier noch das erste iPad der Welt im Haushalt. Es funktioniert blendend.) Andererseits: Für das Lesevergnügen auf kurzen Strecken lohnt sich das Einstecken eines zweiten Gerätes nicht unbedingt. Vor allem dann nicht, wenn man im Berufsverkehr sich in das Abenteuer des ÖPNVs begibt. Dort ist eher das Smartphone die bessere Alternative - während was die Stromkosten anbelangt dann doch eher die E-Ink-Technologie vorne liegt. Momentan nutzen wir eBook-Leser beides: Wir sind froh, wenn wir im Bett keine Türstopper wuchten, sind aber auch froh, dass wir in der Regel nicht mehrere Geräte mit uns mitschleppen müssen. Ob die E-Ink-Technologie sich überleben wird? Gute Frage. Da kann man nur abwarten. Die Zeit wird es wissen.

Kommentare  

#1 Postman 2018-03-17 16:56
Der optische Hauptnachteil und Unterscheidungsmerkmal zum Handy, schon wegen der schönen Covers, ist das veraltete Schwarz-weiß Merkmal. Wer schaut denn auch heute noch ohne Farbe fern?

Zudem wechselt keiner mit den teuren Preisen von Büchern zu ebooks, zumal ohne illegalen DRM Crack jederzeit diese Medien zentral gesperrt oder gar manipuliert werden können.

Durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones sinkt zum einen der Anspruch den das dahinter steckende Clientel verdummt zunehmend, welches den ebook Reader zusätzlich noch Konkurrenz macht.

Man muss sich nur die billigen Handyspiele anschauen und sich wundern, dass so eine Grütze überhaupt Käufer findet.

Aber ab Mitte 30 schon kann man das schon nicht mehr verstehen, warum man sich trotz 5 Meter Entfernung Nachrichten senden muss, obwohl die meisten kaum mehr sprachliche Laute von sich geben oder geradeaus ohne anzuecken laufen können.

Das Handy ist aber längst ein Statussymbol, obwohl man primär nur dauernd davon genervt wird und in die Social Media Maschine einesaugt wurde.

Mir passt es aber momentan ideall - die ebook Reader sind ziemlich ausgereift und es fehlt nur die besagte Farbe oder noch ein markttaugliches 10 Zoll Gerät.
Der Reader Absatz ist nicht zu auffällig um zu viel Geld in aufwendige Sicherungsmassnahmen reinzupumpen, aber man bekommt trotzdem jedes Buch darüber.

Eine gute Ergänzung sind mittlerweile auch die Onleihen - und was jeder zu Hause mit echten Käufen oder Leihdownloads macht, um sie doch persönlicher oder längerfristiger vorzuhalden, bleibt lokal analog den ersten VHS Kopien aus den Videotheken ein häusliches Geheimnis ;-)

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