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Der Erbe des Heftromans - Perry Rhodan im Taschenheft

Das Romanheft, das Universum ... und der ganze Rest - Die Mulimedia-KolumneDer Erbe des Heftromans
Perry Rhodan im Taschenheft

Perry Rhodan ist ein flexibles Produkt. Heft, Hörspiel und –buch, eBook, Hardcover, Spiel und auch mal Film. Es gibt kein Medium, in dem der Erbe des Universums noch nicht ausprobiert wurde. Zumeist erwiesen sich die Abenteuer des unverwüstlichen Terraners als außergewöhnlich erfolgreich.

Der Weltraumheld wird eben vielen Sätteln gerecht.

Nun erobert er nach dem Heftroman, dem Taschenbuch, dem Comic und dem Hardcover ein weiteres Format in gedruckter Form: Das Taschenheft wird nun auch auf PR-Tauglichkeit abgeklopft. Die Frage ist nur, ob der Weg der Richtige ist.

Chefredakteur Klaus N. Frick bezeichnet das als „vorsichtiges Experiment“. Hoffentlich nicht zu vorsichtig. Es werden nämlich alte Romane, die früheren Taschenbücher, auch bekannt als „Planetenromane“, als Taschenheft erscheinen (wir berichteten in den Nachrichten). Der Start ist der Hubert Haensel-Roman „Agent für Terra“. In jeweils zweimonatigen Abständen werden weitere Titel folgen. Hoffentlich ist jedem (auch denen, die Klaus N. Frick übergeordnet sind) klar, dass dies nur ein erster Versuchsballon sein kann, dessen Erfolg keineswegs garantiert ist und dem weitere Versuche (und nicht nur auf PR begrenzt) folgen sollten/müssen. Das meint insbesondere Neuware, die Unterhaltung auf dem aktuellsten Stand adaptieren muss.

Wie Bastei einst mit den UFO-Akten, Vampira und John Sinclair erfahren musste, kann man zwaralten Wein in neue Schläuche füllen, aber das sichert keinen Erfolg. Seither glaubt man im Bergischen offensichtlich nicht mehr an das Taschenheft. Schade. Aber nicht zu ändern.

Das Schicksal der Bergischen sollte VPM jedoch eine Mahnung sein, sich nicht nur auf alte Erfolgsformate zu verlassen, sondern das Angebot schnellstmöglich durch ein breiteres und vor allem aktuelles Angebot zu unterstützen. Dabei kann ihnen sogar ein eigener erfolgreicher Versuch in die Quere kommen.

Dem aufmerksamen Beobachter wird aufgefallen sein, dass VPM bereits Taschenhefte auf dem Markt hat. Ohne große Werbung eingeführt. „Der Landser“ erscheint bereits seit einiger Zeit in diesem Format. Und da „Der Landser“ als Taschenheft nicht eingestellt wurde, ist diesem Versuch offensichtlich Erfolg beschieden. Auch als Heft scheint „Der Landser“ immer noch mit Erfolg zu laufen, sonst hätte VPM diesem schon vor zwanzig Jahren dicht gemacht.

Aber kann der Erfolg des Landser dem Erben des Universums den Weg weisen? Kann der Erfolg des Landsers gar das Scheitern Basteis in einem anderen Licht erscheinen lassen? Ist der Landser gar ein Erfolgsmodell für die Zukunft? Da wir keine über repräsentativen Zahlen bzgl. der Zusammensetzung von Leserschaften verfügen, bleibt uns nur zu raten, im Dunkeln zu tappen und Indizien zu verwenden, um das kritisch zu würdigen. – Aber eine ausführliche Würdigung würde hier und jetzt zu weit führen. Das ist eher ein Thema für einen zukünftigen Beitrag. Mir scheint eher, der Landser hat seiner Stammleser und –sammler, die einfach kaufen was ihnen unter dieser Marke angeboten wird.

Dazu kommt: Landser und Rhodan dürften zwei völlig unterschiedliche Leserscharen haben. Und Neuleser sehe ich bei Landser nicht wirklich. Um das Taschenheft in seinem Potential zu nutzen und neue Leserschichten zu erschließen sollte man an dem orientieren was zurzeit an TV- und Kinounterhaltung „in“ ist. Gerade das was auch Perry Rhodan auszeichnet. Erfolgsmuster in den Rhodan-Kosmos einzuarbeiten und moderne Einflüsse zu verarbeiten. – Der Erfolg des Landser erscheint mir nur bedingt auf den potentiellen Erfolg anderer Muster zu schließen.

Heftroman war immer schon die Adaption von aktuellen Kinofilmen, Fernsehformaten und Unterhaltungsliteratur anderer Formate (meint: Hardcover und Taschenbuch). Als der Heftroman sich noch die jeweils aktuellen Muster zu Nutze machte (was seit einiger Zeit – außer bei PR – nicht mehr passiert, weil am Konzept des obsolet gewordenen einsamen Helden festgehalten wird, der in Siebzigern im TV und Kino in seinen von Bogart und Wayne geprägten Formen ausstarb), hatte diese Publikationsform Erfolg auf ganzer Linie.

Wenn also der Heftroman in Form des Taschenhefts neu belebt werden soll und damit für VPM neue Leserschichten erschlossen werden, müssen neue (frische) Konzepte her. Muss diesem (vorsichtigen) Pilotprojekt etwas folgen, das mehr ist als nur das Aufwärmen alter Inhalte. – Immerhin (und das ist meine feste Überzeugung) muss die Rhodan-Serie in den nächsten vier, fünf Jahren selbst zum Taschenheft mutieren.

Daher wäre zum Beispiel eine von der Dramaturgie her an Animés angelehnte Serie um die Abenteuer eines jungen Raumkadetten im Rhodan-Universum eine echter Härtetest, um Möglichkeiten auszuloten. Darüber hinaus sollten auch diverse andere Genres angetestet werden. Ich denke da an Krimi, Romantisches und auch mal wieder ein unheimliches Objekt, wo man Vorbilder ála Fringe oder Ghost Whisperer adaptieren könnte.

Das muss der nächste Schritt nach der Neuauflage alter Taschenbücher sein. Wollen wir hoffen, dass VPM (und damit der Eigentümer, die Bauer Media Group aus Hamburg) den langen Atem besitzt auch möglich Rückschläge in kauf zu nehmen und den Erben des Universums auch zum Erben des Heftromans zu überführen und endlich Springers Cora mit einem  interessanten Programm Konkurrenz zu machen.

Drücken wir den Strategen in Rastatt die Daumen...

Kommentare  

#1 Baad 2009-05-22 10:48
1. ist Cora nur zur Hälfte Springer, zur anderen - und inhaltlich entscheidenden - Hälfte Harlequin Enterprises
2. verlegt Cora eben genau diese Halequin Romances, daher kann man da absolut nicht von irgendeiner Konkurrenz sprechen, wenn es um PR geht
#2 Harantor 2009-05-22 10:54
OK, die 50 %ige Tochter. Aber um die Zuspitzung zu zeigen (zwei deutsche Medienriesen) erscheint es mir immer angemessen von der Springer-Tochter zu sprechen.

Zum zweiten bezieht sich die Konkurrenzsituation auf den Moment, da VPM/Bauer ein "Vollprogramm" aufbaut. Cora war durch Versäumnisse deutscher (Heft-)Verlage viel zu lange ohne Widerpart.
#3 Baad 2009-05-22 11:19
Sorry aber VPM wird GANZ BESTIMMT kein Vollprogramm mehr aufbauen. Die Aussage von Bauer ist eindeutig: Mit so was ist kein Cent zu verdienen, das wurde mal ganz klar gesagt. Und nachdem VPM ALLE Frauentitel an Kelter verkauft hat seinerzeit wären sie verrückt wieder auf dem Sektor was zu machen.
Und nicht mal Bastei und Kelter stehen irgendwie in Konkurrenz zu Cora, Taschenheft oder Heftroman ist da auch egal, es geht um den Inhalt. Harlequin Romances unterscheiden sich deutlich von normalen Liebesheftromanen. Das weiß niemand besser als die Leser, denn Kelter und Bastei Leser lesen keine Coras und umgekehrt schon gar nicht. Und woher sollte VPM Harlquin Romances beziehen wenn nicht von Harlequin?
#4 Harantor 2009-05-22 14:12
Moment. Ich hoffe, dass Bauer das macht und die Anzeichen, es zu tun mehren sich. Die Schicksalspresse von VPM hat auch ein alle vier Monate erscheinendes Taschen heft am Start (man findet es mit ein bißchen Scrollen hier Zitat:
. Es sind die "Wahren Geschichten extra"... Das sind ein paar Versuchsballons zuviel. - Es scheint, als könne aus einer Hoffnung noch was werden. Da gilt es zu beobachten und abzuwarten.

Und Autoren, die in Harlequin Romance schreiben können gibt es auch in Deutschland. Das Ehepaar Krüger und Christian Montillon sind da nur Spitzen des Eisberges.
#5 joe p. 2009-05-22 15:16
Die hier und da getätigte Aussage, von "so ziemlich jeder Serie" irgendwo mindestens ein Exemplar rumliegen zu haben, muss ich wohl relativieren. Frauenhefte und "Der Landser" finden bei mir nicht statt.

"Immerhin (und das ist meine feste Überzeugung) muss die Rhodan-Serie in den nächsten vier, fünf Jahren selbst zum Taschenheft mutieren."
Möglich, dass es z.B. dazu kommt. Mutieren kann PR in viele Richtungen, wie das aktuelle Beispiel mal wieder zeigt. Aber eine Alternative ist nur parallel zur klassischen Heftserie denkbar, so wie die Hörbücher. Die ewig gleiche Darreichungsform und Erscheinungsweise, dieses "seit Ewigkeiten jede Woche ein Band" ist ein Faktor, der hierzulande einen Teil des Mythos ausmacht.
#6 Baad 2009-05-22 15:57
Also ich weiß nicht wer das Ehepaar Krüger ist, aber so weit ich weiß, schreibt Christian Montillon nur für MYSTERY, und das sind KEINE Harlequin Romances. Ansonsten besteht das ganze Programm bei CORA (fast) nur aus Übersetzungen.
Die "Wahren Geschichten extra" sind in der Tat ein Versuchsballon. Aber leider geht er in eine andere Richtung. Es wird versucht, die Erlebnispresse in anderen Bereichen zu testen. Das hat nichts mit Taschenheften allgemein zu tun. Man möchte Erlebnispresse und PR gern zusätzlich in anderen Formen veröffentlichen. Liebesromane wird VPM nicht mehr bringen, das hat Bauer eindeutig klargestellt.
#7 Harantor 2009-05-22 18:03
Mystery ist aber eben auch (erfolgreich) im Cora-Programm. Das Ehepaar Krüger schreibt dort als Dana Kilbore mit.

Und Harlequin mag zwar führend sein, was Liebesromane angeht. Aber das können deutsche Autoren auch, wenn sie die Fesseln des traditionellen Heftes abschütteln können. Harlequin ist nicht SO außergewöhnlich, dass man da nicht etwas dagegen setzen könnte.-

Ich persönlich hoffe, dass die Versuchsballons zünden und Bauer/VPM dann mal angreift. Es gibt genüßgend alternative, interessante Konzepte und Autoren, die sie umsetzen können.

Und wenn die Erlebnispresse im Taschenheft angenommen wird aht es auch mit dem taschenheft zu tun. Ich sehe da durchaus Zusammenhänge. - Was ich allerdings befürchte, dass VPM sich an die Fesseln überkommener Konzepte klammert.

und @Joe.p: Frauenromane gehören zu einem Vollprogramm. Und ich hoffe, es gibt mal wieder eines bei VPM.
#8 Baad 2009-05-22 19:44
Nun, Haerlquin vertreibt seine Romane weltweit. Und sie sind inhaltlich alle nach einem ganz besonderen Shema aufgebaut, das ich sonst nirgends gefunden habe bisher. Und könnetn das auch deute Autoren, würde cora verlag sicher deutsche autoren außer bei mystery haben, denn wie man hört, wird gesucht aber nicht gefunden.
und mystery ist zwar im cora programm aber diese jugendromane sind eben eine ausnahme und haben nichts mit dem system der harlequin romane zu tun.

PS, Harantor, damit das nicht ausufert habe ich dir auch deine PN geschickt

Harantor sagt: PN ist beantwortet
#9 Hermes 2009-05-23 22:37
Zitat:
Heftroman war immer schon die Adaption von aktuellen Kinofilmen, Fernsehformaten und Unterhaltungsliteratur anderer Formate
Ist das wirklich pauschal so richtig? Im Artikel über die Fernsehserie Percy Stuart steht beispielweise, dass diese Serie aus der Zeit Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre auf Groschenheften aus der Zeit 1908 bis 1923 beruhen. Auch die Edgar Wallace Filme, beruhen auf Romane aus den zwanziger Jahren. Also Teilweise haben Kino und Fernsehen auch umgekehrt ihre Formate aus Heften und Romanen bezogen. Die Beziehung ist also zumindest wechselseitig.
#10 Harantor 2009-05-24 00:13
Ich rede immer von Nachkriegsheftroman, der bei Mardicke/Marken, Bastei, Pabel, Zauberkreis & Co. erschien... Auch der gelangte dan als B-Film oder Serie wieder auf die Leinwand zurück (Rhodan, Cotton, KX) - Aber auch der Vorkriegsheft nahm Strömungen auf und verarbeitete sie. Dann kehrte das wieder auf die Leinwand zurück (als Serial oder B-Film) zurück.
#11 Laurin 2009-06-17 16:30
Anhand der Diskussion erscheint mir die Frage auch berechtigt, was erwartet der Fan von PR als Taschenheft? Da ist der Fan nicht gleich Fan. Der überwiegende Teil wird keine gravierenden Änderungen wollen, so das es sich beim Taschenheft erst einmal nur um die Frage Vormat und Inhaltsmenge plus Preisgestaltung (gegenüber z.B. Taschenbüchern) geht. In diesem Sinne ist ein vorsichtiges herangehen mit Material, das noch nicht so oft wieder aufgelegt wurde, kostengünstig und zweckmäßig.
Man hätte ja auch PRA statt einzustellen in das Taschenheftformat überführen können (zuzüglich einiger inhaltlicher Änderungen um die Fehler in den drei Staffeln nicht zu wiederholen, wie etwa Perry immer an der Frontlinie der Handlung etc.) Das kostet aber (Autoren und das ganze drumherum). VPM will mit diesem Testversuch jedoch vorab wohl auch geklärt wissen, ob die Fan's dieses Format überhaupt annehmen und das geht nun einmal kostengünstiger mit vorhandenem Material, auf das man nach belieben zurückgreifen kann.

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