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Welchen Comic mag eigentlich Frau Merkel?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneWelchen Comic mag eigentlich Frau Merkel?

Google nimmt an, ich wäre in Krefeld ansässig. Das ist witzig. Na ja, eher seltsam. Weil ich nicht in Krefeld wohne, Google mir aber automatisch die Anzeige für Krefelder Kinos für Peanuts, der Film anzeigt. Also solange es bei der wunderbaren Auswertung von all den vielen Daten bleibt, die ich im Internet hinterlasse muss ich mir ja echt keine Sorgen machen.

Krefeld... Tsk...


Während bei uns also man immer noch in den Genuss des Charlie-Brown-Kinofilms gelangen kann, endet drüben in den Staaten auch bald demnächst die bibliophile Ausgabe der Charlie-Brown-Comics. Für den letzten Band schrieb Obama persönlich das Vorwort. Schön, das ist in seinem Amt natürlich nicht unbedingt die wichtigste Voraussetzung, aber ein Comic-Mögender Präsident ist immerhin etwas, was einzigartig ist.

Bevor jemand fragt: Ja, die bibliophile Ausgabe könnte auch in Deutschland zu einem guten Ende gebracht werden. Also. Eventuell. Weil: Bibliophile Comic-Ausgaben sind bei uns halt Nischenobjekte. Seltsamerweise scheinen die Strips um Charlie Brown irgendwie zu unserem Kulturgut zu gehören - wenn neulich schon das Lustige Taschenbuch eine Episode brachte, in der die Peanuts in veränderter, aber dennoch erkennbarer Gestalt auftauchten ist das schon der Beweis dafür, dass wir Charlie Brown ebenso wie Garfield und Hägar und andere Strips aus den Wochenendbeilagen der amerikanischen Zeitungen kennen und mögen, sonst würden die Anspielungen nicht funktionieren. Allein: Diese scheinbar harmlosen und netten Geschichten, die früher noch Standard in den Zeitungen waren - so erinnere ich mich lebhaft daran, dass die Lokalzeitung tatsächlich jeden Tag einen Hägar-Strip abdruckte, bevor dann zuerst der Fortsetzungsroman und dann der Comic selbst gestrichen wurde - sind ebenso wie die Samstags-Morgen-Cartoons bei den Privaten etwas, was sich wohl zur Zeit überlebt hat. Wobei gerade die Peanuts ja nie wirklich nett, süß und harmlos waren.

Während Garfield und Hägar und Konsorten auf einen sehr deutlichen Gag innerhalb ihrer kurzen Panels abzielen - "Der Kaffee war so laff, er hat noch nicht mal einen Teller zerschmettert" - ist das bei den Peanuts dann doch etwas anders. Die Gags sind teilweise gar keine sondern eher Ausdruck einer tiefen Einsicht in das Leben. Charlie Brown versucht dauernd, den Ball zu treten - und obwohl er offensichtlich wissen müsste, dass es ihm nicht gelingen wird, versucht er es dennoch immer und immer wieder. Und scheitert. Dieses immanente eingebaute Scheitern stellt die Peanuts auf die Seite derer, die das Leben von seiner realen Seite kennen, andererseits aber den Farscape-Spruch "Hope is what keep us going" beherzigen. Irgendwo ist immer Hoffnung und irgendwo gibt es immer den Großen Kürbis, der einen belohnt. Dass dies aber nicht im normalen Leben unbedingt immer der Fall ist zeigen die Peanuts auch.

Und ausgerechnet die Peanuts als Nationalheiligtum - also eines derjenigen welchen - der USA? Würden sie nicht eher doch zu einer Kanzlerin wie Merkel passen, die mit herabhängendenen Mundwinkeln dasteht? Würde man nicht ihr ausgerechnet liebend gerne eine Schmusedecke zuwerfen, an der sie sich festhalten kann? Vielleicht nicht unbedingt, denn der Pessimismus der Peanuts ist kein depressiver sondern ein realistischer. Was zu einer Nation wie den USA besser passt als zu uns: Scheitern ist okay, es gibt immer wieder Gründe morgens aufzustehen auch wenn die Lage vielleicht nicht gerade optimal ist und wenn man etwas versucht, dann muss man damit rechnen, dass es nicht klappt. Wenn man länger drüber nachdenkt, passt das.

Überhaupt: Was für Comics mag Frau Merkel eigentlich? Liebe Journalisten, die ihr demnächst wieder bald diese Sommerinterviews führt: Das wäre doch mal eine ernsthafte Frage. 

Kommentare  

#1 Mainstream 2016-03-11 01:06
-
Eine sehr schöne Analyse über das Wesen der
PEANUTS. Als Fan kann ich alles nur unterschreiben.
#2 Larandil 2016-03-11 09:21
Zitat:
Was für Comics mag Frau Merkel eigentlich?
Mir wären als populäre Comicfiguren der DDR nur die Abrafaxe aus der Zeitschrift "Mosaik" geläufig. Die gibt es zwar schon seit 1976, aber damals steckte Frau Merkel in der zweiten Hälfte ihres Studiums und hatte vermutlich kaum Gelegenheit, sich mit Bildergeschichten für eine jüngere Zielgruppe die Zeit zu vertreiben.

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