Hill, Susan: Das Gemälde

Hill, Susan: Das GemäldeDas Gemälde
(The Man in the Picture)
von Susan Hill
aus dem Englischen von Susanne Aeckerle
erschienen: Herbst 2009 (Deutschland); 2007 (Großbritannien)
158 Seiten; 10,00€
ISBN: 978-3426663509

DroemerKnaur

»Das Gemälde« ist eine unheimliche Novelle aus der Feder der britischen Bestsellerautorin Susan Hill. In ihrer Schauermär schildert die Schriftstellerin ein Zusammentreffen des emeritierten College-Professors Theo Parmitter mit seinem ehemaligen Studenten Oliver. Während dieses Treffens erzählt der alte Mann eine schaurige Geschichte, die Olivers Leben auf unheimliche Art und Weise beeinflussen soll.

Im Zentrum dieser Geschichte steht ein kitschiges Ölgemälde, auf dem ein opulenter Maskenball in Venedig zu sehen ist. Das Bild, so enthüllt der Professor, besitzt ein geheimnisvolles Eigenleben.

Es verschlingt Menschen! Einige der in der gemalten Szenerie zu erkennenden Figuren seien Personen, die irgendwann aus der realen Welt verschwanden und plötzlich im Bild wieder auftauchten. Zunächst mag Oliver dem phantastischen Bericht nicht so recht glauben, doch schon bald beginnt er zu ahnen, dass die Erzählung mehr ist als die bloße Spinnerei eines alten Einsiedlers...

Gut geschrieben und atmosphärisch dicht mag »Das Gemälde« ja sein. Dennoch erweist sich Susan Hills Schauernovelle als zweischneidiges Vergnügen.

Dies ist insbesondere der reichlich altbackenen Story anzulasten. Der Verlauf, den die Erzählung nimmt, wird kaum jemanden sonderlich überraschen, außer, er hat noch nie in seinem Leben eine Gruselgeschichte gelesen. Insbesondere Freunde unheimlicher Kurzgeschichten (wie sie etwa in den Anthologien »Necrologio« aus dem BLITZ-Verlag oder »Unter dunklen Schwingen« aus dem Hause Otherworld zu finden sind) werden das Ende der Novelle bereits nach wenigen Seiten absehen können. Besonders viel Spannung kommt daher nicht auf.

Dem gegenüber steht der hervorragende Erzählstil der Autorin. Hill gelingt es wunderbar, eine düstere, beklemmende Stimmung zu erzeugen. »Das Gemälde« erinnert an eine Mischung aus Thomas Manns weltbekannter Erzählung »Der Tod in Venedig« mit Motiven und Stimmungen unheimlicher Geschichten aus der Epoche der Romantik. Ohne übertriebene Schockeffekte und ohne jemals auf typische Elemente aus der Horrorliteratur zurückgreifen zu müssen, gelingt es Hill, ein permanentes Gefühl des Unheimlichen, der Bedrohung zu schaffen, das dem Leser einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt.

Geradezu brillant ist auch die Perspektive, aus welcher die Novelle geschildert wird. Hill bedient sich hier gleich mehrerer Ich-Erzähler, die die vier verschiedenen Zeitphasen der Geschichte aus ihrer ganz eigenen Sicht zum Besten geben. Dadurch, dass vier sehr unterschiedliche Charaktere in den Bann des verfluchten Gemäldes geraten und man dies als Leser unmittelbar miterleben darf, wirkt die Bedrohung, die von der venezianischen Karnevalsszene ausgeht, überraschend intensiv. Ein schöner Kniff, den Hill hier angewandt hat.

Aufgrund des wenig innovativen Plots kann ich »Das Gemälde« nicht vorbehaltlos empfehlen. Doch wer atmosphärisch dichte Schauergeschichten mag oder wer einen ersten Blick in eine solche werfen möchte, der sollte Hills Novelle in jedem Fall eine Chance geben. Der Mangel an Originalität wird durch die stimmungsvolle Erzählweise der Britin bestens ausgeglichen.

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