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Unter den Augen von Big Brother - »Die Truman Show«

Die Truman ShowUnter den Augen von Big Brother
»Die Truman Show«

Noch bevor das Fernsehformat „Big Brother“ ab 1999 weltweit für sensationelle Einschaltquoten sorgte, schrieb Andrew Niccol („Gattaca“) seine Version einer ständigen Überwachung des Privatlebens eines Menschen in seinem Drehbuch „Die Truman Show“ nieder. Peter Weir zimmerte daraus einen Filmklassiker, der zu seinem 25jährigen Jubiläum nun erstmals auf 4KUHD erschienen ist.

Die Truman ShowWie visionär „Die Truman Show“ anno 1998 war, kann man nun erst aus der Retrospektive in vollem Umfang wertschätzen. Denn die ganzen Doku-Soaps und Reality-Formate, die anno 2023 aus den Fernsehprogrammen der Privatsender gar nicht mehr wegzudenken sind, waren noch Zukunftsmusik, als der Australier Peter Weir („Der einzige Zeuge“) Andrew Niccols fein ausgeklügeltes Drehbuch für die große Leinwand verfilmte. Dass Weir damals am Puls der Zeit arbeitete, erkennt man nicht nur an den zahlreichen Auszeichnungen, die „Die Truman Show“ nach ihrer Uraufführung einheimsen konnte – darunter drei Golden Globes, drei British Film Awards und zumindest drei Oscar-Nominierungen, wenngleich dem Film keiner der Königs-Filmpreise selbst vergönnt war. Denn in Folge entstanden noch einige andere, teilweise ebenfalls sehr erfolgreiche Filme, die Ideen und Konzepte der „Truman Show“ aufgriffen oder geschickt variierten. Am bekanntesten sind hier sicherlich „EDtv“ (1999) von Ron Howard (https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/off-topic-2/gesehenes/34012-big-brother-der-film-edtv), bei dem das Leben eines Mannes (Matthew McConaughey) rund um die Uhr – und mit dessen Wissen – mit einer Kamera aufgezeichnet und live gesendet wird, und „Matrix“ (1999) der Wachowski-Geschwister, in dem ein Mann (Keanu Reeves) feststellt, dass er sein bisheriges Leben in einem künstlichen Cyber-Space gefristet und diesen für die Realität gehalten hatte.

Die Truman ShowTruman Burbank (Jim Carrey) lebt ein beschauliches Leben im idyllischen Seahaven, arbeitet als Versicherungsvertreter und ist glücklich mit der Krankenschwester Meryl (Laura Linney) verheiratet. Sein sehnlichster Wunsch wäre es, einmal auf die Fidschi-Inseln zu reisen, was er gerne bei einer Dose Bier seinem besten Freund Marlon (Noah Emmerich) anvertraut. Was Truman nicht weiß: Die ganze Welt um ihn herum ist künstlich, sämtliche Menschen, denen er tagtäglich über den Weg läuft, mit denen er spricht oder die er im Vorübergehen kaum wahrnimmt, sind Schauspieler, die lediglich vorgeben, diejenigen zu sein, für die sie Truman hält. Denn der dreißigjährige Mann wird seit seiner Geburt rund um die Uhr von tausenden Kameras gefilmt, die dazugehörige „Truman Show“ ist weltweit seit mehr als 10.000 Tagen ein Quotenhit im Fernsehen. Christof (Ed Harris), der die Idee dieser innovativen Fernsehsendung hatte, ist stets darum bemüht, Truman die Stadtgrenzen von Seahaven nicht überqueren zu lassen – denn die Stadt liegt vollkommen isoliert in einem riesigen Fernsehstudio, in dem die Macher nicht nur die Tageszeit, sondern auch das Wetter nach ihren Vorstellungen beeinflussen können. Als Truman allerdings auf die aparte Lauren (Natascha McElhone) trifft, reicht ihm sein bisheriges Leben nicht mehr aus, und er versucht, seine Ängste zu überwinden und seinen Erlebnishorizont zu erweitern.

Die Truman ShowPeter Weir hat hier wieder einmal ein Meisterwerk inszeniert! Bei dieser bitterbösen Satire auf das Medienverhalten im 20. Jahrhundert weiß man häufig nicht, ob man weinen oder lachen soll. Mit ungeheurem Tempo katapultiert der Filmemacher seine Zuschauer durch den Film, der voller liebenswerter Details steckt und auch hinsichtlich der Kameraführung originell und innovativ ist. Am Ende hat man zudem noch erkannt, dass Jim Carrey, der bis dato lediglich als Krawallkomiker („Ace Ventura“, „Die Maske“, „Dumm und dümmer“) in Erscheinung getreten war, durchaus auch ein seriöser, facettenreicher Schauspieler ist. Nach „Die Truman Show“ war das auch in Hollywood kein Geheimnis mehr, weswegen er mit weiteren lohnenswerten Filmen wie „Der Mondmann“, „Vergiss mein nicht“ oder „I Love You Phillip Morris“ unterstreichen konnte, dass sein Auftritt bei Peter Weir kein einzelner Glückstreffer gewesen war. Die 4KUHD-Version des Films (die im Doppelpack mit einer BluRay erscheint) bietet ein in der Tat sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1, auf der BluRay in 1,77:1!) und einen nicht zu bemängelnden Ton, der allerdings mal wieder nur in der englischen Originalversion in Dolby Atmos vorliegt (des weiteren Deutsch und Französisch in Dolby Digital 5.1 sowie Japanisch in Dolby Digital 2.0 Stereo, optional mit Untertiteln in diesen Sprachen sowie Spanisch). Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man komplett verzichtet, es finden sich aber wohl diverse Features auf der BluRay, die zu Rezensionszwecken allerdings nicht mit zur Verfügung gestellt wurde.

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