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Hommage an alte Gruselfilme - »Hochzeitsnacht im Geisterschloss« - Das Mediabook

Hochzeitsnacht im GeisterschlossHommage an alte Gruselfilme
»Hochzeitsnacht im Geisterschloss« - Das Mediabook

Einen seiner größten Erfolge verbuchte Gene Wilder im Jahr 1974, als er in Mel Brooks‘ „Frankenstein junior“ die Hauptrolle spielte und gemeinsam mit dem Regisseur eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch erhielt. Die Liebe zu den klassischen Horrorfilmen der 1930er Jahre merkte man dem Drehbuch in jeder Minute an, und auch bei seinen kommenden Filmen als Regisseur ließ Gene Wilder immer wieder durchscheinen, dass er noch immer ein Faible für die Filme seiner Kindheit hegte.

Hochzeitsnacht im GeisterschlossViele der Mitarbeiter aus dem näheren Umfeld von Mel Brooks versuchten sich über kurz oder lang selbst als Ein-Mann-Filmemacher, schrieben, inszenierten und spielten in ihren eigenen Filmen, die nicht selten Genreparodien waren, wie es ihnen Brooks vorgemacht hatte. Marty Feldman („Silent Movie“) drehte „Drei Fremdenlegionäre“ als Parodie auf klassische Abenteuerfilme, Rudy De Luca („Höhenkoller“) widmete sich in „Transylvania 6-5000“ der Horrorfilmpersiflage, Dom DeLuise („Der wilde, wilde Westen“) nahm in „Heiße Ware“ den Gangsterfilm auf die Schippe und Brooks-Gattin Anne Bancroft machte sich in „Fetty – Der Dicke legt los!“ über den Gesundheitswahn lustig. Gene Wilders Regiedebüt war 1975 „Sherlock Holmes‘ cleverer Bruder“, eine Hommage an die Detektivgeschichten der goldenen Ära. 1977 folgte „Der größte Liebhaber der Welt“, eine Stummfilmheldenparodie mit Wilder als Rudolph-Valentino-Verschnitt. Seine fünfte und letzte Regiearbeit wurde 1986 „Hochzeitsnacht im Geisterschloss“, die genau wie „Frankenstein junior“ die Universal-Horrorfilme der 30er Jahre als Blaupause für eine gleichermaßen wilde und liebevolle Gruselhommage nahm.

Larry Abbot (Gene Wilder) und seine zukünftige Braut Vickie Pearle (Gilda Radner) sind 1939 zwei der populärsten Radioschauspieler in den USA. Ihre Gruselserie „Hochzeitsnacht im Geisterschloss“ hat Millionen treue Fans. Aber Larry hat auch ein Problem – die bevorstehende eigene Hochzeit macht ihn zusehends nervös. Damit sich seine Nerven endlich wieder beruhigen, hat Onkel Paul Abbot (Paul L. Smith) eine brachiale Idee: Er lädt Larry und sämtliche Verwandte auf den Landsitz von Tante Kate (Dom DeLuise) ein. Dort will Paul, mit Hilfe von Vickie, Larry zu Tode erschrecken, damit er endlich über seine Nervosität und die damit einhergehenden Sprachstörungen hinwegkommt. Vor Ort treffen mit Butler Pfister (Bryan Pringle), Cousin Charles (Jonathan Pryce), Schwager Montego (Jim Carter) und Larrys Ex-Freundin Sylvia (Eve Ferret) eine ganze Reihe skurriler Figuren aufeinander. Doch es sind nicht nur die heimlichen Gruselattacken auf den Radiostar, die das Anwesen in Aufruhr versetzen – ein Werwolf und ein raffgieriger Verwandter, der sich Tantchens zukünftiges Erbe allein unter den Nagel reißen will, sorgen zusätzlich für Aufregung.

Im direkten Vergleich mit Mel Brooks‘ Genreklassiker „Frankenstein junior“ muss „Hochzeitsnacht im Geisterschloss“ natürlich den Kürzeren ziehen. Der Gruselfilmparodie mangelt es auf Dauer einfach an witzigen Drehbucheinfällen. Das kann der auf dem Regiestuhl durchaus versierte Gene Wilder aber immer wieder wirkungsvoll ausgleichen. Denn sein Film ist auch wieder eine liebevoll dekorierte Hommage an das Goldene Zeitalter des amerikanischen Films geworden, die voller kleiner Anspielungen steckt und auffallend gut besetzt ist. Zwar konnte sich zur Entstehungszeit nicht jeder Kritiker für Dom DeLuises Darstellung der exzentrischen Tante erwärmen, weswegen ihm die Goldene Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin zugesprochen wurde. Dabei bedient der Komiker keineswegs die gängigen Travestieklischees, sondern spielt die resolute, füllige Dame einfach als gestandene Matriarchin, ohne seine Stimme künstlich in die Höhe zu heben. Dem wird auch sein deutscher Synchronsprecher, Kabarettist Klaus Havenstein, voll und ganz gerecht. Eine schwungvolle Tanzeinlage von DeLuise gemeinsam mit Gilda Radner zum Song „Ballin‘ the Jack“ ist deswegen auch eines der Highlights des Films. Die Musik (von Mel Brooks‘ Hauskomponisten John Morris!) nimmt ohnehin einen wichtigen Stellenwert ein und wird als ironischer Kommentar schon in der ersten Szene selbst spielerisch Teil der Handlung. Fans der „École de Brooks“ und damit der hier vor der Kamera versammelten Darsteller dürften jedenfalls auch von „Hochzeitsnacht im Geisterschloss“ gut unterhalten werden.

Hochzeitsnacht im GeisterschlossWicked Vision hat den Film nun erstmals in Deutschland in HD-Qualität als hübsches Mediabook veröffentlicht, das aus einer DVD und einer BluRay sowie einem 24seitigen Booklet besteht, das von Genreexperte Dr. Rolf Giesen geschrieben wurde und mit etlichen Filmstills, Auszügen aus dem Presseheft und umfangreichen Credit- und Synchronangaben vollgepackt ist. Das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ist gestochen scharf und lässt den Film in bislang ungeahnter Brillanz und üppigem Detailreichtum erstrahlen. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, Englisch optional auch im DTS HD Master Audio 5.1, wahlweise auch mit deutschen und englischen Untertiteln) ist ebenfalls nicht zu beanstanden und wird dem Ausgangsmaterial vollauf gerecht. Zum üppigen Bonusmaterial gehört ein Audiokommentar, den Giesen und sein Kollege Dr. Gerd Naumann eingesprochen haben, einige „Behind the Scenes“-Aufnahmen (zusammen 17 Minuten), Vintage Interviews mit Wilder, Radner und DeLuise (zusammen 14 Minuten), ein Vintage Featurette (9 Minuten), ein Location Report (4 Minuten), On-Air-Promos, TV-Spots und Teaser zum Film, der deutsche Vorspann, der US- und der deutsche Kinotrailer zum Film sowie eine sehr umfangreiche, animierte Bildergalerie mit internationalen Aushangfotos, Postern und Werbematerialien.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2018-08-03 08:17
Der Film muss seinerzeit ein heftiger Flop an der Kinokasse gewesen sein.

Aber er ist ganz nett, ich habe ihn gern gesehen. Mir gefällt das Milieu, und für die Pointe hat man Mut gebraucht ;-)

Allerdings wundert es mich, das Wicked ihm die Mediabookbehandlung mit entsprechendem Preis angedeihen lässt. Das ist er nun wirklich nicht wert.
#2 Toxie 2018-08-04 09:09
zitiere Andreas Decker:
Der Film muss seinerzeit ein heftiger Flop an der Kinokasse gewesen sein.

Aber er ist ganz nett, ich habe ihn gern gesehen. Mir gefällt das Milieu, und für die Pointe hat man Mut gebraucht ;-)

Allerdings wundert es mich, das Wicked ihm die Mediabookbehandlung mit entsprechendem Preis angedeihen lässt. Das ist er nun wirklich nicht wert.


Naja, ob der Film es wert ist, entscheidet das Label und wenn du das Intro der Disc siehst, merkst du, dass es Wicked-Vision eine Herzensangelegenheit gewesen ist. Zudem kommt er das erste mal in europa in HD und fall es jemand gemerkt hat, erstmal in der korrekten Tonhöhe, die war schon auf VHS falsch. Ich persönlich liebe den Film, ich liebe Wilder und DeDeluise, ich fühle mich gut, wenn ich den Film sehe, wenn ich allgemein 80er Jahre Kino sehe. :zzz Und wenn man sich die Extras anschaut und sich etwas mit Gene Wilder beschäftigt hat, kann man nur sentimental werden. Der Film wurde im übrigen ein Flop, WEIL das Studio nicht dran geglaubt hat und auf die nötige Promo verzichtet hatte. Für mich ist das ein Film, ein Inhalt UND Plaktmotive, die Ideal für ein MB sind. Und über Preise lässt sich streiten, aber wir müssen uns langsam wieder dran gewöhnen. Wir haben früher auch 50-60 DM für ne DVD gezahlt, aber was haben wir da teilweise für ein Mist bekommen?
#3 Andreas Decker 2018-08-04 14:25
zitiere Toxie:
Und über Preise lässt sich streiten, aber wir müssen uns langsam wieder dran gewöhnen. Wir haben früher auch 50-60 DM für ne DVD gezahlt, aber was haben wir da teilweise für ein Mist bekommen?


Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass das für das Label eine Herzensangelegenheit ist oder andeuten, dass es Schrott ist Und es ist schön für die eingefleischten Wilder-Fans, wenn er so präsentiert wird. Das meine ich ohne jede Ironie. Auch wenn ich trotzdem der Meinung bin, dass das wirklich kein Must-see ist. Aber ich bin auch kein Wilder-Fan ;-)

Aber wenn ich meine Kaufgewohnheiten so betrachte, habe ich meine Käufe im letzten Jahr gerade bei Mediabooks so um die Hälfte reduziert.

Früher habe ich oft Filme gekauft, die mich nur am Rande interessiert haben, sogar Neuausgaben, auch wenn ich den Film vielleicht schon in weniger ansprechender Form hatte. Ich mag das Format Mediabook. Und ich mag informative Extras. Sind oft wichtiger als der Film selbst, gerade bei den Italienern. Und ich spreche von unabhängigen Featurettes und/oder Infos und nicht das übliche Gesülze von Regisseur und CGI-Monteuren auf Blockbustern-BDs, die ihr Produkt loben. HD ist für mich auch kein Kaufgrund. Um einen Film nur mal zu sehen, reicht mir schon die DVD.

Aber Preise wie 38+ Euros, die einem immer häufiger begegnen, ist mir ein Film nicht wert. Erst recht nicht, wenn ich keine persönliche Verbindung dazu habe. Oder Neuausgaben wie zb. "Nevada Pass" mit Bronson, der 30 kostet. Ohne Extras.
#4 Laurin 2018-08-04 19:18
Ich bin da ehrlich, ich habe den Film oben nie gesehen (nicht mal einen passenden Trailer bei YouTube) und wenn ich dann noch Dom DeLuise hinzurechne, drängt es mich auch nicht wirklich hierzu. Aber wem es gefällt und wer sich gerne etwas intensiver mit seinen Filmen beschäftigt, für den mag auch das Mediabook noch preislich kein Problem darstellen.
#5 Harantor 2018-08-06 10:11
@Toxie #3:
Das sind zwei Entscheidungen. Zunächst: Obs dem label wert ist, den Film als Mediabook zu publizieren. Dann muss der Käufer entscheiden, ob ihm der Film die Publikation im Mediabook wert ist. Und wenn es dem Käufer das Mediabook nichtwert ist, kann dieser dann auch seiner Verwunderung Ausdruck verleihen, dass der Film in dieser Form publiziert wird.

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