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Die Ratten schlagen zurück - »Ben«

BenDie Ratten schlagen zurück
»Ben«

Die Geister, die er rief, wurde Willard im gleichnamigen Film am Ende nicht mehr los. Seine dressierten Ratten, mit denen sich der Außenseiter gegen seine Widersacher und Feinde richten wollte, machten ihm am Ende des Films schließlich selbst auf blutige Weise den Garaus. Hauptverantwortlich war der Ober-Nager Ben, der schon ein Jahr später von Phil Karlson eine Fortsetzung spendiert bekam, die auch vor der Kamera mit gänzlich neuen Darstellern aufwartete.

Ben„Willard“, den Daniel Mann nach dem Roman „Aufstand der Ratten“ von Stephen Gilbert mit Stars wie Bruce Davison, Ernest Borgnine und Elsa Lanchester recht gemächlich in Szene gesetzt hatte, wurde seinerzeit nicht nur zu einem Kassenerfolg, sondern kann auch heute noch durch seine beeindruckenden Ratten-Dressurszenen überzeugen. Erst kürzlich hat ihn Anolis in seiner Reihe „Phantastische Filmklassiker – Die 70er“ hierzulande erstmals in HD-Qualität fürs Heimkino zugänglich gemacht, nun folgt in derselben Reihe die Fortsetzung „Ben“, die im Oktober 1972 in die deutschen Kinos gekommen war. Ebenfalls wieder produziert von Bing Crosbys Filmgesellschaft BCP, sind die Ereignisse nun nur noch marginal an die Vorkommnisse aus Gilberts Roman angelehnt. Die ersten Filmminuten zeigen uns noch einmal das Finale aus „Willard“, bei dem der Tiertrainer Willard (Bruce Davison) durch seine eigenen Schützlinge ums Leben kommt, weil er sie mit Gift unschädlich machen will. Denn Ben und seine vielköpfige Rattenfamilie sind viel zu schlau, um sich so mir nichts dir nichts aus dem Weg räumen zu lassen.

Ganz in der Nähe des Anwesens von Willard leben der kleine Danny Garrison (Lee Harcourt Montgomery) und seine ältere Schwester Eve (Meredith Baxter) mit ihrer Mutter Beth (Rosemary Murphy). Der Vater ist bereits verstorben, und Danny leidet unter einer Herzerkrankung, weswegen er sich erst kürzlich einer Operation unterziehen musste und sich jetzt so gut es geht schonen muss. Weitgehend in die eigenen vier Wände verbannt, hat er sich zu einem exzellenten Marionettenmacher, Puppenspieler und Komponisten entwickelt – Freunde hat er allerdings keine. Als er eines Tages im Garten auf die vorwitzige Ratte Ben trifft, schließt er mit dieser schnell Freundschaft. Die Erwachsenen im Viertel sind indes schwer beunruhigt, weil mittlerweile bereits das dritte Todesopfer zu beklagen ist, das durch Übergriffe der Ratten ums Leben kam. Inspektor Kirtland (Joseph Campanella) untersucht den Fall, wobei insbesondere das am ersten Tatort gefundene Tagebuch von Willard Stiles für Aufsehen sorgt und das Interesse des Journalisten Billy Hatfield (Arthur O’Connell) weckt. Die Männer erfahren daraus, dass Willard die Ratten dressierte und sie deswegen intelligenter sind als gewöhnliche Nagetiere. Kirtland und seine Männer schicken im Viertel die Kammerjäger aus, um der Plage ein Ende zu bereiten. Aber Danny setzt alles daran, dass Ben und seine Freunde von den Menschen nicht erwischt werden.

Wie bei den meisten Fortsetzungen hat man sich auch hier bemüht, das Original zu toppen und in den Schatten zu stellen. Das äußert sich zum einen durch den Einsatz von mittlerweile bereits rund 4000 dressierten Ratten, zum anderen durch wesentlich mehr Horror- und Ekelszenen, die schon deutlich früher einsetzen als beim eher gemächlichen „Willard“. Das ist aber nicht zwangsläufig ein Qualitätskriterium, denn „Ben“ wirkt deswegen viel eher wie ein B-Movie und keineswegs mehr wie ein subtiler Tierhorrorfilm, der das Original fraglos war. Die zahlreichen Szenen in der dreckigen Kanalisation und das massive Aufgebot an vierbeinigen Widersachern treibt den Ekelfaktor in die Höhe und dürfte insbesondere bei Rattenphobikern für Gänsehaut sorgen.

Allerdings bleiben diese Gruseleffekte auch sehr oberflächlich und werden durch die eher rührseligen Handlungselemente, die mit Dannys Gesundheitszustand zusammenhängen, weiter abgeschwächt. Insgesamt ein handwerklich noch sehr solide gemachter Tierhorrorfilm, der allerdings nicht an die Qualität des Vorgängerfilms anknüpfen kann. Auch in technischer Hinsicht spielt die BluRay von „Ben“, die ab dem 17. August 2018 im Handel erhältlich ist, in einer anderen Liga als die von „Willard“.

BenSicherlich hat man sich beim Transfer alle Mühe gegeben, aber das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ist doch größtenteils eher verwaschen, grobkörnig und unscharf. Da gibt es mittlerweile DVD-Veröffentlichungen, die optisch mehr zu bieten haben. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen Untertiteln) ist soweit in Ordnung und entspricht den technischen Möglichkeiten zur Entstehungszeit des Films. Sehr üppig ist hingegen wieder das Bonusmaterial ausgefallen. Das Mediabook bietet ein zwanzigseitiges Booklet mit zahlreichen Abbildungen, Informationen und einem Text von David Renske.

Auf der Scheibe selbst findet sich ein Audiokommentar mit Hauptdarsteller Lee Montgomery, ein aktuelles Interview mit ihm (9 Minuten), die gekürzte deutsche Kinofassung (92 Minuten; die für die BluRay rekonstruierten zusätzlichen zwei Minuten der Originalfassung liegen beim Hauptfilm auf Englisch mit deutschen Untertiteln vor), der US-Kinotrailer, diverse Radio- und TV-Spots, der deutsche Werberatschlag, das deutsche Presseheft und ein deutsches Filmprogramm zum Film sowie eine animierte Bildergalerie mit Werbematerial und Aushangfotos.

Kommentare  

#1 Laurin 2018-07-22 00:29
Was "Willard" anging, da konnte ich mich noch vage an die Handlung erinnern, weil es doch verdammt lang her war, wo ich den damals mal gesehen hatte. Mittlerweile ist er aber nun in meiner Filmsammlung. Bei "Ben" wusste ich ehrlich gesagt nicht mehr wirklich, wie es da damals weiter ging. Aber auch den habe ich schon einmal vorbestellt und müsste ja laut bisheriger Info am 22 August eintrudeln. :-)

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