Ein Klassiker im modernen Hörspielkleid - Dr. Moreau

Ein Klassiker im modernen Hörspielkleid
»Dr. Moreau«

''Es war ein meterhoher Komplex. Modern, gepflegt, voller High-Tech. Die Vertäfelungen bestanden aus einer matten, hellgrauen Legierung - und es gab Selbstschussanlagen. Ein uneinnehmbares Fort am Ende der Welt, mitten in der Wildnis. Und zum ersten Mal dachte ich, dass dies vielleicht mein größter Glücksfall war. Dass ich hier einer Sensation auf die Spur gekommen war. Ich wollte unbedingt wissen, was dort vor sich ging. Dort. Auf der Insel des Dr. Moreau.'' - Edward Prendick ¹

Recht schade, dass diese H.G. Wells-Geschichte erstmals 2017 zu einer kommerziellen Vertonung kam. Diese Story hat neben einen unwesentlichen Gruselfaktor nämlich vor allem das Potenzial zu einem Abenteuer-Klassiker. Und gerade diese Literaturgattung wurde in den 70er-Jahren sehr häufig für Kinder und Jugendliche vertont.

Der Stoff um die Insel des Dr. Moreau war dann den damaligen Hörspielproduzenten doch eine Nummer zu hart für jugendliches Publikum. Sehr schade, denn der Charme der damaligen Zeit hätte vielleicht einen ewig zeitlosen Klassiker in Hörspielform daraus gemacht.

IMAGA braucht sich aber in Sachen Vertonung und Charme keine Sorgen machen, denn diese Attribute ist das Team um Oliver Döring (John Sinclair Edition 2000) durchaus in der Lage zu bieten. Das Gruselige der Handlung fokussiert sich auf die erste Hälfte des Hörspiels, welches in zwei Teilen auf 2 CDs daherkommt. Im zweiten Teil wird die Geschichte eher etwas actionbetont, was für eine derart antiquierte Geschichte jetzt als eher weniger förderlich anzusehen ist. Denn es geht in Teil zu viel drunter und drüber und die Atmosphäre leidet etwas darunter. Im ersten Teil wirkt alles noch schön ruhig und geheimnisvoll und der klassische Charme kommt sehr gut zur Geltung.

Besonders die Erzählpassagen am Beginn sorgen für wohlige Schauer. Später kommt der Hörer dann zu den Tierwesen auf Moreaus Insel. Halb Tiere, halb Menschen führt uns Wells gleichzeitig vor Augen, wieviel Tier im Menschen steckt. Auf unheimliche Art.

Die Sprecher machen sich sehr gut, was aber keine Überraschung bei IMAGA und Oliver Döring ist. Einzig Dr. Moreau fand ich stellenweise etwas overacting.

Produktionstechnisch arbeiteten hier zwei Qualitätsgaranten zusammen. Neben Oliver Döring ebenfalls noch Sebastian Pobot, der den Hörspielmarkt in den letzten Jahren positiv "aufgemischt" hat und um einiges bereichern konnte ohne den Pfad des Möglichen zu verlassen und sich verlieren. Alex Stelkens vervollständigt das Trio und damit ist man offenbar gut gefahren.

Ein spannender Zweiteiler aus klassischen Tagen der Literatur, der sehr modern in Szene gesetzt wurde. Einen Hauch zu modern für meinen Geschmack, was sich besonders im zweiten Teil niederschlägt.
Alles in allem aber eine Bereicherung am Hörspielmarkt und ein Exra für die H.G. Wells-Serie von IMAGA, die hiermit eine weitere wichtige Geschichte umsetzt.

Dr. Moreau (Teil 1 und Teil 2),
Oliver Dörings Phantastische Geschichten (13) & (14)
mit Helmut Gauß, Uwe Büschken, Tobias Kluckert, Asad Schwartz, Daniel Montoya, Martin Kessler, Yvonne Greitzke, Daniel Welbat, Joachim Kerzel, Frank Röth u.v.a.
Buch und Regie: Oliver Döring
nach dem Roman von H.G. Wells
Produktion: Alex Stelkens, Oliver Döring, Sebastian Pobot
Produktionsleitung: Ila Panke
Tontechnik: Thomas Nokielski
Post-Produktion: Stephan Busch
Grafik: Lars Vollbrecht, gloryboards.de
Motiv: Lukiyanova Natalia frenta / Shutterstock
Originalmusik: trevista.de
Dauer: 75.55 Minuten

(1) Klappentext (Teil 1)

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