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Kommentar des Autors zu »The Rapture Elevator«

Lawyers in HellKommentar des Autors zu
»The Rapture Elevator«,
einer Geschichte in Lawyers in Hell

to the English original In fünf Kurzgeschichten und einem Roman habe ich die Welt und das Konzept der Hölle erkundet, so wie sie Janet und Chris Morris in der Serie Heroes in Hell geschaffen haben. „The Rapture Elevator“ baut auf einer Idee auf, die ich zuerst in der Kurzgeschichte „God's Eyes“ (in „Masters in Hell“) entwickelte und in der Kurzgeschichte „Madly meeting Logically“, die ursprünglich für „Masters in Hell“ geschrieben, aber dann wieder zurückgezogen wurde, so dass ich sie zum Roman „Bridge over Hell“ erweitern konnte. Können die Verdammten der Hölle entkommen?

 

Lawyers in Hell „God's Eyes" und „The Rapture Elevator" haben eine Figur, die als Schiedsmann fungiert, und zwar den Hiob der Bibel. Hiob hat sich für die Hölle entschieden, weil er glaubt, dass Gott beziehungsweise Y*WH das Gute ebenso enthält wie das Böse. Aufbauend auf einer These, die C. G. Jung in seinem Aufsatz „Antwort an Hiob" formuliert, vertraut Hiob dem Gott des Paradieses nicht und würde eher in der Hölle dienen. Hiob glaubt auch, dass Gott trotz seiner vorgeblichen Allmacht diese Wahrheit über seinen eigenen Charakter nicht versteht – oder sich weigert, sie zu akzeptieren.

Satan hat Hiob ermächtigt, über Gesuche von Höllenbewohnern zu entscheiden, die aus der Hölle entlassen werden möchten. Wie in den meisten Gefängnissen glaubt jeder Verdammte, er sei unschuldig und deshalb ein Kandidat für die Entlassung. Um die Verdammten noch mehr zu quälen, verbreitet Satan den Glauben daran, dass einige der Hölle entkommen können. Ab und zu fliehen Gefangene – oder jedenfalls sieht es so aus.

In „The Rapture Elevator" versucht Kinmont Willie, ein Schotte des 16. Jahrhunderts aus dem Grenzland, aus der Hölle zu entkommen. Willie brach aus den Kerkern von Carlisle Castle aus, der sichersten Burg in England, und glaubt deshalb, auch der Hölle entkommen zu können. Wie sieht sein Plan aus? Er wird sich den Rechtsbeistand von Dick von der Seite sichern, dessen Familie ebenfalls aus dem schottischen Grenzland stammt und der besser bekannt ist als Richard Nixon. Willie ersucht Hiob um eine Anhörung mit Dick von der Seite als seinem Anwalt im Ministerium für Ungerechtigkeit. Sobald ein heiliger Zeuge kommt, um zu prüfen, ob eine verdammte Seele genug Gnade erlangt hat, um frei zu kommen, wird Willie auf dem Strahl himmlischen Lichts entkommen, auf dem dieser Engel zur Hölle hinabsteigt – dem Rapture Elevator.

Michael ArmstrongEinige Christen glauben, dass Sünder der Hölle entgehen können, wenn sie zu Lebzeiten ihre Sünden beichten und Jesus Christus als ihren Erlöser annehmen. Könnte ein Sünder, der in die Hölle verdammt wurde, durch freundliche und großmütige Handlungen Erlösung finden? In der Sprache Jungs: Könnte der Schatten, den alle Seelen besitzen, in der Hölle ausgetrieben werden, so dass die zurückbleibende Güte ausreichen mag, um zu entkommen? Können Seelen eine Dualität besitzen, ein Teil in der Hölle und der andere Teil im Paradies? Kann der kleinere Anteil in einem der beiden Reiche zurückgelassen werden? In meinem demnächst erscheinenden Höllenroman „Bridge over Hell" wird dieser Gedanke weiter vertieft.

Kurz gesagt, können die Verdammten sich selbst läutern, sogar während ihrer Qualen? Können heldenmütige Handlungen, echter Heldenmut in Form von großen, selbstlosen Taten der Hölleninsassen, zum Entkommen beitragen oder doch wenigstens zu einer geringeren Bestrafung, falls nicht? Ich betrachte den langen Bogen von Geschichten der Helden in der Hölle als eine Erforschung dieses Gedankens.

Der Science Fiction-Autor James Blish gab Schriftstellern den Rat, es ihren Helden „schwer zu machen". Beanspruche die Fähigkeiten einer Figur bis zum Letzten und mache sie glaubhafter, indem du sie vor große Herausforderungen stellst. In Helden in der Hölle stehen alle Figuren vor der größten Herausforderung von allen: die Hölle zu ertragen. Die Verdammten sind bereits tot, und ein weiterer „Tod" bedeutet nur eine Verwandlung; in der Hölle kann dich nicht stärker machen, was dich tötet. Hier wird also Nietzsches Aphorismus zu „Das, was du ertragen kannst, macht dich stärker" - oder vielleicht gibt es den heldenhaften Verdammten einen größeren Hauch von Gnade.

The Rapture Elevator, © Jason Cordova; Perseid Publishing, 2011
© Lawyers in Hell (Janet Morris), 2011, all rights reserved
Deutsche Übersetzung von Harald Weber

Ich habe „Rapture Elevator“ im Text so stehenlassen, weil es immerhin der Titel der Geschichte ist und ihr möglicherweise eine bessere oder andere Übersetzung findet als „Aufzug zur Entrückung“ (Anmerkung des Übersetzers).

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