Professor Zamorra 1317 - Der Morgen der Nacht
Professor Zamorra - Der Orden der Tausend
(Amulette-Zyklus, von Adrian Doyle)
1317 Der Morgen der Nacht
zwei Jahre davor. Kelan bricht mit Thibaut auf, um den Alien aus dem Marianangraben zu bergen, und sich dessen Fähigkeiten anzueignen, jede beliebige physische und energetische Form anzunehmen. danach wollen sie ihn Vernichten, oder zumindest loswerden, zum Beispiel in einem Krater des Mondes. sie teleportieren den Alien mitsamt seinem Gefängnis ins château, wo Kelan auf die Kraft aller 1000 Amulette zugreifen kann. beim Prozedere, mittels geballter Amulettmagie die Gabe zu extrahieren und auf die Ritter zu übertragen, nutzt der Alien denselben energetischen Kanal, um sich aus dem Käfig zu befreien, und sich sofort auf Kelan zu stürzen. doch Thibaut wirft sich dazwischen, das nicht zu tötende Biest verbeisst sich förmlich in Thibaut, Silberhaut hin oder her, und Thibaut hat den Eindruck, dass nun der Alien aus den Rittern all das heraussaugt, was er selbst brauchen könnte. in einem letzten Aufbäumen teleportiert sich Thibaut mitsamt dem in ihm verkeilten Alien ins Zentrum der Sonne, wo beide verglühen. der Orden, Kelan und die Ritter, sind gerettet.
in der Gegenwart steht Kelan vor den Leichen Nicoles und Zamorras. die zweite Ebene, die andere Burg, existiert nicht mehr Kelan hat die Magische Grenze zwischen den Realitäten aufgehoben, sein Heer befindet sich im hier und jetzt, verteilt auf das ganze Schloss. als er Zamorra das Amulett abnehmen will, den Urstern, verschwindet der Professor vor seinen Augen, und Nicole beginnt zu erwachen.
als erfahrener Parapsychologe verarbeitet Zamorra das Wiedererwachen nach seinem vermeintlichen Tod ziemlich rasch und gut, er bleibt regungslos in seiner "Blase" und hört Kelan und Mathis sich unterhalten. um zum Gegenschlag ausholen zu können, muss er erst wieder Kräfte sammeln, so gleitet er zunächst in die Pararealität, wie es ihn der Mönch Gyungo gelehrt hat. Nicole ist nun gänzlich erwacht, wird aber von Mathis in Schach gehalten, es entspinnt sich ein philosophischer Dialog zwischen ihr und Kelan, wer hier die eigentlich Bedauernswerten und wer die Ungeheuer sind. schließlich droht Kelan, der davon ausgeht, dass sich Zamorra noch immer im selben Raum aufhält, und alles mitbekommt, Nicole grausam zu töten.
Zamorra erkennt, dass er zusätzlich von einer Art von Schleiern geschützt wird, die auch verhindern, dass Kelan zu ihm durchdringen kann. er umfängt Nicole und zieht sie so zu sich, entzieht sie so Mathis und Kelan, der fasst sich rasch, und verspricht nun unserem Pärchen als Racheakt die Auslöschung des Dorfes Saint-Cyriac. die beiden werden von den Schleiern geleitet, fliehen ins Gewölbe, und dringen dort, wo früher die Anomalie herrschte, in eine andere Realität ein.
Kelan versucht ihnen zu folgen, doch erlebt er dasselbe Phänomen wie in der "steinernen Flut" - als er die Stelle berührt, hat er das Gefühl, zermalmt zu werden. er trägt Mathis auf, seine Existenzform in die einer Energiekugel zu ändern, und tatsächlich gelingt es dem Ritter nach der Verwandlung, in die Stelle einzudringen, und unseren Helden zu folgen. Kelan selbst entsendet den Orden ins Dorf, wo abermals ein großes Schlachten anhebt.
Zamorra und Nicole landen auf einer Art Straße, in dieser Realität bleibt aber alles nebulös, es gibt keine eigentliche Landschaft, langsam entwickeln sich Objekte wie Häuser und Hecken, in denen die Toten des Schlosses hängen. all das scheint nur als Reaktion auf die Ängste und Gefühle zu entstehen, die Zammy & Nici in ihrem Unterbewusstsein hegen. und es dauert nicht lange, bis sie auf Thierry und seine Eltern, die Bouchards stoßen.
auf Schloss Montagne nimmt derweilen Kelan ungehindert den blauen Dhyarra-Kristall an sich. in Kombination mit seinem Amulett wähnt sich der Ordensprior als unbesiegbar, nun kann er Zamorra folgen und ihm endlich auch den Urstern abnehmen...
anstelle eines gebe ich ab sofort meinen dazu; der Franzose würde sein dazutun (il mettra son ). und da es kein Senf-Emoji gibt, aber sehr wohl einen Salzstreuer, sieht das ab sofort so aus:
der zweite Teil hat eine ganz andere Dynamik als der erste, der Strang mit der Bergung und Vernichtung des Aliens ist sehr spannend, die Tötung von Lucia und Claire durchaus splattermoviehaft, und dann die Flucht der Zamorras vor Kelan. aufmerksame Leser haben schon erkannt, dass die zweite Realität, in die Zamorra & Nicole flüchten können, dieselbe ist, in die sich schon weiland Thierry flüchten konnte - die Straße ist das beste Indiz dafür. die Geschichte ist sehr gut durchgetaktet, das gefällt mir.
wenn ich bei der letzten Besprechung noch gesagt habe, alle Schlossbewohner springen über die Klinge, war das nicht ganz richtig, denn Claire, Lucia und all die anderen gehen erst in diesem Band den Weg allen Fleisches - nicht naturbedingt, sie werden sämtlich gemeuchelt. es ist Mathis, der zur Tat schreitet, der neue erste Vertraute von Kelan, denn Thibaut hat sich ja geopfert. trotz all seiner Ungeheuerlichkeit zeigt der Ordensprior noch menschenähnliche Gefühle, der alte Gefährte und Freund fehlt ihm, und er empfindet das nicht als Schwäche.
das Abschlachten der Dorfbewohner wird mittlerweile zur lieben Gewohnheit, ich bin ja kein zart besaitetes Kind von Traurigkeit, aber irgendwann wird das dann auch langweilig, ja lächerlich.
bei der Reise von Kelan und Thibaut baut Herr Weinland Kelans (seine eigenen?) Gedanken zur Überbevölkerung der Erde ein, und welchen Schaden diese mittlerweile acht Milliarden Menschen auf der Erde alleine in den letzten beiden Jahrhunderten angerichtet haben. Kelan hat deutliche Vorstellungen davon, wie viele Menschen auf der dann von ihm beherrschten Erde leben sollten... obschon, hell & sky are the limit, Kelan will auch Hölle und Himmel beherrschen.
in der Szene, wo Nicole von Mathis die Arme gebrochen werden sollen, beschreibt der Autor die Gefühlsregungen Kelans: "Er war kein Monster. Er war ein Künstler. Ein Todeskünstler. Er zelebrierte das Leid anderer und ihr Sterben. Einmal mehr fühlte er sich von seinen Opfern unverstanden." das ist so ziemlich eins zu eins das Empfinden des Voodoo-Priesters Cator auf Haiti (1239 Steinerne Flut), den hatte Kelan damals allerdings noch als durchgeknallt bezeichnet. nun ist er offenbar selbst so weit. eine interessante Entwicklung Kelans, der augenscheinlich von all den Amuletten immer weiter verdorben wird.
sprachlich wieder ein paar Leckerbissen.
- der Autor verwendet für den Alien den Begriff "der Untötbare", der ist unkaputtbar, sozusagen
- der Marianengraben ist eine "Wunde in der Erde"
- so wie für manche die Welt ein Dorf war, war das Dorf für Claire die ganze Welt
- Gedanken strömen wie schattenhaftes Blut
allerdings war einmal für Kelan der Hass leichter zu handeln als das Gefühl, in einen Sumpf vorzudringen; irgendwie passt das doch recht moderne Wort "handeln" hier nicht herein.
die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, eine deutliche Steigerung zum ersten Teil, daher 5 von 6 möglichen Gruselromanforum-Punkten. vom Stil her bin ich ja ohnehin bekennender Weinland-Fan.
Tibi wieder von Mario Heyer / MtP Art, er hat ja alle Cover des Dreiteilers gestaltet, und auch dieses hier gefällt mir sehr gut. offenbar die Szene, in der Zammy & Nici in der Dimension von Thierry gelandet sind. ein wenig over the top, aber gut.
hier geht's zum dritten Teil...



