Professor Zamorra 1316 - Das Ende einer Aera
Professor Zamorra - Der Orden der Tausend
(Amulette-Zyklus, von Adrian Doyle)
1316 Das Ende einer Ära
so endet also der erste Roman dieses Dreiteilers - mit dem Tode unserer Lieblingsfranzosen! da das aber erst der Auftakt der Trilogie ist, und die Serie Prof. Zamorra unvermindert alle 14 Tage mit Zammy & Nici als Haupt-Protas erscheint, ist wohl niemand überrascht, dass dieses Ende doch kein finales ist. doch der Reihe nach.
wir erfahren hier, wie Kelan im 16. Jhdt., nachdem er seine Ritter in Peru in der Höhle von Nazca deponiert hatte, auf eine geheimnisvolle Macht trifft, jenen Alien bar jeglicher Moral und jeden Mitleids, der schon vor 2000 Jahren von Muyal, der jungen Indianerin, Besitz ergriffen hatte. dieser Alien kann nicht nur jede beliebige körperliche Form annehmen, so tritt er Kelan einmal als Thibaut, dann wieder in der Maske Kelans selbst gegenüber, er kann sich auch in pure Energie verwandeln. und er (?) ist böse, und verachtet die primitiven Menschen, die für ihn bloß Mittel zum Zweck des eigenen Überlebens sind, ihm dienen. Kelan kann diesen mächtigen Außerirdischen, der ohne Namen bleibt, nur mithilfe aller 1000 Amulette in Schach halten, er spinnt einen Käfig aus Amuletten, und versenkt den rabiaten Rabauken im damals der Menschheit noch unbekannten Marianengraben.
wir lernen, dass es ihm die geballte Magie der Sternamulette ermöglicht, seinen Alterungsprozess für mehrere Jahre zu stoppen, er badet sozusagen in dieser Energie, und wenn diese nachlässt, setzt die Alterung einfach wieder ein, die geschenkten Jahre werden nicht "aufgeholt". hier wird uns auch erklärt, warum und wie Kelan die Amulette auf die drei Truhen aufteilt, und in aller Welt einlagert, eine eben auf Schloss Montagne. nebenbei erfahren wir, dass der Heimaturlaubende Kelan bei dem Weibsvolk, das das Pech gehabt hatte, seinen Weg zu kreuzen, das eine oder andere bleibende Andenken, sprich: Nachwuchs hinterlässt. irgendwie muss ja die Geschichte der Bouchards und ihres Jungen erklärt werden.
Emeric Rifaud, als Onyx Leiter der Section Spéciale, quartiert sich als Überraschungsgast ein, er leidet augenscheinlich noch unter den Nachwirkungen des Abenteuers im Haus des Schriftstellers Eugène Eribon, das ihn (und andere) regelrecht aufgesogen, ja absorbiert hatte. auch er zeigt sich erschüttert vom Ableben des Mönchs, und beteiligt sich am Cluedo. Nicole lässt sich breitschlagen, ihm ihren Dhyarra zu zeigen, sie warnt Onyx gleichzeitig vor der "Inbetriebnahme", und zum Glück passiert kein neues Unglück. das alles wird später noch wichtig...
in der Gegenwart träumt derweilen wieder der buddhistische Mönch Gyungo Tensöng im und vom Schloss, wir wissen mittlerweile, dass er sich dabei in Wahrheit auf die andere Realitätsebene begibt, jener des Ordens. diesmal trifft er auch auf Kelan, diese Begegnung endet für den Mönch tödlich, ihm wird die Kehle aufgeschlitzt! der Tote wird im Baumhaus von Thierry Bouchard deponiert, jenes Jungen, der der sich als Nachfahr von Kelan entpuppt hat, und der über die Fähigkeit verfügt, zwischen den Dimensionen zu wechseln.
nach Auffinden des Toten sucht man überall im Schloss nach dem Mörder, findet aber letztlich nur eine neue Leiche, die des alten Butlers William, noch dazu während der Trauerzeremonie für Gyungo Tensöng. auch ihm wurde die Kehle aufgeschlitzt, ausgerechnet die arme Schlossköchin Claire entdeckt ihren so schrecklich zugerichteten Freund und Kollegen.
bei der Untersuchung des Schlosses mittels Amulett, er nennt es Tiefenscan, drängt es Zamorra zur Anomalie in den Gewölben, jene Stelle, wo der halbwüchsige Mathis aus der Entstehungszeit des Châteaus in die Gegenwart gelangt war, und ihr dort auch wieder durch Geisterhand entrissen wurde. dieser Mathis war ein Sklave von Zamorras grausamem Vorfahren Leonardo, der an der Errichtung des Stollenlabyrinths mithelfen musste. bei der Berührung der Stelle zerreißt es Zammy fast das Bewusstsein, selbst sein Stern kann die Energien kaum filtern. nach diesem Erlebnis verschwindet die Anomalie, die Stelle im Gewölbe verhält sich wieder wie ganz normaler Felsen.
als der Butler ermordet wird, verdächtigt Onyx rundweg die Zamorras, und stellt sie unter sechs Augen zur Rede. tatsächlich zeigt das Amulett in der Zeitschau, dass niemand anderer als Zamorra selbst der Mörder war! und jetzt fällt die Maske, es ist in Wahrheit Kelan, der als Onyx auftritt. und er ist es auch, der im Leichenschmaus magisches Gift versteckt hat, sodass nun unsere Helden sterbend vor ihm zu Boden sinken...
Knalleffekte, einer um den anderen. zuerst das Mönchlein, dann der Buttler, Lucia, die Köchin - alle, alle Schlossbewohner springen über die Klinge. und zu guter Letzt unser Heldenpärchen. Adrian Doyle macht hier wahrlich keine Gefangenen. und während wahrscheinlich "Stammleser" erschüttert sind (oh Gott, Claire! William! etc.) lässt mich das kalt, da ich die ganze Menagerie ja nur von weitem kenne, und sie mir nicht am Herzen liegt. es nervt mich sogar ein bisschen, dass unser Pärchen hier über den Jordan geht - da wir ja wissen, dass es nicht so ist. mir ist die Episode noch in schlechter Erinnerung, als Herr Weinland mal eben das ganze Dorf Saint-Cyriac abschlachten lässt, nur um die 400 Bewohner kurz darauf von Nici mittels Dhyarra-Kristall wieder ins Leben zurückzuholen zu lassen. (dass ich bei diesem Steinchen immer an Durchfall denken muss, dafür kann dieser Autor nix.). jedenfalls dicker WTF-Moment.
was bin ich froh, diese Serie in kurzen Abständen direkt hintereinander zu lesen, sich manches Detail, manche Figur über Monate merken zu müssen, würde mein Lesevergnügen deutlich vermindern.
interessantes Detail: die mit den Amuletten verschmolzenen Ordensritter sind bis auf das Silber, das ihre Haut bedeckt, nackt, ihre primäre Geschlechtsorgane haben sie jedoch verloren - sie dürften also wie Schaufensterpuppen aussehen. aber warum das überhaupt erwähnen?
Nicole macht beim Hinsetzen Yoga: mit einem Bein so verdreht, dass sie es "zwischen sich und ihren Po" legen und dabei quasi als Sitzunterlage nutzen kann. diese Bilder, die ich jetzt habe...
»Arrêter!« schreit Kelan den Alien an, der ihn in der Maske seines Vertrauten Thibaut angreift. aufhören, ja, aber auf französisch würde er wohl den Imperativ verwenden, also "arrête!" für hör auf. wenn in Mission Impossible der Franzose Jean Reno in seiner Rolle als Krieger zur ebenfalls französischen Schauspielerin Emmanuelle Béart in ihrer Rolle als Claire "ta gueule!" (Schnauze!) sagt, dann passt das, denn ansonsten reden sie stets Englisch miteinander, in der Sprache des IMF-Teams. aber Kelan und Thibaut reden ja wahrscheinlich ohnehin ständig französisch - oder mittelalterliches altfranzösich? - miteinander. warum gerade hier diesen Punkt setzen? jaja, das ist Korinthenkackerei, und ich bin dem Autor darob auch gar nicht gram, als frankophiler Mensch bringt mich sowas ja eigentlich zum Schmunzeln.
bei den Amuletten glaube ich einen Regiefehler entdeckt zu haben, werden doch je 333 Sterne auf je eine Truhe aufgeteilt. doch für das Gefängnis - den Käfig - für den Alien benötigt Kelan eine nicht näher benannte Anzahl von Amuletten, die fehlen ja jetzt. und so können auch keine 999 Ritter mit den Sternen verschmelzen, und sich im Schlosshof Montagne aufbauen? denn Kelan befreit den Unhold mit Thibauts Hilfe erst lange danach. Rosinen und Korinthen...
diesmal viele Erklärungen, was dem Roman ein wenig die Spannung nimmt, wirklich Fahrt nimmt die Geschichte erst ganz gegen Ende auf. sprachlich wieder top, ein echter Weinland, mit ein paar schönen Bildern:
- Gyungo Tensöng verfängt sich in einem Traumgespinst
- die zu jener Zeit überall aus dem Boden sprießenden Dunklen Reiche, die Brandherde der Höllischen
Gedanken beginnen zu stocken wie Blut, das, der Luft ausgesetzt, zu gerinnen beginnt
hat mir gut, aber nicht sehr gut gefallen, daher 4 von 6 Gruselromanforum-Punkten.
das Titelbild ist vom dreifachen Vincent-Preis-Träger Mario Heyer / MtP Art, und zeigt zwei Ritter im Kampf, evtl. Kelan gegen den Alien in Nazca. obschon da einige Details für mich nicht passen, ein sehr schönes, stimmungsvolles Bild.
hier geht's zum zweiten Teil...



