Heftromane in Comics - John Sinclair: Die schwebenden Leichen von Prag
Heftromane in Comics
John Sinclair: Die schwebenden Leichen von Prag
Mit dem tschechischen Agenten Dinek besteigt er einen Heißluftballon und trifft auf die schwebenden Leichen, die den Absturz des Ballons herbeiführen. Die beiden nehmen die Verfolgung auf und treffen auf Petar Kopanek. Der will die Leichen nutzen, um den Homunkulus zu finden. Kopanek kann John fast besiegen, als der von dem russischen Agenten Golenkow gerettet wird. John wird in einem Hotel untergebracht und es kommt zu einem weiteren Zusammenstoß mit den Leichen.
Zusammen mit Golenkow erreichen sie die Stelle, an der Kopanek den Homunkulus findet. Der plant eine Zeitreise in die Zeit des 30-jährigen Krieges, um den Homunkulus mit besonderen Kräften auszustatten.
John und Golenkow reisen mit in die Vergangenheit und können die magische Aufladung verhindern. Als sie in die Gegenwart zurückkehren, stellen sich ihnen noch die Horror-Reiter entgegen, denen sie aber entkommen können.
Als sie in der Gegenwart angekommen sind, versucht Kopanek mit zwei schwebenden Leichen zu entkommen. Mit seinem silbernen Bumerang holt John die Leichen zwar vom Himmel, Kopanek aber ist verschwunden.
Mit „Die schwebenden Leichen von Prag“ erscheint in den Gespenster Geschichten 1470 – 1474 der zweite Comic mit dem bekannten Geisterjäger. Ewald Fehlau adaptiert die beiden Romane „Die schwebenden Leichen von Prag“ (Heft 381) und „Höllenfriedhof (Heft 382) der John-Sinclair-Serie. Kurz darauf wird die Geschichte komplett als Album Nummer 3 der Reihe Gespenster Geschichten Extra neu aufgelegt.
Die Zeichnungen fertigt Bernhard Kolle an, der bei Bastei kein Unbekannter ist. Er zeichnete bereits die Serie Conny und einige Episoden für die Gespenster Geschichten. Die Kolorierung übernimmt Jürgen Speh, der unter seinem Künstlernamen Geier bekannt ist. Man mag meinen, dass damit die Voraussetzungen für einen guten Comic geschaffen sind. Da lässt sich nur sagen: Weit gefehlt.
Der Comic strotzt nur so vor Logikbrüchen und Anschlussfehlern und ist in weiten Teilen kaum lesbar. Es ist wenig möglich, die Geschichte vernünftig zusammen zu fassen, weil viele Handlungen keinen Sinn ergeben. Da fragt sich der Leser, ob es da überhaupt ein Lektorat gegeben hat oder ob sich schon niemand mehr getraut hat, Fehlau zu widersprechen. Es grenzt an ein Wunder, dass die Geschichte nach der Erstveröffentlichung in den Gespenster Geschichten noch einmal als Album nachgedruckt wurde.
Kopanek braucht die fliegenden Leichen, um den Homunkulus zu finden. Tagelang fliegen die Leichen über Prag hinweg und John wird zur Hilfe gerufen. Kopanek bemerkt in der Auseinandersetzung mit John, dass zwei Leichen genügen, um den Homunkulus zu finden. Wenn das so ist, warum fliegen dann tagelang Leichen herum? Die ersten beiden hätten doch gereicht. Und warum finden nur die Leichen den Homunkulus? Und warum sind sie dann schließlich nicht dabei, als Kopanek ihn entdeckt?
Kopanek reist mit dem Homunkuls in die Vergangenheit, um das Wesen magisch aufzuladen. Dazu will er Rabbi Loew treffen. John und Golenkow landen ebenfalls in der Vergangenheit und vernichten den Sensenmann. Damit verhindern sie die magische Aufladung des Homunkulus. Was hat das mit Rabbi Loew zu tun? Und dann tauchen noch die Horror-Reiter auf, die mit der Geschichte eigentlich überhaupt nichts zu tun haben.
Das ließe sich noch endlos weiterführen und hinterlässt beim Leser viele Knoten im Kopf, wenn er weiter über diese Geschichte nachdenkt.
Zu allem Überfluss werden auch noch Handlungselemente aus der Vorlage übernommen, die für die Comicgeschichte allein genommen keinen Sinn ergeben.
Als John sein Kreuz auf eine Leiche presst, erscheint darauf ein „L“. Das weißt auf Lilith hin, einer Gegnerin Johns in der Heftromanserie. Der Comic nimmt sich zwei Seiten Zeit, um den Vorgang zu schildern, obwohl er für die Comicgeschichte keine Rolle spielt.
Es scheint, als habe Fehlau die Heftromane 1:1 adaptiert. Die Sinclair-Leser werden es einordnen können, die Gelegenheitsleser können nur mit den Schultern zucken. Hier zeigt sich, dass wenn eine Geschichte in ein anderes Medium transportiert wird, sie der Struktur des neuen angepasst und umgeschrieben werden muss.
Zumindest scheint man aus den Fehlern dieses Comics gelernt zu haben. Es werden noch weitere Sinclairs als Comic erscheinen, die aber von anderen Autoren getextet sind. Zudem werden die ersten Gespenster Krimis von Rellergerd adaptiert, in denen der Handlungsfluss noch etwas besser ist, als in späteren Ausgaben.
Die Nummerierung könnte einige Leser verwirren, denn die Reihe Gespenster Geschichten Extra besteht nur aus drei Ausgaben. In Ausgabe 1 ist der Sinclair-Comic „Die Vampir-Sippe“ abgedruckt und die Ausgabe 3 beinhaltet die vorliegende Geschichte. In der zweiten Ausgabe ist ein Zweiteiler aus der Heftromanserie „Vampira“ als Comic adoptiert.
01/2025