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Ägypten, Werwölfe und Gruben - Hammerharte Horror Schocker 14

Hammerharte Horror SchockerÄgypten, Werwölfe und Gruben
Hammerharte Horror Schocker 14

Menschen wollen ewig leben … Ich will es nicht, nur zu gerne würde ich ruhen. Denn das ewige Leben hat seine Tücken- Doch das wissen nur jene, die damit gestraft sind … So hört nun von einem, der dies erfuhr …

(Vorwort aus Hammerharte Horror Schocker 14)

Hammerharte Horror Schocker 14Der Zorn des Anubis
Im vierten Jahrhundert vor Christi Geburt bereist Alexander der Große das besetzte Ägypten. Er trifft auf einen alten Mann, der ihm die Geschichte des Pharao Mahut-Hotep erzählt.

Der Pharao beauftragt seinen Schreiber Rassades, die fähigsten Baumeister des Landes zusammenzurufen. Sie sollen für ihn das größte und beeindruckenste Grabmal planen, dass die Welt jemals gesehen hat. Seine Berater haben Bedenken, denn die Kosten wären kaum verkraftbar. Onoris, der oberste Priester des Totengottes Anubis, macht dem wütenden Herrscher einen Vorschlag. Er ist in der Lage, die Toten aus ihren Gräbern auferstehen zu lassen, um sie als billige Arbeitskräfte auf der Baustelle einzusetzen.

Der Schreiber Rassades erhält den Auftrag, Onoris bei dem Vorhaben zu unterstützen. Im Geheimen beauftragt der Priester den Schreiber, das Blut junger Frauen zu besorgen; dieses benötigen die Toten als Nahrung. Rassades bringt es nicht übers Herz die Frauen zu töten und nimmt ihnen nur die notwendige Menge an Blut ab. Die Beschwörung ist erfolgreich und die Toten beginnen mit dem Bau des Grabmals. Der Pharao ist begeistert von den Möglichkeiten, die ihm die Masse der Toten bietet. Er will weitere Bauwerke zu seinem Ruhm bauen. Onoris allerdings spielt sein eigenes Spiel, denn er hat vor, den Herrscher aus dem Weg zu räumen und die Macht im Land selbst zu übernehmen.

Rassades versucht die Frauen zu retten und flieht mit ihnen aus dem Land. Zur Ablenkung überlässt er dem Priester des Anubis weitere Krüge mit Blut, die allerdings mit Ziegenblut gefüllt sind. Die daraus erwachten Untoten geraten völlig außer Kontrolle und greifen den Königspalast an. Der Herrscher flieht in den Tempel des Anubis und verschanzt sich dort mit dem Priester. Sie rufen den Gott Anubis um Hilfe an, der aber ist verärgert, dass beide ihre weltliche Macht mit seinen Toten vergrößern wollten. Der Priester wird zur Strafe lebendig begraben und der Pharao bekommt das, wonach er die ganze Zeit trachtet: er wird unsterblich sein, wird dabei aber ruhmlos bleiben.

Alexander der Große bedankt sich bei dem alten Mann für die spannende Geschichte und zieht weiter. Der alte Mann bleibt zurück und wandelt durch alte, verfallene Ruinen in der Wüste. Er ist der Pharao, der darauf wartet, dass er endlich von Anubis erlöst wird.

Hammerharte Horror Schocker 14Fazit
Geschichten aus dem alten Ägypten bieten immer wieder einen spannenden Rahmen für Gruselgeschichten. In der Regel sind auferstandene Mumien, Schatzkammern in Pyramiden, die Götterwelt der alten Ägypter oder Machtspiele um den Thron des Pharao die Themen, die dort behandelt werden.

Levin Kurio hat sich als Autor und Zeichner reichlich aus diesem Fundus bedient und erzählt die Geschichte eines Pharaos, der nicht genug von seiner Macht bekommen kann. Er will sich selbst ein Denkmal setzen und scheut nicht davor zurück, sich mit einem Priester des Totengottes Anubis einzulassen, um die Toten aus den Gräbern zu holen und für seine Zwecke einzusetzen.

Der Priester ist allerdings vom gleichen Schlag Mensch, wie der Pharao selbst. Er plant, mit den Heerscharen der Toten die Macht an sich zu reißen. Leider haben sie die Rechnung ohne den Schreiber Rassades gemacht, der sich ein Herz fasst und mit den Frauen flieht. In der Folge werden die Toten mit dem Ziegenblut gefüttert, das der Schreiber ihnen anstatt des Blutes der Frauen gegeben hat. Die Untoten geraten außer Kontrolle und richten sich gegen die Menschen.

Der Pharao und der Priester beschwören Anubis und erbitten Hilfe. Der ist verärgert, da die beiden aus einem Machtstreben heraus seine Untoten genutzt haben. Beide erhalten dafür ihre Bestrafung auf dem Fuße.

Der Pharao erhält als Strafe die Unsterblichkeit und verliert seine Macht. Als armer und gebrochener Mann soll er fortan durch die Ruinen seiner Herrschaftsstätte irren.

Jahre später ist Ägypten von Alexander dem Großen besetzt. Der neue Herrscher trifft auf den ehemaligen Pharao, ohne zu ahnen, wen er vor sich hat. Der Pharao erzählt ihm seine Geschichte. Der neue Herrscher lernt nicht aus der Erzählung und macht sich weiter auf den Weg. Wie der Leser aus der Historie weiss, wird Alexander seine Herrschaft weiter ausbauen und schließlich ebenfalls an seiner Machtgier zugrunde gehen.

Hammerharte Horror Schocker 14Schwarzteeopfer
Mark Niederberger hat es perfektioniert, jeder noch so unangenehmen Lebenslage mit einer Ausrede aus dem Weg zu gehen.  Diese Ausreden sind in der Regel kleine Belanglosigkeiten, die er mit der Zeit selbst zu glauben beginnt und die sich zu ausgemachten Lebenslügen entwickeln.

An jeden Morgen setzt er sich einen schwarzen Tee auf. Durch das Sieb gelangen kleine, bittere Teeblattstückchen in die Tasse, so dass in der letzten Tasse ein Satz zurückbleibt. Mark kann sich die Empfindsamkeit gegenüber des Satzes nicht eingestehen und den Rest einfach so wegschütten. Daher hat er ein quasireligiöses Ritual entwickelt, das beim Einschütten des Tees in den Abfluss zur Anwendung kommt.

Eines Morgens fließt der Tee nicht wie gewöhnlich ab. Das setzt sich in den Folgetagen fort bis schließlich der Tee wie eine Fontäne aus dem Abfluss emporspritzt. Die Fontäne ist allerdings nicht der Tee, sondern ein Wesen, das jahrelang in der Kanalisation gehaust hat und dessen Tentakel sich jetzt um Marks Hals legen. Das Wesen war durch den köstlichen schwarzen Tee erst auf den Geschmack gekommen und tötet jetzt den verdutzten Mark.

Fazit
Die vorliegende Geschichte funktioniert nach dem Prinzip „wer anderen eine Grube gräbt“. Die Teesatz-Reste, die jeden Morgen in den Abfluss gingen, haben das Monster erst auf den Appetit gebracht. Mark war angewidert von dem Satz und das Monster konnte nicht genug davon kriegen. So hat er es selbst angelockt und seinen eigenen Tod damit eingeleitet.

Er hat sich ein tägliches Ritual ausgedacht, mit dem er den Tee wegspülen wollte. Es wäre auch so  auszulegen, dass er mit dem Ritual das Monster beschworen hat.

Mark kann dem Leser schon ein bißchen leid tun. Er ist ein merkwürdiger Mensch, der sich allerlei Ausreden einfallen lässt, um Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Diese Ausreden verhärten sich zu Lebenslügen, an die er zum Schluss selbst glaubt. Das führt dazu, dass er sich gezielte Empfindsamkeiten nicht mehr eingestehen kann und er ein seltsames Ritual entwickeln muss, um ein paar Teereste wegzukippen. Er wirkt als Mensch ziemlich skurril und muss diese Eigenschaft mit dem Leben bezahlen.

Geschrieben wurde die Geschichte von Boris Koch, in die Charakterisierung von Mark nicht bis zum Ende durchgedacht ist. Mark denkt dich Ausreden aus, die er am Ende glaubt. Das ist soweit in sich stimmig. Das soll dazu führen, dass er auf seine eigenen Bedürfnisse nicht mehr sensibilisiert ist und sich seine Empfindsamkeit nicht mehr eingestehen kann. Die Schlussfolgerung ist nicht ganz logisch und haben bei genauer Betrachtung wenig miteinander zu tun. Koch nutzt einige verschachtelte Sätze, um die Schwäche in der Herleitung zu verschleiern. Er hätte Mark besser als zwanghaften Menschen charakterisieren können, der sich seine Ängste nicht eingestehen kann und dann ein Ritual entwickelt, um diese besser zu beherrschen.

Hammerharte Horror Schocker 14Das Geschenk
David hat seine eifersüchtige Freundin seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Er will sich von ihr trennen, aber sie geht ihm nicht aus dem Kopf. Für heute Abend hat er sie in seine Wohnung eingeladen, um die Dinge endgültig zu klären.

Sie betritt die Wohnung und fällt ihm in die Arme, denn auch sie hat ihn vermisst. Er möchte allerdings mit ihr über die toten Frauen reden, die sie aus Eifersucht ermordet hat.

Das erste Opfer war einfach nur eine Arbeitskollegin, mit der er eng zusammengearbeitet hat. Die zweite Frau war eine Ex-Freundin, mit der die Beziehung längst beendet ist. Die dritte Frau war zwar an David interessiert, er aber hat sie abblitzen lassen.

Sie verteidigt ihr Vorgehen, da niemals etwas zwischen ihnen kommen soll. David zieht eine Waffe und zielt auf sie. Sie verwandelt sich in einen Werwolf und stürzt sich auf ihn. Er drückt mit Tränen in den Augen die mit Silberkugeln geladene Waffe ab und tötet sie.

Fazit
David hat erkannt, dass seine Freundin eine Werwölfin ist; und eine ziemlich eifersüchtige noch dazu. Vermeintliche Nebenbuhlerinnen bringt sie rücksichtslos um. Kommt eine Frau ihrem geliebten David zu nahe, schreitet sie umgehend zur Tat, auch wenn es sich nur um ein oberflächliches Arbeitsverhältnis zu einer Kollegin handelt.

David ist allerdings trotz dieser Ereignisse immer noch in sie verliebt. Er reißt für zwei Wochen den Kontakt zu ihr ab und kommt zu einer Entscheidung: Sie wird ihre Eifersucht nicht ablegen und weiterhin andere Frauen töten, daher muss sie sterben. Er deponiert eine Waffe und lockt sie in seine Wohnung. Da sie eine Werwölfin ist, reichen gewöhnliche Patronen nicht aus. Er lädt die Waffe mit Silberkugeln und bereitet dem Monster so ein Ende. Unter Tränen drückt er den Abzug, denn seine Gefühle für sie sind nach wie vor vorhanden.

Der Twist ist von Yann Krehl gut in Szene gesetzt und überrascht. Der Leser vermutet zuerst ein Eifersuchtsdrama, das tödlich enden könnte. Da bereits einige Geschichten im Horror Schocker eine natürliche Auflösung hatten, könnte ein derartiges Ende möglich sein. Klaus Scherwinski und Damir Hamidovic liefern eine gewohnt gute zeichnerische Qualität ab, die den Ton einer guten Horror Geschichte unterstreichen.

Hammerharte Horror Schocker 14Hammerharte Horror Schocker 14
Erscheinungsdatum: August 2007
Cover: Levin Kurio, Rainer F. Engel

Preis: 3,90€

Der Zorn des Anubis
Text: Levin Kurio
Artwork: Levin Kurio

Schwarzteeopfer
Text: Boris Koch
Artwork: Klaus Scherwinski, Levin Kurio, Damir Hamidovic

Das Geschenk
Text: Yann Krehl
Bleistift: Klaus Scherwinski
Reinzeichnung: Damir Hamidovic
Farbe: Heikki Lankinen, Gunther Klippel


Weissblech Comics

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