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»Dorian Hunter« revisited - Teil 44 - Spieglein, Spieglein…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 44 - Spieglein, Spieglein …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Die Bräute des HenkersDie Bräute des Henkers
Dorian Hunter Band 94
von Earl Warren (Walter Appel)
(EV: DK 91 / 18.05.76)
Aufgrund der besorgniserregenden Aktivitäten im Umfeld des Hermes Trismegistos berät die Schwarze Familie bei einer Zusammenkunft über das weitere Vorgehen. Die Mehrheit der Dämonen verlangt nach der Erweckung des mächtigen Dämons Luguri. Obwohl die Höllenfürstin Hekate diesen als Bedrohung ihrer Position sieht, stimmt sie schließlich zu. Inzwischen hat Coco erfahren, dass Hunter einen großen Schlag gegen die Dämonen plant, weshalb er sich mit Tirso, Gunnarsson und Abi Flindt auf einer Mission befindet.

Da niemand ihr sagen kann, wo diese stattfindet, wendet Coco sich an Philip, dessen orakelhafte Äußerungen auf die “Paradiesinsel” in der Bretagne hinweisen. Tatsächlich ist Hunter, dessen konkreter Plan es ist, die Erweckung Luguris zu verhindern, mit seinen Begleitern bereits dort angekommen, weshalb Coco sich nach ihrer Ankunft im Schloss eines ominösen Grafen einquartiert, der - umgeben von jungen Frauen - im Rokoko Stil des 17. Jahrhunderts lebt. Hunter versucht indes, das Grab zu finden, welches sich, wie man später erfährt, ganz in der Nähe des Schlosses befindet.

Diverse Mitglieder der Schwarzen Familie haben dort bereits mit den Vorbereitungen für den Sabbat begonnen und sind auch ins Schloss vorgedrungen, weil die dort lebenden jungen Frauen dafür benötigt werden. Hunter und Co. gelingt es jedoch in letzter Sekunde, den Sabbat zu zersprengen, wobei sich der Ys - Spiegel als besonders mächtige Waffe selbst gegen die höherrangigen Dämonen erweist. Allerdings kann Luguris Erweckung und sofortige Flucht nicht verhindert werden.

Nach dem nicht wirklich überzeugenden “grünen Phantom” konnte Warren sich mit diesem Band wieder deutlich steigern, wobei es auch hier wieder eher die kleinen Ereignisse am Rande sind, die überzeugen.

So etwa Die Lagebesprechung der Dämonen am Anfang des Romans, bei der sich bereits Hekates Niedergang deutlich abzeichnet. Hier ist Warren natürlich in seinem Element, solche Ränkespielchen liegen ihm einfach, auch wenn man sich schon fragt, warum diese Besprechung nun unbedingt drei Tage dauern muss, oder warum man überhaupt mal wieder so einen gewaltigen Aufwand betreiben muss, um dem eigentlich noch gar nicht wirklich aktiven Hermes beizukommen.

Hier wird seit einigen Bänden ein Konflikt konstruiert, den es eigentlich gar nicht gibt, zumindest nicht in der Form, dass die Gegenseite so schwere Geschütze auffahren müsste. Letztlich macht der Aufwand nur Sinn, weil hier dem Begründer der weißen Magie halt der Gegenpart, also der Urvater der Schwarzen Magie gegenübergestellt werden soll.

Nichtsdestotrotz sind solche für den weiteren Verlauf der Handlung wichtigen Abschnitte natürlich interessanter, als die Jagd nach dem Monster der Woche, aber auch die Szenen, in denen Warren die Beeinflussung Hunters durch den Ys - Spiegel schildert, sind gelungen, weil er halt die Figuren kennt und gerade die Beziehung zwischen Coco und Hunter, welche durch das Erbe des Dreimalgrößten mal wieder auf eine harte Probe gestellt wird, dementsprechend überzeugend und glaubhaft darzustellen vermag.

Die Solo - Abschnitte um Coco, welche sich ins Schloss des seltsamen Grafen einschleicht, fallen dagegen leider etwas ab. Zum einen ist die Maskerade des leicht durchgeknallten Schlossherrn, welcher sich natürlich als Henker entpuppt, sehr schnell vorherzusehen, zum anderen ist es einfach zu offensichtlich, dass dieser Abschnitt im Grunde nur als Streckmittel dient, auch wenn wir hier ein fast klassisches Grusel - Szenario erleben. Allerdings passt dieses so gar nicht zum aktuellen Thema, bei dem es nun mal um die Erweckung Luguris geht.

Dagegen hätte man aus der Tatsache, dass sich im letzten Drittel solche prominenten Gestalten wie Olivaro oder Hekate auf der Insel befinden, durchaus etwas mehr machen können, statt nur ihre Namen zu erwähnen und sie zusammen mit den niederen Kreaturen in heller Panik vor dem ach so mächtigen Spiegel fliehen zu lassen.

Immerhin schließt der nächste, ebenfalls von Warren verfasste Roman nahtlos an die hier geschilderten Ereignisse an, man darf also hoffen, dass es noch etwas spannender wird.

Kleine Zitate - Grosser Meister

Warme Gedanken…
Wäre es nicht so kalt gewesen, hätte Georgette den Dämonenkiller förmlich vergewaltigt.

(DH 94)

Schwarze Familiengeheimnisse…
Luguri, das war ein Name, mit dem die Dämonen ihre Kinder schreckten.

(DH 94)

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2022-04-15 12:27
Immer wieder witzig, wie unterschiedlich Dinge rüberkommen. Ich fand gerade die Dämonenversammlung so öde und einen Atmosphärekiller, wie das Ganze völlig unglaubwürdig im Kontext der Serie ist. Dieser "Großangriff" von Hermes, der durch nichts in den Vorbänden glaubwürdig auf die Seite kam. Dafür buddelt man den theoretisch Urbösen aus, aber keiner der ach so ränkeschmiedenen Dämonen kommt auf die Idee zu fragen, ob das vielleicht nicht doch keine so gute Idee ist. Es zeigt sich überall, wie wenig der Plot durchdacht worden ist. Das sind alles nur Maulwurfshügel, die zum Berg aufgeblasen werden.

Vor allem ist öde, dass die bösen Dämonen immer mehr zu Geisterbahnfiguren degenerieren, was vor allem Appel so gut drauf hatte. Alle diesen namenlosen Chimären, das ist nur noch Scooby Doo.

Das Operettengetöse fällt vor allem so negativ auf, da es ja im selben Heft doch noch glaubhafte Konflikte gibt. Der Streit zwischen Hunter und Coco ist nicht übel und hat durchaus Biss. Benutzen wir den Kleinen doch als Waffe. Wenn das kein Scheidungsgrund ist.

Die Kindergartenversion von De Sades "Die 120 Tage von Sodom" - der Graf, der sich mit Frauen in seinem Schloss verbarrikadiert - fand ich eigenlich als Idee ganz witzig. dass sie so ausgewälzt wird, ist auch folgerichtig. Es lenkt davon ab, dass unsere beiden Anwärter auf die Weltherrschaft Tage über die überschaubare Insel stolpern, ohne Luguris Grab zu finden, was Coco in 5 Minuten schafft. :lol:

So unglaubwürdig das auch ist - der Hubschrauberflug von der Burg am Arsch der Welt zur Bretagne mal eben ist auch mal wieder so ein Schenkelklopfer, der muss eine dämonische Reichweite haben - , flott zu lesen ist der Roman zweifellos und um Klassen besser als der lahme Vorgänger.
#2 Cartwing 2022-04-15 13:07
Zitat:
Vor allem ist öde, dass die bösen Dämonen immer mehr zu Geisterbahnfiguren degenerieren, was vor allem Appel so gut drauf hatte. Alle diesen namenlosen Chimären, das ist nur noch Scooby Doo.
Ja, das ist wohl so. Wobei Hekate das beste Beispiel sein dürfte.

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