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Ein wenig Mühe mit der Recherche und der Fehler wäre nicht passiert

1Ein wenig Mühe mit der Recherche ...
... und der Fehler wäre nicht passiert!

Robert Linder hat in dem Larry Brent Taschenbuch Nr. 1 „Das Horror-Baby“ eine Behauptung in Sachen Jürgen Grasmück aufgestellt, die man eigentlich dank Google-Suche bei der Deutschen Bibliothek (Suchbegriff Rahl - Massacre) schnell widerlegen hätten können. Man findet doch nämlich zwei Einträge, einmal das Zauberkreis-Western-Taschenbuch Nr. 304 und Zauberkreis-Kriminal-Taschenbuch Nr. 52.


Gut ich, als Mitarbeiter von Jürgen Grasmück in den Jahren 1978 - 1993, kannte die wahre Geschichte: In der Greiser-Druckerei war anno 1981 ein Fehler passiert. Jemand hatte die gleiche Vorlage, nämlich die Seite 4  des Zauberkreis-Western-Taschenbuches 304 für das Taschenbuch „Schreckensmahl“ nochmals verwendet. Auch wenn das Erscheinen der beiden Taschenbücher jetzt schon 34 Jahre her ist, hätte man sich das besagte Western-Taschenbuch besorgen können.

Da ich Fakten liebe, habe ich mir also die beiden Taschenbücher bei einem Händler meines Vertrauens - Sammmlerecke, Esslingen – besorgt. Leider war der Poststreik nicht auf meine Seite  und deshalb kann ich Euch heute erst die gescannten Seiten aus Grusel-Krimi-TB Nr. 52 und Zauberkreis-Western-Taschenbuch Nr. 304 präsentieren.

Auf der Seite 5 des Silber-Grusel-Krimi Nr. 52 „Schreckenmahl“ beginnt die Story „Die schrecklichen Bäume“, die Jürgen Grasmück 1981 für das Taschenbuch neugeschrieben hat. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, diese Story und die ersten 25 des Western-Taschenbuches einzuscannen und präsentierte sie euch hier, damit ihr sehen könnt, daß die Jürgen Grasmück-Story wirklich nichts mit dem Western-Taschenbuch zu tun hat.

So und jetzt viel Spaß beim Lesen:

1DIE SCHRECKLICHEN BÄUME
Einigen Freunden der Gasbys war die Wohngegend nicht ganz geheuer. Sie kamen nur ungern.
Daniel Gasby und seine Frau Eleonora lebten elf Meilen vom nächsten Dorf entfernt, mitten in einer von Menschen unberührten Landschaft.
Das alte Farmhaus, das sie sich in all den Jahren gemütlich eingerichtet hatten, stand auf einer kleinen, bewaldeten Anhöhe. Davor und dahinter nichts als brachliegende Felder, Büsche, Bäume und ein paar sumpfige Löcher.
An einer Wegkreuzung gab es nur ein verwittertes, kaum lesbares Hinweisschild auf dem der Name Mention-Land stand. Das bezeichnete die Gegend, in der Gasby mit seiner Frau lebte.
Den beiden gefiel es hier. Die Naturverbundenheit war ihr Lebensinhalt - und die Malerei.
Nur in der Stille, davon waren beide überzeugt, konnte Großes entstehen. Diese Maxime für ihr Leben hatte sich bewahrheitet.
Die Bilder der Gasbys waren gefragt.
Daniel und Eleonora malten eindrucksvolle Stilleben, ferner vor allem Landschaften aus der nahen und nächsten Umgebung. Alte, verfallene Häuser, grotesk gewachsene Bäume, Pflanzen, immer wieder Pflanzen in ihrer ganzen Schönheit, Wildheit, Ausgefallenheit. Ein Zweig, mit den Augen des Malers Gasby gesehen, wurde zu einer beeindruckenden Landschaft...
Impressum und erste Texteseite aus SchreckensmahlDaniel Gasby war sechsunddreißig, seine Frau vier Jahre jünger. Aber sie wirkten noch jünger, als sie in Wirklichkeit waren. Beide führten das auf die gesunde Luft und die natürliche Lebensweise zurück, die sie führten.
Die Gasbys waren im großen und ganzen Selbstversorger.
Drei Ziegen, die sie sich hielten, lieferten Milch, die nötigen Eier kamen von einer Handvoll Hühner. Gemüse und Salat wuchsen auf einem sauber bestellten Feld hinter dem Haus.
Das Paar lebte einfach und bescheiden. Es gab kein Fernsehen im Haus. Die Verbindung mit der Außenwelt hielten sie durch ein kleines Radiogerät und Telefon aufrecht.
Es war keine Seltenheit, daß die Gasbys wochen- ja monatelang keinen Menschen zu Gesicht bekamen. In diese abgelegene Gegend verirrten sich kaum Spaziergänger. Die schmale Straße, die an dem flachen, bewaldeten Hügel vorbeiführte lag so weit abseits, daß Daniel und Eleonora Gasby nicht mal die Motorengeräusche vorbeifahrender Autos hörten.
Sie liebten die Einsamkeit, aber auch die Geselligkeit. Nach Wochen oder gar Monaten völliger Isoliertheit platzte dann das kleine Farmhaus fast aus allen Nähten, weil es gar nicht alle Besucher aufnehmen konnte, die die Gasbys geladen hatten. Das war Jahr für Jahr ein feststehender Programmpunkt ihres Lebens, geradezu ein Mythos.
Regelmäßig zum Sommeranfang, zu den Geburtstagen und zu Ausstellungen, die nach einer langen Schaffensperiode während des Winters die Gasbys speziell ihren Freunden gaben, war das Farmhaus dann mit Leben erfüllt. Die Partys dauerten bis in die frühen Morgenstunden, die meisten Gäste blieben dann auch nach durchzechter Nacht, obwohl es vielen in den kleinen, alten Räumen des Gebäudes nicht ganz geheuer war. Es knackte in den Wänden und den morschen Balken unter dem Dach. Manchmal hörte einer undefinierbare Geräusche.
Der Bekanntenkreis der Gasbys war als illuster zu bezeichnen. Im Haus verkehrten Ärzte, Rechtsanwälte, Finanzmakler ebenso wie Wissenschaftler, Künstler und Politiker der lokalen Szene.
Auch ein Mineraloge gehörte dazu. Er wohnte dreißig Meilen von dem kleinen Hügel entfernt, in einer Stadt mittlerer Größe und lebte vor allem davon, daß er Steinsammlungen aufkaufte und wieder verkaufte und auch große Reisen nicht scheute, um an besonders seltene Sammlungen zu kommen.
Phil Rogger war eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Ohne große Hilfsmittel konnte er auch seltene Mineralien auf Anhieb bestimmen.
Und dieser Mann sollte der letzte sein, der die Gasbys lebend sah...

+ + +

Daniel Gasby stand am Fenster seines Arbeitszimmers. Durch die Scheiben beobachtete er den wallenden Nebel, der wie ein amorphes, selbständiges Lebewesen über den Boden kroch.

Nacht und Nebel... Eine herrliche Komposition! Daniel Gasby liebte diese Stimmungen. Gerade die ersten Boten des nahenden Herbstes schufen eine derart außergewöhnliche, unverwechselbare Atmosphäre, die er nirgendwo anders so intensiv empfand als hier.
Die uralten Bäume mit ihren mächtigen Stämmen hatten schon gestanden, als Druiden durch das Land zogen, in diesen verschwiegenen Wäldern ihre geheimnisvollen Riten und Zauber abhielten. Und vielleicht war es etwas von dem fernen Zauber, der diesem Stück Erde noch anhaftete und gerade in den ersten Herbsttagen und langen Winterabenden wieder spürbar wurde...
Die massiven Baumstämme waren schwarze Schemen hinter den dräuenden Schleiern, eine geheimnisvolle, unerforschte Welt, die sich irgendwo im Dunkeln verlor.
Auch im Zimmer hatte Gasby kein Licht eingeschaltet, um die Stimmung voll auf sich wirken zu lassen. Irgendwo im Haus knarrten ohne Grund die Dielen.
Eleonora konnte das Geräusch nicht verursacht haben. Sie lag seit zwei Stunden im Bett und schlief schon.
Sie hatte sich heute abend nicht wohl gefühlt. Eine Erkältung war im Anzug.
Plötzlich zuckte Daniel Gasby zusammen.
Das Leuchten war plötzlich vor ihm.
Sein Herzschlag stockte, er vergaß zu atmen.
Was war das?
Das grüne Licht glitt in Kometenbahn über den nächtlichen Himmel, kam näher... leuchtete wie ein überirdischer Schein durch das Fenster und hüllte die Gestalt des wie hypnotisierten Malers ganz ein.
Dann erfolgte ein dumpfer Schlag. Ein Zittern lief durch den Erdboden, wodurch das Fundament des Gebäudes erschüttert wurde.
Drei, vier Sekunden stand das grüne Licht wie eine leuchtende Fackel in der Nacht und riß die Umrisse der Büsche und Bäume aus der Finsternis. Einen Moment schien die ganze Luft vor ihm in grüne Flammen gehüllt zu sein. Es war ein schaurig-schönes Bild, das sich mit Gewalt Eingang in sein Bewußtsein verschaffte.
Dann brach das Leuchten zusammen.
Wie im Rhythmus eines schlagenden Herzens schwächte es sich ab, glühte schließlich nur noch schwach auf dem Boden, und der Nebel, der darüber hinwegzog, wirkte wie die Luft auf einem fremden, unerforschten Stern.
Gasby stand wie erstarrt und konnte seinen Blick nicht wenden von dem Licht, das sich langsam in den Erdboden fraß.
„Daniel!“ wisperte es da erregt hinter ihm, und er fuhr erschrocken herum. „Was war denn das?“
Eleonora, totenbleich, stand vor ihm.
„Ich weiß es nicht... ich werde nachsehen, vielleicht ein Meteorit oder ein Komet. Er ist unweit des Hauses in die Erde geschlagen...“
Die ersten Worte lösten den Bann.
Daniel Gasby durchquerte das Zimmer.
Eleonora - im hauchdünnen Nachthemd - folgte ihm auf dem Fuß.
„Sei vorsichtig“, mahnte sie, als müsse sie vor einer unbekannten Gefahr warnen.
Er nickte nur und war aufgeregt, sein Herz klopfte bis zum Hals.
Manchmal hatte er in sternklaren Winternächten den Himmel beobachtet und auch das Glück gehabt, in seinem Leben zwei- oder dreimal einen Kometen fern am Himmelsgewölbe in seiner Bahn zu verfolgen. Aber einen Absturz... Daniel war ein Glückspilz, daß er Zeuge geworden war.
Er eilte hinaus in die Nacht, umrundete das Haus und lief der Stelle entgegen, wo das grüne Leuchten noch die Nacht durchsetzte.
In dem eigenartigen Schein waren deutlich die Spuren zu sehen, die der Einschlag verursacht hatte.
Der Boden war aufgewühlt, ein dicker Rand türmte sich rings um den Krater, der einen Durchmesser von höchstens einem Meter hatte. Der Einschlag war nur gute zehn Schritte vom Haus entfernt erfolgt.
Was ihm in der gespenstischen Atmosphäre sofort auffiel, ohne daß er es sich in der Eile genau ansah, waren die Büsche und Bäume, die sich verändert hatten.
Sie wirkten kräftig und gesund und zeigten nicht mehr das beginnende Gelb und Braun, das typisch für ihr Herbstkleid war.
Sie waren von einem auffälligen Grün und wirkten dichter. Und - narrte ihn ein Spuk, oder war es Wirklichkeit? - konnte es sein, daß die Bäume rings um die Einschlagstelle dichter waren, daß sie mehr Zweige und Blätter hatten als vorher?
Das Leuchten war jetzt so schwach, daß Daniel es wagte, einen Blick in das kleine flache Loch zu werfen.
Ein bizarr geformter Stein lag darin, nicht größer als der Kopf eines Erwachsenen.
Der >Stein< war an vielen Ecken und Kanten abgeschliffen, und wies Schmelzstellen auf, die den Schluß zuließen, daß er hohen Temperaturen ausgesetzt war.
Das Material war nicht stumpf und erinnerte an einen Kristall, der langsam von innen ausglühte.
Daniel und Eleonora Gasby standen nahe am Rand des Loches.
Das sich abschwächende Licht war kalt. Sie zeigten sich beide darüber verwundert. Die Luft um sie herum war um kein Grad aufgeheizt.
„Schau dir das an“, flüsterte Daniel Gasby, und er wußte selbst nicht, weshalb er die Stimme senkte. Im Umkreis von Meilen gab es niemand, der ihn gehört hätte, selbst wenn er noch so laut schreien würde. Das Erlebnis kam ihm vor wie ein Traum.
Er ging in die Hocke und streckte die Hand aus. Auch unmittelbar über dem kristallartigen, vom Himmel gefallenen Stein war die Luft nicht heiß.
Eleonora Gasby, deren kräftiges Fleisch im verlöschenden grünen Schein durch das Nachthemd schimmerte, beugte sich wie ihr Gatte ein wenig mehr nach vorn, um den unregelmäßig geformten Brocken aus dem Weltall näher in Augenschein zu nehmen.
Sie sah das gleiche wie Daniel.
Je mehr das Licht von der kühlen, feuchten Herbsterde aufgenommen wurde, desto klarer wurde die schartige Oberfläche des Objekts.
Da waren Bilder zu sehen! Wie in einem Spiegel...
Im ersten Moment kam es ihnen so vor, als würden sich die Bäume, die in unmittelbarer Umgebung des Loches standen, in dem Gebilde spiegeln.
Die schimmernde Oberfläche zeigte einen riesigen undurchdringlichen Dschungel! Die Bäume waren so gewaltig, daß ihre Ausdehnung und ihre Üppigkeit erschreckten. Das waren nicht die Bäume in der Umgebung! Es sei denn, daß sich einzelne darin spiegelten und durch die eigenartig geschliffenen Flächen praktisch kaleidoskopartig vervielfältigt wurden.
Einen Moment hatte das Paar unwillkürlich diesen Verdacht. Aber dann revidierte es seine Meinung.
Kein einziger Baum, der in ihrer Nähe wuchs, glich denen, die sie in dem Kristall sahen.
Daniel Gasby starrte wie gebannt in den kopfgroßen Stein, in dem die Bilder wechselten wie in einem fortlaufenden Film.
Es war im Prinzip aber immer nur eins zu sehen: eine unendlich grüne Fläche, eine Wildnis von unvorstellbarer Größe.
Und diese Fläche strahlte etwas Beklemmendes, Bedrohliches aus.
Sie konnten sich beide diesem Eindruck nicht erwehren...
„Laß es liegen, Daniel“, sagte Eleonora Gasby schnell, als sie sah, daß er die Hand nach dem Brocken ausstreckte, um ihn zu befühlen. „Wenn irgendwelche Strahlungen von ihm ausgehen, kannst du dir etwas holen...“
„Wenn Strahlungen von ihm ausgehen, Darling dann ist es auch jetzt schon zu spät. Wir befinden uns die ganze Zeit schon ziemlich dicht dran...“
„Das war dumm von uns, so zu reagieren!“ Erst jetzt schien ihnen zu Bewußtsein zu kommen, daß sie sich unmöglich verhalten hatten.
„Nun ist nichts mehr dran zu ändern... ich glaube allerdings nicht, daß es eine gefährliche Strahlung gibt.“
„Und was macht dich so sicher?“
„Ich fühle das einfach...“
Sie konnte ihn nicht davon abhalten, den Meteoriten zu berühren.
„Er fühlte sich lauwarm an“, sagte Gasby, ohne seinen Blick von dem Objekt zu wenden. „Komische Sache, daß er so schnell seine Temperatur verloren hat. Scheint sich um ein ganz besonderes Exemplar zu handeln. Auch was sein Aussehen betrifft... riesige Bäume, die alles bedecken...“
Eleonora sagte auf diese Worte etwas mit einer Glassenheit, die ihn verwunderte. „Vielleicht eine Botschaftaft uns, Daniel... eine Botschaft aus dem Weltall. Wir Menschen schießen Sonden hinaus, die Daten auf fremde Welten tragen sollen, in der Hoffnung, daß sich jemand darauf neidet. Wenn es >andere< gibt, suchen Sie vielleicht auch eine Weg, um mit uns Kontakt aufzunehmen... Vielleicht ist das ihre Art der Kontaktaufnahme. Wer weiß, Daniel...“
Sie meinte es ernst, und er nickte. Er fand es nicht lächerlich. Die Situation war so ungewöhnlich, das auch ungewöhnliche Gedanken ausgesprochen werden konnten...
Ein Mineral aus dem Weltall. Und es gab jemand in seinem Bekanntenkreis, der ihm möglicherweise einiges darüber sagen konnte.
Nachdem Daniel Gasby mehrere Male vergeblich versucht hatte, den Stein aus dem Erdloch zu heben, gab er auf. Das Ungetüm hatte eine ungeheure Dichte und war zu schwer.
Die Oberfläche veränderte auch weiterhin ihr Aussehen, ohne jedoch in der Mitteilung etwas Neues zu bringen. Immer wieder war es eine urwelthafte, undurchdringliche Wildnis, in der außer den Riesenbäumen nichts lebte...
 Als Daniel und Eleonora Gasby ins Haus zurückgingen, fiel ihnen etwas auf.
„Daniel! Sieh dir die Pflanzen an. Was ist nur los mit ihnen?“ fragte die Frau, und sie schien wahrhaft erschrocken.
Die Büsche im Umkreis von einigen Metern wirkten größer und üppiger. Auch an Stellen, wo bisher nur Gras oder Unkraut war, schossen zahllose winzige Sprößlinge aus dem Boden.
Sie waren nur drei bis fünf Zentimeter hoch, mußten also erst während der letzten Minuten entstanden sein. Es schien, als würden Büsche und Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft der Einschlagstelle neue Triebe aus der Erde schicken...
Daniel verwarf diesen Gedanken zwar schnell wieder, aber das ungute Gefühl, daß Gefahr im Verzug war, blieb. Er verdrängte diesen Gedanken, war geradezu besessen davon herauszufinden, was das war, welche Bedeutung das Ereignis auf ihr Leben hatte.
Phil Rogger, der Mineraloge, konnte vielleicht weiterhelfen.
„Ich ruf' ihn rasch an. Er muß mir einen Tip geben – oder selbst vorbeikommen“, sagte Daniel Gasby abwesend.
„Heute abend noch?“
„Warum nicht, wenn es sich als notwendig erweist? Je früher wir mehr erfahren können, desto besser. Wenn ich nur verstehen würde, warum wir dauernd diese Bilder in den Kristall-Facetten sehen. Was haben nur all diese Bäume, diese gigantischen Wildnisse für eine Bedeutung?
Er wählte Roggers Nummer.
Es war wenige Minuten nach zehn.
Phil Rogger meldete sich. Seine Stimme klang noch frisch. Er war erstaunt, daß Daniel Gasby anrief, dazu noch um diese Zeit.
„Da muß schon etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein“, sagte der Mineraloge. „Hoffentlich nichts Ernstes ?“
„Das kommt ganz auf das Ergebnis an, das ich dich mit uns zu erarbeiten bitte, Phil...“ Und dann erzählte er, was sich zugetragen hatte. Er beschrieb den Brocken und teilte Roggers mit, daß er nach diesem Gespräch hinausgehen würde, um das Objekt mit dem Zeichenstift festzuhalten. „Sieht aus wie ein Bruchstück von einem größeren Objekt“, schloß er seine Ausführungen. „Vielleicht sind die riesigen Urwälder, die wie ein sich abspulender Film vor unseren Augen ablaufen, noch viel größer... dieses ständige Zeigen üppig wachsender Pflanzen scheint jedenfalls für unsere eigene Flora merkwürdigerweise ein anregendes Moment darzustellen. Meine Pflanzen wachsen seither viel besser. Und das im Herbst...“
„Du scherzt, Daniel.“
„Nein, Phil! Es ist die Wahrheit. Mir ist nicht zum Scherzen zumute. Im Gegenteil, der Vorgang verwirrt und ängstigt mich... Das Wachstum scheint direkt von dem Kristall oder von einer Strahlung auszugehen, die wir nicht kennen...“
„Ich komme“, sagte Phil Rogger, der sich erst gar nicht darum bitten ließ. „Ist zwar 'ne unmögliche Zeit, einen Besuch zu machen, aber das läßt mir keine Ruhe. Den Stein aus dem Weltall muß ich mir ansehen. Laß die Finger davon weg, Daniel, solange du nicht weißt, was ihr da im Garten liegen habt! Ich versuch' so schnell wie möglich zu kommen. Das dürfte bei diesem Nebel allerdings nicht ganz einfach sein. Ich nehm in Anbetracht der besonderen Umstände gern 'ne längere Fahrt in Kauf. Wird wohl zwei Stunden dauern, bis ich eintreffe. Dann ist's Mitternacht...“
„Macht uns nichts aus, Phil... Solange dieses Kuckucksei bei uns im Garten liegt, werden wir wohl kaum zum Schlafen kommen.“
Nach dem Telefonat hielt er sich nur kurze Zeit im Haus auf. Durch das Fenster beobachtete er die glosende Einschlagstelle, den wabernden Nebel, der darüber lagerte. In dem schwachen Schein war deutlich zu sehen, daß der Platz hinter dem Haus sich verändert hatte. Mehrere kleine Bäume und Sträucher waren entstanden, die zusehends wuchsen. Der ganze Rasen war mit den neuen Trieben bereits durchsetzt.
Sie wuchsen weiter.
Mit dem Skizzenblock in der Hand eilte Gasby nach draußen.
Er wollte die Eindrücke festhalten, sich vor allem auch Notizen über die Farbverhältnisse machen. Diese Stimmung durfte ihm nicht verlorengehen!
Während er am Rand stand, merkte er die leisen Bewegungen, die ringsum stattfanden. Die Triebe glitten sacht und lauslos aus dem Boden und entwickelten sich rasch. Die kleinen Stengel wurden dicker, die Blätter entfalteten sich, schien, als würde man eine Zeitrafferaufnahme betrachten, die das Wachstum einer Pflanze zeigte.
Dann hörte er den spitzen, markerschütternden Schrei.
„Eleonora!“ brachte Daniel mühsam hervor. Er lief los, als er den lauten Knall vernahm, der sich wie ein Schuß anhörte.
Aber es war keiner gewesen.
Als der Maler durch die Haustür stürmte, sah er, was den Knall verursachte hatte.
Ein armdicker Trieb hatte den hölzernen Fußboden durchstoßen, ragte zitternd wie eine überdimensionale Schlange in dem Korridor empor, stieg weiter und berührte dann die hölzerne Decke.
Gasby schluckte und hörte grauenvolles Stöhnen. Eleonora!
Er lief wie in Trance in das Zimmer, in dem sie sich aufhielt. Er stolperte mehr, als er ging. Denn durch den Dielenboden bohrten sich weiter dicke Triebe, feste Stengel, die zu Hindernissen und Fußfallen wurden, weil sie seine Knöchel wie ein Schlinggewächs umringelten.
Kalter Schweiß perlte auf Daniel Gasbys Stirn.
Er riß sich los, taumelte weiter und stieß die Tür auf. Namenloses Entsetzen packte ihn, als er sah, welche Ursache Eleonoras Schrei ausgelöst hatte.
Sie schwebte in halber Höhe des kleinen Raumes. Ihre Arme und Beine hingen schlaff herab. Hals und Rumpf waren von zwei dicken Trieben durchbohrt worden...

+ + +


Drei Sekunden stand Daniel wie erstarrt. Dann warf er sich mit einem Aufschrei nach vorn und wollte seiner Lebensgefährtin zu Hilfe eilen.
Er erreichte sie nicht mal... und wurde festgehalten. Von Trieben, die aus dem Boden krochen und seine Fußgelenke umspannten, dann wie Schlinggewächse seine Waden und Schenkel emporrankten.
Überall krachte, knirschte und ächzte es in dem alten Haus.
Die unheimliche Kraft aus dem Weltall, die unbekannte Strahlung des Steinbrockens hatte Unheimliches in Bewegung gesetzt.
Die Bäume sprossen aus dem Boden, finger- und armdicke Äste bohrten sich durch Decke und Wände. Holz splitterte, alter Verputz bröckelte ab, hinter den Balken rieselte der Mörtel.
Krachend stürzte eine Trennwand ein. Der Staub, der sich rasend schnell in den angrenzenden Räumen verteilte, reizte Gasby zum Husten.
Der Maler schlug um sich und schrie, entging dem Grauen aus dem All jedoch nicht.
Er wurde emporgehoben, die Decke riß, als weitere Triebe sich blitzschnell und mit ungeheurer Kraft durch das Haus bohrten.
Auch für Daniel Gasby gab es keine Rettung mehr...

+ + +

Phil Rogger fuhr trotz der schlechten Sichtverhältnisse schneller, als er es eigentlich hätte tun dürfen. Unruhe erfüllte ihn. Eigenartig, ...etwas zog ihn förmlich zu Daniels und Eleonoras Haus hin...
Er schaffte es, eine halbe Stunde früher als vermutet da zu sein.
Als er auf dem schmalen, holprigen Weg dem Haus entgegenrollte, sah er schon von weitem, daß etwas nichtstimmte. Im Nebel wirkte das Haus verzerrt, bizarr, als wären die Wände und das Dach eingestürzt.
Roggers erbleichte, stoppte seinen Wagen, riß die Tür auf und stürzte nach draußen.
Die Luft war kühl und neblig.
Noch fünf Schritte bis zum Haus.
Der Kehle des Mineralogen entrann ein Stöhnen.
Er konnte nicht fassen, was er sah. Das Farmhaus war eine Ruine, als wäre es seit Jahren verfallen, als würde schon lange Zeit kein Mensch mehr hier leben!

+ + +

Dunkle, kahle Äste ragten aus den Fensterlöchern. Scherben lagen am Boden, die Tür hing windschief in den Angeln, und ein knorriger Ast war durch sie hindurchgewachsen...
Vor etwas mehr als einer Stunde aber hatte Daniel Gasby noch aus diesem Haus angerufen!
Roggers erfaßte das ganze Grauen, als er sich entschloß, durch die Ruine zu gehen und den riesigen Baum zu begutachten, der weitverzweigt war und praktisch alle Wände, Decken und das Dach in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Er stieg über den aufgeworfenen Boden, das gesplitterte Holz und den Schutt, der überall herumlag.
Im Haus war nichts mehr ganz geblieben.
Alle Möbel waren umgekippt, weil Äste und Zweige sie entweder umgeworfen oder durchbohrt hatten, so daß sie halb in die Luft ragten.
Wo waren Daniel und Eleonore?
Was war hier geschehen?
Mit welchen Kräften hatten die Freunde zu tun gehabt? Mit der Taschenlampe in der Hand durchsuchte er das tanze Haus und rief nach Daniel und Eleonora.
Keiner von beiden konnte mehr antworten. Aber Daniel Gasby sah er noch einen Moment lebend, ehe er verstand, welch grauenvolles Ereignis sich hier abgespielt hatte.
In den Zweigen hing eine Gestalt, von der noch Kopf und Arme als menschenähnlich bezeichnet werden konnten. Das andere - war Teil des knorrigen Baumes geworden...
Eine schwache Handbewegung erfolgte von Daniel Gasby, als ihm das Licht auf das Gesicht fiel. Roggers stockte der Atem. Der Mineraloge sah dieses letzte Lebenszeichen, ehe auch die Arme und der Kopf Teil des Baumes wurden. Und an einem Schuh, der im Geäst hing, erkannte er, daß auch Eleonora das gleiche unheimliche Schicksal getroffen hatte...
Roggers taumelte verwirrt, ratlos und in panischer Angst aus dem Haus. Doch seine Neugier war stärker als die Furcht und veranlaßte ihn, einen Blick in das flache Loch zu werfen, in dem Daniel Gasby den Meteoriten entdeckt hatte.
Der war verschwunden und hatte sich aufgelöst.
Nur noch ein leichtes, mehr zu ahnendes, denn zu sehendes grünes Leuchten lag in der Luft und auf den unzähligen Büschen, Sträuchern und Bäumen, die während der letzten Stunden gewachsen und gleich wieder abgestorben waren, wie die kahlen, trockenen Äste bewiesen.
Noch ehe Phil Roggers losfuhr, um in seiner Heimatstadt die Polizei von dem unheimlichen Ereignis zu informieren, glaubte er für sich die Lösung eines großen Rätsels entdeckt zu haben.
Mit dem Meteoriten war das Fremde gekommen, das Unglaubliche...
Es hatte versucht, auf der Erde Fuß zu fassen. Alles Leben, was sich ihm in den Weg stellte, absorbierte es, saugte es auf wie ein Schwamm die Flüssigkeit.
Aber seine Macht war entweder zu gering gewesen, oder die Erde hatte nicht die Lebensbedingungen, die es benötigt hätte. Die Pflanzenwelt entwickelte sich im Bereich der Strahlung explosionsartig, Eleonora und Daniel fielen ihr zum Opfer, und dann trockneten die voll entwickelten Triebe, die fertigen Büsche, Sträucher und Bäume auch schon wieder aus...
Ein Gedanke ließ ihn nicht los.
Das Aussehen der Pflanzen, des Hauses und des Zerfalls der beiden Körper weckte in ihm den Verdacht, daß ein Zipfel des Mysteriums Zeit beim Untergang von Farmhaus, dem Ehepaar und der uralten, blattlosen Bäume selbst eine Rolle gespielt hatte.
Etwas Fremdes, Unheimliches war gekommen und hatte aus der Welt eine einzige Wildnis machen wollen...
Innerhalb von zwei Stunden waren fünfzig, achtzig, hundert Jahre oder mehr vergangen, und jede weitere Meile, die Rogger hinter sich ließ, weckte in ihm das Gefühl, selbst einem Alptraum entronnen zu sein...

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Eine unheimliche Geschichte.
Sie war nicht erfunden. Sie war mitten aus dem Leben gegriffen. So jedenfalls behauptete der Autor, ein gewisser Erich Mayberg, in seinem neuen Buch >Rätselhafte Welt<, das wie eine Bombe eingeschlagen hatte.
Die einen lobten es über den grünen Klee, andere hielten es für mehr als übertrieben.
Mayberg wollte mit den merkwürdigen Begebenheiten, die er im Lauf vieler Jahre gesammelt hatte, beweisen, daß es in der scheinbar enträtselten Welt noch viel mehr Geheimnisse gab, als mancher glauben wollte.
Die PSA interessierte sich für Mayberg und für den Regisseur und Filmproduzenten O'Neill, der den Entschluß gefaßt hatte, den größten Teil der unheimlichen, wahren Geschichten Maybergs in einer Filmreihe einem noch größeren Publikum vorzustellen.
O'Neill hätte es sich leisten können, hundert Gäste einzuladen. Sowohl seine Brieftasche als auch das Fassungsvermögen seines Hauses hätten dies vertragen. Doch bewußt hatte der bekannte Regisseur sich nur auf eine kleine Anzahl von Leuten beschränkt, denn die Party, die O'Neill heute gab, war keine gewöhnliche.
Nach einer Vorlage aus dem Buch „Rätselhafte Welt“ von Erich Mayberg hatte O'Neill einen Streifen gedreht, der bisher noch nicht in der Öffentlichkeit gezeigt worden war.
Die PSA hatte sich zuerst für die Arbeiten O'Neills interessiert. Aus einem bestimmten Grund. Dort nahm man die Angaben ernst! O'Neill war auf der Suche nach den Dingen, die unter dem Grund lagen. Die Grenzen zwischen dem Diesseitigen und dem Jenseits flossen ineinander.
Das hing auch mit dem Hauptdarsteller der Filme zusammen, auf den O'Neill immer wieder zurückgriff. Preszikow war ein As! Es gab keinen abendfüllenden Film der letzten Jahre, in dem er nicht einen undurchsichtigen, geheimnisvollen Charakter gespielt hätte. Jedermann kannte Preszikow.
Daß er für heute abend zugesagt hatte, war ein besonderes Entgegenkommen.
O'Neill, seit langem mit Larry Brent befreundet, hatte es sich nicht nehmen lassen, dem PSA-Agenten eine Einladung für diese außergewöhnliche Party zu übermitteln.
So kam es, daß X-RAY-3 mit seiner Begleiterin Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C, mit der 15.30-Uhr-Maschine auf London Airport Heathrow eintraf, mit der reizenden Schwedin einen Bummel durch die Carnaby Street machte und gegen Abend in einem Leihwagen nach Andover fuhr, wo das Landhaus des Regisseurs stand.
„Nanu?“ fragte Larry erstaunt, während er an Mornas Seite hinter dem Gastgeber das Haus betrat. „Sind wir die ersten - oder kommt sonst niemand? Hat der geheimnisvolle Mister Preszikow abgesagt?“
O'Neill lächelte. „Zuzutrauen wäre ihm das. Aber ich denke doch, daß er nicht auf diese Idee kommt.“
Der Engländer führte seine beiden Gäste in den großen Wohnraum, der aussah wie die Kulisse zu einem Film. Unter einem Gewölbe, das von nach weiblichen Körpern geformten Säulen getragen wurde, stand eine gewaltige Tafel. Darauf erlesenes Porzellan, silbernes antikes Besteck, kostbare Kerzenständer.
X-RAY-3 wunderte sich. „Schöne Säulen, O'Neill“, meinte er, während seine Rechte über den wohlgedrundeten Busen einer der Sandsteinfiguren glitt. „Ein bißchen vom gewöhnlichen Geschmack abweichend, aber recht interessant...“
„Mit den Säulen, mit der ganzen Einrichtung dieses Raumes hat es seine Besonderheit“, bemerkte der irische Regisseur. „Es gehört zusammen. Wie die Dinge hier stehen, habe ich es aus Calleys Haus übernommen. Es war nicht billig. Wie die Dinge zusammenpassen, ist mir ein Rätsel. Tisch, Geschirr, Säulenraum und Dekorationsartikel sind keiner bestimmten Stilrichtung zuzuordnen, jedenfalls keiner uns bekannten, ich...“ O'Neill unterbrach sich. Auf der balkonähnlichen Brüstung, die vom ersten Stock des flachen Landhauses her wie eine Terrasse weit in den Raum ragte, machten sich Schritte bemerkbar.
Zwei Personen tauchten auf.
„Mademoiselle Nadine Trapier und Herr Mayberg“, stellte der Regisseur seine Gäste vor, die sich in der Zwischenzeit das Haus näher angesehen hatten.
Mayberg hatte dabei die hübsche Französin, die weibliche Darstellerin der Filme O'Neills, durch das Haus geführt. Der Deutsche kannte sich hier gut aus, da er schon öfter zu Gast gewesen war und ihn mit O'Neill eine enge Freundschaft verband.
Nadine Trapier lächelte verloren.
Dunkelumschattete Augen gaben ihr das Aussehen eines Vamps.
Mayberg war ein behäbiger Endsechziger, der gemächlich sein Pfeifchen rauchte und eine ruhige, sympathische Stimme hatte.
„Dann sind wir fast international“, fügte er lachend hinzu. „O'Neill ist Ire, Mademoiselle kommt aus Frankreich, eine blonde Schönheit aus Stockholm und ein sportlicher junger Mann aus Amerika. Meine Wenigkeit aus Berlin. Fehlt nur noch Preszikow.“
„Was für eine Nationalität hat er? Russe? Tscheche? Pole?“ fragte Larry Brent.
O'Neill zuckte die Achseln. „Keine Ahnung! Er hat einige Jahre in Polen verbracht, aber ob er dort auch geboren ist, entzieht sich meiner Kenntnis.“
„Kommt mir bald so vor, als wären wir heute abend nur hier zusammengekommen, um das Geheimnis eines seltsamen Schauspielers zu lösen“, meinte Mayberg mit einem Blick auf O'Neill.
„So ähnlich ist es“, nickte der Regisseur. „Der Besuch von Morna und Larry ist kein Zufall, Erich. Hoffentlich erscheint Preszikow. Als ich ihn heute morgen telefonisch gesprochen habe, mußte ich ihm versichern, daß es mit der neuen Einrichtung, die ich erstanden habe, seine Richtigkeit hat, daß es sich tatsächlich um das Eigentum von Jonathan Calley handelt.“
„Schon wieder dieser Name, O'Neill. Was hat es damit auf sich?“ wollte Larry wissen.
„Ich erzähle euch die Geschichte, während wir auf Preszikow warten, einverstanden?“
Die Anwesenden machten es sich um den Kamin herum gemütlich. O'Neill brach einer 1937er Trockenbeerenauslese, die Mayberg aus seinem Privatkeller mitgebracht hatte, den Hals und erzählte dann die Geschichte vom...

SCHRECKENSMAHL

Hier endet der Auszug aus dem Silber-Krimi-Taschenbuch Nr. 52 „Schreckensmahl“ und es folgen die ersten 25 Seiten des Zauberkreis-Western Taschenbuch Nr. 304

Unter dem Rebellenwimpel„Unter dem Rebellen-Wimpel“ von Gordon D. Shirreffs:
Der Erdhügel wölbte sich sanft über dem Grab.
Sabin Shay verharrte noch einen Augenblick mit steinernem Gesicht vor der letzten Ruhestätte des Bruders, ehe er sich mit seltsam abgezirkelten Bewegungen umwandte.
Zusammen mit den Kameraden seiner ehemaligen Einsatzkompanie marschierte er langsam zurück in das Barackenlager. Es waren nicht mehr viele, die es bis in das von den Yankees befehligte Fort MacNaughton geschafft hatten. Hunger und Typhus hatten zusätzlich ihre Reihen gelichtet, Sattelkameraden hinweggerafft - darunter auch Sabins Bruder Miles.
Bevor sich das Tor hinter den abgerissenen und ausgezehrten Südstaatlern schloß, blickte Sabin Shay über die Schulter. Ein hochgewachsener Offizier stand in Herrscherpose auf der Veranda vor der Kommandantur. Er beobachtete mit hochmütiger Miene die Gefangenen, während der Wind in seinem langen blonden Haar spielte. Captain Frank Khuyper hatte es noch nicht verwunden, daß er im Gefecht zwischen den Kansas-Freiwilligen und Shays Texanern einen äußerst schmerzhaften Schulterdurchschuß davontrug.
Impressum und erste Texteseite aus Unter dem Rebellenwimpel„Dieser kaltäugige Hundesohn von einem Yankee“, murrte der kleine Warner Giddings, ein einstiger Hornist.
„Den möcht ich zwischen die Finger kriegen“, knirschte der hagere Norton Fraser. „Kein Comanche könnte ihn schlimmer martern.“
Das Tor schlug hinter ihnen zu, und der Posten auf dem Wehrgang gellte: „Auseinander - ihr verdammten Rebellen-Schufte!“
„Geh zur Hölle!“ schrie Giddings zurück.
Der Wachtposten spannte das Springfield-Gewehr. „Dir schieß ich 'ne Kugel, in den Bauch.“
Giddings grinste.
„Bin noch keinem Yank begegnet, der auf diese Entfernung treffen konnte.“
„Halt den Mund!“ fuhr ihn der ehemalige Sergeant Kester an. „Du quasselst dich eines Tages um Kopf und Kragen.“
Shay trat in die Baracke. Die anderen Gefangenen zerstreuten sich zum Arbeitsdienst. Miles' leere Pritsche stand noch am Fenster. Shay kramte die Blechschachtel unter der Matratze hervor. Das Schloß war erbrochen. Er schlug den verbogenen Deckel zurück. Die wenigen Geldscheine waren verschwunden, ebenso das Goldstück. Auch das silberverzierte Taschenmesser war gestohlen. Es war ein Geschenk der lebensfrohen Sally Ross, an die Miles in San Antone sein Herz verloren hatte. Das Mädchen hatte auch den schwalbenschwänzigen Kompanie-Wimpel mit dem Stern von Texas gestickt. Miles war der Wimpelträger der Kompanie und mächtig stolz auf das Abzeichen mit den gekreuzten Fahnen an seiner Feldbluse gewesen.
Matt Duggan, der sich wieder vom Arbeitsdienst drückte, betrat die Baracke. Er war ein Hüne, der größte Mann der Einsatzkompanie, doch wegen seiner Eigenbrötelei auch der am meisten gemiedene.
Duggan ließ sich auf seine Pritsche fallen und verschränkte die Hände im Nacken. Shay legte die erbrochene Schachtel zurück und sah den Mann scharf an.
„Das kleine Ross-Girl in San Antone“, knautschte Duggan über die Lippen, „wird es verdammt hart nehmen.“
Shay erwiderte nichts und dachte: Wenn ich das Messer bei dir finde, brech ich dir den Hals.
Nach einer Weile fanden sich die anderen Gefangenen ein. Sergeant Kester tippte auf das Kompanie-Tagebuch.
„Ich hab die Kompanie-Liste berichtigt, Sir.“
„Sir!“ äffte Duggan nach.
Kester fuhr zu ihm herum. „Wir haben beschlossen, daß Cap'n Shay unser Offizier bleibt!“
„Büffelmist“, maulte Duggan und stocherte in den Zähnen.
Kester sah Shay zornig an, aber der schüttelte den Kopf. „Du bist mit dem Lazarett-Dienst an der Reihe“, sagte Shay zu Duggan.
Duggan grinste ablehnend. „Ich geh nicht mehr in diese Pesthöhle. Such dir 'nen anderen Narren.“
Shay sah sich nach einem Freiwilligen um, begegnete aber nur gesenkten Augen.

+ + +

„Dann übernehm ich das“, sagte er und ging hinaus.
Sabin Shay assistierte Dr. Hamish Hume bei der Behandlung des rückfälligen Patienten Foster. Auch Dr. Hume war Kriegsgefangener.
Plötzlich hob Shay horchend den Kopf. Von der Baracke drangen laute Stimmen herüber. Holz splitterte. Ein Mann schrie auf.
Dann stürmte Warner Giddings herein.
„Cap'n Shay, Sir!“ rief er. „Duggan bringt Phin Harris um!“

+ + +

Sabin Shay stürmte in die Baracke.
Matt Duggan hatte den kleinen Harris in eine Ecke gedrängt. Er hielt ein Tischbein in der riesigen, sommersprossigen Pranke. Augenblicklich zeigte er dem kleinen Mann, der seinen Kopf mit den mageren Armen schützte.den Rücken und stach mit dem gesplitterten Holz gegen die Gesichter der Männer, die auf ihn eindringen wollten.
„Zurück, ihr Bastards!“ gellte er. „Ich werd's diesem angemalten Rebellen besorgen!“
Shay schob einen der Männer beiseite.
„Laß ihn in Ruhe, Duggan!“
„Der stinkende Bastard hat den Verräter-Eid geschworen!“ brüllte Duggan. „Auch du wirst mich nicht hindern, ihn...“
Shay faßte nach dem Knüppel. Duggan grinste begeistert und schwang ihn. Shay lenkte das Tischbein mit dem linken Arm ab. Wieder hob sich der Knüppel und streifte leicht Shays Kopf. Dazu johlte Duggan wie von Sinnen: „Bastard -Bastard - Bastard!“
Shay taumelte zurück und prallte gegen Lockerby. Der sprang schützend vor Shay, wurde am Kopf getroffen und brach zusammen. Die übrigen stoben vor dem johlenden Hünen zur Seite.
Shy tänzelte vor und zurück, vermied die schnellen Schläge, aber sein Atem ging immer keuchender. Um seine Kondition war es schlecht bestellt wie bei allen anderen. Abgesehen von Duggan, der die Kräfte eines Bären in seinem riesigen, stinkenden Körper zu besitzen schien.
Harris versuchte indes aus der Ecke zu kriechen. Duggan versetzte ihm einen Tritt, der eine Rippe brach. Das gab Shay Gelegenheit, einen Hieb anzubringen, unter dem Duggans Lippen platzten.
Duggan spuckte Blut und ging auf Shay los mit dem starren Grinsen eines Irren, der sich in eine fixe Idee verrannt hat. Shay kam auf Duggans Magen durch und versetzte ihm einen Kopfstoß gegen das Kinn. Duggans Mund schnappte hörbar zu, doch ein wilder Hieb mit dem Tischbein zwang Shay auf die Knie.
Shay rammte dem Riesen den Kopf in die Leistengegend, schlang seine langen Arme um die stämmigen Schenkel des Mannes und hob ihn aus.
Duggans Kopf rammte gegen die niedrige Decke. Er kippte und schlug im Stürzen mit dem Kopf auch noch gegen die Wand, so daß die Baracke zitterte. Duggan blieb liegen. Shay raffte sich auf und verpaßte dem Hünen noch einen Fußtritt gegen das Kinn, um sicherzustellen, daß der Kampf vorbei war.
„Jesus!“ stöhnte Warner Giddings.
Shay schwankte zum nächsten Fenster, hielt den Kopf hinaus und übergab sich.
„Die Wache!“ warnte Kester.
Sergeant Schmidt polterte herein. Ihm folgten Soldaten der Kansas-Miliz mit aufgepflanzten Bajonetten.
„Verdammte Rebellen!“ fluchte Schmidt. „Bringen einander um. Aber ist vielleicht ganz gut.“
Fraser schleuderte einen Stuhl gegen den hochgewachsenen Deutschen. Einer der Milizsoldaten sprang vor. Kester gelang es, den Stoß auf Fraser mit dem Arm abzulenken. Das nadelscharfe Bajonett bohrte sich in die Wand. Fraser riß einen weiteren Stuhl hoch und schwang ihn.
Shay sprang vor und schlug Fraser nieder. Damit war alles vorbei.
Drei Männer lagen am Boden. Der Milizmann riß sein Bajonett aus der Wand.
Schmidt sah sich in der Runde um. „Warum der Krach?“
Kester wischte Schweiß vom Gesicht.
„Harris holte seine Sachen. Duggan hat irgendwie erfahren, daß er den Eid leistete. Er fiel über ihn her. Die anderen versuchten ihn unter Kontrolle zu bringen, bevor er Harris totschlug.“
„Pah, ein Johnny Reb weniger“, sagte ein Milizsoldat verächtlich.
„Halt den Mund!“ bellte Schmidt. „Du bist kein halb so guter Soldat wie einige von diesen Männern. Bringt Harris und Duggan ins Lazarett.“
Shay wischte Blut vom Gesicht und ging hinaus. Schmidt schloß sich ihm an. Shay mahnte: „Sie lassen Harris besser ins reguläre Fort-Lazarett bringen.“
„Warum?“
„Er ist nun einer von Ihnen.“
Schmidt nickte und gab einen entsprechenden Befehl. Dann tippte er mit dem Zeigefinger gegen Shays Brust.
„Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen sich besser zurückhalten. Das nächstemal gibt's vielleicht 'ne Schießerei. Diese Milizsoldaten sind nervös. Und sie mögen keine Rebellen. Sie halten euch für wilde Tiere.“
„Verdammter Deutscher!“ knurrte einer im Hintergrund. Schmidt beachtete es nicht und verließ den Gefängnishof.
„Schmidt ist in Ordnung“, sagte Shay. „Er ist Berufssoldat und kein hysterischer Freiwilliger. Er hat es satt, den Gefangenenwärter zu spielen und Milizsoldaten rumzuscheuchen.“
Shay ging zurück ins Lazarett. Dr. Hume arbeitete an dem bewußtlosen Duggan. Shay setzte sich müde auf einen Stuhl. Haßerfüllt dachte er an Frank Khuyper, der seinen Bruder auf dem Gewissen hatte. Wegen eines läppischen Verstoßes gegen die Gefängnisordnung hatte er Miles in diesem kalten März in eine ungeheizte Arrestzelle gesteckt, obwohl der Junge von einer Verwundung noch geschwächt war.
Als Hume mit Duggan fertig war, behandelte er Shay und bestand dann darauf, daß er sich hinlegte, statt Lazarettdienst zu leisten.
Shay streckte sich auf einen Bett aus, und seine Gedanken wanderten. Er hatte keine Hoffnung mehr, daß seine Männer ausgetauscht würden. Khuyper behauptete, daß Shays selbständige Einsatzkompanie eine Meute blutbefleckter Guerillas wäre. Und hier in Kansas, wo Quantrill und seine Guerilla-Banditen gewütet hatten, wimmelte es von Deserteuren der beiden kriegführenden Parteien, von weißen und roten Banden, die sich bald auf diese, bald auf jene Seite schlugen. Deshalb gab es in Kansas keine faire Behandlung für Gefangene, die nicht beweisen konnten, daß sie einer regulären Einheit angehörten.
Es sah danach aus, daß die Männer der ehemaligen Kompanie Shay in Fort MacNaughton verfaulen mußten.

+ + +

Es war dunkel geworden, als Sabin Shay das Lazarett verließ. Er ging zum Wassertrog und wusch sich. Jemand näherte sich. Er drehte sich um und erkannte Sergeant Schmidt.
„Shay“, sagte der Unteroffizier, „Sie werden auf der Kommandantur gewünscht.“
„Warum?“
„Der Fortkommandant selbst will Sie sehen.“
Shay ging mit dem großen Deutschen durch das Tor. Sie überquerten die Brücke über den Graben, der das Gefangenenlager vom Exerzierplatz trennte. Schmidt blieb vor der Kommandantur stehen.
„Bei Petersburg wurde hart gekämpft“, sagte er.
„Und?“
„Euer General Lee konnte sich der Umklammerung nicht entziehen.“
„Warum erzählen Sie mir das, Schmidt?“
Der Deutsche zuckte die Schultern.
„Der Krieg wird bald vorbei sein. General Sherman ist mit sechzigtausend Mann von Atlanta nach Savannah marschiert. Dort ist nun ein Stützpunkt der Unionsarmee.“
Ein eisiges Gefühl bemächtigte sich Shays. Er hatte bereits gehört, daß Lincoln, der Nordstaaten-Präsident, weitere dreihunderttausend Mann einberufen hatte. Die Armee des Nordens, hieß es, war nun auf eineinhalb Millionen Soldaten angewachsen.
Schmidt wies mit dem Daumen auf die Palisaden des Gefängnisbereichs. „Es ist nicht gut, Menschen wie Tiere eingepfercht zu sehen. Ich werde bald auf dem Oregan Trail sein. Ich hoffe, Sie und Ihre Kameraden sind bis dahin freie Männer.“
„Danke, Schmidt.“
Der Sergeant winkte.
„Kommen Sie, Major Donaldson wartet nicht gern.“
Als Shay das Dienstzimmer des Majors betrat, ballte er die Fäuste. Frank Khuyper stand am Fenster, in untadeliger Uniform. Dieser Hundesohn war sogar hübsch, mußte Shay sich widerwillig eingestehen.
Major Donaldson hüstelte, und Shay riß seinen Blick von Khuyper los. Er blickte in zwei kühle graue Augen. Donaldson war im Gegensatz zu dem athletisch gebauten Khuyper von gedrungener Gestalt. Koteletten rahmten das ernste, eckige Gesicht. Alles an ihm verriet den Berufssoldaten. Shay hielt ihn für einen anständigen Offizier.
„Warten Sie draußen, Schmidt“, verlangte Donaldson und wandte sich an Shay. „Nehmen Sie Platz, Captain Shay.“
„Der Mann ist ein Guerilla, Sir“, erinnerte Khuyper glatt. „Ich sehe mich nicht in der Lage, ihm diesen angemaßten Rang zuzuerkennen.“
Donaldson zuckte die Schulter.
„Wir wissen nicht sicher, daß er kein Offizier der Konföderation ist. Bis das geklärt ist, können wir ihm die Höflichkeit erweisen, ihn mit seinem Rang anzusprechen.“ Eine feine Röte berührte die Wangen des Captains. Donaldson lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
„Ich höre, daß es in Ihrer Baracke eine schwere Prügelei gab, Shay.“
„Es war ein verdammter Blödsinn, Harris die Baracke noch einmal betreten zu lassen, nachdem er den Eid geleistet hatte“, erwiderte Shay grob.
Donaldson gab Khuyper einen Blick. Der Captain sah zur Seite.
„Warum haben Sie auf Ihre Rechte als Offizier verzichtet und sich als einfacher Soldat in Gefangenschaft begeben?“
„Ich wäre in ein Offizierslager geschickt worden, wollte aber das Schicksal meiner Männer teilen. Dazu war mein Bruder schwer verwundet. Ich konnte ihn nicht gut der Barmherzigkeit eines Yankeegefängnisses überlassen.“
„Hm. - Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, daß Sie und Ihre Männer nicht ausgetauscht werden.“
Shay zuckte zusammen.
„Warum nicht?“
„Das ist einfach. Wir können weit mehr Männer zu den Fahnen rufen als der Süden. Also können wir uns leisten, unsere Männer in Gefangenschaft schmoren zu lassen. Der Süden nicht, er hätte die Männer bitter nötig, die er durch die Beendigung des Austauschs verliert. Die Konföderation blutet aus.“
„Sie wird durchhalten.“
„Nein. Die Desertionsrate der Konföderation ist unglaublich hoch.“ Der Major verschränkte die Arme. „Außerdem steht dem Austausch Ihrer Einheit noch etwas anderes entgegen. Wir haben keinen Beweis, daß sie zu den regulären Streitkräften der Konföderation gehört.“
„Wir sind eine reguläre Einheit des Nördlichen Militärischen Unterdistrikts von Texas unter Brigade-General Henry E. McCulloch und operierten als selbständige Einheit an der Indianerfront. Als wir auf Ihre Kansas-Freiwilligen stießen, hatten wir ein schweres Gefecht mit den Kiowas hinter uns.“
„Sie wurden mir als Guerillas gemeldet.“
„Eine Lüge, die sich Captain Khuyper ausgedacht hat!“
Donaldsons Augen blickten eisig. „Passen Sie auf, was Sie sagen!“
„Ich beschuldige ihn, absichtlich die Kompanie-Akten vernichtet zu haben, weil sie unseren Status bewiesen hätten.“
Khuyper lachte spöttisch. „Sie haben kein Recht, irgendjemand zu beschuldigen. Es gibt nur einen Unterschied zwischen dem berüchtigten Quantrill und Ihnen: Quantrill ist wenigstens ehrlich genug, unter der Schwarzen Flagge zu reiten.“
Donaldson schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. „Verdammt noch mal, ich hab genug von diesem Gerangel!“
„Dann kommen Sie zur Sache“, begehrte Shay zornig auf, „oder schicken Sie mich zu meinen Männern zurück.“
„Gehen Sie nicht zu weit, Shay. Ich hab genug von Ihrer Rebellen-Arroganz.“ Donaldson zügelte seinen Zorn und fuhr ruhig fort. „Doc Hume wird morgen den Treue-Eid auf die Union leisten und sich zum Dienst am Oregon-Trail verpflichten.“
„Interessant“, erwiderte Shay unterkühlt.
„Hume hält viel von Ihnen, Shay. Er hat mir erzählt, daß Sie sich auf den Prärien auskennen. Sie haben sich zwischen fünf dort aufgehalten?“
„Ja.“
Donaldson zündete eine Zigarre an und musterte Shay scharf.
„Waren Sie da in der Armee?“
„Nein. Ich diente als Scout - Siebenundfünfzig unter Sumner gegen die Cheyennes zwischen dem Platte und dem Arkansas. Das Jahr darauf während des Utah-Feldzugs.“
„Sie kennen sich auch mit den Sioux aus?“
„Mit den Otchenti Chakowin, den Sieben Ratsfeuern, ja.“
Donaldsons Brauen hoben sich.
„Sie sprechen Sioux?“
Shay zuckte die Schultern. „Genug, um damit durchzukommen. Ich beherrsche den Dialekt der Cheyenne und Pawnee einigermaßen.“
„Ah.“ Irgendwie schien dem Major die Information willkommen. „Well, am Oregon Trail weht ein rauher Wind. Entlang den siebenhundert Meilen zwischen Westport Landing und Laramie liegen statistisch gesehen eineinhalb Gräber pro Meile.“
„Der Trail war noch nie ein Spaziergang.“
„Die Cheyennes schwärmen dick wie Mückenschwärme längs des Trails. Die Arapahoes lassen westlich Fort Laramie das Blut fließen.“
Sabin Shay grinste.
„Wie es heißt, hat der Norden eineinhalb Millionen Mann unter den Waffen. Ihr solltet es im Kreuz haben, die Indianer friedlich zu halten.“Donaldson ließ sich auf kein Geplänkel ein.
„Vor dem Krieg hatten wir reguläre Soldaten hier, Männer hart und diszipliniert. Die Indianer hatten Respekt vor ihnen.“
„Und?“
„Nun dienen hier Freiwillige, Milizsoldaten ohne richtige Ausbildung. Sie sichern die Wagenwege und die Telegraphenlinie von South Pass nach Julesburg. Was wir dringend brauchen, sind erfahrene Indianerkämpfer.“
„Ich hoffe, sie kriegen Sie.“
Donaldson errötete. Er war an Respekt gewöhnt, und Sabin Shay geizte arg damit.
„Wir erwarten, daß die Roten den Oregon Trail sperren. Sie wissen, daß wir mit dem Süden in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt sind.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“
Donaldson runzelte ob dieser Unterbrechung ärgerlich die Brauen. „Ich möchte, daß Sie und Ihre Männer den Treue-Eid leisten, damit wir Sie am Oregon-Trail einsetzen können.“
„Wa nee chee“, sagte Shay. „Nie und nimmer!“
„Sie erhalten das Wort der Regierung, daß Sie nicht gezwungen werden, gegen den Süden zu kämpfen. Hume und Harris haben den Eid bereits geleistet.“
„Hume ist Engländer und fühlt sich zur Hilfeleistung verpflichtet, ob ein Mann Blau oder Grau trägt. Und Harris war nie ein guter Soldat - er ist kein Gewinn für Sie.“
„Ihr Bruder ist tot. Und wenn Sie nicht vernünftigt sind, werden alle Ihre übrigen Männer in der Gefangenschaft sterben.“
„Wofür Captain Khuyper mit Freude sorgen wird.“
Einen Augenblick herrschte Stille, dann sagte Khuyper böse. „Ich wünschte, ihr wärt schon alle tot.“
Donaldson winkte abweisend.
„Bitte, verlassen Sie das Zimmer, Captain Khuyper.“ Der gutaussehende Offizier ging mit steifem Rücken hinaus.
Shay sah Donaldson fest an.
„Der Hundesohn hat den Tod meines Bruders und der anderen Kameraden absichtlich herbeigeführt.“
„Sie wissen, daß Khuyper in seiner Eigenschaft als Kommandant des Gefangenenlagers nicht dem Fortkommandanten untersteht. Doch wie ich hörte, waren Ihre Männer bereits in sehr schlechter Verfassung, als sie hier ankamen.“
„Hat Khuyper Ihnen auch erzählt, daß er uns in Gewaltmärschen bei halber Verpflegung vom Badwater bis hierher marschieren ließ?“
Donaldsons Lippen schlossen sich hart um die Zigarre. Dann knurrte er bissig:
„Ich nehme an, Sie haben vom Andersonville-Gefängnis in Georgia gehört, ja?“
„Ein wenig.“
Donaldsons Stimme hob sich.
„Ein Pestloch, in dem mehr als zehntausend Unions-Soldaten in unbeschreiblichem Dreck gestorben sind!“
Shay zögerte mit einer Antwort. In einer Minute würden sie sich gegenseitig anschreien. Das führte zu nichts.
„Sie sind Offizier“, fuhr Donaldson ruhiger fort. „Wir brauchen Sie, damit Sie Ihre Männer zum Dienst an der Indianerfront überreden. Innerhalb einer Woche könntet ihr auf dem Weg nach Westen sein - auf einem guten Pferd und im frischen Wind der Prärie, der euch den Gefängnisgestank aus den Nasen blasen wird.“
Sabin Shay schüttelte den Kopf.
„Rufen Sie die Wache.“
Donaldson schob ihm ein Schriftstück zu. „Lesen Sie - und denken Sie dann gründlich nach.“
Shay las - und wurde bleich.
„So ist das“, brummte Donaldson. „Der Kommandierende General des Missouri-Departements hat entschieden, daß Sie und Ihre Männer entweder den Treue-Eid leisten müssen oder als Guerillas vor das Kriegsgericht gestellt werden. Sie können nicht beweisen, daß Ihre Kompanie eine reguläre Einheit der Süd-Armee ist.“ Donaldson zupfte an den Bartkoteletten und hüstelte verlegen. „Captain Shay“, fuhr er beschwörend fort, „ich fürchte, Sie werden Captain Khuyper ein Vergnügen bereiten, wenn ihr nicht den Treue-Eid leistet. Wenn ihr nämlich schuldig befunden werdet, Guerillas zu sein - und danach sieht es verzweifelt aus -, könnt ihr nur eins erwarten: unter den Kugeln des Hinrichtungskommandos zu fallen - bis zum letzten Mann!“
Sabin Shay spürte kalten Schweiß. Der Major nahm einen Brief aus der Schublade.
„Ich traf in Westport Landing einen Colonel Bascomb mit Sohn und Tochter. Miß Bascomb hörte, daß ich hierher unterwegs bin. Sie bat mich, Ihnen diesen Brief zu geben.“
Shay nahm den Brief, und der Major erhob sich. „Die Bascombs sind auf dem Weg nach Oregon, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen.“
Shay starrte auf den Brief. Den letzten hatte er von Marianne aus New Orleans erhalten, als er mit seiner Kompanie von San Antone zum Einsatz an der Indianerfront am Pease River aufbrach. Sie hatte nichts von einer Übersiedlung in den Westen erwähnt.

+ + +

Dr. Hume schlief im Lazarett auf einem Bett. Shay setzte sich an den Schreibtisch des Arztes und öffnete den Brief.

„Westport Landing, Missouri

Liebster Sabin,
seit Du San Antone verlassen hast, erhielt ich keine Post von Dir. Nachricht über Deine Gefangennahme überbrachte uns ein ausgetauschter Kriegsgefangener. Wir senden Dir und Miles unsere besten Wünsche, bevor wir zu unserem großen Abenteuer aufbrechen - nach Oregon! Vater stellt bereits Wagen und Vorräte für die weite Reise zusammen. Ich bin begeistert von der Aussicht, wilde Indianer und die unendliche Weite der Prärien zu sehen.
Bruder Stacy wird uns begleiten. Er wurde im Sommer 62 in New Orleans wegen Krankheit aus der Gefangenschaft entlassen. Natürlich war es für Vater schwierig, die Erlaubnis zur Auswanderung nach Oregon zu erhalten. Aber wie Du weißt, hatte er vor dem Krieg großen politischen Einfluß in Washington. Und die alten Freunde haben Colonel Clay Bascomb nicht vergessen.
Wir sehen einem neuen Anfang in Oregon entgegen, und Dad wird ein neues großes Herrenhaus bauen, dem ich vorstehen werde. Pa sagt, die Zukunft des Landes liegt im Westen. Ich muß nun schließen, denn mit der Näherin will ich Reisekleider anprobieren. Gibt es keine Möglichkeit, daß Du auf Ehrenwort entlassen oder ausgetauscht wirst? Du liebst doch den großartigen Westen so sehr, und ich weiß, daß Oregon ein Land für Dich wäre, in dem Du es weit bringen würdest. Muß ich noch mehr sagen, Sabin?
Paß auf Dich auf und vergiß Deine alten Freunde nicht. Ich hoffe so sehr, wir werden uns wiedersehen.
In Liebe Marianne“

Sabin Shay saß nachdenklich da. Klar, daß auch diesmal Colonel Bascomb genau gewußt hatte, auf welcher Seite das Brot gebuttert war! Schlich sich aus dem Süden davon, solange es noch gut ging - mit all seinem Vermögen. Er hatte Shay schlimm zugesetzt und genau wissen wollen, welche Zukunftspläne er habe, wenn er schon Marianne zu heiraten gedenke. Und Stacy! Er war in seiner Milizuniform herumstolziert und hatte geglaubt, auf Shay herabsehen zu können, obwohl er sich nur zu einer Heimwehrtruppe gemeldet hatte, die nicht zum Einsatz außerhalb Louisianas herangezogen würde. Stacy hatte ganz gewiß eifrig von seinem Dad gelernt.

+ + +

Im Gefangenenlager schleppten sich die Tage zäh dahin. Fahrer Ellis und Soldat Foster erlagen dem Typhus, zwei weitere Gräber wölbten sich auf dem Gefangenenfriedhof. Dr. Hume hatte den Bereich des Lagers, der Stockade genannt wurde, verlassen. Er trug nun das Blau der Yankees.
Matt Duggan war in die Baracke zurückgekehrt. Schweigend und mürrisch und vom Haß zerfressen, hielt er sich abseits. Aber der hagere Norton Fraser war es, der am meisten gegen jeden Plan, dem Gefängnis zu entkommen, wetterte, der sich nicht darin erschöpfte, einfach aus der Stockade auszubrechen. Der hartbeinige Texaner sah nur diesen Weg als ehrenhaft an, und ein Dutzend Hitzköpfe stimmten ihm zu.
Frasers Chance kam, als der Typhus auf die Besatzung des Forts übergriff und Gefangene zum Arbeitsdienst im Fort eingeteilt wurden. Fraser und sieben Verschwörer meldeten sich eines Nachmittags zum Entladen von Nachschubwagen, die eben aus Fort Leavenworth eingetroffen waren. Auch Shay meldete sich. Die neun abgerissenen Rebellen marschierten zur Zahlmeisterei, bewacht von vier Milizsoldaten.
Fraser und Shay trugen Kisten von den Wagen in das Magazin.
„Nun komm nur nicht auf die Idee, uns aufhalten zu wollen“, warnte Fraser leise.
Shay hob den Kopf. „Du verdammter Narr - wenn du einen solchen Mist vorhast, wirst du deinen letzten Fehler machen.“
Sie hoben die Kisten auf einen Stapel. Fraser wischte Schweiß vom Gesicht.
„Tut mir leid, daß du dich auch gemeldet hast. Aber wir haben uns alles ausgedacht. Ich rate dir, melde dich krank und geh zurück in die Stockade. Denn wenn du versuchst uns aufzuhalten, Cap'n Shay, wird dir das gar nicht bekommen.“
Die Dämmerung nahte und die Schatten wuchsen. Hier und dort begann gelbes Lampenlicht gegen die Dunkelheit anzukämpfen. Ein Korporal kam um die Ecke der Zahlmeisterei.
„All right, ihr Rebellen! Zurück in den Schweinekoben! Beeilt euch!“
Die Gefangenen formierten sich und marschierten zur Stockade.
Shay befand sich hinter Fraser und vor Morton. Das Stockade-Tor öffnete sich knarrend. Der Korporal hielt sich ein Stück vor Fraser neben der Kolonne. Fraser warf einen Blick zurück auf Shay. Shay schüttelte warnend den Kopf. Fraser spuckte aus, dann schloß er katzengewandt zu dem Korporal auf.
Shay versuchte ihn einzuholen, aber ein Gefangener stellte ihm den Fuß. Er stürzte schwer.
Fraser riß den Korporal herum und hämmerte ihm die Faust unter das Kinn. Während der Korporal zusammenbrach, riß er ihm die Springfield aus der Hand. Die anderen Gefangenen nahmen sich die übrigen Bewacher vor. Ein Posten auf dem Wehrgang starrte ungläubig auf das Knäuel kämpfender Männer und gab einen Alarmschuß ab. Er rammte eine neue Patrone in die Kammer, spannte das Gewehr und setzte das Zündhütchen auf. Die schwere Kugel fuhr dem Gefangenen Palley in die Brust.
Shay rollte sich von den trampelnden Füßen weg. Drei Bewacher lagen am Boden. Der Gefangene Sam Farber taumelte gegen die Stockade-Wand und faßte an die zerschossene Schulter. MacGinnis, DeVries, Danby und Lewis flüchteten.
Rufe gellten in der Dunkelheit. Die Wache trampelte im Laufschritt heran. Fraser feuerte direkt über Shays Gesicht hinweg, der Pulverblitz blendete Shay. Er hörte den dumpfen Einschlag einer Kugel und das röchelnde Husten eines schwer getroffenen Mannes. Die dröhnende Stimme von Sergeant Schmidt übertönte den Lärm.
Gewehre krachten ständig, bis Shay wieder sehen konnte. Pulverrauch wehte. Shay richtete sich neben einem Schuppen auf. Ein großer Mann mit einem Karabiner hetzte über den Exerzierplatz.
Khuyper.
Danby drückte einen Schuß ab, der Khuyper verfehlte. Der Captain gab einen Schnappschuß ab, und Danby brach wie vom Blitz getroffen zusammen. Die vier übrigen Flüchtlinge liefen zum Korral. Doch sie hatten nicht mit Captain Khuyper gerechnet. Er feuerte wieder. DeVries stürzte.
„Himmel!“ rief Lewis. „Er hat einen dieser Yankee-Mehrlader, die einer am Morgen lädt, um den ganzen Tag zu schießen.“
Das waren Lewis' letzte Worte. Eine Kugel durchbohrte seinen Kopf. Schmidt und seine Männer eröffneten ein flankierendes Feuer. MacGinnis gab auf und warf das Gewehr weg. Fraser erreichte den Korral. Eine Salve durchsiebte den hartbeinigen, verwegenen Texaner.
Khuyper bemerkte Shay und gab einen Schuß auf ihn ab. Shay zuckte zusammen, während Holzsplitter sich in seinen linken Arm bohrten. Khuyper näherte sich mit katzenhaften Schritten MacGinnis. Der hob seine schmutzigen Hände. Khuyper feuerte aus dem Hüftanschlag, und die Kugel traf MacGinnis in den Bauch. Er krümmte sich zusammen. Khuypers Spencer-Karabiner krachte noch zweimal, und MacGinnis Kopf wurde zu einer blutigen Masse.
Sabin Shay lief auf Khuyper zu, der wie im Traum im ziehenden Pulverrauch stand und nachlud. Schmidts Männer schlossen das Tor. Khuyper blickte auf und bemerkte Shay. Er hob den Karabiner. Shay packte die Waffe mit der Linken und wuchtete die Rechte gegen das Kinn des Offiziers. Er riß das Gewehr an sich, während Khuyper zu Boden ging.
Etwas Hartes stieß gegen Shays Rücken.
„Laß den Spencer fallen!“ schnarrte eine Stimme. Shay ließ den Mehrlader zu Boden klappern.
Khuyper raffte sich auf und wischte Blut von seinem Mund.
„Dafür werden Sie hängen, Rebellen-Bastard!“ knirschte er.
Major Donaldson eilte über den Exerzierplatz. Hinter ihm formierten sich die Kompanien unter den peitschenden Befehlen der Unteroffiziere. Latnenschein schimmerte auf Bajonetten.
Donaldson blieb vor Shay stehen.
„Wußten Sie von dem Ausbruch, Shay?“
„Ich hörte nur Gerüchte.“
„Warum versuchten Sie nicht, Ihre Männer aufzuhalten?“
Shay lächelte kühl. „Ich versuchte es, kam aber nicht weit. Schließlich hab ich hier nichts zu befehlen. Und haben Sie schon mal versucht, vernünftig mit einem zornigen Texaner zu reden?“
„Dafür wird noch höllisch zu zahlen sein.“
Shay blickte zu Donaldson vorbei auf Khuyper.
„Ja“, knirschte er. „Dafür wird noch höllisch bezahlt werden.“
Der Major klatschte die Faust in den Handteller. „Verdammt noch mal! Haben Sie sich nun endlich entschlossen, den Treue-Eid zu leisten oder nicht?“
„Geben Sie mir Zeit bis zum Wecken.“

+ + +

Wer die Originalstory Massacre Creek lesen will, der kann bei Amazon eine Kindle-Leseprobe auf Englisch lesen und wird feststellen, daß die Namen aus dem Western-Taschenbuch 304 auch dort auftauchen.

Kommentare  

#1 Hermes 2015-08-01 08:41
Was bedeutet das Jetzt für Robert Linder und den Blitz Verlag? lst der Tatbestand der Üblen Nachrede erfüllt? Müssen sie jetzt einer Klage der Familie Grasmück entgegensehen? Werden dann alle noch nicht verkauften Exemplare des Taschenbuchs aus dem Verkehr gezogen?
#2 Harantor 2015-08-01 11:01
Das bedeutet in erster Linie, dass wir die Indizienkette vervollständigen, denn Herr Kaegelmann glaubte ja nicht daran, dass Zauberkreis dieser Fehler unterlaufen ist. Dazu dann im Grunde die Frage an die Sprachkundigen. Wer die Leseprobe von "Massacre Creek" bei Amazon gelesen hat, mag doch mal seine Meinung kund tun welche der beiden angebotenen deutschen Fassungen bei einer Übersetzung herauskommt.

Was das für Linder, Kaegelmann und den Blitz Verlag bedeutet, möchte ich nicht beurteilen.
#3 Postman 2015-08-01 11:55
Darum will ich mich offen gesagt in keiner Community beteiligen. Das Leben besteht heutzutage meist nur noch daraus entweder irgendwelche Fehler zu entdecken und damit üble Nachreden zu erstellen oder im Gegenzug mit etwas Passendem dagegenzuhalten um sich als "Wissender" zu profilieren.
Ich halte die Aktivitäten von beiden Seiten für ziemlich sinnlos da man sich schnell in menschliche Peinlichkeiten verwickelt und so etwas nicht ins Internet gehört.
Für mich zählt nur, ob der Schrieb Spaß macht - woher der Autor die Idee hatte oder wer ihm damals die Toilettenrolle eine Zeitlang auffüllen durfte ist doch den meisten eigentlich egal und wenn so "moderner Journalismus" ausschaut ... nein danke.
#4 Harantor 2015-08-01 12:06
Was heißt hier Fehler? Da hat Robert Linder die These aufgestellt, dass sich Autor Grasmück fremder Geschichten bedient hat, die er unter seinem Namen veröffentlicht hat. Das ist also egal? Und so OK? Nee. das ist traditioneller Journalismus, darauf hinzuweisen.
#5 Ganthet 2015-08-01 13:17
Eigentlich ist doch gar nichts Schlimmes passiert. Robert Linder hat sich aufgrund eines Druckfehlers geirrt; so etwas kann passieren. Man kann den Fehler einräumen und damit sollte es eigentlich auch gut sein. Der Bltz Verlag hätte damit wirklich Stärke gezeigt.

Ich bezweifel allerdings, dass das Thema schnell erledigt sein wird, wenn ich mir die Diskussionen zwischen ZS und Blitz Verlag der letzten Wochen noch einmal in Gedächtnis rufe.

Zudem hat der Blitz Verlag jetzt sein Forum frei geschaltet, in dem schon große Enthüllungen angekündigt werden (Macabros, Mobbing usw.). Es trifft aber nicht nur den ZS. Nachfragen von Usern des Hörspieltalks wurden dort auch schon ziemlich gereizt abgebürstet.

Wenn ich mich an den Diskussionen auch nicht beteilgt habe, muss ich einräumen, das die ganze Pose doch einen gewissen Unterhaltungswert hat. ;-)
#6 G. Walt 2015-08-01 16:13
zitiere Hermes:
Was bedeutet das Jetzt für Robert Linder und den Blitz Verlag? lst der Tatbestand der Üblen Nachrede erfüllt? Müssen sie jetzt einer Klage der Familie Grasmück entgegensehen? Werden dann alle noch nicht verkauften Exemplare des Taschenbuchs aus dem Verkehr gezogen?


Das galube ich kaum. Für die Werke von Grasmück wäre es wünschenswert eine andere Veröffentlichung zu erfahren.

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