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Facetten des Königs: Rock'n Roll Heaven - Dead Zone

Facetten des KönigsRock'n Roll Heaven - Dead Zone

Niemand kann mit Sicherheit sagen, wann genau Doug E. Graves das Licht der Welt erblickte. Was natürlich eine falsche Formulierung ist. Zutreffender wäre: Niemand kann mit Sicherheit sagen, wann genau Doug E. Graves das Dunkel der Nacht erblickte. Seine Kollegen würden sagen, er war auf einmal einfach da. Wenn er denn Kollegen hätte. Es ist traurig, über jemanden sagen zu müssen, dass er ein unangenehmes Wesen hat, aber das scheint im Leben des Autors Stephen King an sich auch nichts Ungewöhnliches.

 Doug E. Graves ist jemand, der es immer nur gut meint und im Endeffekt nichts Gutes damit unters Volk bringt.

Als seine Heimat könnte man den Sender WKIT 100,3 Bangor/Maine bezeichnen. ‚Dougie‘, wie man ihn hinter vorgehaltener Hand gerne nennt, hofft dort immer noch auf eine eigene Sendung. Aber schon die Aufgabe, als Maskottchen fungieren zu dürfen, scheint ihm auf eine seltsame Art Befriedigung zu verschaffen. Und würde er nicht jedermann soviel Respekt abverlangen (teilweise nennt man es auch Angst), er wäre längst rausgeflogen.

Aber reiten wir nicht so sehr auf den üblen Nachreden über Dougie herum. Nähern wir uns lieber seiner Daseinsberechtigung an und diese ist bei einem Herrn mit dem Namen Stephen King zu finden. Was macht ein von Rock-Musik besessener Horror-Autor, der zuviel Geld übrig hat und den Menschen etwas Gutes tun möchte? Er kauft einen Radiosender. Und weil Stephen King besonders viel Geld hat, gründet er gemeinsam mit seiner Frau Tabitha die Firma Zoneradio und kauft gleich drei Radiosender. Der Autor mischt sich dabei sehr wenig in die Geschäftsführung ein, die Anforderungen sind aber ganz klar geregelt. Schließlich will Stephen King, wenn er schon mal dazu kommt, Radio zu hören, auch das hören, weswegen die Familie King dieses Unterfangen in Angriff genommen hat.

Doug E. Graves bei einem Kongress in Bangor. Hoffentlich lässt er den Mantel geschlossen.Und was ist denn ein ordentlicher Radiosender ohne Maskottchen? Wie Football ohne Cheerleader. Wie Nudeln ohne Pesto. Wie Cujo ohne Tollwut. Geschäftsführer Bobby Russell wollte Anfang der 1990er für den ihm unterstellten Sender ein dem Besitzer würdiges Logo. Beauftragt wurde damit der Künstler Glenn Chadbourne, der mit seinem Entwurf auch Doug E. Graves ins Leben rief. Dougie kam so gut an, das man den Maskenbildner Chris Hanson schließlich bat, vier Latexmasken von der Dougie-Zeichenvorlage zu fertigen. Der Sender  hatte endlich sein Maskottchen. Die Nudeln hatten endlich ihr Pesto. Cujo hatte endlich seine Tollwut. Doch es gibt ja nicht nur einen Sender.

Bild4:The Rock Bottom Remainders
          

WKIT ist über die Frequenz 100.3 im Großraum Bangor/Maine zu empfangen und ein reiner Rock-Sender, der 24 Stunden lang 7 Tage die Woche auf Sendung ist. Auch wenn das Programm an Wochenenden ab und an mal mit fertigen Einspielern gefüllt wird, sind die Moderationen zu jeder Tages- und natürlich auch Nachtzeit live. Es ist einer der ganz wenigen Radiosender, die rund um die Uhr persönlich erreichbar sind. Es ist auch Teil der Geschäftspolitik, nicht als bloße Abspielstation zu agieren, sondern für die Hörer immer dazusein. WKIT ist eine der ganz wenigen kommerziellen Stationen, die privat geführt werden. Trotz des überregionalen Sendegebietes sorgt Chef Bobby Russell dafür, dass WKIT bodenständig bleibt und sich an vielen Festen und Aktivitäten im Großraum Bangor beteiligt. Wenn da bloß nicht immer Doug E. Graves rumschleichen würde.

Dougie und seine eigenwillige Vorstellung von Rohkost. WZON, über AM 620 zu hören, ist ein reiner Sportkanal, der sich auf Sportereignisse in der Region und der weiteren Umgebung von Maine spezialisiert hat. Darüber hinaus überträgt WZON gelegentlich von anderen, größeren Sportsendern Berichte von nationalen Spielen jedweder Art.

Ein echtes Kuriosum leistet sich King aber mit seiner Affinität zum High-School-Sport und dem Junior-League-Baseball. WDME auf 103.1 bringt ausschließlich schulische Sportereignisse, Berichte und Übertragungen aus den untersten Regional-Ligen und Landesmeisterschaften in Baseball, Fußball, Hockey oder auch Football.

Der Autor lernt das Maskottchen seines Senders kennen.Besonderes Augenmerk wird bei WDME auf die Boston Red Sox gelegt. Stephen Kings absoluter Lieblingsverein. Der Roman ‚Das Mädchen – The Girl who loved Tom Gordon‘ handelt von einem Mädchen, das sich in den Wäldern von Maine verläuft und überlebt, weil ein Spieler der Red Sox sie imaginär begleitet.

Da ist ein Roman-Autor, der gerne Musik hört, seine eigenen Radiosender besitzt und bei seinen Büchern gerne mal Auszüge aus Liedtexten den Kapiteln voranstellt. Ein Mensch wie dieser, würde der nicht selbst Musik machen? Macht er, und zwar mit der Rhythmus-Gitarre. Er schaltet also nicht nur einfach den Radio an, und macht ordentlich laut, sondern mimt selbst den Rock’n Roller. Aber weil er das nicht gerne alleine macht, gibt es die ‚Rock Bottom Remainders‘.  Es war nur natürlich, dass sich irgendwann unter all den Autoren, die sich auf Festivals, Kongressen oder Lesungen ständig über den Weg laufen, auch mal die Halb-Musiker unter ihnen zusammenrotten würden. Echte Rocker, mit spitzer Feder.

The Rock Bottom Remainders ‚The Rock Bottom Remainders‘ ist eine Rock-Coverband, die gerne mal zu bekannten Stücken auch selbstverfasste Texte zum Besten geben, meist in die humoristische Richtung. Schließlich sind die Band-Mitglieder allesamt Autoren, wie Matt Groening, Scott Turow, James McBride, Dave Berry, Kathy Goldmaik, Mitch Albom, Roy Blount, Greg Iles, Amy Tan, Ridley Pearson und eben Stephen King. Die Band gibt ausschließlich Benefiz-Konzerte, meist für Organisationen, die sich mit Kindern beschäftigen. Auf einem Konzert der ‚Rock Bottom Remainders‘ wurde Doug E. Graves noch nicht gesichtet. Jedenfalls gibt es darüber noch keine Berichte.

In Amerika ist eine CD der ‚Rock Bottom Remainders’ erschienen, die niemals neu aufgelegt wurde und es auch nicht bis Europa schaffte.

Doug E. Graves wird trotz aller Bemühungen nicht in die Band aufgenommen, obwohl er ganz hervorragend das Schafott spielt, oder auch mal die Stalin-Orgel. Aber er ist einfach kein Schriftsteller.

Bildquellen: Rock Bottom Remainders, Zoneradio, Monstercloset



Senderlogo WKIT
 
Für das Magazin Entertainment Weekly erstellte Stephen King diese Liste mit Rock-Songs, um für jede Stunde des Tages ein Lied zu haben und ein Zusätzliches, "mit dem man sich anfreunden könnte."

"PSYCHOTIC REACTION” – Count 5, “IN-A-GADDA-DA-VIDA” – Iron Butterfly, “DEAD FLOWERS” – Rolling Stones, “NEEDLES AND PINS” – The Searchers, “I GET AROUND” – Beach Boys, “ON THE DARK SIDE” - John Cafferty and the Beaver Brown Band, “YOU NEVER CAN TELL” – Chuck Berry, “I WANT TO HELP YOU ANN” – The Lyres, “LONG COOL WOMAN” – The Hollies, “DON’T BE CRUEL” – Elvis Presley, “AIN’T NO FUN” – AC/DC, “SIXTY MINUTE MAN” - The Dominoes, “MASS. AVE” – Willie Alexander, “THE GIRL CAN’T HELP IT – Little Richard, “SHE LOVES YOU” – The Beatles, “NEW ORLEANS” – Gary U.S. Bonds, “RAMROD” – Bruce Springsteen, “LET’S HAVE A PARTY” – Wanda Jackson, “BIG HUNK O’F LOVE” – Elvis Presley, “BIP BOP BOOM” – Mickey Hawks, “C’MON EVERYBODY” – Eddie Cochran, “STUPID CUPID” – Connie Francis, “MYSTERY DANCE” – Elvis Costello, “BURNING LOVE” – Elvis Presley, “ANARCHY IN THE U.K.” – Sex Pistols
 
 
Eine andere Facette: MAINE - DIFFERENT SEASONS
Wieder eine Facette: DARSTELLER - THE DARK HALF
Noch eine Facette: Mr. WRIGHTSON - THE SHINING 
Ach, 'ne weitere Facette: WOLZ SCHREIBT ALS KRAUS - ON WRITING
Ach je, da gibts ja EXPERIMENTE - NEEDFUL THINGS  
Und der letzte Teil: DER FAN - SKELETON CREW  
 

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