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Die Abenteuer eines cleveren Teenagers - »Till, der Junge von nebenan«

Till, der Junge von nebenanDie Abenteuer eines cleveren Teenagers
»Till, der Junge von nebenan«

Eine der beliebtesten Familienserien der deutschen Fernsehgeschichte ist nun wieder auf DVD zu haben: „Till, der Junge von nebenan“ entstand 1967 für das ZDF am Puls des damaligen Zeitgeistes.

Und obwohl sie noch in Schwarz-Weiß gedreht wurde, ist sie in all den Jahrzehnten nicht in Vergessenheit geraten und auch gelegentlich wiederholt worden.

Till, der Junge von nebenan1967 war ein Jahr des Umbruchs, in dem die Studentenunruhen kurz bevorstanden und man sich auf der ganzen Welt vermehrt Gedanken darüber machte, ob das, was die Generationen davor gelehrt und als Verhaltensweisen übermittelt hatten, wirklich so uneingeschränkt sinnvoll war. Prügelstrafen im Elternhaus oder in der Schulklasse wurden hinterfragt und nicht einfach weiter verteilt, weil es bislang so Sitte gewesen war. Die ersten Anzeichen alternativer Erziehungsmodelle setzten sich nun langsam aber sicher durch, und schon im darauffolgenden Jahrzehnt war von dem Mief der Nachkriegsjahre in den bundesdeutschen Kinderstuben nur noch selten etwas zu spüren. „Till, der Junge von nebenan“ entstammt der Feder der Autoren Dieter Werner („Hotel Victoria“, „Förster Horn“) und Detlef Müller („Unser Pauker“, „Eine geschiedene Frau“), die in dreizehn je rund 35minütigen Folgen aus dem Leben eines Zwölfjährigen berichten, der das Glück hat, dass seine Eltern ein überaus partnerschaftliches Erziehungsmodell verfolgen und Geschrei und Schläge vollkommen aus dem Portfolio ihrer pädagogischen Mittel verbannt sind. Wenn dabei Jungen wie Till herauskommen, kann man diesen Ansatz auch mehr als 50 Jahre später uneingeschränkt zur Nachahmung weiterempfehlen!

Till, der Junge von nebenanPeter Hauser (Lutz Moik) und seine Frau Karin (Lucia Bays) sind umgezogen, weswegen ihr zwölfjähriger Sohn Till (Hans Joachim Bohm) nun zwangsläufig neue Freunde finden muss. Als er den Möbelpackern ein paar Flaschen Bier organisieren soll, trifft er in der Eckkneipe auf den gleichaltrigen Kurt Großmann (Rolf Bogus), den Sohn des Schankwirts (Herbert A. Knippenberg), der innerhalb kurzer Zeit zu Tills bestem Freund wird. Kurt ist Mitglied der Straßengang, die unter der Anführung des Lackaffen Albert Bruchmann (Ilja Richter) steht, der aus reichem Elternhause stammt und diese Tatsache auch häufig heraushängen lässt. Dennoch dauert es nicht lange, bis die Jungs und ihre Mitschülerin Britta Bertram (Susanne Uhlen) zu einer eingeschworenen Clique werden, die auch immer mal wieder Unsinn anrichten. Eine Straßenprügelei führt dazu, dass die Auslieferung eines Smokings von Schneider Seubert (Rudi Schmitt) nicht pünktlich vonstatten geht; Knallfrösche, die Till und Kurt auf einen Sportler im Park werfen, ziehen ganz unvorhergesehene Konsequenzen nach sich; und als Till ein kleines Schwesterchen bekommt, leidet unter seiner Aufsichtspflicht seine Liebe zum Fußball, weswegen „Die Kronprinzessin“ vernachlässigt wird und im Park abhanden kommt. Doch ganz egal, was Till gerade angestellt hat, sein Vater bleibt sachlich und erläutert ihm lieber, was an seinem Verhalten nicht richtig war, anstatt nach dem Rohrstock zu greifen.

Till, der Junge von nebenanIn den mehr als 50 Jahren seit der Entstehung der Serie hat sich am Verhalten von Kindern wahrlich einiges geändert. Die Probleme, mit denen die jungen Protagonisten in „Till, der Junge von nebenan“ aber konfrontiert werden, sind auch heute noch für Gleichaltrige nachvollziehbar. Da geht es um junge Liebe, Eifersucht, Rivalitäten unter Freunden, leidige Musikstunden oder einen Ausflug ins Ferienschulheim. Waren die hier dargestellten Erziehungsmethoden seinerzeit noch innovativ, sollten sie mittlerweile eigentlich Standard sein. Dennoch mutet es auch heute noch ungewöhnlich an, was für ein gut erzogener, cleverer und aufgeweckter Junge hier im Mittelpunkt steht. Als Running-Gag wird dessen „Sprechstunde“ abends um 18 Uhr bei seinem Vater in jeder Folge wieder aufgegriffen, da Peter Hauser Schriftsteller ist, zu Hause arbeitet und vorher nicht gestört werden darf. Wer die Serie noch aus seiner eigenen Kindheit kennt, wird sich mit Freude an sie zurückerinnern und ein Wiederentdecken (vielleicht nun mit den eigenen Kindern) auf DVD sicherlich genießen. Die Wiederveröffentlichung präsentiert die 13 Episoden auf drei DVDs. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist von guter Qualität, auch den deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0) kann man durchweg gut verstehen. Als Extras hat man auch hier die 2007 für die DVD-Erstveröffentlichung produzierten Interviews mit Hauptdarsteller Hans Joachim Bohm (29 Minuten) und Fernsehexperte und Medienberater Hans Schaffner (13 Minuten) mit aufgespielt,

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