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Affäre in London - »Eine Handvoll Staub«

Eine Handvoll StaubAffäre in London
»Eine Handvoll Staub«

Im Zuge der überaus erfolgreichen E.M.-Forster-Verfilmungen der 1980er Jahre („Reise nach Indien“, „Zimmer mit Aussicht“ und „Maurice“) entdeckte man in Großbritannien auch die Arbeiten Evelyn Waughs wieder.

Der in diesem Genre bereits hinlänglich erfahrene Charles Sturridge übernahm 1988 auch die Inszenierung von „Eine Handvoll Staub“, der nun erstmals auf DVD erschienen ist.

Eine Handvoll StaubCharles Sturridge (geboren 1951 in London) war zu Beginn der 1980er Jahre zu internationaler Popularität gelangt, nachdem er den Schlüsselroman im Œuvre von Evelyn Waugh (1903-1966), „Wiedersehen in Brideshead“, kongenial als elfteilige Miniserie in Szene gesetzt hatte. Waughs erstmals 1944 veröffentlichter Roman über den Niedergang einer britischen Adelsfamilie wurde vom „Time“-Magazin erst 2005 wieder zu einem der hundert besten englischsprachigen Romane der zurückliegenden 80 Jahre gewählt. Nach seinen Erfahrungen mit der Miniserie übernahm Sturridge dann auch 1988 die Inszenierung des Kinofilms „Eine Handvoll Staub“ nach Evelyn Waugh, die mit der damaligen Crème-de-la-Crème britischer Leinwandstars besetzt war, von denen eben auch einige Erfahrungen in den Publikums- und Kritikerhits nach den Romanen von E.M. Forster gesammelt hatten. Hier wie dort durften die Mimen in edle Kostüme schlüpfen und an Originallocations drehen (bei „Eine Handvoll Staub“ waren dies u.a. Carlton Towers in Yorkshire, das als Hetton, der Familiensitz der Lasts, herhielt, sowie die Guayana-Region im Dschungel Venezuelas), was den Filmen eine sehr edle Note und eine zeitlose Eleganz verlieh, zumal sie stets in einer längst vergangenen Epoche angesiedelt waren. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch heute noch Serien wie „Downtown Abbey“ oder die nie aus der Mode kommenden Jane-Austen-Adaptionen („Stolz und Vorurteil“, „Sinn und Sinnlichkeit“, „Emma“).

Eine Handvoll StaubTony Last (James Wilby) und seine Gattin Brenda (Kristin Scott Thomas) führen in den 1930er Jahren auf ihrem Landsitz Hetton ein luxuriöses, aber auch einigermaßen langweiliges Leben. Tony genügt es, den Tag mit Lesen oder der Fuchsjagd zu verbringen, während sich seine Gattin nach dem abenteuerlicheren Leben in der Metropole London sehnt. Als sie die Bekanntschaft mit dem gut aussehenden Londoner John Beaver (Rupert Graves) macht, entschließt sich Brenda, in London eine kleine Wohnung zu mieten. Unter dem Vorwand, in der Hauptstadt einen Wirtschaftskursus zu belegen, reist Brenda immer häufiger nach London. Tony ahnt nicht, dass sie hinter seinem Rücken dort eine Affäre mit Beaver begonnen hat. Während gerade die Amerikanerin Mrs. Rattery (Anjelica Huston) zu Gast auf Hetton ist und an einer Fuchsjagd teilnimmt, ereignet sich ein folgenschwerer Unfall, der das ohnehin bereits gebeutelte Verhältnis der Lasts endgültig durcheinanderwirbelt. Tony erkennt den wahren Grund für die andauernden Stadtaufenthalte seiner Ehefrau. Anstatt in die Scheidung einzuwilligen, entschließt er sich aber dazu, eine Südamerika-Reise anzutreten, um etwas Abstand von den Ereignissen zu gewinnen. Gemeinsam mit Dr. Messinger (Christopher Godwin) begibt er sich auf eine Expedition in den Dschungel, wo er auf den exzentrischen Einsiedler und Dickens-Liebhaber Mr. Todd (Lord Alec Guinness) trifft.

Eine Handvoll Staub„Eine Handvoll Staub“ ist ein in schönen Dekors schwelgender romantischer Film mit tragischem Ausgang, intelligent und aufwändig, doch etwas bieder inszeniert. Eingangs handelt er die Episoden der Romanvorlage etwas zu gehetzt ab, aber im weiteren Verlauf findet Charles Sturridge zu mehr Geschlossenheit, so dass man sich schließlich voll und ganz in der detailverliebt rekonstruierten Epoche verlieren kann. Alec Guinness hat einen köstlichen Auftritt gegen Ende des Films, der zusätzlich frischen Wind in die Ereignisse bringt. Die DVD-Erstveröffentlichung bei „Pidax Film-Klassiker“ bietet leider ein nur sehr mäßiges Bild (im Widescreen-Format 1,66:1), das lediglich VHS-Niveau erreicht. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0, optional mit deutschen Untertiteln) geht soweit in Ordnung. Als Extras gibt es einen Audiokommentar mit Regisseur Charles Sturridge, den englischen Originaltrailer zum Film (der in einer besseren Bildqualität vorliegt als der Hauptfilm!) sowie das 18seitige deutsche Presseheft zum Film, das sich als PDF-Dokument im DVD-Rom-Teil der Scheibe befindet.

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