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Kampf gegen die Wilderer - »Die roten Elefanten«

Die roten ElefantenKampf gegen die Wilderer
»Die roten Elefanten«

Seit ihrer Erstausstrahlung im Vorabendprogramm des ZDF im Jahr 1986 ist die siebenteilige Miniserie „Die roten Elefanten“ nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form zu sehen gewesen. 1993 lief auf demselben Sender eine Wiederholung, in der man die Folgen zu einem Dreiteiler zusammengefasst hatte. Nun ist die Abenteuerserie mit lobenswerter Botschaft erstmals auf DVD zu haben, wieder in ihrer Originalfassung als Siebenteiler.

Die roten ElefantenDie Sehnsucht der Deutschen nach Afrika war schon immer groß. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert gehörte Deutschland auf dem dunklen Kontinent sogar zu den Kolonialmächten, und etliche der dort im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts herrschenden Ungerechtigkeiten und ausbeuterischen Verhaltensweisen sind sicherlich auf diese Jahre der Kolonialisierung zurückzuführen. Einen großen Boom erlebte Afrika in westdeutschen Filmen und Serien ab den 1960er Jahren, als zunächst der dort blühende Diamantenhandel und -schmuggel fiktional aufgearbeitet wurde. 1965 entstand teilweise vor Ort in Südafrika beispielsweise der spannende Dreiteiler „Diamanten sind gefährlich“ nach dem Tatsachenbericht von J.H. Du Plessis. Ebenfalls um kriminelle Methoden, mit Diamanten zu Reichtum zu gelangen, drehte sich der Fünfteiler „Härte 10“, der 1974 in Südafrika gedreht wurde. Die Jugend-Abenteuerserie „Orzowei – Weißer Sohn des kleinen Königs“ beschäftigte sich 1976 mit einem weißen Findelkind, das bei Swazikriegern aufwächst. Im Kino jener Zeit ging es wesentlich exploitativer zu, hier wurde Afrika in Verbindung gesetzt mit dem Sklavenhandel („Die Sklavenjäger“) oder einem psychopathischen Albino-Neger (Horst Frank!), der Rhodesien (das heutige Simbabwe) als Mörder und Vergewaltiger terrorisiert („Whispering Death – Der flüsternde Tod“). Zehn Jahre später waren die Ansprüche in Wolf Dietrichs Miniserie „Die roten Elefanten“ ungleich höher angesetzt.

Die roten ElefantenDer deutsche Großwildjäger Karl Wegner (Wolf Roth) kehrt zurück nach Letubé, wo er einst zahlreiche Wildtiere erlegt hatte. Mittlerweile ist das aber verboten, und die M.A.P.S.U., eine Organisation zum Schutz der Tiere, die Wilderer hinter Gitter bringen soll, möchte Wegner als Mitarbeiter gewinnen. Captain Kim Adipo (Sydney Chama) war früher einer der Laufburschen auf Wegners Safaris, nun ist er der Leiter der M.A.P.S.U., was immer wieder zu Kompetenzstreitigkeiten führt. Das Team wird verstärkt durch den engagierten und blitzschnellen Jason Koseki (Winston Gama) und den ehemaligen „Flying Doctor“ Tim Robertson (Joe Stewardson), der mittlerweile aber nicht mehr praktiziert und für M.A.P.S.U. als Pilot tätig sein soll. Bei ihrem ersten Einsatz auf der Suche nach einem Wilderer trifft das Team am „Berg der tanzenden Steine“ auf den Eingeborenen Durako (Eduard Jakobs), der tatsächlich illegal Elefanten tötet, um das Elfenbein weiter zu verkaufen. Die Tierschützer nehmen Durako trotzdem in ihr Team auf, zumal ihnen eher daran gelegen ist, an die Hintermänner heranzukommen, die das Elfenbein außer Landes schmuggeln und dafür im Westen das Zehnfache an Geld damit verdienen.

Verliebt in ChopinWolf Dietrich („Das Jahrhundert der Chirurgen“, „Kim & Co.“) hat die sieben je 47minütigen Episoden (sie liefen im ZDF-Vorabendprogramm jeweils mit einer kurzen Werbeunterbrechung) solide und abwechslungsreich in Szene gesetzt und beendet jede einzelne davon mit einem wirkungsvollen Cliffhanger. Es wird deutlich, wie verwerflich der illegale Handel mit Elfenbein oder Nashorn-Hörnern ist, weswegen man auch vor drastisch-realistischen Bildern von getöteten Tieren nicht zurückschreckt. Henry Kolarz („Die Gentlemen bitten zur Kasse“) hat hier seinen eigenen Roman aus dem Jahr 1981 in eine Fernsehserie umgeschrieben und zahlreiche Aspekte rund um Wilderei und Tierschutz publikumswirksam vermittelt. Da hier stets recht aufwändig vor Ort in Afrika gedreht wurde, fallen einige kurze Szenen aus dem Rahmen, in denen auf plumpe Weise eine Modelleisenbahn eine echte doubeln soll. Der Einsatz eines Modellflugzeugs in der letzten Folge ist da wieder überzeugender ausgefallen, zumal diese Sequenz mit einem echten Flugzeug wohl nicht so ohne Weiteres realisierbar gewesen wäre. Die zahlreichen Tierszenen sind auch heute noch sehenswert, so dass hier sowohl Nostalgiker, die die Serie noch von ihrer Erstausstrahlung her kennen, als auch Abenteuerfans auf ihre Kosten kommen sollten. Die DVD-Erstveröffentlichung bei „Studio Hamburg Enterprises“, bei der die sieben Folgen auf zwei Scheiben verteilt wurden, wartet leider nur mit einem mäßigen, überwiegend sehr pixeligen Bild (im Vollbildformat 1,33:1) auf, das kaum über VHS-Niveau hinauskommt. Der Ton liegt auf Deutsch in Dolby Digital 2.0 Stereo vor und ist nicht zu beanstanden. Extras sind keine vorhanden.

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