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Go West! - 04. Juni 2017

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
04. Juni 2017

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Little AmericaTrucks, Fort Bridger und weiter auf dem Trail
Wir hielten heute morgen kurz auf dem größten Truck Stop der Welt an - Little America. Unweit vom alten Oregon Trail gelegen,und somit - wenn man bedenkt,wie bedeutsam das Transportwesen in einem riesigen Land wie den USA ist - durchaus ein Platz, der der Tradition und Geschichte folgt. (Bild 124-128)

Jim Bridger ist schon einigemale auf dieser Reise erwähnt worden. Er war einer der bedeutendsten Männer der Pelzhandelsära und ein großer Entdecker. Kaum jemand kannte den amerikanischen Westen besser als er.

Zeitweilig war er Mitbesitzer der Missouri Fur Company und Miteigentümer des legendären Fort Laramie, als dieser Posten noch nicht der Armee gehörte.

Zusammen mit seinem Partner Louis Vasquez errichtete er Ende der 1830er Jahre am Rand des Oregon Trails einen Handelsposten. Fort Bridger war nie eine florierende Niederlassung, da der Pelzhandel zu dieser Zeit seine Blüte überschritten hatte. Aber der kleine, windschiefe Posten wurde ein beliebter Rastplatz für die Trecks, die vom South Pass herunterkamen.

Bridger war zuletzt mit der Tochter des bedeutenden Shoshone-Häuptlings Washakie verheiratet. Die Shoshone kamen regelmäßig nach Fort Bridger, um Handel zu treiben.

Unglücklicherweise geriet Bridger in Streit mit den Mormonen, denen er zuvor den Weg zum Großen Salzsee gewiesen hatte. Die Kirche versuchte aggressiv, ihm den Handelsposten abzunehmen und selbst als Schnittstelle am Oregon Trail und Treffpunkt mit den Shoshone zu nutzen.

Als Bridger sich weigerte, versuchten sie ihn umzubringen. Er versteckte sich tagelang auf einem Baum, bis er schließlich flüchten konnte. Noch heute liegt ein gefälschter Kaufvertrag im Archiv von Salt Lake City. Bridger verkaufte sein Fort nie – er konnte nicht lesen und nicht schreiben. Der Vertrag hätte auch keine Bedeutung gehabt, wenn er ihn verhandelt hätte, weil sich das Fort auf Regierungsland befand – Bridger war ein sogenannter „Squatter“- und er ihn also gar nicht verkaufen konnte. Erst nach seinem Tod beschloß die US-Regierung eine Entschädigung an seine Tochter Virginia zu zahlen, um die Verdienste Bridgers zu würdigen.

1857 wurde der Posten vom US-Militär übernommen, als ein Armeekorps nach Utah zog, um im sogenannten „Mormonenkrieg“ die Kirche der „Heiligen der Letzten Tage“ zu unterwerfen. Seither war Fort Bridger ein Armeeposten und zeitweilig Station des Pony Express.

Beide Teile des Forts sind heute zu besichtigen – ein Teil der alten Armeebauten sind im Original erhalten, der Pelzhandelsposten ist wieder aufgebaut worden. (Bild 129-134)

Hier noch einige Fotos von den militärischen Gebäuden von Fort Bridger. Die Kommandantur, ein Blick in den Comissary Store, und die "Sentinel Box" für den Wachsoldaten, sowie das Guardhouse. (Bild 135 – 137)

Von Fort Bridger aus fuhren wir weiter auf dem Oregon Trail Richtung Idaho nach Montpelier.

 Idaho ist der „Kartoffelstaat“ in den USA. Idaho-Kartoffeln sind berühmt, teilweise riesengroß und wohlschmeckend.

 Montpelier entstand am Platz eines ehemaligen Pelzhandelspostens und einer Raststation für den Trail nach Westen. Inhaber war der Trapper „Peg Leg“ Smith. Smith hatte seinen Spitznamen erhalten, weil er sich nach einer Verletzung Wundbrand zugezogen hatte und zu sterben drohte. In seiner Verzweiflung hackte er sich selbst das entzündete Bein ab und brannte die Wunde aus. Er überlebte diese grauenvolle Prozedur.

Heute steht in Montpelier eines der besten Trail Center Nordamerikas, das die Geschichte des Oregon Trail dokumentiert.

Hier wird mit technischen Mitteln eine Planwagenfahrt simuliert. Man landet dann mitten in einem Lager der Pioniere, wo kenntnisreiche Interpreten das Leben der Westwanderer auf dem Trail erklären. (Bild 138-142)

Unmittelbar vor dem Gebäude in Montpelier findet sich ein Gedenkstein, den der greise Ezra Meeker Anfang des 20. Jahrhunderts setzte, als er sich aufmachte, das Erbe des Oregon Trails zu erhalten. Meeker war als blutjunger Mann mit seiner Frau 1850 in einem Ochsenkarren über den Oregon Trail gezogen und hatte es in seiner neuen Heimat zu Wohlstand und Ansehen gebracht, war zeitweise Abgeordner im Oregon-Parlament gewesen. Im Alter von 76 Jahren – 1906 – beschloß er, mit einem von Ochsen gezogenen Wagen den gesamten Trail zurückzuziehen, um Amerika an die Leistung der Planwagenpioniere zu erinnern. Er ließ sich von Warnungen nicht abhalten und führte sein Vorhaben konsequent aus. Er sammelte Geld für Gedenksteine, die überall dort errichtet wurden, wo sich einst Rastplätzte der Trecks befunden hatten.

Meeker wurde zum Volkshelden. Er zog die Oregon-Route mehrmals und wurde schließlich von mehreren Präsidenten der USA empfangen, u. a. von Theodore Roosevelt. Dank ihm wurde der Oregon Trail unter nationalen Schutz gestellt. Dank ihm gibt es heute die Gedenkstätten, die wir auf dieser Tour besuchen. Hoch in den 90ern flog er Teile des Trails in einem kleinen Flugzeug ab. Viele der Gedenksteine, die er aus unzähligen kleinen Spenden finanzierte und setzen ließ, stehen noch, so wie in Montpelier. (Bild 143-145)

Eine kleine Ergänzung zu meinen gestrigen Berichten: Im Oregon California Trail Center in Montpelier (Idaho) findet derzeit eine wunderbare Aussstellung von Quilt-Decken statt. Quilting ist noch immer äußerst populär im amerikanischen Westen. (Bild 146-147)

 


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