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Die Hauptursache des »Civil War« - Sklaverei

Die Hauptursache des Civil WarDie Hauptursache des »Civil War«
Sklaverei

Auf Facebook wurde ein Video geteilt. Darin erläutert Col. Ty Seidule, Geschichtsprofessor an der U.S. Milittär Akademie in West Point über die Hauptursache des US-Bürgerkriegs aus. Es ist die Sklaverei. Der Colonel argumentiert geschickt und klar und räumt damit mit so manchen Irrtum, Ausrede und in der Nachkriegszeit entstandenen Ausrede auf. Es entstand eine lebhafte Debatte in den Kommentaren. Die gebe ich hier wieder ...


Auktionsblock für Sklaven in FrederiksburgDas Ganze ist viel zu schade, als dass es in meiner ›Timeline‹ in diesem sozialen Netzwerk verschwindet. Daher habe ich die wichtigsten Kommentare hier gesammelt. Das Highlight stammt dann von Dietmar Kuegler.

Leo Leonhartsberger
: ganz so einfach issas net....da gibts eine geile Podcastfolge die sich damit auseinandersetzt - so über 20 Teile - und der bringts wirklich auf den Punkt - aber falsch issas auch net was er hier sagt. Schon W.T. Sherman war kein "Sklavenbefreiungskrieger" sondern wollte die Union retten - und das hat er mit viel Erfolg durchgezogen.

Des Romero: Ich denke, dass wirtschaftliche Gründe den Ausschlag für den Krieg gegeben haben. Der Süden mit seinen Sklaven konnte einfach billiger produzieren. Also mussten die Nordstaaten dem einen Riegel vorschieben. Es geht immer nur um wirtschaftliche Interessen, gestern wie heute. Den Einsatz für schwarze Minderheiten erachte ich als romantisch-märchenhafte Geschichtsfärbung.

Leo Leonhartsberger: ...man bedenke ein normaler Sklave hatte den Wert eines Mittelklassewagens (Quelle hierfür ist der Podcast von dem ich sprach, Open Yale Courses | The Civil War and Reconstruction Era, 1845-1877)  ...es sind viele Gründe und nicht nur... ab 1863 wird die Sklavenbefreiung auch Programm - sie schadete dem Gegner sehr und war gut für's Image.
Der Vergleich mit einem Mittelklassewagen ist eben nicht von mir lieber Des Romero ....das ist ein Zitat und soll nur festhalten was ein Sklave damals finanziell darstellte - wir reden hier nicht über menschliche Dinge!!!!!!!!!!!- das hat ein Amiprofessor in einem der besten Open Yale courses gebracht (Link siehe oben), empfehle ich jedem den dieses Thema interessiert - die Schlachten und Kriege sind ihm eigentlich net so wichtig aber das Drumherum....das sind knapp 30 mitgeschnittene Vorlesungen - eine Sensation für jeden Interessierten.

Des Romero: Was ist das denn für ein Vergleich: Der Wert eines Mittelklassewagens? Wie viel hat denn Deiner Meinung nach ein Sklave damals gekostet?

Stefan Papp Jr.: Spot on, Colonel Seidule! Die Unterscheidung zwischen Nord und Süd ist indes unpräzise, da vier von 15 Süd- bzw. Sklavenhalterstaaten in der Union verblieben. Selbstverständlich ging es Lincoln zuvorderst um die Erhaltung der Union. Nicht kompromissbereit waren die Konföderierten. Ihre Devise war "alles oder nichts". Und gegen Kriegsende, als die Befreiung der Schwarzen eine vollendete Tatsache war, gab es dann von seiten Lincolns nichts mehr zu verhandeln....

Des Romero @Stefan: Dein Einschub bzgl. der teilweisen Vermischung von Nord und Süd entspricht auch meinen Informationen. Nach wie vor sind aber die Hintergründe der "Sklavenbefreiung" nicht hinreichend geklärt.

Stefan Papp Jr.: Des, die "vorläufige Emanzipationsproklamation" Lincolns vom 22. September 1862 war zunächst eine reine Kriegsmaßnahme, mit der die abtrünnigen Südstaaten durch "Wegnahme" ihrer Sklaven (bzw. Ermunterung zur Flucht) bestraft und somit der Kriegsverlauf zu Gunsten der US durch Unterminierung des konföderierten Gesellschafts- und Plantagensystems beschleunigen werden sollte. Natürlich hatte das Ganze auch eine moralische Komponente, von der man nun halten kann was man will...

Sklavenunterkunft nahe AppomatoxDietmar Kuegler: Die Behauptung, die Sklaverei hätte für den Sezessionskrieg nur eine untergeordnete Rolle gespielt, entstand in der Nachkriegszeit im Zuge der „Wiedervereinigung“ beider Landesteile. Der Süden wollte sich von der moralischen Hypothek, eine Sklavenhaltergesellschaft gewesen zu sein, befreien. Seine Historiker verbreiteten sehr erfolgreich die These, es sei im Wesentlichen um Wirtschaftsfragen und die Partikularinteressen der Staaten gegangen.
Vor wenigen Wochen hat ein amerikanischer Historiker in der „New York Times“ in diesem Zusammenhang von „Mythen und Legenden“ gesprochen, die erfolgreich in den Südstaaten verbreitet wurden, um den Kriegsausbruch zu rechtfertigen.
Tatsächlich war sich der Süden der moralischen Belastung vollständig bewusst. Denn es gab eigentlich gar keine „Sklaverei“ – wenn man im Süden davon sprach, ging es um die „peculiar institution“, die „besondere Einrichtung“. Um diese „besondere Einrichtung“ hatte es schon seit den 1850er Jahren heftige Auseinandersetzungen im Parlament gegeben.
Als 11 Südstaaten aus der Union austraten, stand in ALLEN Begründungen der ausdrückliche Hinweis, daß sich der Norden unangemessen in die Praxis der Sklavenhaltung eingemischt habe. Das, und die Handlungen zahlreicher Fluchthelferorganisationen seien „ein verfassungswidriger Eingriff in das Privateigentum“ (z.B. Erklärung von South Carolina).
Diese Austrittsbegründungen sind dokumentiert und nachlesbar. Nach dem Krieg wollte man davon nichts mehr wissen, es wurde allgemein auf die „wirtschaftlichen Differenzen“ verwiesen.
Das kann man natürlich freundlicherweise auch so ausdrücken – denn die gesamte Wirtschaft der Südstaaten beruhte auf der Sklavenarbeit. In der Tat, eine „Differenz“.
Ca. 4 Millionen schwarze Sklaven im Süden hatten einen Kapitalwert von rd. 2 Milliarden Dollar (1860), das entspricht einer heutigen Kaufkraft von 80 bis 100 Milliarden! Das war mehr als der gesamte Landbesitz der Südstaaten wert war.
Eine sofortige Abschaffung dieser Wirtschaftsform wäre einem Zusammenbruch gleichgekommen. Von daher war der Austritt des Südens aus der Union nach Wahl von Lincoln zum Präsidenten folgerichtig – bestätigt aber auch die Sklaverei als Hauptgrund des Krieges. Das kann man in der Tat auch als „Partikularinteressen“ werten.
Es waren vor allem die großen Sklavenhalter, die den Krieg vom Zaun brachen; sie hatten mit ihrem astronomischen Reichtum durch das politische System im Süden die Entscheidungsmacht. Der durchschnittliche Südstaatler wurde nicht gefragt. 4 sklavenhaltende Staaten weigerten sich, diese Entscheidung mitzutragen, der Staat Virginia zerbrach sogar darüber, weil der Westen bei der Union bleiben wollte und sich abspaltete. In anderen Staaten gab es tiefe Zerwürfnisse zwischen Anhängern und Befürwortern der Spaltung. Die konföderierten Staaten waren keineswegs der einheitliche Block, als der er dargestellt wurde. Die meisten Soldaten der Südstaaten kämpften nicht für den Erhalt der Sklaverei, sie hatten ja selber keine – nur 3% der Weißen waren große Pflanzer – sondern standen loyal zu ihren Staaten, und das ist eine ganz andere Geschichte.
Spätere Wirtschaftshistoriker haben weitere romantisch verklärte Illusionen beseitigt. Die Wirtschaftskraft des Südens beruhte auf einer Monokultur, die ohne den Norden, bzw. ohne die europäischen Abnehmerländer nicht mehr lange lebensfähig gewesen wäre. Das wurde nach Ausbruch des Krieges und der Seeblockade sehr schnell klar. Nur mit Baumwoll- und Tabakpflanzungen kann man weder eine dauerhafte staatliche Struktur begründen, noch einen Krieg führen. Fast alle Industriewaren, die für das Leben von Staaten nötig sind, mussten importiert werden. Die eigenen Erzeugnisse konnten so gut wie überhaupt nicht selbst verarbeitet werden. Die Infrastruktur – Straßen, Eisenbahnen, Kommunikationslinien, Schulen – waren völlig unterentwickelt, weil die großen Plantagenbesitzer fast keine Steuern zahlten. Die „Vom-Winde-Verweht-Romantik“ war nur eine äußere schöne Hülle, die sehr zerbrechlich war und die nicht auf den einfachen Südstaatler zutraf. Und alles beruhte, um es noch einmal zu sagen, auf der Arbeit der Sklaven.
Es gab im Norden sehr starke Anti-Sklaverei-Organisationen, die diesen Krieg in der Tat aus moralischen Gründen unterstützten. Auch Abraham Lincoln war ein Gegner der Sklaverei, aber er war mit Sicherheit kein Befürworter der Rassengleichheit – das waren im 19. Jh. zwei verschiedene Themen. Zudem war er ein pragmatischer Politiker, der strategisch dachte. Die Proklamation zur Befreiung der Sklaven befreite in diesem Augenblick keinen einzigen Menschen, aber isolierte die Südstaaten in der Welt und trug damit zu deren Niederlage bei.
Unabhängig von der moralischen Komponente – Lincoln hatte schon vor dem Krieg klargestellt, daß Staaten, deren Reichtum auf Sklavenarbeit beruhen, auf lange Sicht nicht lebensfähig sind. An dieser Haltung hat er nie Zweifel gelassen. Welche Motive letztlich sonst noch hinter seiner Entscheidung standen, war den befreiten Sklaven sicherlich völlig egal. Die Geschichte ist über das konföderierte System hinweggegangen.
Kriege entwickeln im übrigen eine Eigendynamik. 1864/65 hat vermutlich nur noch eine Rolle gespielt, diesen Krieg zu Ende zu führen und die Union wieder herzustellen. Der eigentliche Freiheitskampf für die ehemaligen Sklaven begann ohnehin erst in dem Jahrhundert danach.
Noch eine persönliche Bemerkung: Im Mai hatte ich Gelegenheit, mit dem Nachfahren des größten Sklavenhalters von Mississippi, einem Mr. Marshall, zu sprechen – um drei Ecken herum auch verwandt mit Robert E. Lee. Er sagte mir, daß sein Ururgroßvater schon vor dem Krieg darüber nachdachte, die Sklavenhaltung aufzugeben, weil er sie als „nicht angemessen“ für eine fortschrittliche Wirtschaft und das ökonomische System als überholt ansah. Er war auch einer der wenigen Pflanzer, der gegen die Abspaltung vom Norden stimmte. Danach sah er das Ende voraus und verkaufte alle seine Sklaven an andere Pflanzer. Das Geld investierte er in den Kauf von Wäldern und Eisenbahnaktien. Den Krieg mit dem Norden lehnte er ab. Diese Familie ist heute noch unermesslich reich, weil der Vorfahre ein weitsichtiger Mann war. Der Enkel sagte mir noch etwas: „Kein Mensch ist berechtigt, einen anderen Menschen zu versklaven.“ So ist es.

Horst von Allwörden: Der Norden zerfiel doch in zwei Teile. Der Osten (insbesondere Boston und New York) waren doch bereits stark industrialisiert und weiter westlich dann eher auf Agrarwirtschaft basierend (dennoch durch die Eisenbahn besser erschlossen). Da sehe ich eine differenzierte Betrachtung des Beitrags ...

Sklavenunterkunft nahe AppomatoxDietmar Kuegler: Der Norden war ein vergleichsweise moderner Industrie- und Agrarstaat. Der Süden verharrte in "altmodischen Strukturen" - gerade das macht ihn ja für spätere Betrachter attraktiv. Es wirkt alles so idyllisch. Gentlemen in eleganten Gehröcken und zu Pferde, Frauen in schwingenden Reifröcken, prachtvolle Herenhäuser mit schneeweißen Säulen davor - aber woher kam dieser Reichtum? Und wie lebten die einfachen Südstaatler? Hier war die Zeit stehengeblieben. Das ist es, was bis heute nostalgische und romantische Gefühle auslöst. Aber die Realität ist leider nicht so freundlich. Ich gebe aber zu - mir gefallen diese Bidler auch, und ich bin gern in den Südstaaten unterwegs. Aber ich vergesse die Hintergründe niemals. Ich vergesse auch nicht, daß die allermeisten Südstaatler keine Sklavenhalter waren und auf die Politik ihrer Staaten, die von den großen Pflanzern bestimmt wurde, keinen Einfluß hatten.

Stefan Papp Jr.: Zur Ergänzung, lieber Herr Kuegler: Dass die einfachen Kleinbauern des Südens, die keine Sklaven besaßen, die konföderierte Uniform überstreiften, weil sie für ihren Staat kämpften und nicht für den Erhalt der Sklaverei, ist eine nicht tot zu kriegende post-konföderierte Mär. Das Gesellschaftssystem des Südens basierte auf dem Prinzip der Egalität, suggerierte kulturell wirkmächtig die Gleichheit ALLER Weißen. Nur vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, warum so viele einfache Kleinbauern, die keine Sklaven besaßen, aber gerne welche besessen hätten, für die Aufrechterhaltung der "peculiar institution" und die Vorherrschaft der weißen Rasse in den Krieg zogen. Sie kämpften und starben für die Verteidigung ureigener "Rechte und Institutionen", darunter das Recht auf die Knechtschaft von vier Millionen Schwarzen....

Dietmar Kuegler: In diesem Punkt bin ich nicht ganz Ihrer Meinung, lieber Herr Papp - obwohl wir sonst ja meistens auf einer Linie sind. Ich weiß schon, daß auf dem Papier "Egalität" herrschte.Das ist auch psychologisch ganz wichtig, weil selbst der ärmste Südstaatler - und die meisten waren arm - sich noch immer besser fühlen konnte als ein schwarzer Sklave und damit einen gewissen Stolz auf seinen Status entwickelte. Dieses Problem können Sie ja noch heute manchmal antreffen. Anscheinend brauchen manche Menschen immer das Bewußtsein, auf einen anderen hinabsehen zu können, um sich selbst besser zu fühlen. Tatsächlich war der einfache Südstaatler politisch gegenüber der reichen Pflanzerkaste ziemlich einflußlos. Aus diesem Grund brach der Staat Virginia auseinander, weil die im Osten angesiedelten Pflanzer mittels eines manipulativen Wahlrechts die Mehrheit im Parlament hatten und die kleinen Famer und Minenarbeiter - die gegen den Krieg waren - aushebelten. Einig bin ich mit Ihnen wieder, daß die Rebellen für die "Rechte und Institutionen" ihrer Staaten kämpften, und dazu gehörte natürlich originär die Sklaverei, aber ich zweifle, daß die Sklavenhaltung für einen Farmerjungen aus dem hintersten Georgia die gleiche Rolle spielte wie für den Sohn eines Pflanzers. - Was ich immer von Leuten höre, deren Vorfahren in grauer Uniform gekämpft haben, ist, daß ihre Opas keine Lust hatten, sich "von den Yankees vorschreiben zu lassen, wie sie zu leben hatten". Daß damit die Sklaverei verteidigt wurde, ist manchen noch nicht einmal bewußt. Unabhängig von der Sklaverei gab es tiefsitznde Ressentiments zwischen Nord- und Südstaatlern. Wie auch immer - wenn wir auch bei der persönlichen Motivation der Soldaten etwas unterschiedlicher Meinung sind, steht eines natürlich fest: Egal, warum ein Mann die graue Uniform anzog - wenn er kämpfte, kämpfte er für den Erhalt der Sklaverei, ob er selbst davon Vorteile hatte oder nicht, ob er wollte oder nicht. Da gebe ich Ihnen völlig recht.

Stefan Papp Jr.: Wie ich sehe, liegen wir gar nicht weit auseinander, lieber Herr Kuegler. wink PS Völlig richtig, das Prinzip der Egalität war in Wirklichkeit nur ein Trugbild...

Des Romero: Dem ist dann wohl nichts mehr hinzuzufügen. Danke Euch für die Aufklärung

Bilder von Dietmar Kuegler

  • 1. Auktionsblock für Sklaven in Frederiksburg
  • 2 und 3 Sklavenunterkünfte nahe Appomatox

Kommentare  

#1 Hermes 2015-08-16 10:06
Zitat:
Die Unterscheidung zwischen Nord und Süd ist indes unpräzise, da vier von 15 Süd- bzw. Sklavenhalterstaaten in der Union verblieben.
Maryland wurde militärisch besetzt und anschließend alle Symphatisanten der Konföderierten rechtswidrig verhaftet.

Missouri wurde ebenfalls von Truppen der Nordstaaten besetzt.

Kentucky erklärte sich für neutral. Nordstaaten und Südstaaten besetzen trotzdem wichtige militärische Positionen. Da der Norden 1862 schließlich den ganzen Staat unter Kontrolle hatte, war die Neutralität hinfällig.

Der einzige Sklavenhalterstaat der wirklich freiwillig bei der Union blieb war Delaware.

Zitat:
Selbstverständlich ging es Lincoln zuvorderst um die Erhaltung der Union. Nicht kompromissbereit waren die Konföderierten. Ihre Devise war "alles oder nichts".
Lincoln wollte die weitere Ausbreitung der Sklaverei verhindern. Dabei ging es um die Territorien, aus denen einmal weitere Bundesstaaten hervorgehen sollten. Lincoln und die Republikaner waren bereit, den Bestand der Sklaverei in den Staaten in denen sie damals praktiziert wurde unangetastet zu lassen. Eine entsprechende Ergänzung der Verfassung wurde 1861 verhandelt und wurde nur deshalb nicht angenommen, weil die Südstaaten vor der Ratifizierung die Union verlassen hatten.

Zitat:
Der Norden zerfiel doch in zwei Teile. Der Osten (insbesondere Boston und New York) waren doch bereits stark industrialisiert und weiter westlich dann eher auf Agrarwirtschaft basierend (dennoch durch die Eisenbahn besser erschlossen).
Die Staaten des mittleren Westens wie etwa Ohio waren auf den Mississippi als Transportweg angewiesen. In diesen Staaten gab es starke Vorbehalte gegen Schwarze. Teilweise sogar Aufenthaltsbeschränkungen für diese Personengruppe. Durch die Eisenbahnen und Kanäle bestanden aber auch starke Wirtschaftsbeziehungen zur Ostküste.
#2 Kerstin 2015-08-16 11:43
Bei der Frage, ob es um die Freiheit und das Wohl der Schwarzen ging, mache man doch mal einen Ausflug in die Gegenwart: Was ist mit all den Millionen Arbeitskräften, die z. B. in Asien unter menschenunwürdigen Bedingungen zu Hungerlöhnen in den Fabriken schuften, um die Waren für Europa, USA und andere so billig wie möglich herzustellen?

Natürlich empören sich hierzulande viele darüber und fordern bessere Bedingungen in den Fabriken. Zu Recht auch. Aber der Großteil von diesen Leuten, die sich über diese Zustände aufregen, regen sich dann beim nächsten Einkauf auf, wenn sie das T-Shirt eben nicht für 2,99 € kriegen, sondern es plötzlich 3,99 € kostet.

Meiner Meinung nach hat es nie einen Krieg gegeben, der nicht zumindest in Teilen auch finanzielle Gründe hatte. Im Fall des Sezessionskrieges stand beispielsweise auch eine mächtige und raffgierige Waffenlobby in den Nordstaaten dahinter, die an den Kämpfen gut verdient hat. Auch andere haben einen Reibach damit gemacht. Die Soldaten mussten gekleidet und mit Lebensmitteln versorgt werden, brauchten Pferde, Transportmittel und anderes. Wer so etwas anzubieten hatte, hatte gut lachen - und, wenn sein Betrieb groß genug war, auch entsprechenden Einfluss auf die Politik. Da spielte es denn auch keine Rolle, dass bei dem Krieg notwendigerweise Menschen zu Schaden kommen mussten. Es dürften nicht viele aus Überzeugung, dass die Schwarzen befreit werden mussten, die Unionsarmee aus eigenen Mitteln selbstlos unterstützt haben.

Vergessen sollte man auch nicht, wie es den ehemaligen Sklaven nach der Befreiung erging: Teilweise noch schlechter als vorher. Sie waren größtenteils Analphabeten, viele hatten keinen eigenständigen Beruf gelernt, mit dem sie sich hätten ernähren können - wenn es denn die entsprechenden Arbeitsplätze überhaupt gegeben hätte. Sie hatten kein Dach mehr über dem Kopf, denn das gehörte dem Pflanzer - wenn es nicht abgebrannt worden war -, die Versorgung durch ihren ehemaligen Herrn war auch weggefallen und sie hatten nie gelernt, selbständig Entscheidungen zu treffen. Familien waren auseinandergerissen worden und eben Knall auf Fall heimatlos, die Menschen standen vor dem Nichts.

Hat sich der moralisch so korrekte Norden etwa darum gekümmert? Wenn man eine so große Aktion anleiert, um 4 Millionen Menschen zu befreien, sollte man sich vorher Gedanken machen, was hinterher aus ihnen wird und ihnen Hilfen anbieten. Statt dessen werden die Schwarzen auch in den Nordstaaten bis heute diskriminiert.
#3 Andreas Decker 2015-08-16 12:15
Was die armen Farmer im Süden anging, gehe ich mal davon aus, dass sie die gleichen Wünsche antrieb wie die heutige Gesellschaft. Also genug erwirtschaften zu können, um sich Dinge zu leisten und unterhalten zu können. In dem speziellen Fall halt auch Sklaven wie der besser situierte Nachbar, der damit mehr verdiente. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sie für ihre "Rechte" kämpften, ob sie Sklaven hatten oder nicht.

Sicherlich konnte der Norden mit der Sklavenbefreiung die moralische Karte ausspielen, aber um Rassengleichheit ging es da offensichtlich nicht. Der Widerspruch, für ein moralisches Prinzip zu kämpfen, mit den Betroffenen dieses Prinzips aber nach Möglichkeit nichts weiter zu tun haben zu wollen, ist schon eklatant.
#4 Hermes 2015-08-16 12:46
Zitat:
Hat sich der moralisch so korrekte Norden etwa darum gekümmert? Wenn man eine so große Aktion anleiert, um 4 Millionen Menschen zu befreien, sollte man sich vorher Gedanken machen, was hinterher aus ihnen wird und ihnen Hilfen anbieten.
Ja, hat er! Zwischen 1865 und 1877 wurden im Zuge der "reconstruction" große Anstrengungen unternommen, um den Schwarzen im Süden zu helfen. Stichwort "Freedman's Bureau". Man gewährte den Befreiten Schutz, kontrollierte Arbeitsverträge, baute Schulen und Kirchen.
#5 Kerstin 2015-08-16 13:41
Die Rassengleichheit kann schon deshalb nicht das Hauptthema gewesen sein, weil ja Indianer, Asiaten, Hispanos und andere Minderheiten weiter munter niedergehalten und allenfalls als billige Arbeitskräfte angesehen wurden.

Und dann gibt es da noch den beliebten Satz: Abraham Lincoln hat die Menschen befreit, aber Samuel Colt hat sie alle gleich gemacht.
#6 Harantor 2015-08-16 14:50
Es ging nicht um Rassengleichheit (die gab es auch in Europa nicht), sondern um die Abschaffung der Sklaverei. Das sind zwei verschiedene paar Schuhe ...
Edit: Das eine ist eine Institution - das andere eine Haltung und bis sich diese sich endgültig durchsetzt, wird es noch dauern. Da kann in der Konsequenz noch dauern. Dazu kommt dann auch noch die Trennung von Reich und Arm. Bis zur Gleichbehandlung aller wird es noch dauern ...
#7 Andreas Decker 2015-08-16 15:47
zitiere Harantor:
Es ging nicht um Rassengleichheit (die gab es auch in Europa nicht), sondern um die Abschaffung der Sklaverei. Das sind zwei verschiedene paar Schuhe ...


Sicherlich, aber das kannst du nicht voneinander trennen. Das eine ist auf lange Sicht ohne das andere sinnlos. Die Einsicht, dass die befreiten Sklaven auch Wähler sprich Staatsbürger sein können, hat ja lange gedauert und war ein harter, jahrzehntelanger Kampf. Der noch immer nicht zu Ende ist.
#8 Harantor 2015-08-16 15:59
@Andreas: Zeitgleich mit Dir hatte ich dann noch ein "Edit" untergebracht, dass eben diese zum Ausdruck bringt, dass mit der Abschaffung der Institution der eigentlich Prozess zur Gleichbehandlung begonnen hat. Aber auch da gibt es unterschiedkliche Einflußfaktoren, unter anderem auch eben der "Reiche" und "Arme". Und in den USA werden schon wieder Schwarze bei der Wählerregistrierung behindert. Es wird noch dauern ...
#9 Andreas Decker 2015-08-17 18:07
zitiere Harantor:
Und in den USA werden schon wieder Schwarze bei der Wählerregistrierung behindert. Es wird noch dauern ...


Letzens gab es auf Tumblr ein paar aktuelle Schnappschüsse aus Ferguson. Da marschierten ein paar weiße selbsternannte Milizionäre mit automatischen Waffen von den Missouri Oath Keepers ungehindert auf einem Protestmarsch an der Polizei vorbei, während am selben Abend ein paar Schwarze wg Verdacht auf illegalen Waffenbesitz erst mal verhaftet wurden. Das ist nur noch gruselig, was da abgeht.
#10 Harantor 2015-08-17 19:44
Andererseits: Guck Dir die Gemengelage in diesem unserem Land an. Da gibt es die besorgten Bürger, die die Ideologie der Braunen zum Teil bedenkenlos (aber besorgt) nachplappern und dann auch noch das Original, die zunehmend selbstbewusster auftreten. Auch hier ist der Weg noch lang ... - Mir scheint aller Ortens ist der Weg noch lang

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