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Kurt Luifs HEXENGLAUBEN (Teil 23)

Kurt Luif's HexenglaubeBevor wir uns mit dem Hexenglauben in der Jetztzeit beschäftigen, wenden wir uns noch einmal in dieser Folge unserer Serie
HEXENGLAUBEN
(Teil 23)

den Hexenprozessen zu.

Berühmte Hexenprozesse mit nachfolgender Exekution von zahlreichen Angeklagten fanden u. a. statt in:

 

Arras (1459), Como (1485), Logrono (1610), Werdenfels, Bayern (1582), Nördlingen (1590 – 1594), Braunschweig (1590  - 1600),  Ingelfingen (1592), Henneberg (1612), Würzburg (1627 – 1629), Offenburg (1627 – 1630), Bamberg (1627 – 1630), Osnabrück (1640). In Österreich erregte der Hexenprozeß von Salzburg (1678), der 97 Opfer forderte, viel Aufsehen.

Um Euch eine bessere Vorstellung zu geben, wie sehr die Inquisition in Europa wütete, bringen wir ein Beispiel aus Spanien. Lebendig verbrannt wurden während der Amtszeit von vier Großinquisitoren:

1481 – 1498: Großinquisitor Torquemada – 10220 Personen;
1498 – 1507: Großinquisitor Deza – 2592 Personen;
1507 – 1517: Großinquisitor Cisnero – 3564 Personen;
1517 – 1521: Großinquisitor Adrian – 1620 Personen.

Noch während der Regierungszeit von Philipp V. (1700 -1746) wurden von der Inquisition 2360 Ketzer und Hexen zum Tod verurteilt, über 9000 kamen ins Gefängnis. Unter Karl III. landeten noch vier Hexen auf dem Scheiterhaufen.

Der letze Hexenprozeß in Deutschland fand im Jahr 1775 statt, und zwar im Stift Kempten, Bayern. Er begann am 6. März und endete am 11. April. Angeklagt war die arme Taglöhnerstochter Anna Maria Schwägelin von Lachen, weil sie angeblich mit dem Teufel Unzucht getrieben hatte. Anfangs hatte die Angeklagte hartnäckig geleugnet, doch beim Verhör am 10. März gestand sie, sich einmal mit dem Teufel versündigt zu haben. Später bekannte sie dann, daß sie jede Nacht mit dem Teufel Unzucht getrieben zu haben. Sie gab an, daß er gelegentlich in der Gestalt eines Jägers oder als halberwachsener Bauerknecht zu ihr gekommen sei. Das Urteil lautete: Tod durch das Schwert.

In England wurden die Hexenverfolgungen zu Beginn des 18. Jahrhundert eingestellt. Die letzte gerichtliche Verurteilung wegen Hexerei erfolgte 1712 in England und 1722 in Schottland. Das englische und auch das schottische Gesetz, das Hexerei mit dem Tod bestrafte, wurde 1736 abgeschafft.

Nach 1718 wurde in Bordeaux ein Mann verbrannt, dem man vorgeworfen hatte, seinen Herrn mitsamt seinem Haus durch Nestelknüpfen verzaubert zu haben. Der letzte Hexenprozeß in Frankreich fand 1745 statt,

Spanien beendete die Hexenverfolgungen 1781 mit einem Prozeß in Sevilla. Die Anklage lautete auf Unzucht mit dem Teufel. Aber noch 1804 wurden in Spanien verschiedene Personen wegen Liebeszauber und Wahrsagerei von der Inquisition eingekerkert.

In Sizilien kam 1724 die letzte Verbrennung von Ketzern und Hexen vor. Der „Glaubensakt“, wie man das Autodafe nannte, betraf eine Nonne und einen Ordensbruder, die als Ketzer dem Feuer übergeben wurden.

Das letzte Opfer des Hexenglaubens im 18. Jahrhundert war Anna Göldi, die Magd eines Arztes. Sie wurde enthauptet, weil sie das Kind ihres Herrn bezaubert haben sollte. Der Prozeß fand im Jahr 1782 in Glarus, Schweiz, statt.

Damit haben wir eines der traurigsten Kapitel der Menschheit abgeschlossen. Wenn Ihr mehr über Hexenprozesse erfahren wollt, dann weisen wir Euch nochmals auf das zweibändige Werk von Soldan-Heppe, GESCHICHTE DER HEXENPROZESSE (erschienen im Verlag Müller & Kiepenheuer) hin.

Bis in einer Woche..
Copyright by © Kurt Luif 1976 + 2010

 

Kommentare  

#1 Pisanelli 2010-12-27 11:22
Diese Zahlen würde ich, wie immer, wenn es in der Geschichtswissenschaft um Zahlen geht, sehr vorsichtig betrachten. Entweder sind sie nämlich meistens geschönt (um etwas nicht ganz so schlimm aussehen zu lassen) oder aufgebläht (um die Heldenhaftigkeit oder die Überzahl der Feinde oder die besondere Gründlichkeit zu belegen). Da man längst nicht alle Quellen ausgewertet hat, ist die genaue Zahl der verbrannten Ketzer nicht bekannt. Insgesamt sieht man aber, dass man sich eher in Zehntausender als Hunderttausender oder gar Millionenbereich bewegt. Im übrigen muss man Spanien getrennt sehen, denn hier war die Inquisition weitaus extremer unterwegs als in allen anderen Ländern.
Zweitens sollte man niemals den Fehler machen, von den "berühmten" Hexenprozessen auf die allgemeine Praxis zu schließen. Jeder Prozeß hatte individuelle Hintergründe, jeder Prozeß war in Kleinigkeiten anders. Es ist zwar anthropologisch gesehen eine Methode, von der Masse aufs Individuum zu schließen, historisch ist das jedoch unzulässig. Das ganze Feld der Hexenverfolgung ist so komplex, hat auch viel mit Politik und Macht und Religion im allgemeinen und speziellen und häufig mit lokalen Bedingungen zu tun, dass man niemals das "Phänomen" begreift oder gar erklären könnte, wenn man "mal eben" pauschale Resultate zieht oder gar Urteile fällt. Und wie gesagt, heute ist die Forschung da schon einen Schritt weiter.

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