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Gespenster und die Wissenschaft - Technik

Gespenster und die WissenschaftTechnik

Es war das Jahr 2013, als ich damit begann, ein Projekt in Angriff zu nehmen, von dem ich noch nicht absehen konnte, wie ambitioniert es letzten Endes sein würde. Hinzu kam, daß für den größten Teil des Jahres 2014 keine Möglichkeit bestand, während meiner Arbeit einen Computer zu benutzen, so daß letzten Endes neun ganze Notizbücher voller Material zusammengekommen sind. Bis auf den heutigen Tag ist es mir vielleicht gerade mal gelungen, anderthalb davon auf Festplatte umzutippen, und es sieht nicht so aus, als würde sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern.

2016 immerhin gelang es mir, einen Auszug zu einem Vortrag zusammenzufassen, den ich 2016 und 2018 gehalten habe. Manfred Roth war so freundlich gewesen, ihn in gedruckter Form verfügbar zu machen, doch handelte es sich dabei lediglich um das Skript zum Vortrag, aber keinen Aufsatz im eigentlichen Sinne. Das hole ich nach freundlichem Zureden Horst von Allwördens an dieser Stelle nach.

Gespenster und die WissenschaftTechnik
Die Gesamtheit der Verknüpfungen im Gehirn nennt man „Konnektom“. Im Grunde genommen stellt es alles dar, was wir denken und fühlen, was wir wahrnehmen und erinnern. Wäre dies keine Ansammlung von Zellen, sondern etwas aus Energie, würden wir von einer „Seele“ sprechen.

Tatsächlich gibt es aber auch so etwas. Wie gesagt, ein Teil der Informationsübertragung in Bregen und Nerven verläuft auf elektrischem Wege. Gespenster werden gern als Wesen geschildert, die von Schuld, Rache, Liebe oder ähnlich starken Gefühlen getrieben werden – Intensive Emotionen sorgen für eine Überaktivität der damit befaßten Hirnareale, und damit fließt hier auch mehr Strom in Form von Ionen. Beschleunigte Ionen geben generell elektromagnetische Strahlung ab; im Falle des menschlichen Nervenkostüms sind es Radiowellen. Die interferieren miteinander, und erzeugen so ein holographisches Muster, das für jedes Konnektom charakteristisch ist. Um die Muster ohne weiteres „lesen“ zu können, sind die Wellen allerdings zu schwach, von zu geringer Reichweite und werden auch noch vom menschlichen Schädelknochen gestreut.

Das EEG (Elektroenzephalograph) kann man sich vorstellen als eine Art Empfänger für diese Radiowellen. Die Qualität ist freilich etwas dürftig; bei geöffneter Schädeldecke (ECOG- Scans) funktioniert es besser. Alternativ kann man sich auch in die enge Röhre des MRT legen (Magnetspinresonanztomograph). Bei allen Methoden sind Versuchspersonen Bilder oder Videos gezeigt, und die korrespondierenden Hirnaktivitäten aufgezeichnet worden. Es hat sich herausgestellt, daß das jeweilige Muster der feuernden Neuronen bei allen Menschen relativ einheitlich ist. Das heißt, daß man es bei einer Person messen kann, und damit weiß, was sie denkt. Auf die Weise lassen sich sogar – wenn auch unscharf und schematisch – Träume dokumentieren.

In Seattle experimentiert man inzwischen mit Internet- Kontaktlinsen, die ähnlich funktionieren wie eine Virtual- Reality- Brille. Person 1 trägt sie beim Einnicken, und Person 2 läßt sich filmen, und den Film zeitgleich darauf projizieren. Damit sieht Person 1 Person 2 im Schlaf, und reale und Traumbilder mischen sich. Liegt Person 1 in der MRT- Röhre, und seine sichtbar gemachten Träume werden auf Linsen projiziert, die Person 2 nun auch trägt, so kann Person 2 mit dem interagieren, was Person 1 träumt. Geplant ist, zwei Schlafende auf diese Weise miteinander zu verbinden, daß sie quasi denselben Traum haben.

Bislang reichen EEG- und MRT- Technik allerdings gerade mal dazu aus, einzelne Worte, Ziffern oder Bilder aus dem Bregen halbwegs wiederzugeben. Es gibt aber auch schon Computerchips („Braingates“), die im Hirn eingepflanzt, auf Nervensignale reagieren, und Roboterarme oder echte Gliedmaßen steuern können. Mit Hilfe von „Hirn- Hirn- Schnittstellen“ ist inzwischen schon so etwas wie Telepathie möglich, allerdings nur bei verdrahteten Ratten.

Da wir schon bei der Telepathie sind: Wenn unser Nervenkostüm Radiowellen abgibt, kann es da auch welche empfangen? Es ist ein weit verzweigtes, elektrisch leitendes System, also wäre es denkbar, doch weist es in der Regel zuviel Eigenaktivität auf, als daß solche Dinge meßbar wären. Wie ist es allerdings im Schlaf? Ein Zusammenhang mit den PGO- Wellen der REM- Phase ließe sich vorstellen, doch steht hier der Nachweis noch aus. Allerdings ist in den USA ein ehemaliger Soldat eingewiesen worden, weil er Musik und „Stimmen“ im Kopf gehört hat. Als man ihn genauer untersuchte, stellte sich jedoch heraus, daß es sich um ein Radioprogramm handelte: Durch eine Kriegsverletzung hatte er Metallsplitter im Hirn, die als Antenne funktionierten.

Damit kann das Nervenkostüm zumindest mit metallischer Unterstützung als Empfänger fungieren, und Wellen aus dem Äther in Töne übersetzen.

Aber wo wir schon mal beim Rundfunk angelangt sind, seien am Schluß noch die sogenannten „Botschaften aus dem Jenseits“ erwähnt. Bei ihnen handelt es sich fast immer um Laut- und Satzfetzen, die man aus anderen Lauten oder Sätzen aus dem Radio herauszuhören glaubt (Etwas Ähnliches wurde auch mal für schemenhafte Bilder im Fernsehen postuliert). Tatsächlich ist es bei einem Versuch in einem schallisolierten Bunker nicht gelungen, solche angeblichen Mitteilungen aus der Anderswelt aufzuzeichnen. Und wie leicht man „verborgene“ Nachrichten  heraushört, die eigentlich gar nicht da sind, ist längst ein beliebtes Spiel im Internet. Wer Spaß daran hat, möge ruhig nach „Agathe Bauer“ in Snaps „I Got The Power“ suchen, nach „Sigrid“ in OMD‘s „Secret“ oder aber nach „You can‘t say, we‘re parted. You can‘t say, we‘re one.“ in Police‘ „Truth Hits Everybody“ (um nur einige zu nennen).

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