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Gefangen in den Träumen des Traummeisters - Leseprobe

LeseprobeGefangen in den Träumen des Traummeisters
Leseprobe

Kaum hatten sich ihre Augen den Lichtverhältnissen angepasst, da sahen sie einen relativ kleinen Baum, der eine grausige Last trug.

Fünf Gehenkte, alle menschlich. Doch besonders schockierend war, dass alle noch zu leben schienen! Aufmerksam die Umgebung beobachtend, die röchelnden Laute eines scheinbar endlosen Todeskampfes in den Ohren, näherten sie sich dem Galgenbaum.


Gefangen in den Träumen des TraummeistersJedem Opfer hatte man ein einfaches Schild umgehängt, auf dem anscheinend das Verbrechen stand, welches derjenige begangen hatte. Auf einem stand Ich habe Fikuris Haus zertrampelt, auf einem anderen Ich habe Quikfik beleidigt.

»Das ist ja schrecklich! Was sind das für Verbrechen, die solch eine Strafe rechtfertigen? Kannst du sie nicht erlösen?«, wandte sich Marcia, Tränen des Mitleids in den Augen, an Marco.

»Könnte sein, doch was sind die Konsequenzen? Ich würde wahrscheinlich gegen die hiesigen Gesetze verstoßen und damit riskieren, ebenfalls aufgeknüpft zu werden. Da ich die genauen Umstände nicht kenne, werde ich mich schweren Herzens abwenden und meines Weges ziehen.«

Auch Rayton und Yam-Yam waren dieser Auffassung, als plötzlich einer der Gehängten vom Seil freigegeben wurde und zu Boden fiel. Marcia lief sofort zu ihm, da ließen auch die anderen Seile in kurzen Abständen ihre Last fallen. Die Deutsche war untröstlich, als man unerwartet feststellte, alle fünf waren tot. Jedoch der Ausdruck ihrer Gesichter war seltsamerweise entspannt und friedlich.

»Dann sollten wir sie auch beerdigen«, schlug Marco vor, als man plötzlich bemerkte, dass die Toten langsam im Boden versanken.

»Die Mühe könnt ihr Euch sparen«, sprach jemand mit hoher, fast kreischender Stimme. »Der Wald kümmert sich nicht nur um die Lebenden.«

Die überraschte Gruppe wandte sich der Stimme zu und erblickte eine zwergenhafte Gestalt, keine zwei Schritt groß, die sich vornüber gebeugt an einen Stab festhielt, deren Gesicht jedoch von einer großen Kapuze verdeckt wurde.

»Danke für den Hinweis«, meinte Rayton ironisch.

»Aber warum wurden diese armen Menschen so brutal gequält?«,

Marcias Entrüstung schien auf Überraschung zu stoßen.

»Habt Ihr denn nicht gelesen, welche verabscheuungswürdigen Verbrechen sie begingen?«,

»Schon, aber wir konnten nicht glauben, dass man hier wegen Beleidigung gehängt wird.«

»Schöne Frau, wenn jemand Eure Königin beleidigt, wird man ihm dafür bestimmt keinen Orden verleihen, oder?«,

»Zumindest wird da, wo ich herkomme, niemand zu Tode gedrosselt und zur Schau gestellt«, konterte Marcia. »Außerdem stellt man sich vor, wenn man eine gute Erziehung genossen zu haben glaubt.«

Das saß, die gebeugte Gestalt zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.

»Vergebt mir, doch lasst mich zu meiner Verteidigung anführen, dass Eure Tränen auch mein Herz rührten, was in all den Zyklen, die ich schon Wächter des Würgallesbaums bin, noch nie passiert ist. Mein Name ist Kikmi und ich bin erfreut, jemanden wie Euch kennenzulernen.«

Nicht nur Marcia entspannte sich etwas nach diesen Worten, Marco konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. Nach einem angedeuteten Knicks antwortete sie:

»Ich bin Marcia van der Dorken, dies sind meine Freunde Rayton der Tödliche, Yam-Yam der Schreckliche und Marco der Richter.«

Bei diesen Worten musste selbst Yam-Yam grinsen, worauf Kikmi ein zweiter Peitschenhieb zu treffen schien.

»Vielleicht könnt Ihr uns helfen, denn wir suchen etwas, von dem wir glauben, dass es sich in diesem Wald befinden könnte.«

Da drehte sich Kikmi wortlos um, gab mit der freien Hand Zeichen ihm zu folgen.

Vor einem circa drei Schritt hohen „Hügel“, hauptsächlich aus Ästen und Laub bestehend, meinte Kikmi mit gespieltem Bedauern:

»Leider seid ihr zu groß für meine bescheidene Behausung, deshalb wartet bitte hier, es wird nicht lange dauern.«

Sofort entledigte man sich des Gepäcks und Yam-Yam rollte seinen Teppich zum weiteren Trocknen aus.

»Die haben ja wirklich spaßige Namen hier«, stellte Marco fest, während er nach seinem Wassersack griff.

»Aber Miladys Konter war auch nicht schlecht«, meinte Rayton.

Jetzt lächelte auch Marcia, was den Pegel für gute Laune weiter ansteigen ließ. Plötzlich rief sie:

»Seht nur, was für ein schöner Schmetterling!«

»Sieh dich vor, er scheint beleidigt, siehst du, jetzt fliegt er auf dich zu, will seinen riesigen ....«

Marcia unterbrach Marco mit einer abwinkenden Geste, denn sie hatte entdeckt, dass dieser Schmetterling keiner war. Ein vielleicht zwei Handbreit großes, eindeutig weibliches Wesen mit rötlich schimmernden Flügeln schwebte vor ihrem Gesicht und jetzt drang auch dessen wispernde Stimme an ihr Ohr.

».... über unsere Namen lustig macht!«

Mehr konnte Marcia nicht verstehen und antwortete reflexartig:

»Wir machen uns nicht darüber lustig, dass ihr lustige Namen habt, wir haben es nur festgestellt. Zudem sind wir nicht von hier und kennen uns mit den hiesigen Sitten und Gebräuchen nicht aus. Ich hoffe, Ihr könnt uns verzeihen.«

Nach einer kurzen Phase des Abwägens nickte die winzige Person, flog zu Marcias Schulter und ließ sich darauf nieder.

»Ich bin Zombiene, eine Sammlerin vom Wampirella-Clan. Wie heißt du?«

»Marcia die Goldgelockte nennt man mich, aber als meine neue Freundin darfst du Marcia zu mir sagen.«

Obwohl die anderen Sucher Zombienes Worte nicht hören konnten, registrierten sie trotzdem Marcias Anpassungsfähigkeit und lächelten still vor sich hin. Da stürzte Zombiene mit spitzem Schrei zu Boden, die Brust von einem kleinen, silbrigen Pfeil durchbohrt.

Bevor Marcia reagieren konnte, lag ihre neue Freundin zu ihren Füßen und hauchte ihre Seele, falls sie eine hatte, vor aller Augen aus.

Und ihr Mörder war Kikmi! Er hielt etwas in der Hand, das aussah wie eine Miniaturarmbrust und wirkte sehr befriedigt. Marcia wollte gerade ihren Ring aktivieren, als er mit dieser greisenhaften Fistelstimme sagte:

»Sie wollte nur Euer Blut. Ihr solltet nicht so voreilig Freundschaft schließen, edle Dame!«, und stieß so etwas wie ein Kichern aus, was bei allen, außer vielleicht Yam-Yam, Gänsehaut verursachte.

»Wollt Ihr damit sagen, das war so eine Art Vampirelfe?«

Marco hatte den Schock als Erster überwunden, aber noch plagten ihn Zweifel. Schließlich könnte dieser Kikmi der Böse sein und die kleine Elfe (oder was auch immer sie war) wollte die Gruppe nur vor ihm warnen. Oder hatte der Pfeil gar Marcia gegolten?

»Nur die Wampirellas haben diese roten Flügel und diese war schon sehr hungrig. Das erkennt man daran, dass sie fast durchsichtig sind. Seht Euch ihre Zähne an.«

Vorsichtig, fast widerwillig, kam Marcia der Aufforderung nach und zuckte erschrocken zurück, als sie vampirartige Eckzähne vorfand.

»Dankt mir nicht, seht es an als zweite Lektion, denn Unwissenheit schützt hier nicht vor Strafe!«,

Sein Bolzenschussgerät verstauend wankte er näher, um sich zu ihnen zu setzen.

»Ich tausche Euren Teppich gegen das hier.«

Er hielt einen dieser Schlüssel hoch und studierte aufmerksam ihre Gesichter.

»Niemals!«, brüllte Yam-Yam sofort, was nicht nur Kikmi zusammenzucken ließ.

»Da ihr zu den Suchenden gehört, könnt ihr diesen Schlüssel aus Ton sicher gebrauchen. Außerdem ist es in diesem Wald nur Elfen erlaubt, sich durch die Luft zu bewegen. Sie würden Euch schwer bestrafen, wenn ihr ihn nicht zurücklasst.«

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Kommentare  

#1 Cartwing 2015-09-10 06:27
Habe den Text zwar noch nicht gelesen, aber der Titel ist meiner Meinung nach viel zu lang und klingt umständlich. Würde mich al potentiellen Leser schon direkt abschrecken. "Der Traummeister" hätte doch gereicht. Das ist kurz und knackig und weckt eher die Neugier als dieses Titelmonster.
#2 DEVNUSOM 2016-08-06 12:10
Erotik-Science-Fantasy in Bestform

Die Fortsetzung in der Welt des Traummeisters scheint erst den Erotikteil noch mehr zu verstärken, was aber vor der Hälfte - und dem Ende des bis dahin vorhandenen kleinen Science Fiction Anteils - sich zu immer besseren Fantasy mit deutlich zunehmender Charaktertiefe ausnimmt, so daß man sich immer klarer in die Charaktere hinein versetzen kann. Die Reise geht daher weiter und wird immer dynamischer, zumal noch weitere zwei (???) Bände auf uns warten.

Wie bei Band 1 sollte man sich nicht an dem "Körpereinsatz" stören, da dieser wie geschrieben abnimmt ohne seinen typischen Stil zu verlieren und so in einem treibenden Strom bis auf die letzten Seite den Leser mitnimmt. Dank dem Autor konnte ich erneut die Fortsetzung mittels einer Karte nachverfolgen und hoffe für jeden, daß dies bald ebenfalls für alle möglich wird.

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