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Gefährlicher Urlaub - An der Grenze zum Ostsektor

Gefährlicher Urlaub

An der Grenze zum Ostsektor

 

„Gefährlicher Urlaub“ hat nie die Bekanntheit des anderen Nachkriegsfilmklassikers von Sir Carol Reed, „Der dritte Mann“, erreicht. Dennoch ist auch dieser in der geteilten Stadt Berlin angesiedelte Politthriller einen Blick wert, erst recht für Fans der Stars in den zentralen Rollen. Nun ist der 1953 entstandene Film in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ wieder neu auf DVD erschienen und ab 24. April im Handel erhältlich.

In den 1940er und 50er Jahren zählte Carol Reed (1906-1976) sicherlich zu den wichtigsten und renommiertesten Filmemachern Großbritanniens. Er war der erste Regisseur, dem die Ehre zuteilwurde, für seine Inszenierungen zum Ritter geschlagen zu werden und künftig seinem Namen den Zusatz „Sir“ voranstellen zu dürfen. Ausschlaggebend dafür waren sicherlich Filme wie „Ausgestoßen“ mit James Mason oder die im geteilten Wien der Nachkriegszeit angesiedelte Spionagegeschichte „Der dritte Mann“, die nicht nur aufgrund der ikonischen Zithermusik von Anton Karas zu einem Filmklassiker wurde. Unmittelbar danach drehte Reed die Joseph-Conrad-Adaption „Der Verdammte der Inseln“ mit Trevor Howard, Sir Ralph Richardson und Robert Morley in den zentralen Rollen, nur um sich dann 1953 erneut einer unter den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs aufgeteilten Stadt zuzuwenden, um dort eine Spannungsgeschichte zu entfalten. „Gefährlicher Urlaub“, der in Großbritannien und der englischsprachigen Welt als „The Man Between“ bekannt ist, basiert auf einer Story von Walter Ebert. Das Drehbuch schrieb Harry Kurnitz (1908-1968), dessen bekanntestes Theaterstück die Vorlage lieferte für einen der gelungensten Rosarote-Panther-Filme mit Peter Sellers, „Ein Schuss im Dunkeln“. Neben Hauptdarsteller James Mason glänzt in „Gefährlicher Urlaub“ auch die Deutsche Hildegard Knef, die im Jahr davor und unmittelbar nach ihrem Skandalerfolg mit „Die Sünderin“ auch erste Angebote aus dem Ausland bekam.

Die Britin Susanne Mallison (Claire Bloom) reist Anfang der 1950er Jahre nach Berlin, um ihren Bruder Martin (Geoffrey Toone) zu besuchen, der in der geteilten Stadt militärische Aufgaben übernommen hat. Am Flughafen wird Susanne von Martins Ehefrau Bettina (Hildegard Knef) in Empfang genommen, da Martin zu beschäftigt ist. Die beiden jungen Frauen freunden sich relativ schnell miteinander an, obwohl Bettina die Aura des Mysteriösen umgibt und Susanne immer wieder feststellen muss, dass sie ihr und Martin einige Dinge verschweigt. Susanne möchte auch den Ostsektor Berlins besuchen und Bettina fungiert dabei als Fremdenführerin. In der sowjetischen Besatzungszone treffen sie auf Ivo Kern (James Mason), den Bettina als alten Bekannten vorstellt. Susanne ist fasziniert von dem sympathischen Mann, den ebenfalls etwas Geheimnisvolles umgibt. Bettina rät eigentlich davon ab, dass Susanne Ivo wiedersieht, aber diese ist fasziniert von ihm und verabredet sich mit Ivo zum gemeinsamen Schlittschuhlaufen. Bei der Gelegenheit lernt sie dann auch Halender (Aribert Wäscher) kennen, der sich noch seltsamer verhält und auf eigenartige Weise Macht über Ivo Kern zu besitzen scheint. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, bis auch Susanne selbst in Lebensgefahr gerät.

Man sollte die Ansprüche ein wenig herunterschrauben und bei „Gefährlicher Urlaub“ kein ähnliches Meisterwerk erwarten wie „Der dritte Mann“. Die Handlung ist hier auf weite Strecken deutlich zu konfus und unausgegoren, um da mithalten zu können. Gleichwohl sind Carol Reed auch hier einige wunderbare Szenen gelungen, insbesondere die Sequenz auf der Baustelle hat auch heute noch einen großen Spannungsbogen. Auch die überzeugenden Darsteller helfen mit, über Durchhänger in der Inszenierung und Logikbrüche hinwegzusehen. Ein atmosphärisch stimmungsvoller Film, der auch durch seine On-Location-Aufnahmen im nach wie vor zerstörten Berlin zu gefallen weiß. Die DVD-Wiederveröffentlichung bietet ein ganz gutes Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen ebenfalls nicht zu beanstandenden Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0, optional mit deutschen Untertiteln). Einige für die Kinoauswertung nicht synchronisierte Passagen liegen lediglich in der englischen Originalfassung vor, die ohne Untertitelung bleiben, sofern man diese nicht aktiviert hat. Als Extra ist eine größere animierte Bildergalerie mit internationalem Werbematerial zum Film mit aufgespielt.

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