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Kojak als Kalauerkönig - »Blutrausch – Dreckige Wölfe«

Blutrausch – Dreckige WölfeKojak als Kalauerkönig
»Blutrausch – Dreckige Wölfe«

Trotz seines italienischen Namens Silvio Narizzano (1927-2011) wurde der Regisseur von „Blutrausch – Dreckige Wölfe“ in Kanada geboren, wo er erste Erfahrungen am Theater und beim Fernsehen sammelte. Mitte der 1950er Jahre verschlug es Narizzano dann nach Großbritannien, wo er weiterhin in erster Linie fürs TV arbeitete. Seine bekanntesten Kinoarbeiten sind der Gruselfilm „Das düstere Haus“ und das skandalträchtige Sozialdrama „Georgy Girl“ mit Lynn Redgrave in der Hauptrolle

Blutrausch – Dreckige WölfeAbgesehen von diesen drei Titeln inszenierte Narizzano nur noch eine Handvoll weiterer Filme für die große Leinwand, wohingegen er für das Fernsehen gut 50 Mal auf dem Regiestuhl saß. Der nun hierzulande erstmals auf DVD erhältliche „Blutrausch – Dreckige Wölfe“, der auch unter seinem britischen Originaltitel „Redneck“ bekannt ist, ist ein durch und durch kurioses Unterfangen. Entstanden als Koproduktion zwischen Großbritannien und Italien, ist der Film komplett in Italien an Originallocations gedreht worden und wartet mit Franco Nero mit einem Superstar des Landes in der Hauptrolle auf. Für seinen Antagonisten besetzte man einen von Hollywoods damals bekanntesten Glatzköpfen, den griechischstämmigen Telly Savalas, der noch im selben Jahr durch die Serie „Einsatz in Manhattan“, in der er als Lolli-lutschender Polizist Lieutenant Theo Kojak zu sehen war, weltweit zu einem der bekanntesten Fernsehdarsteller werden sollte. Gleichwohl ist das Aufeinandertreffen der beiden Schauspielgrößen ein eher fragwürdiges Filmchen geworden.  

Blutrausch – Dreckige WölfeMosquito (Franco Nero) und Memphis (Telly Savalas) gehen in Rom gemeinsam auf Beutezug. Sie berauben einen Juwelier (Pino Mattei), dessen unbedachtes Verhalten dazu führt, dass er von Memphis erschossen wird. Maria (Ely Galleani), Mosquitos Freundin, wartet vor dem Geschäft im Fluchtwagen auf die beiden. Während die drei Gangster vor der Polizei ausreißen und durch die Straßen Roms jagen, wird ihr Wagen demoliert. Sie steigen in den eines reichen Ehepaars (Beatrice Clary und Tom Duggan) um, ohne zu merken, dass auf dem Rücksitz der 13jährige Sohn der beiden, Lennox (Mark Lester), liegt. Sobald ihnen klar wird, dass sie sich nun auch noch Kindesentführung mit auf ihr Kerbholz zu schreiben haben, kommt es zwischen ihnen zu Auseinandersetzungen. Memphis‘ Unbeherrschtheit führt dazu, dass ein weiterer Unschuldiger sein Leben verliert. Die Gruppe teilt sich auf, aber Lennox besteht darauf, bei Mosquito zu bleiben. Der von seinen Eltern sträflich vernachlässigte Junge findet in dem beinharten Verbrecher nicht nur einen Vaterersatz, sondern sieht in ihm auch die Verkörperung der Heldenfiguren, die er aus seinen geliebten Büchern kennt.

Blutrausch – Dreckige WölfeAuf dem Papier liest sich „Blutrausch – Dreckige Wölfe“ wie ein spannungsgeladener Abenteuer- und Gangsterfilm. Silvio Narizzanos Inszenierung rückt ihn tatsächlich ein wenig in die Nähe der seinerzeit überaus beliebten, ruppigen Poliziotteschi, einem Subgenre italienischer Krimis, die in den 1970er Jahren ihre Hochphase erlebten und sich stets auch durch wilde Verfolgungsjagden und beeindruckende Autostuntszenen auszeichneten. In dieser Hinsicht muss sich auch Narizzanos Film nicht hinter der Konkurrenz verstecken, doch die von Michael Richter erstellte deutsche Synchronfassung macht den Film kaum erträglich. Permanente Schnodderdialoge berauben den Film jeglicher Ernsthaftigkeit und Authentizität, insbesondere Edgar Ott, die langjährige deutsche Stimme von Telly Savalas, muss ohne Unterlass Sprüche wie diesen klopfen: „Bei dem Gegröle wird einem ja der Samen sauer“. Es fällt schwer, diesen Aspekt zu ignorieren, da er auch fast die kompletten anderthalb Stunden dominierend ist. Abgesehen davon hat der Film auch einige Durchhänger und viele Handlungsweisen seiner Figuren wirken lächerlich unglaubwürdig. Also selbst dann, wenn man als Zuschauer auf die Originalversionen umschaltet, bleibt der Unterhaltungsfaktor stark limitiert. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet leider auch nur ein sehr mäßiges Bild (im Widescreen-Format 1,78:1), das nicht über VHS-Niveau hinauskommt. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) ist soweit in Ordnung. Als Extra gibt es auch die italienische Fassung „Senza ragione“ des Films, die eine Minute kürzer ist, dafür aber auch Szenen enthält, die in der internationalen Fassung fehlen. Sie ist Englisch untertitelt. Darüber hinaus ist noch ein kurzes aktuelles Interview mit dem damaligen Kinderdarsteller Mark Lester (11 Minuten) aufgespielt, der sich mit Freude an die damaligen Dreharbeiten und seine beiden prominenten Leinwandpartner erinnert.

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