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»Die Ehe ist doch kein Schlachtfeld« - Neun Kinder in 17 Jahren

Victoria»Die Ehe ist doch kein Schlachtfeld«
Neun Kinder in 17 Jahren

War es "Liebe auf den ersten Blick"? War es das Ergebnis einer gezielten Vorbereitung einer männlichen "Puppet" als Ehemann für Victoria? War es die Sehnsucht einer (mehr oder weniger) traumatisierten jungen Frau, die auf der Suche nach Liebe war?

War es die reine, unverfälschte »Magic«?


VictoriaDie Antwort: JA!

Es war mit großer Wahrscheinlichkeit alles das und vermutlich noch einiges mehr.

Wie schon beschrieben hatte Victoria auf der einen Seite eigentlich Lord M. mitgeteilt, dass sie im Moment gar nicht daran denkt zu heiraten, auf der anderen Seite waren die Prinzen von Oranje am Hof vorbei geschickt worden um in Augenschein genommen zu werden, schwärmte sie für Alexander Nikolaevich, davor war Lord M der Mann ihres Lebens - wenn auch nicht in romantisierender Hinsicht. Alles völlig normal für eine junge Frau in Victorias Alter, die außerdem so wenig Ahnung vom "Spiel der Liebe" hatte. Und so impulsiv ihr Verhalten in politischen/höfischen Fragen war, so rasant verlief die Werbung.

Ist das Tempo, mit dem die "Werbung" zwischen Victoria und Albert vor sich ging, also wirklich so enorm hoch oder nicht?

In der Serie wird der Besuch ab dem 10. Oktober 1839 weitaus stärker von den Gegensätzen der beiden geprägt, als nachweisbar ist. Man weiß, dass Albert ungeduldig darauf gewartet hatte, dass Victoria "sich endlich auskekst", denn so lange die ganze royale Welt davon ausging, dass zwischen ihm und der englischen Königin ein Einverständnis (welcher Form auch immer) bestand, war er gebunden. Er konnte weder eine andere Beziehung anbahnen noch weitere Planungen für sein Leben vornehmen (z.B. die Frage einer möglichen politischen Karriere). Und als Nichterbe von Sachsen-Coburg und Gotha (denn das war für den älteren Bruder Ernst reserviert) musste er sich dringend etwas einfallen lassen, wenn er nicht ein armes Mitglied am Hof eines wenig bedeutenden deutschen Ministaates sein.

Victoria hat in Briefen mit ihrem Onkel Leopold mehrfach über Albert diskutiert. Dieser galt als umfassend gebildet, mit einer schneller Auffassungsgabe, als wissensdurstig, geleitet von Pflichtgefühl, und mit einer guten Portion gesundem Menschenverstandes.  Wie ihre Hand der Hauptpreis für die unterschiedlichen Fraktionen war, wurden die Vorzüge der diversen möglichen Ehemänner wie der Zahnstatus eines Hengstes erörtert. Und obwohl Victoria durchaus skeptisch gegenüber den Werbemaßnahmen des Onkels Leopold für Albert war, kann ihr nicht entgangen sein, dass dieser in der Riege der potenziellen Ehemänner ganz vorne stand.

Die Serie fokussiert sich auf die Gegensätze der beiden, und auch wenn man die Magie zwischen den beiden spielen lässt - wer hätte gedacht, dass das Umblättern von Klaviernoten so erotische Stimmung aufkommen lassen kann ;-) - wird das dargestellt, was die Unterschiede im Wesen und der Einstellung der beiden ausmacht. Und darum *seufz* geht es dann auch umfangreich. In großer Breite (hey, es geht hier nur um vier Tage!) wird die Liebesgeschichte zwischen den beiden Königs- und Herzogskinder erzählt, die sich erst irgendwie gar nicht verstehen - zu groß scheinen die Differenzen zwischen der verwöhnten "Göre" und dem Mann mit der Sehnsucht nach Waldeinsamkeit zu sein.

VictoriaEgal ob es um Victorias Manieren bei Tisch geht (siehe Artikel von gestern), um ihr nicht gerade überbordendes Interesse an den sozialen Fragen des Landes, ihre scheinbar fehlende Ernsthaftigkeit gegenüber dem scheinbar so übermäßig ernsthaften (= humorlos, steif, sehr kritisch) Deutschen, die Serie nutzt die Folgen vier und fünf für diesen Gegensatz. Sicher nicht umsonst heißt Folge vier "The Clockwork Prince".

In diesem "Spiel der Liebe" werden nicht nur die Gegensätze zwischen den beiden Naturellen dargestellt, es kommen Ansätze der Charakterzüge Victorias zum Vorschein, die prägend für diese erstaunliche Frau sind. Klar, es wäre vielleicht zu viel gewesen, dies in mehr Folgen an mehr Geschehnissen als beispielsweise der „Flora-Hastings-Affäre" (die angebliche Schwangerschaft einer Hofdame) oder der Geschichte um die Berufung ihrer Hofdamen und die dadurch hervorgerufene Regierungskrise darzustellen. Aber für einen Geschichtsfreak wie mich wäre es sicherlich interessanter gewesen als die Frage, ob sie jetzt tatsächlich Angst vor Ratten hatte oder nicht. Well, das ist das, was die Öffentlichkeit will: Die große Liebe.

Tatsächlich war Victoria in kürzester Zeit bis über beide Ohren in "dearest Albert" verliebt. Albert muss eine sehr romantische, sehr verführerische Seite gehabt haben, die sich die Serie sehr zu Herzen nimmt.

Am 11. Oktober tanzten sie zusammen, und sie gab ihm eine Blume aus dem kleinen Bukett, das sie an ihrem Kleid trug. Und da er an seiner Uniform kein Knopfloch hatte, griff wie zu einem kleinen Federmesser, das er bei sich hatte, schnitt die Uniformjacke an der Stelle über seinem Herz auf und platzierte die Blume dort. Man stelle sich vor, wie sich die Augen eines lebens- und liebeshungrigen, unerfahrenen Mädchens wie Victoria vor Liebesnebel umwölkt haben mussten. Immerhin waren dies Zeiten, in denen es schon eine erotische Offenbarung war, wenn eine Frau ihre Knöchel oder eine unbedeckt Schulter sehen ließ.

Schnell wurde Victoria klar, dass sie Albert heiraten wollte. Am 14. Oktober teilte sie dies Lord M mit, der darüber sehr erfreut gewesen sein soll:

I think it is a very good thing, and you’ll be much more comfortable; for a woman cannot stand alone for long, in whatever position she is.

Lord M. zu Queen Victoria, als sie ihm ihre Heiratspläne mitteilt.

Wie bereits erzählt, machte die Queen ihrem Albert am darauffolgenden Tag einen Antrag.

At about ½ p.12, I sent for Albert; he came to the Closet where I was alone, and after a few minutes I said to him, that I thought he must be aware why I wished them to come here,- and that it would make me too happy if he would consent to what I wished (to marry me); we embraced each other over and over again, and he was so kind, so affectionate; oh! to feel I was, and am, loved by such an Angel as Albert, was too great delight to describe! he is perfection; perfection in every way,- in beauty - in everything! I told him I was quite unworthy of him and kissed his dear hand,- he said he would be very happy, “das Leben mit dir zu zubringen”, and was so kind, and seemed so happy, that I really felt it was the happiest brightest moment in my life, which made up for all that I had suffered and endured. Oh! how I adore and love him, I cannot say!! how I will strive to make him feel as little as possible the great sacrifice he has made; I told him it was a great sacrifice,- which he wouldn't allow

Eintrag im Tagebuch der Queen zum 15. Oktober

Anders als Victoria war Albert über seine Gefühle sehr verschlossen, aber es ist durch seine Tochter Victoria bekannt, wie wichtig es ihm war, eine treue, vertrauensvolle, ehrliche und liebevolle Familie zu haben - einen Gegenentwurf zu dem, wie er die Ehe seiner Eltern und vieler anderer Adeliger um sich herum erlebt hatte.

An diesem Abend, als Victoria sich zurückgezogen hatte um zu Bett zu gehen, erreichte sie eine Nachricht, der erste einer Reihe liebevoller Briefe von Albert:

Dearest greatly beloved Victoria, How is it that I have deserved so much love, so much affection? . . . I believe that Heaven has sent me an angel whose brightness shall illumine my life. . . . In body and soul ever your slave, your loyal ALBERT

Nun folgte eine Trennung, denn Albert musste zurück nach Sachsen-Coburg Gotha, um die Hochzeit vorzubereiten, und um zu packen. Es waren drei Monate für die Dauer der Reise vorgesehen, und es sind romantische, sehnsüchtige Briefe von beiden Seiten erhalten, in denen von ihrer großen Liebe zueinander die Rede ist.

Leopold, König der Belgier, hatte den richtigen Riecher gehabt. Er hatte es geschafft, dass die mächtigste Frau der damaligen Zeit einen Partner an ihre Seite bekam, der durch sein Wesen einen Ausgleich zu dem ihren schaffen konnte. Tatsächlich schrieb Victoria an ihren Onkel Leopold, dass Albert alle Eigenschaften besäße, die sie sich wünsche. Zum ersten Mal habe sie Aussicht „auf ein großes Glück“.

VictoriaDie Radio Times hat eine schöne Bildcollage der beiden Heiratszeremonien erstellt.

Teile der Bevölkerung und des Hofes waren anderer Ansicht: Albert wurde - wenig verwunderlich - vorgeworfen eine nichts anderes als ein adeliger Mitgiftjäger zu sein, der aus einem unwichtigen deutschen Kleinstaat komme, ohne Ansehen, Reichtum ... und er die "dicke Königin" nur nehmen würde, da sie einen "noch dickeren Geldsäckel" habe, und englische Spottverse besagten, die Königin habe eine halbe Krone hergegeben, um einen Ring zu erhalten.

Den beiden war dies vielleicht nicht egal, aber es hätte wohl wenig geben können, was diese Ehe hätte verhindern können.

Klar, würde man sich bei ITV gerade bei den Szenen der Trauung besondere Mühe geben ... und ernsthaft, mir stockte der Atem, als ich die Szenen das erste Mal sah. Von einer deutlich erhöhten Stelle über dem Altar aus hat man einen kerzengeraden Blick auf die kleine Kapelle des St. James’ Palace, sieht Albert in einer Galauniform auf Victoria warten, die mit gemessenen Schritten den Gang entlang kommt. Am Rand stehen die Gäste der Trauung, je nach Haltung mit einem mehr oder weniger natürlichen glücklichen Lächeln, ebenso in ihrem Festornat. Das gesamte Tempo ist verlangsamt, wirkt ätherisch, träumerisch und man seufzt unwillkürlich.

Ich weiß nicht warum es mich so unglaublich berührt, dass Albert, vollkommen ergriffen, vom Ernst des Aktes durchdrungen, sich nicht nach seiner Braut umdreht, sondern nach vorne blickend darauf wartet, bis sie neben ihm steht und die Zeremonie beginnt.  

I wore a white satin gown with a very deep flounce of Honiton lace, imitation of old. I wore my Turkish diamond necklace and earrings, and Albert’s beautiful sapphire brooch (...) When I arrived at St. James’s, I went into the dressing-room where my 12 young Train-bearers were, dressed all in white with white roses, which had a beautiful effect. Here I waited a little till dearest Albert’s Procession had moved into the Chapel.(...) The Ceremony was very imposing, and fine and simple, and I think ought to make an everlasting impression on every one who promises at the Altar to keep what he or she promises

Tagebucheintrag der Queen zu ihrem Hochzeitstag 10. Februar 1840

VictoriaTatsächlich sind die Schuhe erhalten, die die Queen zu ihrem Hochzeitskleid trug.

An diesem Abend also hatten die beiden dann ihre erste gemeinsame Nacht, und es sollte, so die Queen in ihrem Tagebuch, ein "bliss beyond belief" werden (auch da gibt sich die Serie große Mühe, diese unglaubliche Anziehungskraft zwischen den beiden darzustellen, manchmal reicht dazu ein Kuss, manchmal eine Einstellung, in der Alberts Hand über Victorias Taille gleitet und sich leicht auf ihre hintere Hüftpartie legt *nach Luft schnappen*) - und nur eine von vielen Nächten.

(...) took me on his knee, and kissed me (...) We had dinner in our sitting room; but I had such a sick headache that I could eat nothing and was obliged to lie down in the middle blue room for the remainder of the evening, on the sofa, but, ill or not, I never, never spent such an evening (...) He called me names of tenderness, I have never yet heard used to me before—was bliss beyond belief! Oh! This was the happiest day of my life!—May God help me to do my duty as I ought and be worthy of such blessings.

Tagebuch der Queen

VictoriaLeider bestand das Eheleben nicht nur aus Glück und erotischen Nächten. Die Hochzeitsreise der beiden beschränkte sich auf zwei Tage, mehr wollte oder konnte sich die Königin nicht gönnen. Victoria geht nicht in tiefste Details, für eine adelige Lady ihrer Zeit jedoch beschreibt sie sehr offen, genießerisch und nicht unerotisch ihr Eheleben.

Die Tage erwiesen sich teilweise als durchaus weniger erquicklich. Victoria mit ihrem Dickkopf hatte nicht vor, sich von Albert in ihr Amt als Königin dreinreden zu lassen, und Prinz Albert hatte weder einen eigenen Haushalt noch ein eigenes Konto oder gar eigene Aufgaben. Er schreibt an seinen Vater etwa ein Jahr nach der Hochzeit, die einzigen vertrauten Gesichter um ihn herum sein alter Kammerdiener und sein Hund Eos. Das war umso deprimierender, als er gerade ausgebildet worden war, nicht nur ein machtloser Helfer der Queen zu sein, der - wie in der Serie dargestellt - mit dem Löschpapier die Unterschrift Victorias unter wichtigen Dokumenten trocknet.

Diese Situation wird in der Serie sehr nett angedeutet. Am Tag der Rückkehr von ihrer Hochzeitsreise findet nämlich ein Bankett zu Ehren der Paares statt, an dem einer der Gäste sie mit den Worten begrüßt: "Eure Hochzeitsreise war keine sehr lange, Ma'am", worauf Victoria antwortet: "Aber warum, Duke, ich sehe die Ehe nicht als ein Schlachtfeld".

Als Wellington sagt "Vielleicht kommt dies später, Ma'am", blendet die Kamera zu Albert um, dem natürlich die Spitze nicht entgangen ist. Wie das Protokoll es erwartet, geht er ein, zwei Schritte hinter der Königin.

Lord Melville, der Albert als politisch intelligent und besonnen agierend einschätzt, kann Victoria mit seinen Empfehlungen, ihm Bereiche eigener Verantwortung zu übertragen, nicht erreichen.

Bei dem gleichen Empfang (in der Serie) folgt ein sehr entscheidender Satz von Victorias Mutter, die bei dem Empfang ebenfalls anwesend war: Albert solle sich keine Sorgen machen, wenn erst einmal ein Thronfolger geboren worden sei, würde man es nicht mehr wagen ihn zu brüskieren und würde ihn ernst nehmen.

(Zwischen den Zeilen: Und das nicht nur, weil er sich dann als staatstragend - im wahrsten Sinne des Wortes - erwiesen habe, sondern weil die Queen während Schwangerschaft, Geburt, Erholungsphase immer weniger Zeit für die Regierungsgeschäfte haben würde)

Ein Ausblick: Genau das passierte. Victoria war während der Ehe fast ständig schwanger. In 17 Jahren brachte sie ingesamt 9 Kinder zur Welt, allein fünf davon in den ersten sechs Jahren der Ehe.

Victoria, in fast schon "affenartiger" Liebe zu Albert, voller Angst vor Tod im Kindbett, den Folgen einer Schwangerschaft auf den Körper der Frau und die Aufgaben einer Mutter, wollte auf keinen Fall zu früh schwanger werden. Entsprechend hatte sie sich von Baroness Lehzen, ihrer Vertrauen, einen Tipp geholt: Nach jedem Beischlaf sollte die Frau möglichst rasch aus dem Bett aufstehen und mindestens 10x auf- und abhüpfen, um zu verhindern, dass sich der Samen einnistet.

Leider für Victoria erwies sich dieser Rat als nicht sehr hilfreich. In der siebten Folge wird Victoria schwanger - sehr zur Freude von Albert, der sich eine große Familie wünscht, und der allerhand anderer Interessenten am Hofe, die mehr oder weniger gut kaschiert hoffen, die Queen könnte vor der Geburt eines Thronerben sterben, damit sich das Nachfolgerad wieder zu drehen beginnen konnte.

VictoriaVictoria ist dies nur zu bewusst. Den Tod von Princess Charlotte vor Augen, ihre Mutter (die in der Serie zwar durchaus als wenig geliebte Gelittene des Hofes auftritt, aber doch in viel größerer Nähe zu ihrer Tochter Victoria lebt als es in der Realität der Fall war), die ihr mit Ratschlägen wie "Lachen während der Schwangerschaft schadet dem Kind" das Leben schwer macht, und die ganzen Ratgeber, die darauf drängen eine Lösung für den Fall ihres Ablebens zu finden, entscheidet Victoria, dass Albert in dem Fall den Thron übernehmen soll. Ein deutscher Prinz? Auf dem englischen Thron? Unmöglich! (Ok, wir ignorieren diese uralte Tatsache, dass die meisten der englischen Könige der letzten 300 Jahre deutsche Wurzeln haben)

Albert, mit der ihm eigenen Besonnenheit, Sturheit, Intelligenz und vorausschauender Ahnung der Notwendigkeiten von Industrieller Revolution und Umbau der englischen Welt, gelingt es, Volk und Adelige mit ersten konkreten Taten langsam auf seine Seite zu ziehen. Tatsächlich war Albert bei seinem Tod unfassbar beliebt.

Ok, nun sind es also drei Artikel geworden, einer voller und unvollständiger als der andere ... und das alles aufgrund einer Serie. Aber mit fast jeder Szene der Serie Victoria von ITV kann man sich an den angerissenen Themen festbeißen, festlesen und festrecherchieren.

Da fällt die Tatsache, dass Edel:Motion es wieder einmal nicht "geschafft" hat, die Serie mit Untertiteln zu versehen. Angesichts der (in der in der englischen Originalsprache) teilweise recht grauenvollen "deutschen" Akzente, die man den Schauspielern mit deutschen Rollen verpasst hat, könnte dies durchaus hilfreich sein. Ich habe versucht herauszufinden, an welchen Akzent mich das Englisch erinnert, das die Schauspieler sprechen. Es ist mir nicht gelungen. Es klingt halt wie Engländer, die versuchen wie Deutsche zu sprechen, die Englisch sprechen. Tom Hughes (Prinz Albert) bemüht sich sehr darum, nicht zu klischeehaft das darzustellen, was man von einem guten Deutschen erwartet: Genau bis zur Pedanterie, ernsthaft, in den Wald verliebt ... wenn nur dieser seltsame Dialekt nicht wäre.

Catherine H. Flemming, die Victorias Mutter darstellt, ist eine deutsche Schauspielerin. Ich frage mich, warum man das nur bei zwei Schauspielern gemacht hat. Klar, Albert ist eine Rolle, wie sie sich jeder englische Schauspieler nur wünschen kann, aber es hüpfen so viele Sachsen-Coburg Gothaer herum ...

Catherine Flemming, die eine große Anzahl an Auftritten aufzuweisen hat, hat mir in anderen Produktionen bereits gut gefallen. Die Art, wie sie die Duchess anlegt, gefällt mir gut. Sie verkörpert die hin- und hergerissene Witwe, in dem ständigen Zwiespalt zwischen den diversen Loyalitäten gefangen, wie ich finde sehr stimmig.

Stundenlang könnte ich mich über Paul Rhys auslassen, der ihren Berater Sir John Conroy spielt. Dieser Mann ist so ... widerlich, so intrigant, so ... argh ... es ist wirklich großartig. Conroy hat keine sehr umfangreiche, aber wichtige Rolle in der Serie, zunehmend weniger natürlich im Laufe der Zeit, aber jedes Mal wenn ich Paul Rhys sehe, kräuseln sich mir schon die Nackenhaare.

Und was soll man über Jenna Coleman schreiben, das nicht schon irgendwo geschrieben wurde? Von der Begleiterin des Doctors zur Queen Victoria zu warpen geht sicher nur mit einer TARDIS, aber es gelingt ihr mit beeindruckender Natürlichkeit. Ich nehme ihr den Charakter der jungen Frau in jeder Sekunde ab, und - oh my - ist sie verführerisch. Während die Queen eher nach dem damaligen Schönheitsbild hübsch war, und teilweise als zunehmend dicklich und nicht sehr gepflegt beschrieben wird, ist Jenna Coleman, natürlich ebenfalls klein (der Größenunterschied zwischen ihr und Tom Huhges ist beeindruckend), aber in jedem kleinen Zentimeter wunderhübsch und verführerisch. Es gibt Szenen, in denen sie mit den historisch modisch hochgesteckten Haaren ihren grazilen Kopf dreht, und vom Hinterkopf eine Kette in elegantem Schwung hängt. Erotik.

Ich habe ja bereits die großartige Kameraarbeit erwähnt, die beeindruckenden Kulissen und Kostüme, ohne die eine solche Serie nicht erfolgreich machbar wäre.

Daisy Goodwin hat es meiner Meinung nach größtenteils schon verstanden, die vielschichtigen Tatsachen dieser Zeiten, Menschen und Geschichten zum Leben zu erwecken, auch wenn es zu sehr auf Albert und Victoria zugespitzt ist - da hätte ich mir mehr gewünscht, aber wozu gibt es das Internet mit seinen endlosen Quellen stundenlanger tiefgehender Informationen, zum Beispiel sogar den Ehevertrag zwischen Königin Victoria von Großbritannien und Irland und Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha im Original, wie er im Staatsarchiv Coburg vorliegt

Viel Spaß beim Weitersuchen ... oder beim Warten auf die zweite Staffel.

VictoriaVictoria – Staffel 1
(Victoria – Season 1)
mit Jenna Coleman, Tom Hughes, Rufus Sewell, Paul Rhys, Peter Firth
Regisseur(e): Oliver Blackburn, Tom Vaughan, Sandra Goldbacher
Komponist: Martin Phipps, Ruth Barrett
Format: Dolby, PAL
Sprache: German (Dolby Digital 2.0), English (Dolby Digital 2.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Anzahl Disks: 3
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Edel Germany GmbH
Erscheinungstermin: 31. März 2017
Produktionsjahr: 2016
Spieldauer: 348 Minuten
DVD (3-Discs Version) EUR 18,48
DVD (4-Discs Version) EUR 21,97
Blu-ray (2-Discs Version) EUR 26,99
Großbritannien 2016

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