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... Thomas Höhl über Exposés, Investigatives, Planung und Rota-Seite

Thomas Höhl ...Thomas Höhl ...
... über Exposés, Investigatives, Planung und Rota-Seite

Thomas Höhl ist Redakteur der Zeitschrift „Space View“ und Autor verschiedener Sachbücher über Science-Fiction und Fantasy-Serien. Zu seinen neuesten Tätigkeiten gehört auch die Arbeit als Exposé-Autor bei „Sternenfaust“. Thomas nahm sich viel Zeit für ein ausführliches Interview, weswegen es statt einer ausführlichen Vorrede auch gleich mit den Fragen losgehen soll...

Zauberspiegel
: Seit 2009 bist Du Exposé-Autor der Heftroman-Serie „Sternenfaust“. Du wurdest dabei von Deiner Vorgängerin Susanne Picard vorgeschlagen. Wie kam sie auf Dich?
Thomas Höhl: Ich habe Susanne Picard bei einem Interview für die Zeitschrift "Space View" kennengelernt. Ich schrieb damals eine Artikel-Reihe über Heftromane. Es folgten sehr viele Gespräche und unendliche lange Mails, in denen wir über Gott und die Welt schrieben. Kurz darauf trafen wir uns auf der FedCon im Jahr 2009, und Susie meinte zu mir: "Willst du nicht 'Sternenfaust' übernehmen?" Ich dachte wirklich zunächst, sie macht einen Scherz.

Zauberspiegel: So schnell wird man also Exposé-Autor einer Heftserie!
Thomas Höhl: Hätte mir jemand nur einen Monat vorher gesagt, ich würde jemals eine Heftreihe steuern, ich hätte gefragt, was er geraucht hat. Doch ganz so schnell ging es nicht. Es vergingen die Wochen, und Susie sagte erneut: "Du, ich meine es ernst! Ich höre auf, wenn du willst, schlage ich dich vor!" Mich hat die kreative Herausforderung wahnsinnig gereizt. Also sagte ich "ja". Das war aber natürlich nicht Susies Entscheidung, sondern die des Verlags, also habe ich mich dort beworben, wobei Susie mich natürlich empfohlen hat.

Zauberspiegel: Aber wie wir ja wissen, wurde deine Bewerbung angenommen.
Thomas Höhl: Dazu muss ich sagen: Neben den vielen Sachbüchern zu Science-Fiction, die ich geschrieben habe, arbeite ich hauptberuflich in einem juristischen Fachverlag. Ich bin es also gewohnt, zu planen und zu organisieren und kenne das Verlagsgeschäft, und das hatte ich natürlich in meiner Bewerbung auch hervorgehoben.

Zauberspiegel: Wie hast Du Dich vorbereitet, Exposé-Autor bei einer Serie zu werden, die immerhin schon über hundert Bände hinter sich hat?
Thomas Höhl: Ich bin von der Ausbildung her Jurist. Eine der wichtigsten Fähigkeiten von Juristen ist es, sich möglichst schnell in komplizierte Sachverhalte einzuarbeiten. Ich habe zum Beispiel mal ein Buch über die neuseeländische Serie "The Tribe" geschrieben. Dafür habe ich mir in kürzester Zeit 260 Episoden reingezogen und eine Unmenge an Charakteren und verzwickten Handlungssträngen erforscht. Ähnlich war es bei "Sternenfaust". Ich habe natürlich die Romane verschlungen, das Material, das mir Susie gab, studiert und mir ganz viele Notizen gemacht. Und auch jetzt noch lese ich immer wieder ältere Romane, obwohl ich sie schon kenne.

Zauberspiegel: Aber das ist ja nur ein Teil: Die bisherigen Hefte zu kennen.
Thomas Höhl: Ganz genau so ist es. Noch viel wichtiger war es, zu lernen, wie man gute und ergiebige Exposés entwickelt. Die Frage: Was ist eine Handlung? Und was ist nur ein Sack voller Ideen? Ich verschlang etliche Bücher zu diesem Thema. Eines der besten ist "Plot & Structure: Techniques and Exercises for Crafting a Plot" von James Scott Bell. Das kann ich jedem, der sich fürs Schreiben interessiert, eindringlich empfehlen. Ein weiteres, fast noch besseres Buch ist "Die Odyssee des Drehbuchschreibers" von Christopher Vogler. Jeder, der wissen möchte, wie Geschichten funktionieren und was eine Geschichte ausmacht, sollte es lesen.

Zauberspiegel: Worin sahst Du die größte Stärke und das größte Alleinstellungsmerkmal der Serie, als Du bei „Sternenfaust“ angefangen hast?
Thomas Höhl: "Sternenfaust" hat sehr viele Stärken. Ein ganz großer Pluspunkt sind für mich die modern konzipierten Figuren. Ich ziehe hier immer gern den Vergleich mit TV-Serien. Die Zeiten der geradlinigen, unkomplizierten Hauptfiguren sind vorbei, die Charaktere sind heute vielschichtiger. Nicht nur nett und klug, sondern auch mal mürrisch und unvernünftig, manchmal sogar verschroben. Man denke nur an den kauzigen Dr. House. Dana Frost ist zum Beispiel als Figur konzipiert, die gerne auch ein wenig steif und streng rüberkommt. Und Taglieri ist manchmal ein wenig mürrisch. Gerade das macht diese Figuren so modern und gibt mir die Möglichkeit, menschliches Drama in die Romane einzubauen. Denn bei aller Technik und Action, am Ende sind es allein die Figuren, mit denen sich der Leser identifiziert. In meinem Roman "Der Maulwurf" habe ich zum Beispiel ein klassisches Marine-Abenteuer erzählt. Zugleich ging es dabei aber um sehr viele zwischenmenschliche Konflikte, um Kameraden-Mobbing, um persönliche Enttäuschungen, bis hin zum Rücktritt einer etablierten Hauptfigur, die erkennt, verheerende Fehler gemacht zu haben. "Sternenfaust" ist so konzipiert, dass genau diese Art von Geschichten möglich ist. Und natürlich haben wir wahnsinniges Glück, dass Arndt Drechsel ein ausgezeichnetes Cover nach dem anderen zu der Serie beisteuert.

Zauberspiegel: Nichts ist perfekt auf der Welt. Was hat Dich an der Serie gestört?
Thomas Höhl: Oh je, das sind so ganz gefährliche Fragen. Aus den Antworten kann der investigative Journalist immer so schöne, reißerische Überschriften bauen, die dann das ganze Interview böse überschatten.

Zauberspiegel: Ich werde brav sein...
Thomas Höhl: Als ich die Serie übernahm, wollte ich eines unbedingt vermeiden: Ich wollte keinesfalls von vorne anfangen und die Lernprozesse meiner Vorgänger wiederholen. Es heißt ja immer: Der Kluge lernt aus seinen Erfahrungen, der Weise lernt aus den Erfahrungen anderer. Mir war es also wichtig, die Erfahrungen, die Susie beim Basiru-Aluun-Zyklus gesammelt hatte, nicht neu machen zu müssen. Also war eine meiner ersten Fragen an Susie, was denn der Hauptkritikpunkt der Leser sei, und Susie meinte offen, der Hauptvorwurf sei, es passiere zu wenig. Also hatte ich mir geschworen: Egal welcher Vorwurf von den Lesern kommen würde, der Vorwurf, es passiere zu wenig, dürfe es nicht sein.

Zauberspiegel: Jetzt bist du aber schon ein wenig geschickt meiner Frage ausgewichen! Was hat dich selbst denn gestört?
Thomas Höhl: Und ich hatte gehofft, du merkst es nicht. Hier möchte ich vorausschicken, dass ich fasziniert bin von dem, was Alfred Bekker erschaffen hat. "Sternenfaust" war ja zu Beginn ganz gezielt als massenkompatible und leicht zugängliche Unterhaltungs-Science-Fiction konzipiert worden, und Alfred Bekker war großartig darin und hat ein wunderbar reichhaltiges und facettenreiches Science-Fiction-Universum erschaffen. Susie hat sich dann erfolgreich der sehr schweren Aufgabe gestellt, "Sternenfaust" auf die nächste Ebene zu hieven. Alfred Bekker und Susie sind zwei zu Recht sehr erfolgreiche Autoren, und ich profitiere noch immer massiv von dem, was die beiden vor mir erschaffen haben.
Generell hat mich ein wenig gestört, dass die große "Sternenfaust"-Gesamtstory kein für mich erkennbares Ziel hatte. Vielleicht bin ich da aber nur besonders empfindlich, denn ich finde, dass dies leider weit verbreitet ist, vor allem bei Fernsehserien. Jedesmal, wenn ich das "Battlestar Galactica"-Remake sah und im Vorspann las, dass die Zylonen einen "Plan" haben, dachte ich: Die Zylonen vielleicht. Aber sicher nicht die Macher der Serie. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das "Battlestar Galactica"-Remake war dennoch eine tolle Serie, ein Meilenstein. Inszenierung, Dialoge, Darsteller, die Optik ... es war famos. Aber einen Plan hatten die Autoren nicht, und viele Fans haben das der Serie trotz aller unbestreitbaren Qualitäten nie verziehen.

Zauberspiegel: Kann man bei einer Serie nachträglich einen Plan ergänzen?
Thomas Höhl: Das war für mich eine der größten Herausforderungen an "Sternenfaust". All die vielen Andeutungen, losen Enden und Mysterien von "Sternenfaust" aufzugreifen, um mir dann zu überlegen, welche Art von Story sich daraus entwickeln soll. Nimm zum Beispiel den geheimnisvollen Förderer von Rudenko. Es reicht mir nicht, zu überlegen, wer das sein könnte und ihn dann zu offenbaren. Das ganze muss auch zu einer echten Story führen. Und genau das wird es, und zwar noch im aktuellen Zyklus.

Zauberspiegel: Wenn du so viel planst, wie viele Freiheiten bleiben da noch den anderen Autoren?
Thomas Höhl: Generell gebe sehr viel vor, nicht selten sogar schon das komplette Szenen-Exposé. Ich bekam von Autoren auch schon zu hören, dass niemand so viel vorgibt wie ich. Fast immer nehmen die Autoren das übrigens dankbar auf, schließlich ist das Verfassen eines detaillierten Exposés viel Arbeit. Autoren, die über diese Art von Vorgaben klagen, erliegen meiner Meinung nach einem großen Irrtum. Sie glauben nämlich offenbar, ein Roman sei ein ausfabuliertes Exposé, so nach dem Motto: Wenn das Exposé steht, ist die kreative Arbeit erledigt, dann geht es nur noch ums Ausformulieren. Genau das ist falsch! Ein in die Breite geschwafeltes Exposé ergibt immer einen langweiligen Roman. Die Herausforderung für den Autor besteht darin, sich bei jeder einzelnen Szene zu überlegen, wie man sie spannend erzählen kann. Und zwar unabhängig davon, ob man das Exposé selbst geschrieben hat oder nicht. US-Serien sind hier übrigens meisterhaft. Sieh dir "Desperate Housewives" an. Ich bin immer wieder fasziniert, wie die Autoren es in jeder oft noch so winzigen Szene hinkriegen, einen Spannungsbogen zu erzeugen.

Zauberspiegel: Wer kam wann und in was für einer Situation auf die Idee „Lass uns sehr mächtige Weltraumquallen zum Hauptfeind im „Erzengel“-Zyklus machen"?
Thomas Höhl: Auch diese Idee war bereits von mir. Zum einen wollte ich auflösen, wie die "Erhabenen" bzw. "Toten Götter" sich vernichtet haben. Zum anderen wollte ich das eben nicht nur auflösen, sondern daraus eine Story entwickeln, in welche die STERNENFAUST verwickelt wird. Die Hauptidee war, dass die "Erhabenen" einst Kunstwesen erschufen, die in die Zukunft sehen können, wodurch sie vollkommen unbesiegbar wurden. Zugleich verknüpfte ich das mit den Basiru-Aluun, denen ich auf diese Weise ein Motiv für ihre Zerstörungen geben wollte. Außerdem wollte ich eine menschliche Handlung für Taglieri: Am Ende ist er gezwungen, den Ptolemäer-Jungen Adric, der sich als eines dieser Kunstwesen entpuppte, zu töten. Das alles stand fest, bevor der Zyklus begonnen hatte. Und auch, wie diese Wesen dann doch vernichtet werden, wobei das ein Widerspruch in sich ist, der uns auch noch beschäftigen wird. Dass diese Wesen biologisch aussehen und an weiße, leuchtende Quallen im All erinnern, überlegte ich mir später.

Zauberspiegel: Unter welchen Umständen kommen denn die besten Ideen für die weitere Serienhandlung?
Thomas Höhl: Das ist ja die große Preisfrage: Wo kommen Ideen her? In Disneyland Kalifornien entdeckte ich in einem Laden das Buch: "The Imagineering Workout – Exercises to Shape Your Creative Muscles". Es stammt von den Entwicklern der Disneyland-Attraktionen und beschreibt viele Techniken und Methoden, die kreativen Muskeln wachsen zu lassen.
Hier tickt jedoch jeder anders. Ich gehe jeden Tag über eine Stunde spazieren, da kommen mir viele Ideen. Andere sagen, die Ideen kommen ihnen beim Joggen – während ich beim Joggen nur abstruse innere Streitgespräche führe. Jedenfalls wachsen bei mir die kreativen Muskeln leichter als die echten Muskeln, das kann ich als jemand, der seit Jahren regelmäßig ins Fitnessstudio latscht, versichern!

Zauberspiegel
: Also keine Tipps von deiner Seite, was Ideen angeht?
Thomas Höhl: Ich kann zwei Tipps geben. Der erste ist aus dem Disney-Buch: Man sollte andere nicht mit Ideen überfallen. Ideen sind gedankliche Explosionen. Also verbreiten sie zunächst Angst und erzeugen Abwehrhaltungen. Das ist auch etwas, das ich als Exposé-Autor erst lernen musste: Ideen muss man schonend beibringen. Der zweite Tipp stammt aus meiner persönlichen Erfahrung: Nur wenn man an eine Sache glaubt und sich dafür begeistert, gelingt es auch, andere dafür zu begeistern. Oder, positiver formuliert: Wenn man sich für etwas begeistert, gelingt es früher oder später fast immer, auch andere zu begeistern.

Zauberspiegel: Unter Susanne Picard sind einige neue Autoren zum Team hinzugestoßen, unter Dir schreiben auch regelmäßig neue Autoren für die Serie. Wie werden die eingearbeitet?
Thomas Höhl: Das ist ein sehr aufwendiger Prozess, die sowohl dem Autor als auch mir sehr viel Zeit und Arbeit abverlangt. Denn natürlich haben neue Autoren tausend Fragen, und die müssen schlichtweg beantworten werden. Damit hier aber kein falscher Eindruck entsteht: Die Arbeit mit neuen Autoren zählt zu den vielen Highlights der Arbeit an "Sternenfaust". Neue Autoren bringen in der Regel sehr viele frische Ideen mit, sowie Energie und Begeisterung für das Neue. Die vielen Fragen sind oft befruchtend, denn nicht selten ist es ja so, dass der Lehrer durch die Fragen des Schülers am Ende mehr lernt als der Schüler selbst.

Zauberspiegel
: Du hast vorher Sachbücher geschrieben. Schon vier Hefte nachdem Du die Serie übernommen hast, erschien der erste Roman von Dir und Simon Borner. War es schwierig von Sachbüchern auf „Heftromane“ umzusteigen?
Thomas Höhl: Gerade die letzten "Star Trek"-Bücher, die beide mit dem "Deutschen Phantastik Preis" ausgezeichnet wurden, waren ja sehr "erzählend". Also keine Faktensammlungen, sondern Lesebücher fürs Sofa. So gesehen war es keine große Umstellung. Die Arbeit an Sachbüchern ähnelt übrigens der Arbeit an Romanen mehr, als man glauben mag. Auch bei einem guten Sachartikel kann und sollte man sich überlegen, wie man ihn spannend aufbaut. Und auch beim Schreiben eines Romans, gerade bei einem Science-Fiction-Roman, muss man ständig innehalten und nachrecherchieren. Für das zweite "Star Trek"-Buch "Star Trek in Deutschland" opferte ich fast meinen gesamten Jahresurlaub und saß bei schönstem Wetter tagsüber in der Münchener Staatsbibliothek und recherchierte in alten Fernsehzeitschriften. Damals dachte ich: Wie schön muss es sein, was Primäres zu schreiben, da muss man nicht jeden Satz nachrecherchieren. Von wegen! Gerade bei einer Serie wie "Sternenfaust" muss man ständig Details nachsehen.

Zauberspiegel: Welche Deiner bisherigen Ideen wurde am Besten umgesetzt, welcher von Dir betreute Roman hat Dir am Besten gefallen?
Thomas Höhl: Ich hüte mich ein wenig vor öffentlichem Lob, weil ich keinem Autor Unrecht tun möchte, indem ich ihn hier vergesse. Generell kann ich sagen, dass ich von dem, wie Guido Seifert in Band 148 die Welt der "Toten Götter" schilderte, wirklich von den Socken war. Ich wusste bereits beim Schreiben des Exposés, dass das sehr schwer werden würde, doch Guido hat diese Herausforderung brillant gemeistert und meine kühnsten Hoffnungen übertroffen. Die 147/148, die Guido zusammen mit Sascha schrieb, war überhaupt ein großartiger Zweiteiler. Daran erinnere ich mich wahrscheinlich deshalb so gut, weil ich dachte: Toll, und ich schreibe die 149, dagegen KANN ich ja nur abstinken.

Zauberspiegel: Die Serie wird zur Zeit, sowohl im Forum als auch an anderen Stellen, sehr gut aufgenommen.
Thomas Höhl: Ich bin noch immer begeistert von den positiven Reaktionen der Leser, Forumsmitgliedern und Online-Rezensenten, die bis heute anhalten. Ich weiß, wie streng Science-Fiction-Fans sein können, schließlich bin ich selbst einer.
Die kreative Arbeit an "Sternenfaust" macht enormen Spaß, aber sie ist auch kräfteraubend und nicht selten konfliktreich. Positives Feedback ist da wahnsinnig hilfreich und gibt neue Energien. Ich hatte zu Beginn gehofft, dass die Leser mich akzeptieren würden. Ein derart herzliches Willkommen hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch auf die im November 2010 ins Leben gerufene "Sternenfaust"-Wiki (www.stfwiki.de) hinweisen. Sie hat inzwischen bereits um die 600 Artikel! Auch darin sehe ich ein riesiges Kompliment der Fans, denn so eine Wiki entsteht nur dann, wenn genug Leute da sind, die glauben, dass es "Sternenfaust" verdient hat, sich so intensiv damit zu beschäftigen.

Zauberspiegel: Siehst Du in der Rückschau dennoch Kleinigkeiten im letzten Zyklus, die besser hätten umgesetzt werden können?
Thomas Höhl: Ich denke, der letzte Zyklus hatte ein paar schwächere Romane in der Mitte, dafür kam der aktuelle Zyklus etwas schleppend in Gang. Das ist das schwierige an einem Zyklus. Er sollte mit einem Knall anfangen, mit einem Knall aufhören und am Besten dazwischen viele Highlights haben. Um beim nächsten Zyklus Durchhänger zu vermeiden, habe ich die Handlung, die für die Bände 175 bis 199 geplant war, und die Handlung, die für 200 bis 224 geplant war, zu einem einzigen Zyklus zusammengefasst.

Zauberspiegel: Zwei Zyklen auf 25 Bände?
Thomas Höhl: Ich denke, die Zeiten der riesigen Zyklen sind vorbei. Auch Tolkien hätte seine Handlung mit Fillern strecken müssen, hätte er seinen "Herr der Ringe" auf hundert Bände verteilen müssen. Auch hier der Vergleich mit TV-Serien: Heute ist das Erzähltempo schneller. Der Zuschauer erwartet es.

Zauberspiegel: Wie weit ist die Serienhandlung schon vorgeplant?
Thomas Höhl: Zusammen mit Andreas Suchanek habe ich das Exposé von Band 175 sowie die Kurzexposés bis Band 182 ausgearbeitet. Ich werde die 175 auch gemeinsam mit Andreas verfassen, von ihm stammt übrigens auch die Grundidee, die ich sehr gut in meine Planung integrieren konnte.

Zauberspiegel: Andreas Suchanek, der ja gerade erst sein "Sternenfaust"-Debüt veröffentlicht hat, wird also regelmäßiger Autor für "Sternenfaust"?
Thomas Höhl: Ich hoffe es, weil er gut schreibt, sehr engagiert ist und "Sternenfaust" seit Band 1 kennt. Band 167 mit dem Titel "Tag der Vergeltung" ist auch von ihm und wird gerade lektoriert. Im aktuellen Zyklus schreibt er auch noch Band 171. Andreas hat sich mit einer Idee beworben, und diese Idee habe ich in das integriert, was ich für den Zyklus ab Band 175 geplant hatte. Dafür musste zwar einiges abgewandelt werden, aber der Kern der Idee ist noch erhalten. Und wie ich schon sagte: Ein Zyklus ist für mich dann ein Zyklus, wenn ich weiß, wie er anfängt, wie er verläuft und wie er aufhört. Also haben Andreas und ich uns getroffen und uns gemeinsam überlegt, was in den Bänden bis 182 jeweils passieren könnte.

Zauberspiegel
: Geplant ist also bis Band 182?
Thomas Höhl: Die Gesamtplanung steht bis Band 199, das heißt, ich weiß ganz genau, wie sich die Story bis Band 199 entwickeln wird und was in Band 199 passiert. Bis dahin wird sehr viel "Sternenfaust"-Mythologie aufgelöst werden. Ich habe auch schon zwei Arcs für die Bände ab 200 entwickelt, bin mir im Moment aber noch ein wenig unschlüssig, ob ich diese Arcs ebenfalls zusammenziehe oder ob ich sie nacheinander bringe. Aber das kann ich ja 2012 entscheiden!

Zauberspiegel: Ist irgendwann in Zukunft vielleicht wieder ein Vierteiler mit „konzentrierterer“ Handlung geplant oder war das eine einmalige Sache?
Thomas Höhl: Die Bände 172 bis 174 schreibe ich selbst, also wird es zumindest bald einen Dreiteiler geben, von dem die Leser hoffentlich sagen werden, dass die Handlung "konzentriert" ist!

Zauberspiegel: Wie kam es zu dem Vierteiler?
Thomas Höhl: Im Jahr 2009 stand fest: Susie steigt aus, ich übernehme voraussichtlich ab Band 126 die Reihe. Zugleich war ein Autorentreffen im Bastei-Verlag geplant, bei dem ich mich auch persönlich vorstellen sollte und bei dem endgültig entschieden werden sollte, ob ich die Serie machen soll. Das Treffen war aber zu spät, um erst danach mit der Planung der Bände ab 126 zu beginnen. Also kam von mir der Vorschlag, es mal mit einem Vierteiler zu versuchen. Da konnte ich mich auch gleich mal selbst unter Beweis stellen. Ein Vierteiler wurde es deshalb, weil ich großer Liebhaber von "Doctor Who" bin, und die "Doctor Who"-Classic-Folgen wurden fast alle mit Vierteilern erzählt.

Zauberspiegel: Also so bald kein Vierteiler mehr?
Thomas Höhl: Wenn es nach mir ginge, bestünde jeder Zyklus aus einem 25-Teiler, und jeder Roman würde mit einem Cliffhanger enden. Bei TV-Serien sind Cliffhanger ja schon fast die Regel geworden, gerade auf dem Phantastik-Sektor. Genau das erhöht aber kolossal den Aufwand, sowohl für mich, als auch für die Autoren, denn sie müssen meist einen Cliffhanger fortsetzen, der in der Regel noch gar nicht geschrieben ist. Nichtsdestotrotz will ich mich im kommenden Zyklus dieser Herausforderung stellen. Der Auftakt wird ein Sieben- oder Achtteiler sein, und jedes Heft soll mit einem Cliffhanger enden.

Zauberspiegel: Jedes Heft soll mit einem Cliffhanger enden?
Thomas Höhl: Ja, und auch das gehörte zur Planung, die Andreas und ich bis Band 182 erstellt haben. Wir haben uns also bei jedem Band überlegt, wie der Cliffhanger aussehen konnte. Ich will aber nicht zu viel versprechen. Warten wir ab, ob ich das mit dem Cliffhanger auf Dauer durchhalte. Cliffhanger machen süchtig. Die Leute erwarten sie. Die vierte Season von "Star Trek: Voyager" endete ohne Cliffhanger, und sofort hagelte es Proteste. Fans warfen den Machern vor, ihnen falle nichts mehr ein.

Zauberspiegel: Wie willst Du es bei ständigen Cliffhangern den Neueinsteigern ermöglichen, in die Serie einzusteigen?
Thomas Höhl: Seitdem ich die Serie mache, nutze ich die erste Seite, die "Rota-Seite", für das, was bei TV-Serien quasi das "Zuletzt in ..." ist. Es ist eine Zusammenfassung des Bisherigen, die jedoch meist nur das beinhaltet, was man für den aktuellen Roman als Vorwissen braucht, um der Handlung folgen zu können. Darüber hinaus ist "Sternenfaust" noch immer eine sehr junge Serie, das Setting ist schnell zugänglich, so dass man jederzeit leicht einsteigen kann. Und wie gesagt: Jeder Roman wird weiterhin eine eigene Geschichte haben.  Das Motto heißt also: Leichter Einstieg, aber wenn man mal in der Story drin ist, soll sie einen nicht mehr loslassen.

Zauberspiegel: Könnte es nicht auch von Stammlesern Beschwerden geben? Immerhin muss man stets zwei Wochen warten, um zu erfahren, wie es weiter geht?
Thomas Höhl: Das ist ja gerade der Reiz an Cliffhangern. Auf der einen Seite die Lust an der Spannung, aber auch die Qual des Wartens! Damit hier aber kein Missverständnis aufkommt: Jeder Roman wird eine eigene, in sich abgeschlossene Geschichte enthalten, und am Schluss des Romans wird auch ENDE stehen. Nur dass eben zum Schluss des Romans stets eine kleine Bombe hochgeht, damit der Leser sagt: Was??? Wo ist das nächste Heft?

Zauberspiegel: Und was davon magst Du uns verraten?
Thomas Höhl: Ich verrate im Moment nur so viel, dass ich sage: Wenn das Ende der 174 und der Auftakt der 175 nicht für Diskussionen sorgt, dann weiß ich nicht, was noch für Diskussionen sorgen soll. Daher kann ich jetzt leider noch nicht einmal eine kleine Andeutung machen. Der Leser wird sich zum Ende von Band 174 fragen: Hat Thomas Höhl den Verstand verloren?

Zauberspiegel: Zum Schluss eine „Werbemöglichkeitsfrage“: Einige Leser des Zauberspiegels dürften die Serie nicht verfolgen. Was verpassen sie, wenn Sie am nächsten Dienstag nicht sofort zum nächsten Bahnhofskiosk rennen und sich das Heft „Angriff der Alpha-Genetics“ von Sascha Vennemann kaufen?
Thomas Höhl: Zu Band 162 kann ich nur sagen: Eine exotische Odyssee durchs All, space-soapig durch und durch. Es ist spannendes und rasant erzähltes Science-Fiction-Kopfkino, sexy, actionreich und mitreißend. Wer also Lust auf eine ganz klassische Weltraumjagd hat, der wird an diesem Roman sehr viel Spaß haben. Außerdem kann ich enthüllen, dass es ein dramatisches Wiedersehen mit einer Spezies gibt, über die wir seit den Zeiten von Alfred Bekker nichts mehr gelesen haben. Stammlesern kann ich darüber hinaus versichern: Dies ist alles andere als ein Filler-Roman! Die Alpha-Genetics, die wir hier erstmals erleben, spielen im Verlauf dieses Zyklus noch eine zentrale Rolle bei einem Schlüsselroman, und zwar bei Band 166 mit dem Titel "Invasionsstufe Zwei", der, wie es der Zufall will, von mir selbst geschrieben wurde.

Zauberspiegel: Vielen Dank für das ausführliche Interview!

Kommentare  

#1 Hermes 2011-04-17 11:14
Zitat:
Ich ziehe hier immer gern den Vergleich mit TV-Serien.
So haben sich die Zeiten geändert. Früher hat das Fernsehen die Stoffe der Romane übernommen, heute werden die Heftserien nach dem Vorbild von Fernsehserien ausgerichtet.

Zitat:
Egal welcher Vorwurf von den Lesern kommen würde, der Vorwurf, es passiere zu wenig, dürfe es nicht sein.
Das ist in der Tat gelungen! Aber der Preis dafür ist, dass die dramatischen Höhepunkte gar nicht mehr richtig als solche wahrgenommen werden. Wenn es in jedem Heft richtig knallt, dann kann man sich nach fünf, sechs Nummern gar nicht mehr richtig dran erinnern. Das geht dann einfach irgendwie unter.

Zitat:
Neue Autoren bringen in der Regel sehr viele frische Ideen mit, sowie Energie und Begeisterung für das Neue.
Die Folge ist aber auch eine gewisse Beliebigkeit. Solange nur eine Handvoll Autoren mitgeschrieben hat, gab es ein klar erkennbares Profil. Als Leser war man in der Serie "zuhause". Jetzt gibt es viele durchaus spannende Romane, die aber im Prinzip auch in jeder anderen Serie erscheinen könnten.
#2 Loxagon 2011-04-17 11:35
Das klingt soweit ganz gut, solange man nicht weiterhin einen Chara pro Band umbringt. Das würde wenns im nächsten Band auch passieren würde bei mir nur noch ein "Gähn!" hervorrufen. Hin und wieder mal jemanden zu töten ist in einer Serie notwendig, aber ständig? Das ist langweilig ohne Ende.

Allerdings wäre es fein - Da äußere ich gleich einen Wunsch: Band 200 mit einer Trilogie zu starten und zwar von Alfred Bekker!

Eine Gasttrilogie von Claudia Kern oder Uschi Zietsch wäre auch toll und wenn ich schon einmal dabei bin dann würde ich mir einen Gastbeitrag von Uwe Anton wünschen. Seine Perrys sind extrem genial, nur schreibt der Mann neuerdings kaum noch :cry:

Und: Wie wäre es als Experiment mit einem 2 oder 3 Teiler der in EINEM Band erscheint und genausoviele Kapitel wie Autoren hat und wo jeder Autor ein Kapitel schreibt? Da könnten sich sicher auch alte autoren zu überreden lassen. Ein Kapitelchen ist ja jetzt nicht die Welt und ich würde gerne wieder bei StF was von Mara und Susie lesen.
#3 Pisanelli 2011-04-17 12:00
Ich finde es gut, wie Du moderne Charaktere beschreibst! Endlich mal ein wahres Wort gesprochen! Warum interessiert das sonst keinen bei Bastei? 8)
Was die Anlehnung an Fernsehserien betrifft, glaube ich nur bedingt an eine Art Übernahme von Techniken. Schriftlich erzählen und Bilder aufnehmen ist eben doch ein großer Unterschied. Ich glaube, dass Heftromane da nur sehr eingeschränkt folgen können aufgrund ihrer Kürze. Romane haben es da schon leichter. Auf der Strecke bleibt auf jeden Fall immer der Umfang der Dialoge, die ich mir zwar im Heftroman auch immer etwas anteilreicher wünsche, was aber wegen der beschränkten Seitenzahl kaum machbar ist. Wenn man natürlich eine Story endlos in die Länge ziehen will, kann man auch das tun, aber ich schätze, dann leidet die Qualität der einzelnen Hefte.
Auch die immer krassere Schnitttechnik kann kaum übernommen werden, außer man will den Erzählfluss vollkommen zerstückeln. Kann natürlich ein interessantes Experiment sein. Zwei oder gar drei Bilder gleichzeitig auf einmal kann man aber im Roman/Heft nie darstellen, womit eines der modernen Elemente von Fernsehserien ganz wegfällt. Ich finde es auch nicht gut, wenn man Geschichten wiederholt, wenn man sie aus der Sicht verschiedener Protagonisten erzählt, wie etwa bei "Lost". Das ist zwar im Film faszinierend, aber im Buch/Heft zermürbend, weil es eine Geschichte endlos verlängert und Wiederholungen beim Lesen entsetzlich langweilen können.
Last but not least glaube ich auch nicht, dass Actioneffecte jemals erzählerisch so zu handhaben sind wie im Film. Was im Film ein paar Sekunden dauert und gigantisch aussieht, würde beim Schreiben massenhaft Zeilen verschlingen und schon aufgrund der Länge der Beschreibung ihren Actioneffekt verlieren. Von daher glaube ich, dass gute Erzähler die literarischen Methoden des Erzählens zu nützen lernen müssen, um eben auf diese Weise gute und spannende Geschichten zu kreieren.
Aber dass die Charaktere deutlich moderner sein können, da gebe ich Dir hundertprozentig recht. Das fehlt mir z.B. bei Maddrax sehr.

P.S. Ich wußte nicht, dass Du Redakteur bei "Space View" bist. Ist ja cool. Ich mag die Zeitschrift!
#4 Thomas Höhl 2011-04-17 12:44
Dabei habe ich bei der "Space View" sogar seit Langem eine eigene Rubrik, "Blick über den Teich". Da steht groß "von Thomas Höhl", und ein Bild von mir ist auch dabei! ;-)
#5 Pisanelli 2011-04-17 15:40
zitiere Thomas Höhl:
Dabei habe ich bei der "Space View" sogar seit Langem eine eigene Rubrik, "Blick über den Teich". Da steht groß "von Thomas Höhl", und ein Bild von mir ist auch dabei! ;-)

Ich entschuldige mich, aber auf Namen achte ich selten, sonst wäre es mir bestimmt schon aufgefallen. Und ich lese auch nicht regelmäßig, aber immer mal wieder.

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