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... Wolfhart Luther über Wechsel, Übernahmen und Beobachtung

Wolfahrt Luther... Wolfhart Luther über Wechsel, Übernahmen und Beobachtung

Ein weiteres Kapitel Heftromangeschichte schrieb Wolfhart Luther zwischen 1968 und 1970. Er verließ Bastei als Marktführer und ging zur ärgsten Konkurrenz nach Rastatt: Dem Erich Pabel Verlag, dessen Hit »Kommissar X« war.

Und Wolfhart Luther hatte einen vom Verleger fest umrissenen Auftrag...

 

Zauberspiegel: Wie kam es, dass Sie 1968 Bastei verlassen haben? Hat der Erich Pabel Verlag Sie abgeworben?
Von links: Frau Luther-Maletzki, Herrn Simoneit (Werbeleiter), Wolfhart Luther (Verlagsleiter und Bevollmöchtigter des Verlegers), Helmuth Gutowski (Hauptvertriebsleiter), Frau Gutowski, Frau Simoneit. Wolfhart Luther: Den Bastei-Verlag verließ ich wegen persönlicher Probleme einiger Mitarbeiter, die mir wichtig waren. Unter anderem ging Heinz van Buggenum zum Marken-Verlag, auch Helge Haaser, Jugendzeitschriften, konnte ich nicht halten; er verließ uns zusammen mit seiner Sekretärin. Bei Sitzungen mit den Konkurrenzverlagen ließ sich Lübbe stets von mir vertreten. Der Kontakt mit Pabel war vorhanden, aber abgeworben hat er mich nicht. Als dann noch unser bester Mann, Hauptvertriebsleiter H. Gutowski und Werbeleiter Fr. Simoneit mit ihren Sorgen zu mir kamen, handelte ich. Sie bekamen die gleichen Positionen bei Pabel (zu wesentlich besseren Konditionen), den wir gemeinsam vom Umsatzthron gestoßen hatten, und nun überrundeten wir innerhalb zwölf Monaten wieder Bastei. Pabel engagierte mich als "Verlagsleiter und Bevollmächtigter des Verlegers". Da war ich wohl beim Verkauf des Pabel-Verlages an Bauer-Hamburg zu teuer.
Für Pabel hätte es bei einer Vereinbarung sicher einen Nachfolger gegeben. Er hatte ja drei Töchter und drei Schwiegersöhne. Einer hatte den Verlagsleiterposten, den ich nach seinem Ausscheiden bekam. Einer leitete die Technik. Weil er auf jeden Fall verkaufen wollte, fragte ich ihn, ob er es mit mir versuchen wolle. Aber er meinte, die Millionen hätte ich leider nicht - und so war es ja auch. Wir brachten Pabel wieder an die Spitze. Es dauerte nicht lange, dann kamen neben Bastei die ERBER+LUTHER-Titel und verdrängten die Schwachen in der Branche. Dagegen war Bastei ja groß genug und stieg wieder auf Platz 1.

Zauberspiegel: Bastei war die Nummer 1 auf dem Heftsektor, Pabel die Nummer 2? Wo lagen die Unterschiede von Pabel und Bastei in den späten Sechzigern?
Wolfhart Luther: Bastei war die Nr. 1 erst nach dreijährigem  Einsatz des neu aufgebauten Personals geworden. Deshalb brauchte Pabel Verstärkung, um den richtigen Preis bei Bauer herauszuholen, was ihm dadurch auch gelang.

Zauberspiegel: Was wurde beim Pabel Verlag bevorzugt bedient, sprich auf welchen Genres lagen die Schwerpunkte?
Aus der Zeitung Wolfhart Luther: Bevorzugt bedient wurden die Soldaten- und Jugendhefte sowie Kommissar X. Die Serienentwicklung war relativ einfach - wissen, was man will, die richtigen Autoren ranholen und den Außendienst motivieren

Zauberspiegel: In ihre Ägide bei Pabel fällt die Einstellung der SF-Reihe »Utopia«, die zu den ersten SF-Heftreihen am Markt zählte und eine Art Traditionsmarke in Sachen Science Fiction in Deutschland zählte. War die Reihe der übermächtigen »Perry Rhodan«-Serie derart unterlegen, dass es sich nicht mehr lohnte, »Utopia« fortzuführen?
Wolfhart Luther: Die SF-Romane haben mich nie interessiert und auch über die Moewig- und Semrau-Übernahmen kann ich Ihnen nichts sagen.

Zauberspiegel: Als sie zu Pabel gewechselt waren, etablierte nicht weit vom Verlagssitz des Pabel Verlags entfernt, der zu Greyser-Druck gehörende Zauberkreis-Verlag den »Grusel-Krimi« von Dan Shocker. Erst 1972 (nach dem kauf durch Bauer und ihrem Abgang dort) zog Pabel nach. Aber hat man die Entwicklung des »Grusel-Krimi« da schon beobachtet? Immerhin haben Sie sich als Verleger mit »Erber’s Grusel-Krimi«, »Dr. Morton«, »Der Lord«, aber auch »Luthers Grusel-Magazin« selbst im Genre Horror versucht. Aber richtete sich eben da schon sehr früh der Blick auf den Versuch von Zauberkreis und dem Autor Grasmück?
Und genereller gefragt über Ihre ganze Zeit bei Bastei, Pabel und Ihrem eigenen Verlag: Wie aufmerksam hat man die Projekte der Konkurrenz verfolgt? Gab es (unter Ihrer Verantwortung), Serien und Reihen, die als Reaktion auf die Publikationen der Konkurrenz entwickelt wurden.

Wolfhart Luther: Pabel war vor seiner Verlagsgründung Betriebsleiter bei Greiser-Druck (gegenüber dem Pabel Verlag in Rastatt) und hat sich ganz sicher nicht mehr für einen Einstieg in die Gruselsparte interessiert. Dadurch war für uns der Autor Grasmück  leider uninteressant. Natürlich wurde die Entwicklung von Projekten der Konkurrenz beobachtet, weshalb bei ERBER+LUTHER dann kräftig in den Horror- und Gruselbereich eingestiegen wurde. Weil auf diesem Gebiet kaum Nennenswertes existierte, konnten wir tüchtig loslegen. Der Zauberkreis-Verlag war für keinen von uns eine ernstzunehmende Konkurrenz.

Zauberspiegel: Generell gefragt. Wie wurden Serien entwickelt? Gab es da Unterschiede zwischen Bastei, Pabel und Erber? Kann man sagen, dass in en Sechzigern mehr aus dem Bauch heraus entschieden wurde, denn auf Analysen zu setzen?
Wolfhart Luther: Die Verlagsleitung verließ sich nicht nur auf Analysen von Theoretikern, sondern setzte vor allem auf Berichte des Außendienstes nach speziellen Untersuchungen.

Zauberspiegel: Waren Sie in die Übernahme des Pabel Verlags durch Bauer eingebunden? Was halten Sie generell davon, wenn ein großer Zeitschriftenverlag einen Heftverlag übernimmt? Treffen da nicht zwei Welten aufeinander, erst recht was die Anzeigenpreise angeht? Oder anders gefragt: Gedeiht ein Heftverlag unabhängig nicht besser?
Wolfhart Luther: In die Übernahme des Pabel-Verlages durch Bauer war ich nicht eingebunden.

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