... Bernd Tezeden über »Black Jericho«, »Casting-Autoren« und Exploitation...

Zauberspiegel: Am 28. Mai startet nun endlich Deine (man möchte sie Non-Profit-Serie nennen) BLACK JERICHO. Was erwartet sich der Autor von der Serie? Wie lange soll sie laufen?
Des Romero (Bernd Tezeden): Erst mal: Spaß beim Schreiben! Wenn es dann noch Leute gibt, die Spaß am Lesen haben, ist das alles, was ich mir wünsche. Über das Bestehen der Serie mache ich mir keine Gedanken; nichts läuft ewig …

Zauberspiegel: Zuerst erscheint ja eine Null-Nummer als eBook, die kostenlos abgegeben wird. Diese Nummer wird es nicht in Printform geben, richtig? Wie wichtig ist diese Nullnummer nicht nur als Werbegag, sondern zum Verständnis der Serie?
Des Romero (Bernd Tezeden): Die kostenlose Null-Nummer gibts nur digital, das ist richtig. Als wichtig würde ich sie nur insofern einordnen, da sie die Entwicklung vom Jahre 2012 bis in die Handlungsgegenwart 2050 beleuchtet. Die Nummer 1 ist aber auf jeden Fall auch ohne Band 0 verständlich. Da er aber wie gesagt nichts kostet und er in den gängigen E-Book-Varianten PDF, EPUB und Mobipocket vorliegt, gibts eigentlich keinen triftigen Grund, ihn nicht downzuloaden.

Zauberspiegel: Was wird den Leser dann die Nummern ab der 1 als e-Book und als Heft bei der Romantruhe kosten?
Des Romero (Bernd Tezeden): Die Romantruhe bringt nur die Print-Version heraus und hat mit den E-Books nichts zu tun. Beide Versionen haben allerdings denselben Preis und sind für 3,95 € erhältlich.

Zauberspiegel: Sex und Gewalt spielen eine Rolle? Ist es das Einzige, was BLACK JERICHO zu bieten hat oder gibt es einen anderen Schwerpunkt der Serie? Wenn ja, wo liegt der dann? Oder anders gefragt: Gibt es auch für Leser, die nur bedingt auf Sex und Gewalt stehen, einen Kaufanreiz?
Des Romero (Bernd Tezeden): Nun, da Black Jericho als Trash/Exploitation vermarktet wird, trifft das schon den Kern der Sache. Dass man mit Sex und Gewalt natürlich keinen Roman füllen kann, ist klar. Wir versuchen daher, spannende Hintergründe und einige rätselhafte Begebenheiten einzuflechten. Natürlich in der Form, dass das Lesen der Einzelromane ohne Kenntnis aller Titel weiterhin verständlich und unterhaltend ist. Es wird keine Zyklen geben, allenfalls mal einen Zwei- oder Dreiteiler. Für die Zukunft sind begleitend zur Serie Sonderbände geplant, die bestimmte Themenbereiche vertiefen oder interessante Figuren aufgreifen.

Zauberspiegel: Was soll den Leser an der Welt von BLACK JERICHO reizen? Was ist das für eine Welt, in der die Romane spielen? Gibt es vielleicht Vor- oder Leitbilder?
Des Romero (Bernd Tezeden): Die Welt von Black Jericho ist ja vordergründig nicht so viel anders als die Welt, die wir kennen. Die Probleme sind dieselben geblieben. Es geht aber vor allem um die überspitzte und teils absurde Darstellung von Ereignissen, die wir aus dem Alltag kennen, die ausufernde Medienpräsenz, die Ausgrenzung von Randgruppen (Terroristen und Senioren) und das scheinheilig-betrügerische Verhalten der Menschen an den Stellhebeln der Macht (also Politer). Falls sich das jetzt zu ernst anhören sollte: Bei Black Jericho gibt es keine moralischen Grenzen, denn er ist viel zu sehr Zyniker, um in der größten Betroffenheit nicht noch einen irrwitzig-bösen Kommentar auf der Zunge zu haben.

Zauberspiegel: Wann kommen die per Casting gesuchten Autoren zum Einsatz und wer sind die Aus(ge/er)wählten?
Des Romero (Bernd Tezeden): Band 4 wird bereits von Aline Sauvage kommen. Der Roman wird gerade gelesen und lektoriert. Danach, aber noch ohne Bandnummer, erscheint das Erstlingswerk von Ion Kolczàn, wahrscheinlich noch vor Band 10. Aldo Luburic hat sich momentan aufs Lektorieren beschränkt, was er übrigens ganz fantastisch macht. Sobald er eine ordentliche Datenbank erstellt hat, steigt er voll mit ein. Die Autoren möchten allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ihre richtigen Namen preisgeben.

Zauberspiegel: Gibt es einen »roten Faden«, der sich durch Black Jericho ziehen wird? Wenn ja, wie dominant wird die Storyline sein?
Des Romero (Bernd Tezeden): Einen latenten roten Faden, will ich mal sagen. So viel jedenfalls, dass eine Thematik, wie etwa die wirklichen Ziele und Beweggründe der Osh-Mecc, im Hintergrund mitläuft, ohne aber die Basis einer größeren Zahl von Romanen zu sein. Daher wird es immer recht leicht sein, der Handlung zu folgen, auch wenn man mal eine Ausgabe oder zwei verpasst hat. Die Titel sind ja auch permanent vorrätig, und zur Not kann jeder Roman auf den entsprechenden Portalen heruntergeladen werden. Lücken in der Sammlung gibts damit nur, wenn man sie auch wirklich will ;-)

Zauberspiegel: Wie ist der Vorlauf der Serie organisiert? Gewährleistet das ein sorgfältiges Lektorat?
Des Romero (Bernd Tezeden): Wir haben da keinen großartigen Vorlauf, bestenfalls mal drei Ausgaben. Aber die Hefte werden auch nicht chronologisch geschrieben, d. h., dass ich momentan an Band 3 arbeite, der Ende Juli erscheint, während die August-Ausgabe schon fertig ist. Der Band 0 ist nach Band 2 geschrieben worden, weil die Entscheidung dazu sehr kurzfristig gefallen ist. Eigentlich war sie eine Idee der Agentur chichili, die die Vermarktung als Mobile Book übernehmen wird. Was die Korrekturphase angeht, kümmert sich der Romantruhe-Korrektor Uwe Köhl darum. Kommt das Werk mit seinen Anmerkungen zurück, geht es in die bewährten Hände von Co-Autor Aldo Luburic. Der Mann ist der reinste Bluthund und zerpflückt dir deine Story, bis du kochst. Aber die Arbeit lohnt sich. Wenn ich seine Kommentare und Anregungen habe einfließen lassen, lektoriere ich den Roman noch einmal komplett. Nach diesen drei Phasen dürften die gröbsten Schnitzer beseitigt sein. Rechtschreibfehler haben jedoch die Angewohnheit, auch nach dem vierten und fünften Lesen immer noch aufzutauchen …

Zauberspiegel: Wer macht denn die Titelbilder? Wie entstehen die?
Des Romero (Bernd Tezeden): Die Titelbilder werden von Digital Art gemacht – also von mir. Nach der ersten Idee teste ich erst mal, was mit meinen Möglichkeiten machbar ist, und dann geht es an die Zusammenstellung. Es gibt ein Programm, in dem die Figuren kreiert werden, ein Programm für spezielle Effekte und ein letztes für das Composing. Ab und zu verwende ich noch Software zur Generierung von Landschaften.

Zauberspiegel: Welchen Einfluss haben die (neudeutsch) »gecasteten« Autoren auf die Serie? Wie wird das Zusammenspiel zwischen Autoren und Chefautor/Ideengeber Tezeden gehandhabt?
Des Romero (Bernd Tezeden): Die Autoren arbeiten – auf ihren Wunsch hin – nach eigenen Ideen. Der Background steht ja, und da können die sich dann austoben. Aldo und ich schauen dann, ob es irgendwelche Unvereinbarkeiten etwa mit vorangegangenen Romanen gibt; die streiche ich raus und schreibe es entsprechend um. Und wenn meiner Meinung nach zu wenig Sex drin ist, ändere ich auch das

Zauberspiegel: Besten Dank für das Interview und viel Erfolg für BLACK JERICHO.

Des Romero (Bernd Tezeden): Hoch die Tassen!