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Große Stimmen des deutschen Hörspiels - Hannes Messemer

Große Stimmen des deutschen HörspielsHannes Messemer

Ohne auch nur einmal eine Schauspielausbildung absolbiert zu haben, spielte Messemer nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsgefangenenlager in Schauspieltruppen mit Elisabeth Flickenschildt und Rudolf Fernau.

Messemer war dabei stets bekannt für seinen theatralischen Stil, den er auch nicht ablegte, als er in den 70er und 80er Jahren vermehrt in Fernsehproduktionen spielte. Die Prägung von Kollegen wie Frau Flickenschildt war dabei deutlich auszumachen.


1Messemer wurde am 17. Mai 1924 in Dillingen an der Donau geboren. Nach vielen Bühnenstationen in Hannover, Hamburg, Bochum und anderswo begann für ihn Mitte der 50er Jahre seine Filmkarriere. Neben sehr bekannten inländischen Produktionen wie "Der Arzt von Stalingrad" (1957) und "Der Transport" (1961) begann 1962 auch seine internationale Mitwirkung. So holte ihn John Sturges für "Gesprengte Ketten" (1962), wo neben Steve McQuenn, James Coburn u.a. einen Lageraufseher mimte.

Eine Gruppe alliierter Kriegsgefangener – vorwiegend Offiziere der Luftstreitkräfte, die wiederholt Ausbruchsversuche unternommen hatten – wird 1944 ins Stalag Luft III, ein neues und als besonders ausbruchssicher geltendes Lager in Sagan im heutigen Polen verfrachtet. Kaum angekommen, versuchen sich die „Profis“ bereits wieder in neuen Fluchtversuchen, die jedoch alle misslingen. So beschließen Amerikaner und Briten zusammen und unter Führung des Briten Squadron Leader Roger Bartlett, genannt Big X, eine groß angelegte Flucht durch selbstgegrabene Tunnel. Insgesamt werden drei Tunnel gegraben – für den Fall, dass einer entdeckt werden sollte. In der Tat wird einer der drei angelegten Tunnel („Tom“) durch Zufall bei einer Barackendurchsuchung am amerikanischen Unabhängigkeitstag von der Lagerleitung entdeckt. Die Gefangenen planen daher nach Fertigstellung gefälschter Dokumente sowie ziviler Kleidung die Flucht durch den zweiten Tunnel. Dieser erweist sich jedoch als zu kurz, so dass die Flüchtlinge etwa sieben Meter über eine vom Wachturm beleuchtete Wiesenfläche fliehen müssen. So wird der Ausbruch, als er bereits in vollem Gange ist, von den Wärtern bemerkt. Es gelingt nur 76 von 250 zum Ausbruch bereitstehenden Männern die Flucht aus dem Kriegsgefangenenlager. Danach zeigt der Film in kurzen Sequenzen die Flucht der Freigekommenen durch halb Europa. Sie endet jedoch nur für drei der Flüchtigen erfolgreich. Viele der Wiedergefangenen werden von der Gestapo aufgrund ihrer gefälschten Papiere und anderer Unstimmigkeiten aufgegriffen. 50 Flüchtlinge werden auf dem vermeintlichen Weg zurück in ein Gefangenenlager, nachdem man sie für eine Pause von den LKWs absitzen lässt mit einem Maschinengewehr erschossen. Nur wenige Ausbrecher finden sich im Lager wieder ein.

Später folgten Arbeiten mit Jean Paul Belmondo "Brennt Paris?" (1963) und Montcomery Clift "Lautlose Waffen" (1964). Neben Brigid Bardot brillierte er in "Babette zieht in den Krieg".  Eine Gastrolle hatte er auch in "Die Akte Odessa" (1972).
Besondere Aufmerksamkeit bekam er allerdings durch seine zahlreichen Fernsehauftritte in Serien wie "Sonderdezernat K1", "Derrick" oder "Diese Dombruschs".

Seine Hörspielkarriere begann 1955 bei Radio Bremen. er wirkte in über 50 Radioproduktionen mit und in etwa einem Dudzent kommerzieller Hörspiele. beim WDR sprach er 1976 für das SF-Hörspiel "Computer argumentieren nicht" ein:

Eine technische Fiktion, genauer: Eine Fiktion technisierter Geschäftsabwicklung, die heute bereits Wirklichkeit ist: Wer hätte nicht schon, irrtümlicherweise, eine Mahnung von einer Firma erhalten, dagegen Einspruch erhoben und statt einer Richtigstellung des Sachverhalts seitens der Firma nur wieder eine neue Mahnung, per Computer? Und daß aus dem Stroh dreschenden Amtsschimmel inzwischen ein rechthaberischer Amtscomputer geworden ist, gehört zu den Segnungen des Computerzeitalters. Wenn früher ein Zahlungsbefehl vor Gericht verhandelt wurde, konnte man sich dem Richter erklären: das geht nicht mehr, wenn, wie in diesem Hörspiel, die Richter Computer geworden sind. Und da der Computer die angebliche Dollarschuld von Mr. Child anstelle der Paragraphenziffer gesetzt hat, wird der ahnungslose 'Sünder', der von einem Buchklub das Buch 'Kidnapping' unaufgefordert zugesandt bekommen hatte und nicht bezahlen wollte, anhand der Ziffer des Paragraphen plötzlich wegen Kindesentführung verhaftet. Und aus dem Irrtum einer Maschine entwickelt sich ein irrer, perfektionierter Mechanismus, gegen den selbst der Gouverneur am Ende nicht ankommt.

"Schock alá Hitchocock" war 1976 ein Krimi des Süddeutschen Rundfunks. gesundheitlich bedingt zog er sich jedoch Mitte der 80er Jahre immer mehr aus dem Geschäft zurück. So das "Mord ersten Grades" (1983) eines seiner letzten Radioarbeiten war. Es war ein Krimi nach der Vorlage von John le Carré. 1983 folgten noch eine Handvoll Produktionen, und wenn man es genau nimmt war dies sein produktivtetes, wenn auch letztes Jahr im Hörspielbereich. Für das Label EUROPA in Hamburg sprach einige Rollen in Edgar Wallace, Perry Rhodan und Die Gruselserie ein. Unvergesslich ist da seine Darstellung als düsterer Kapitän Hummuk in "Draculas Insel, Kerker des Grauens", wo er einen künstlichen Menschen darstellt, der Reisende in eine Falle lockt.

Die Schiffbrüchigen der Santa Maria landen auf einer Insel. Einer von ihnen wird ermordet. Er taucht wieder auf, ist aber seltsam verändert. Ist er wirklich tot? Ihn dürstet nach dem Blut der anderen. Er ist nicht der einzige, denn aus der Gruft steigen Dutzende von Vampiren. Sie alle gieren nach Blut. Gibt es eine Rettung für die Gestrandeten auf der Insel des Grauens?

Am 2.11.1991 verstarb der Bundesfilmpreisträger Hannes Messemer in Aachen an akutem Herz-Kreislaufversagen.

Hörspiele-Auswahl:

  • Die Begegnung mit der Mörder-Mumie (1981, EUROPA)
  • Draculas Insel, Kerker des Grauens (1981, EUROPA)
  • Raumschlacht im Wega-Sektor (Perry Rhodan, 1983, EUROPA)
  • Das Geheimnis der gelben Narzissen (1983, EUROPA)
  • Die drei Gerechten (1983, EUROPA)
  • Mord ersten Grades (1982, SDR)
  • Schock alá Hitchcock (1975, SDR)
  • Frauen morden Männer (1968, WDR)
  • Die Bewerbung (1983, WDR)







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