Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Das liebenswerte Nordlicht - »Heinz Reincke – Schauspieler 1925-2011«

Heinz Reincke – Schauspieler 1925-2011Das liebenswerte Nordlicht
»Heinz Reincke – Schauspieler 1925-2011«

Heinz Reincke hat die Herzen der Zuschauer über Jahrzehnte hinweg erobert. Zunächst auf den Brettern, die die Welt bedeuten, schnell aber auch mit seinen Radio-, Film- und Fernseharbeiten. Der Verein des Theater-Museums Kiel hat dem Jungen seiner Stadt nun eine Ausstellung gewidmet, zu der begleitend ein hübscher Ausstellungskatalog erschienen ist, der sich in erster Linie der Theaterkarriere Heinz Reinckes verschrieben hat.

Heinz Reincke – Schauspieler 1925-20111925 wurde das blond gelockte Nordlicht in Kiel geboren und entdeckte schon früh seine Liebe zum Schauspiel und der Theaterbühne. Seine ersten Statistenrollen übernahm er noch als Teenager an den Kieler Bühnen. Der Zweite Weltkrieg bremste die Karriereambitionen Reinckes ein wenig aus, doch auch an der Front und in der anschließenden Kriegsgefangenschaft konnte er es nicht lassen, mit seinen Interpretationen klassischer und aktueller Stücke auf Publikumsfang zu gehen. Nach einem ersten Engagement am Renaissance-Theater Schleswig gelangte Reincke über das Württembergische Staatstheater in Stuttgart schließlich ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, weil dessen damaliger Intendant Gustaf Gründgens in ihm einen der hoffnungsvollsten Nachwuchsschauspieler seiner Generation sah.

Fast zehn Jahre blieb Heinz Reincke der renommierten Bühne und seinem legendären Intendanten verbunden. Schon sein erster Auftritt unter Gründgens war die Hauptrolle in einer Uraufführung, nämlich des Stückes „Das kalte Licht“ von Carl Zuckmayer. Reincke wusste auf der Stelle zu begeistern, wurde mit Lobeshymnen von Kritikern bedacht und vom Publikum von Anfang an ins Herz geschlossen. Weitere wichtige Rollen folgten, beispielsweise 1956 die Titelrolle in „Thomas Chatterton“ oder 1958 in „Dantons Tod“ nach Georg Büchner. Durch seine Heirat mit der österreichischen Kollegin Erni Mangold verlagerte sich Reinckes Lebensmittelpunkt in den 1960er Jahren zusehends in südlichere Gefilde. 1968 erreichte ihn schließlich das Angebot, am Wiener Burgtheater ins Ensemble aufgenommen zu werden. Siebzehn Jahre blieb er dem wichtigsten österreichischen Theater verbunden, überzeugte in Stücken wie „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ an der Seite Attila Hörbigers oder als Big Daddy in „Die Katze auf dem heißen Blechdach“. 1970 nahm Heinz Reincke die österreichische Staatsbürgerschaft an, blieb tief im Herzen aber immer seiner Kieler Heimat verbunden.

Parallel zu seiner Bühnenkarriere war Reincke auch schon in jungen Jahren in allen anderen Medien ein gefragter Künstler. Filmauftritte absolvierte er in Klassikern wie „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ oder „Nasser Asphalt“, aber auch in Publikumserfolgen wie „Heintje – Mein bester Freund“ oder „Die Brücke von Remagen“. Fernsehzuschauern dürfte er insbesondere durch seine Verkörperung des Dorfpastors Eckholm im Dauerbrenner „Der Landarzt“ vertraut sein, eine Rolle, die er in weit über 200 Folgen über 20 Jahre lang spielte. Es ist etwas schade, dass die von Karin Jaekel-Neumann herausgegebene Veröffentlichung diese Teile von Reinckes Karriere nur schlaglichtartig beleuchtet. Es versteht sich von selbst, dass der Band des Theater-Museums Kiel auf die Bühnenauftritte des Mimen fokussiert, zumindest ein umfassendes Werkverzeichnis aller Arbeiten Reinckes hätte man sich aber doch noch gewünscht.

Heinz Reincke – Schauspieler 1925-2011Zumindest die Theaterkarriere Reinckes ist auf interessante Weise (wenngleich auch nicht vollständig) abgebildet, vereint etliche hochwertige Bühnenfotos mit Auszügen aus zeitgenössischen Kritiken, die diese vergängliche Kunstform auf bestmögliche Art wieder erfahrbar macht. Besonders gelungen an dem 120seitigen Buch sind auch die zahlreichen Originalzitate Heinz Reinckes, die dieser für eine geplante Autobiografie niedergeschrieben hatte, die aber bis heute unveröffentlicht blieb.

„Heinz Reincke – Schauspieler 1925-2011:
Von der Kieler Jungmannstraße an die Wiener Burg“
von Karin Jaekel-Neumann, 
120 Seiten, ISBN 978-3-86935-348-7
Ludwig Verlag Kiel 2018

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.