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Das städtische Altersheim ist weiter links...

Vor Dem Eintritt gings zur KasseDas städtische Altersheim ist weiter links...
Beobachtungen vom Colonia XVIII

Wenn die Autoren jünger werden als die Fans, stimmt etwas nicht mehr. Mark A. Herren, Nachwuchs-Perry-Rhodan-Autor, dürfte sich vorgekommen sein wie auf einer Versammlung der ‚Grauen Panther’. Gut, es roch noch nicht nach nach Rheumasalbe und Kräutertee und die meisten konnten noch die Treppenstufen ohne Hilfe ihres Zivis bewältigen, aber es war auffällig, dass die Überzahl der Besucher die Teenagerjahre weit hinter sich gelassen hatten.


Gilt in den Zeiten des virtuellen Fandoms der klassische Con nichts mehr? Ist das Chatten von der heimischen Couch aus wirklich ein Ersatz für das Erlebnis eines Con-Besuches? Oder ist das Angebot einfach nicht mehr hipp?

Conimpression

Früher war nicht alles besser, aber anders. Wenn ich auf einen Con fuhr, war der größte Teil der Anwesenden junge Leute zwischen 15 und 25. Heutzutage scheint der Con ein Relikt aus den Zeit des Spiritusumdrucks, des Kopierers oder des Offsetdrucks. Kurz, dem Prä-Internetzeitalter. Das Fandom scheint sich unbeirrt zu virtualisieren. Aber die alten Recken marschieren unbeirrt zu Cons, um sich zu sehen, Auge in Auge miteinander zu sprechen. Da ich zu diesen alten Figuren gehöre, ehe ich nach wie vor gern auf Cons und amüsiere mich bei einem Schwatz mit den anderen alten Sä... – pardon – Recken.

Jörg Kaegelmann der "Blitz"-VerlegerDer Colonia Con war nicht so gut besucht wie zuletzt und das Durchschnittsalter war recht hoch. Aber das ficht uns nicht an. Interessante Programmpunkte gab es (einen davon hat sich Bettina Meister herausgepickt und berichtet hier darüber).

Ich selbst habe nur an einem Panel teilgenommen. Da ging es um die Randwelten der größten SF-Serie der Welt, Perry Rhodan, nämlich um den Spinoff Perry-Rhodan-Action und Atlan. Klaus N. Frick demonstrierte seine Entertainerfähigkeiten und wurde dabei unterstützt von Rainer Castor, Marc A. Herren, Walter Fuchs (Fantasy Productions) und Achim Mehnert. Eine nette einstündige Einführung in das ‚Rahmenprogramm’ um den Erben des Universums. Klaus N. Frick ließ durchblicken, dass Perry Rhodan in diesem Sommer besser und stabiler dastünde als im letzten Jahr.

ImpressionMan plauderte ein wenig aus der Schule, redete über anstehende Publikationen in Sachen Atlan und PRA. Die Autoren warfen dabei immer wieder fragende Blicke zu Klaus N. Frick, dem Chef, wenn sie glaubten, sie würden zuviel sagen. Aber KNF blieb locker und nickte eigentlich alles ab. Dazu durften dann noch Fragen gestellt werden. Diese wurden souverän, aber nicht immer zu vollsten Zufriedenheit, beantwortet.

Auch das gehört zu einem Con - Lesen der BeuteDas war es auch schon mit den Panels für mich. Ich streifte hier und da durch die Räumem, sah mir die Stände, schwatzte mit diesem oder jenen und dann zog es mich immer wieder vor die Tür. Nicht nur des Rauchens wegen, sondern auch weil die Luft an diesem heißen Sommertag drinnen stand und feuchtwarm war.

 

Dann lieber draußen im Schatten mit diesem oder jenem plaudern. Das ist sowieso das, worum es für mich bei einem Con geht: Plaudern, tratschen, sich austauschen und einfach nette Gespräche führen – mit Bekannten oder Unbekannten. Und davon hatte ich reichlich auf diesem Con. Ob mit Joachim Otto (mit dem ich unter ein Interview bzgl. seiner Hörspielpläne abklärte), Guido Latz, Uwe Anton, Marc A. Herren, Volkmar Kuhnle, Bifi und diesem oder jenen. Man musste noch nicht mal jeden kennen. Lediglich Dennis Ehrhardt und ich verpassten uns im Gewühl, um das verabredete Gespräch zu führen, aber es wird neue Gelegenheiten geben – und wieder auf den Cons.

Das kann kein Chat, kein Forum der Welt ersetzen, wenn man Auge in Auge miteinander schwätzt.

Der junge Autor (Marc A. Herren) und der AltfanIch weiß nicht, was geschehen muss, damit Cons wieder verstärkt von Jüngeren besucht werden. Aber offen gestanden werde ich auch gern mit den Fans meiner Generation alt und werde auch immer noch Cons besuchen, wenn es nach Rheumasalbe, Gesundheitstee und Herztropfen riecht.

Dieses Gefühl kann ich in virtuellen Welten einfach nicht bekommen. Wo sonst kann ich mit KNF und einem Gutteil des Teams von PR in lockerer Gesellschaft im Schatten plaudern?

Nirgendwo anders, als auf solchen Veranstaltungen. Die Herren sind auch nicht wie auf der Messe in berufsmäßiger Eile, sondern sind völlig entspannt.

Aber vielleicht fällt ja jemanden was ein... Bis dahin versammeln sich die alten Recken....

 

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Kommentare  

#1 zeitkugel 2008-06-23 04:31
Eine kurze Bemerkung zum Alter der Con-Besucher:

Während des Sun-Quest-Panels (Fabylon-Verlag) machte die sympathische Jung-Autorin Stefanie Rafflenbeul den Zuschauern den Vorschlag, gleich mehrere Leseproben mitzunehmen und an Mit-Studenten abzugeben oder in der Uni auszulegen.

Zumindest diese Autorin muss Jung-Volk beim Con gesichtet haben.
#2 Harantor 2008-06-23 10:24
Es gibt immer noch ein paar jüngere und junge Menschen, die zu Cons gehen. Mir scheint das vielmehr ein strukturelles Problem des Fandom zu sein, denn ein spezielles Problem des Colonia Con. - In Marburg war es ähnlich...
#3 Holzi 2008-06-23 13:14
Die "Darreichungsform" hat sich wohl seit Längerem nicht verändert. Wenn ich mir die Veranstaltungen ansehe, die jüngere ansprechen, wie vielleicht beispielsweise die RolePlayConvention in Münster oder die FantasyDays auf Burg Satzvey, dann stellt man fest, dass da was geboten wird (fürs Geld). Zahllose hochinteressante Aussteller aus allen Bereichen der Phantastik plus Shows und Multimedia in Münster und ein umfangreiches und abwechslungsreiches Programm plus Unmengen von Verkaufsständen und stimmiges Ambiente bei den FantasyDays. Dagegen können eher rustikal-minimalistische Veranstaltungen wie der ColoniaCon bei der Jugend wohl nicht punkten. Ich will den Con damit nicht abwerten, ich finde es recht angenehm, sich mal entspannt mit anderen Fans oder Autoren unterhalten zu können. Allerdings kann ich nachvollziehen, warum die Veranstaltung bei der Jugend, die einfach "mehr" gewohnt ist, nicht ankommt. Ein wenig "provinziell" wirkte das schon... Ich war übrigens zum ersten Mal da.

Nachtrag: Es ist wohl auch nicht mehr en vogue, dass sich die SF wie auf dem ColoniaCon auf Lesen beschränkt. Es gibt Filme, Computer- und Konsolenspiele, die keinerlei Raum einnehmen (abgesehen davon, dass die PR-Redaktion auf das erfolgreiche Adventure hinweist oder Robert Vogel DVDs verkauft). Möglicherweise würde es jüngere Besucher anziehen, wenn man die "neuen Medien" nicht weiter ignorieren würde.
#4 Harantor 2008-06-24 01:44
@Holzi: Denke an Deinen Ausführungen ist viel Wahres dran. Die Beschränkung auf das Medium Buch reicht nicht mehr aus oder führt zu Veteranentreffen...
#5 Marc A. Herren 2008-06-24 20:06
Also ich habe mich am ColoniaCon ziemlich wohl gefühlt, hätte auch kein "Graue Panther"-Fazit gezogen. Alle, mit denen ich gesprochen habe, waren so jung im Geiste, sodass ich mir niemand als "alt" abgespeichert hätte.
#6 Harantor 2008-06-25 00:46
@Marc: Nee, der Graue Panther Vergleich,das war mein Fazit. Ich hatte auch nicht Eindruck, dass Du Dich unwohl fühltest... Aber als Benjamin im Perry-Rhodan-Team muß man eben für vieles herhalten. :lol:

Jung im Geiste werden wohl die meisten der Anwesenden noch im hohen Alter sein. Aber der Nachwuchs fehlt. Solche Veranstaltungen brauchen mehr junge Leute. Irgendwer muß nämlich den geistig jungen aber an Gebrechen reichen das Bier holen :lol:
#7 Bettina.v.A. 2008-06-25 10:46
Ehrlich gesagt verstehe ich den ersten Satz im Teaser nicht so ganz. Was ist schlimm daran, wenn ein Autor jünger ist als seine Leser? Ich lese Bücher von Leuten, die durchaus jünger sind als ich. Und was macht dann ein 80jähriger? Der hätte dann ein logistischs Problem.
#8 Harantor 2008-06-25 11:05
Es geht nicht um die Leser, sondern um die Fans, die zu Cons pilgern. Das Durchschnittsalter derartiger Veranstaltungen steigt. Die Alten kommen, die jungen werden immer seltener. Das ist die Beobachtung.

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