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# 25 Zwischenbilanz (In Überlänge)

As Time Goes By# 25: Zwischenbilanz
(in Überlänge)

Die 25. Ausgabe meiner kleinen Kolumne. Da darf ich mir mal was wünschen. Also blase ich die Kerze auf meinem Yes-Törtchen (wer erinnert sich?) aus, denn das Jubiläum ist für eine richtige Torte einfach zu klein und ich überlege hin und her. Und da kommt die Erleuchtung: Es ist an der Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Einen Überblick zu schaffen, statt Vignetten herauszustellen. Totale statt Großaufnahme. Global statt Detail (nun dürfte jedem klar sein, was ich vorhabe). Und – natürlich – eine Brücke zwischen Gestern und Heute zu schlagen. Denn: Times They Are Changing … wie Bob Dylan knödelte.

Was war also am Anfang? Am Anfang war der große, überwältigende Erfolg der Silber(-Grusel-)Krimis in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern (der die letzte große Erfolgsgeschichte des Heftromans einleitete). Dann kam der der Dämonen-Killer mit einer Leserkontaktseite und da waren einige kleinere Dämonenkiller-Clubs und dann 1977 als erster Meilenstein der Dan Shocker's Fantastik Club 'Marlos'. In einem Macabros (ich glaube, es war die Nr. 56 Die Leichenpilze kommen) verkündete Dan Shocker selbst die Gründung des Clubs und der verzeichnete großen Zulauf. Ich gehörte zu den ersten, bekam die Mitgliedsnummer 32. Und mit 13 war ich völlig naiver Fan, der die Fanbrille trug und einfach nur begeistert war, dabei sein zu können. Meine erste Schreibversuche aus dieser Zeit wurden zum Glück nie veröffentlicht. Dafür bin ich den Redakteuren des Clubs noch heute dankbar. Entsetzliches Zeugs war das.

Der Erfolg der John Sinclair-Serie löste dann ab 1979/80 einen wahren Boom aus. Clubs schossen wie Pilze aus der Erde. Jeder gründete was und wurde Mitglied bei einem anderen. Oder wurde erst Mitglied und gründete dann seinen eigenen Club. Wer es nicht glaubt, braucht nur die Leserseiten der Dark'schen Serie dieser Zeit durchsehen: jede Woche war was dabei. Das macht bei einer Gründung pro Woche schon 52 per anno. Die meisten hatten zwar nur eine Halbwertzeit von Monaten und schafften kaum oder gar nicht ihr erstes Magazin, aber immerhin. Es herrschte Aufbruchstimmung, eine Art Goldrausch. Fansein war in. Horror war in. Und ich war dabei.

Es war wie im Urschleim der Erde, als sich Aminosäuren zu ersten Versuchen von DNS zusammenfügten. Nur was passte, überstand es auch. Darwin hätte seine helle Freude gehabt. Insgesamt dürften es so an die sechshundert bis maximal siebenhundert unterschiedliche Nasen gewesen sein, die sich im so genannten Horrorfandom gesammelt hatten. Bei den damals erzielten Verkaufsauflagen machte das eine Aktivistengruppe aus, die nicht einmal die 1‰-Hürde der Leserschaft nehmen konnte (legt man die gemutmaßten und kolportierten Auflagen von Brent und Sinclair zu Grunde). Wundert es da noch wen, wenn Fans ignoriert werden?

Heutzutage wäre die bloße Zahl 700 bei manchen Serien schon 10% der verkauften (oder gar gedruckten) Auflage. Die hypothetische Frage bleibt, ob diese immer noch ignoriert würden. Ich meine ja. Denn jede Art von Service verursacht Kosten. Kosten, die der Heftroman einfach nicht einspielt, heute noch weniger als zu seinen Glanzzeiten. Meist entsprangen die Leserkontakte und Fanbetreuung mehr der persönlichen Initiative von Autoren und Verlagsmitarbeitern, denn dem geschäftlichen Interesse daran. Wer Kosten erhöht, denkt nicht kaufmännisch, das war schon immer so. "Wissen sie eigentlich, wie unwirtschaftlich die Dinger sind?", wurde mir Anfang der 90iger Jahre von (damals) leitenden Mitglied des Burda-Verlages beschieden, der von der Bauer-Gruppe (zu der VPM gehört) zu Burda gegangen war.

Von 700 Fans waren nicht einmal hundert richtig aktiv (sprich Autor, Zeichner ‑ welche besonders rar waren, insbesondere die guten, Rezensent, Artikelschreiber), denn es waren immer dieselben Namen, auf die man stieß. Der Rest wollte eben auch hier nur konsumieren oder aber traute sich nicht etwas zu tun (das eigene Licht ließ sich leicht unter den Scheffel stellen, aber manchmal gelang es, diese Leute aus ihrer Passivität zu holen). Aber es ist wirklich schwer, seine Kreativität einer Meute auszuliefern und sei sie noch so klein. Aktiv sein beinhaltete aber dennoch für viele mehr, als man zu leisten bereit oder in der Lage war. Aber passiv am Leben eines Fanclubs teilzunehmen war doch auch schon was. Und man konnte sich zur Elite der Leser zählen. Außerdem ist es wie in einem Internet-Forum: Man bekommt Kontakt zu Gleichgesinnten und kann dann über das eigentliche Thema hinausgehen.

Bei den Zines gab es seltsame, manchmal kuriose und kreative Dinge. Hauke Heck aus Helmstedt legte eines im Format DinA6 (Postkartengröße) vor. Meistens jedoch feierte man seine Favoritenserien und Lieblingsautoren. Man ließ sie bis zur Schmerzgrenze hochleben, was auch peinliche Züge annahm. Aber es wurde immerhin was gemacht. Das allein verdient grundsätzlich Hochachtung.

Die größten Cons hatten so um die 100 bis – die Erinnerung verschwimmt – 150 Besucher. Es gab ein knappes Dutzend Clubs, die letztlich zwischen 50 und 500 Mitglieder hatten (aber eben mit einer hohen Schnittmenge) und viele kleine mit Zahlen zwischen eins und 49. Das war auch einer der Gründe, die mich dazu brachten, über einen großen Club (den Horrorclub Deutschland oder kurz HCD) zu philosophieren und damit natürlich die provozierten Auseinandersetzungen auslöste, denn viele wähnten ihren so leicht errungenen Häuptlingsstatus in Gefahr.

Manche mutmaßten, es wäre mein Griff nach der Macht, aber wer mich nur ansatzweise kannte, der wusste, dass ich mit der Leitung und der administrativen Arbeit nichts zu tun haben wollte und hier niemals in erste Glied gedrängt wäre. Aber manche Phantasien sind eben einfach gestrickt. Dennoch hätte ein solcher Club aus meiner Sicht, die Möglichkeit geboten, das Fandom länger am Leben zu erhalten. Da hätte man die Kräfte bündeln und die Stärken verschiedener Leute besser nutzen können.

Hoch im Kurs stand der Personenkult. Dabei kann man sich durchaus fragen: Warum? Keiner der Autoren hatte wirklich das Zeug zum Popstar. In ihrer überwiegenden Mehrheit war es zwar nette Menschen, aber eben niemand, der in Ekstase verfallen ließ, sprich, keiner hatte die Qualitäten eines Elvis Presley, der Beatles oder moderner Boygroups. Sie konnten auftreten, ohne dass penetranter Uringeruch den Konzertsaal durchwehte, weil sich die Mädels vor Aufregung einnässten und/oder in Ohnmacht fielen, wie es bei Elvis und den Beatles üblich und an der Tagesordnung war.

Doch Autor sein war gleichbedeutend mit Gottgleiche. Zu Beginn waren sie unantastbar. Da aber dieser Hype um die Autoren nicht von extravaganten Typen mit Starqualitäten bedient wurde (selbst WK in seinen Operetten-Westernoutfits schaffte das nicht und hatte in dieser Hinsicht bestenfalls Provinzniveau, zumal er eben nicht unnahbar, sondern zugänglich war und immer noch ist), lag darin auch ein Teil des Scheiterns des Horror(heft)fandoms.

W. K. Giesa verfasste für den Zauberspiegel sogar einen Kommentar, der überschrieben war mit dem Titel eines Romans der Brüder Strugatzki "Es ist nicht leicht ein Gott zu sein ...", wo ein 'Gott' selbst das Treiben der Anbetenden (sprich Fans) kommentierte.

Aber irgendwann erkannten auch die meisten der gemeinen Fans: Autoren sind völlig normale Typen. Insbesondere dann, wenn die Herren auf Cons waren und genauso aßen, tranken, rülpsten und furzten wie der Rest der Menschheit. Ein Idol übersteht eben manchmal die Betrachtung aus der Nähe nicht. Deswegen stehen sie ja auf Sockeln.

Wie konnte überhaupt einen Personenkult entstehen? Ich blicke mal auf mich selbst. Mit 11 schrieb ich meinen ersten Leserbrief an die ferne, sich hinter einem Pseudonym verbergende Dan Shocker-Gestalt (von der ich nicht wusste, dass sie Jürgen Grasmück hieß), klagte mein Schicksal, dass die mühsam ersammelten Romane von der Sturmflut am 03. Januar 1976 zerstört wurden. Damals hatten die Elbe einen Meter und den Schlick fünf Zentimeter hoch im Haus, nachdem die Deiche im Kehdinger Land an mehreren Stellen nachgegeben hatten.

Dan Shocker schickte mir ein paar signierte Hefte und bedauerte mit einigen persönlichen Zeilen mein Schicksal. Der Held war geboren. Und gerade, weil er ein Held auf Distanz war, eignete er sich für kritiklose Verehrung. Für Personenkult. Glücklicherweise entwickelte sich bei mir mit zunehmenden Alter ein kritisches Bewusstsein, das dieser Verehrung Grenzen setzte, denn das Interesse am Genre überwog das am Kult um die Person. Deswegen bin ich wahrscheinlich immer noch dabei.

Ich kann mir vorstellen, dass der Autor Jason Dark für seine Fans tatsächlich ein Idol war. Und er wäre es für viele auch geblieben, wenn er nicht aus dem Schriftstellerolymp hinab gestiegen wäre und so etwas Profanes wie ein Fantreffen besucht hätte.

Aber es war eben so, dass diese Vergötterung der Autoren über ein paar Jahre hinweg das Gebilde Horrorfandom entscheidend mitbelebt hat. Es zeigten sich auch alle typischen Muster. Ging man das Idol (ob berechtigt oder unberechtigt) an, kletterten die Anhänger auf die Barrikaden, schrieen Gotteslästerung und verteidigten ihr Idol blind, ohne nachzudenken und mit der rosaroten Fanbrille auf der Nase, die alles Tun des Idols gottgleich erscheinen ließ.

Zudem ist es ein typisches Verhalten von Teenagern, sich Idole zu suchen: Rockbands, Boygroups, Fußballer oder eben auch – Heftromanautoren, um sich in der neuen Welt der Erwachsenen zu orientieren und von den Eltern zu lösen. Wenn man dann älter wird, gibt sich diese Begeisterung, weil sich im Idealfall eine Persönlichkeit herausbildet. Aber für einwirkliches Engagement für Fanzines ist das natürlich nicht unbedingt brauchbar. Da gehört dann Interesse am Genre dazu, ein bisschen Fachwissen und auch, der Meinung bin und bleibe ich, kritische Distanz zum Genre. Es gilt, Gutes von Schlechtem zu scheiden und eine auf Fakten basierende eigene Meinung zu haben. Alles andere führt zu, sagen wir mal, seltsamen Ergebnissen.

Wenn dann hinzu kommt, dass nicht wirklich Interesse für das Genre vorhanden war, sondern eben doch nur die kurzlebige Verehrung einer Serie und des Autors, dann verliert man über kurz oder lang seine Mitfans. Sie gehen gafia (SF. Weg. Schluß. Denn das darf man konstatieren: Alle, die in irgendeiner Weise mehr dem Genre als den Autoren zugetan war, sind in irgendeiner Weise immer noch Fan (ob organisiert oder nicht). Aber im Horrorfandom war eben zu viele Leute, die das Genre im Grunde nicht interessierte und deren Begeisterung in keiner Weise von Fachkenntnis getrübt wurde. Schade, kann man aus heutiger Sicht nur konstatieren. Wirklich schade! Ein bisschen weniger Verehrung, ein bisschen mehr Interesse und das Ganze könnte noch heute existieren.

Die Fanzines waren durch Stories gekennzeichnet, die in ihrer überwiegenden Anzahl Miniaturheftromane darstellten und insbesondere John Sinclair nachahmten, kurzum wenig originell. Fanautoren wie Volker Borz, Rudi "Ich kann am besten auf Ghouls" Tewes (dem ich auch eine Folge widmen werde, die Nummer 43), Guido Grandt (der das Genre neu erfand, wenn man seinen Vorworten glaubte, dem man aber zu Gute halten muss, recht gute Geschichten geschrieben zu haben) waren in ihrer Qualität völlig unterschiedlich. Nur wenige Autoren suchten damals in jungen Jahren schon eigene Wege. Manche schafften, wie Timothy Stahl, Frank Rehfeld, Guido Grandt und ein paar andere, dann den Sprung ins professionelle Fach und haben sich zum Teil beachtlich geschlagen. Die meisten ahmten aber mehr oder minder (meistens minder) gelungen ihr jeweiliges Idol (meistens Jason Dark) nach.

Die optische Gestaltung war – auch beschränkt durch die Technik (Schreibmaschine, Rubbelbuchstaben) – oft nicht so begeisternd. Die Zeichnungen waren oft mehr vom guten Willen oder vom Fotokopierer beseelt. Aber nach und nach setzte sich immer mehr die Einstellung durch, es mit eigenen Zeichnungen statt Kopien zu versuchen. Florian Schneider, Jörg Rohfeld, Heinrich Dammann, Lars Vollbrecht, Jürgen Höreth, Bernd Haban (von Follow her mal vorbeschauend) brachten teilweise tolle Ergebnisse zu Tage.

Die Artikel waren von Fachkenntnis kaum getrübt oder abgeschrieben. Aber dennoch. Im Laufe der Zeit zeichnete sich doch eine Entwicklung zum Besseren ab. Hätte das Fandom lange genug in größerer Mannschaftsstärke überlebt, wäre wir heute vielleicht an einem Punkt, wo man sagen könnte. Ja, der Weg war lang, aber er hat sich gelohnt. Auch das SF- und das Fantasyfandom hat nicht von heute auf morgen brillante Zines hervorgebracht. Das musste alles reifen. Und Zeit zum Reifen hatte das Horrorfandom nicht wirklich.

Vielleicht lag es auch daran, dass ausgerechnet eine Serie wie John Sinclair die Ikone der meisten war. Nicht Larry Brent, der Dämonenkiller, Macabros oder auch Professor Zamorra. Gerade John Sinclair war von der Konzeption nicht überragend. Jason Dark war und ist stilistisch nicht der Stärkste (vorsichtig formuliert), die Muster und Traditionen des Genres trat der Autor teilweise mit Füßen und entbehrte dabei oft jeder Originalität. Jason Dark ist nicht der kontaktstärkste und der große Kommunikator mit übermäßiger Präsenz und dem Talent und Charisma, um Fans auf Dauer an sich zu binden (sprich über die Idealisierung eines Teenagers hinaus). Ein Indiz für diese ist auch, dass gerade der Dan Shocker's Fantastik Club 'Marlos' das von John Sinclair inspirierte Fandom um Jahre überlebt hat, obwohl es die Heftserie Larry Brent ab 1986 nicht mehr gab.

Sicherlich haben es aus dem SF‑ und Fantasyfandom mehr Leute geschafft, den Sprung in Verlage oder zum Profi-Autor zu schaffen. Aber: Die Sechziger und Siebziger waren andere Zeiten. Das Ganze befand sich im Aufbau. Die Genres kamen und die Verlage holten die Leute daher, wo sie sie finden konnten.

Das Sterben begann in den Jahren 1985/86. Es rückten kaum Leute nach, die alten gingen gafia, denn nicht jeder wurde und wird über Jahrzehnte vom Heftroman gefesselt (siehe oben) oder aber sie haben Familien gegründet und was es noch alles an Gründen gab. Interessen verschoben sich. Bei aller Liebe zur Publikationsform Heft. Es ist und bleibt eine limitierte Form von Literatur. Basta. Geschrieben zum schnellen Konsum. Dazu kam das Seriensterben bei Pabel/Zauberkreis, ausgelöst durch den Tod des Chefreakteurs Müller-Reymann. Und: Viele der (vom Personenkult getriebenen) Fans suchten keinen Weg zu anspruchsvolleren Publikationen (Klassiker wie Stoker, Lovecraft, Shelley) oder den modernen Heroen (King, Campbell, Straub). Dazu kam, dass auch die Welle der italienischen Horrorfilme nach und nach verebbte. Halloween und Dawn Of The Dead (Zombie) hatten in den Endsiebziger Jahren eine Welle ausgelöst, die nun zu Ende war (wie vorher die Wellen der Sandalen-Filme und der Spaghetti-Western)

Und auch der Heftroman stirbt. Langsam, aber es geht mehr und mehr dem Ende zu. Wer das bestreitet, ist ein Ignorant. Man sehe sich nur das Leihbuch an. Auch das hat lange nicht gemerkt, dass es schon tot war. Schon in den frühen sechziger Jahren am Ende, wurde das letzte Leihbuch 1979 vom Mülbüsch Verlag produziert. Und so geht es auch dem Romanheft. Aber die Indizien des Sterbens liegen auf der Hand. Wieviel Verlage und Serien gab es? Wieviel gibt es? Bastei gibt die Auflagenhöhe seiner Fantastik-Serien (nicht die verkaufte, die gedruckte Auflage) Anfang 2006 mit 175.000 an. Das umFasst (John Sinclair, Professor Zamorra, Maddrax und Sternenfaust). Das ist auf den ersten Blick eine beeindruckende Zahl, aber John Sinclair  verkaufte allein mal 100.000 Exemplare. Und es geht das Gerücht aus gut unterrichteten Kreisen, dass in den sechziger Jahren die SF-Serie Rex Corda (Bastei) mit 80.000 verkauften Exemplaren eingestellt wurde. Heute würden Beteiligten bei solchen verkauften Auflagen über die Flure Rad schlagen und dabei singen. Ich möchte wetten: Kelter wird die Tür zu und das Licht ausmachen.

All das war nicht zu kompensieren. Heutzutage sind nur Fragmente, Relikte, Artefakte des Horrorfandoms oder Altlasten wie ich auffindbar. Dazu gehören der Marburger Verein für Phantastik e. V. (hervorgegangen aus dem Horrorclub Marburg), der Buchmesse‑Con und ein paar Einzelfiguren. Die Erinnerung verblasst. Und ich versuche, die Erinnerung wach zu halten. Es war eine spannende Zeit. Egal wie sehr ich mich darüber lustig mache. Ich bin durchaus erfreut, dabei gewesen zu sein. Daher schmerzt dieses Scheitern auch ein wenig.

Wenn heute auf der Leserseite von John Sinclair noch ein oder zwei Clubgründungen pro Jahr verkündet werden, ist das ne Menge und zumeist hört man nie wieder etwas darüber. Aber bei den modernen Kommunikationstechniken braucht es das auch nicht mehr. Ab ins Internet. Irgendwo wird es Chats oder eine Yahoo-Group oder so was zum Thema geben. Oder es wird eine Homepage erstellt, ein Forum gegründet. Ist der Fanclub obsolet? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich sucht sich diese altehrwürdige Institution gerade zeitgemäße Formen.

Das Fanzine im klassischen Sinn (als Printausgabe) hat sich überlebt. Als News-Börse ist das Internet schneller. Ein Blog ist schnell verfasst. Auch den Rest (Stories, Artikel, wehmütige Rückblicke, Rezensionen) können online schneller verfügbar gemacht werden, besser aktuell gehalten werden. Der Zauberspiegel ist das beste Beispiel. So sehr mich eine Druckausgabe reizen würde, die Internetpräsenz ist dem überlegen. Nur kann ich meinen Monitor nicht mit auf das Klo nehmen und im Bett will ich den nicht haben. Und ein Ausdruck ist eben nichts Dauerhaftes wie ein geheftetes oder gelumbacktes Magazin, in das Leute Arbeit investiert haben. Wahrscheinlich ist auch hier eine moderne Form angesagt, die vermutlich Stories, Illus und zeitlosen Artikelinhalten beinhalten wird. Eine Ergänzung zum Onlineinhalt. Diese Frage stelle ich mal in einer Umfrage. Soll es ein Zauberspiegel Jahrbuch geben.

Letztlich ist die Online-Präsenz auch preiswerter als ein gedrucktes Magazin. Zauberspiegel kostet über den Daumen gepeilt zwanzig Euronen pro Monat, was roundabout 240,00 € per anno ergibt. Dafür sind die Inhalte ständig verfügbar. Also quasi in unbegrenzter Auflage vorhanden. Rein theoretisch können diesen Artikel zahllose Menschen lesen und – so sie der deutschen Sprache mächtig sind – auch verstehen. Ein Printzine kann nicht so viele Fans und interessierte Leser erreichen. Erst recht nicht zu diesem Preis.

Jedweder mag nun – meinethalben nach den Preisen des örtlichen Copyshops – selbst berechnen wie viel Printzine er oder sie für 250,00 € bekommt. Dabei lege man mal eine Seitenzahl von 100 und eine Auflage von 100 zu Grunde (und es sollte vier Ausgaben pro Jahr geben). Das Ergebnis wird, so kann ich versprechen, niederschmetternd sein.

Was dabei auf der Strecke bleibt, ist der zwischenmenschliche Kontakt (Auge in Auge, Zahn um Zahn), aber das ist auch schon von der Fangeneration vor mir beklagt worden. Die haben noch Zines auf Matrizen geschrieben und gezeichnet und per Umdruck vervielfältigt. Wir, die Generation der achtziger Jahre, hatten da schon den Copyshop. Aber dennoch: Die beste virtuelle Kommunikation ersetzt in keiner Weise das Gespräch von Mensch zu Mensch. Daher sollte es mehr Cons, Treffen und Stammtische geben. Kein Chat kann das ersetzen. Auch wenn mich junge Leute auch hier vom Gegenteil überzeugen: in einem Eiscafé konnte ich vier Mädchen beobachten, die sich via SMS unterhielten.

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