Classic Corner: Dune – Die TV Miniserie
Classic Corner: Dune – Die TV Miniserie
Im Jahr 2000 veröffentlichte der SciFi Channel eine TV Adaption des bekannten Stoffs, der sechszehn Jahre zuvor von David Lynch in die Kinos gebracht worden war. Ganze 273 Minuten, aufgeteilt in drei Episoden, erzählt diese Miniserie die Geschichte des ersten Romans aus dem Wüstenplanet-Zyklus. Aktuell ist die dritte Verfilmung von Denis Villeneuve mit großem Erfolg in den Kinos erschienen und es scheint sehr wahrscheinlich, dass ein dritter Film folgen wird, der sich inhaltlich an dem zweiten Buch „Der Herr des Wüstenplaneten“ orientieren wird. Zwischendurch wurde die Geschichte aber in einer heute fast vergessenen TV Adaption ausgestrahlt.
Die Geschichte ist recht schnell zusammengefasst. Ein interstellares Imperium benötigt für Reisen durch den Weltraum das sogenannte Spice, das es aber nur auf einem kargen, unwirtlichen Planeten namens Arrakis gibt.
Eigentlich will dort niemand leben, außer die Fremen und riesige Würmer. Aber weil es dort eben den wichtigsten Rohstoff der Galaxis gibt, reißen sich die hohen Häuser des Imperiums darum, den Spicehandel zu kontrollieren.
Die bösen Harkonnen haben den Planeten 80 Jahre lang ausgebeutet. Der Imperator entscheidet nun aber, dass es an der Zeit ist, die guten Atreides die Verwaltung zu übergeben. Allerdings nur, um seine Konkurrenz auszuschalten, indem die Familie Atreides auf dem fremden Planeten gemeuchelt wird.
Paul Atreides indes überlebt das Massaker, freundet sich mit den Fremen an, reitet einen riesigen Wurm und erhält so deren Respekt, woraufhin Fremen und Sandwürmer mit ihm in den Krieg ziehen, um Arrakis zurück zu erobern und die Quelle allen Wohlstands des Imperiums an sich zu reißen.
Dieses Zitat wird auch in der Serie benutzt, als Prinzessin Irulan während einer Feier einen ruhigen Moment mit Paul Atreides nutzt. Der Satz ist gerade deshalb so passend, weil die TV Fassung im Vergleich sowohl zur alten Kinoversion von David Lynch, als auch erst recht zur neuen Villeneuve-Fassung weit abgeschlagen wird. Natürlich hatte schon die erste Kinofassung mehr Budget zur Verfügung. Und wer sich nur an optischen Schauwerten festhält, wird schnell die Nase über die Miniserie rümpfen. Bunte Kostüme, durchschaubare CGI, Studioaufnahmen und bemalte Leinwände als Hintergründe. Mehrmals wird man aus den Szenarien herausgerissen, weil die Welt ungewohnt und manchmal auch sichtbar kostengünstig daherkommt. Dabei muss man der Serie zugutehalten, dass solche epischen Science Fiction Geschichten im Jahr 2000 längst kein Standard für eine TV Produktion waren, die Mittel für aufwändige Kulissen und Special Effects naturgemäß eher klein waren.
Vor diesem Hintergrund darf man der Serie auch heute noch bescheinigen, dass das Produktionsteam hier sehr innovativ war und tief in die Trickkiste gegriffen hat, um diese fulminante Geschichte überhaupt erst möglich zu machen. Dabei erinnern manche Szenen durchaus an Theaterkulissen. So zum Beispiel, die Szenen, die sich im Sietch Tabr abspielen. Hier ist mehrmals ein schöner, gemalter Hintergrund zu sehen, der aber nie das Gefühl vermitteln kann, die Szene würde sich wirklich im Freien abspielen. Die Flucht von Paul und Jessica durch die Wüste ist ähnlich durchschaubar. Und doch lohnt es sich auch heute noch, John Harrisons Version dieser Geschichte anzusehen!
Trotz der wirklich guten Verfilmung von Denis Villeneuve stelle ich nach einer erneuten Betrachtung der TV Serie die Behauptung auf, dass die TV Serie inhaltlich noch immer die beste Verfilmung des Originals ist. Vielleicht gerade, weil das Budget hier sichtbar eng geschnürt wurde, liegt der Fokus der Serie viel mehr auf Dialogen, Handlungssträngen und Erklärungen. Das Produktionsdesign hebt sich sehr deutlich von Lynchs Fassung ab (an der sich Villeneuve wiederum orientiert), was zu einer erfreulich frischen und auch bunten Darstellung der einzelnen Adelshäuser und Planeten geführt hat. Zudem spielen fast alle Darsteller ihre Rollen ausgesprochen gut. Uwe Ochsenknecht passt insgesamt in seine Rolle als Stilgar, wirkt zum Ende hin allerdings etwas deplatziert, wenn es zur Abschlussaction kommt.
Ian McNeice ist als Baron Harkonnen ein bisschen zu nett. Während die beiden Kino-Barone durchaus widerlich fies dargestellt werden, ist McNeice hier zwar verschlagen, aber eben doch freundlich, meist sogar sympathisch. Sicher ein Arrangement, um die Serie halbwegs familientauglich ins Fernsehprogramm zu bekommen.
Erstaunlicherweise habe ich den fast vollständig ausgeblichenen Kassenbon noch in der DVD Hülle gefunden und konnte gerade so noch erkennen, dass ich mir diese Miniserie als eine meiner ersten DVD Käufe am 10.12.2001 für 59,95 DM (!) geleistet habe. Also nur 21 Tage bevor der Euro eingeführt wurde. Für die damalige Zeit war das ziemlich kostspielig. Zumal die VHS Videokassetten noch der Standard waren und die DVD erst ihren Siegeszug begann. Und tatsächlich erinnere ich mich daran, dass wir seinerzeit im Kollegenkreis zu dritt überlegt haben, ob wir uns die Serie gemeinsam kaufen wollen, um sie uns gegenseitig auszuleihen. Davon sind wir aber wieder abgekommen. Es war allerdings auch ein Zeichen dafür, wie beliebt die Serie damals war.
Die TV Miniserie hatte viele inhaltliche Lücken geschlossen, die die 1984er Kinoversion nicht berücksichtigt hatte und war mit ihrer Länge von etwas über viereinhalb Stunden zwar keine actionreiche Unterhaltung, aber das war auch nie die Stärke dieser Geschichte.
3,5 von 5 Sternen für eine inhaltlich starke Serie, deren Schauwerte zwar niemanden vom Hocker reißen, aber von guten Schauspielern getragen wird.