Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Taylor Swifts Furcht vor der Waage: "Anti-Hero"

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneTaylor Swifts Furcht vor der Waage
»Anti-Hero«

Eine Unmenge von TikTok-Videos ergossen sich diese Tage über die Sängerin Taylor Swift. Nicht nur, dass sie ein neues Album rausbrachte - und sogleich den Rekord als meistgestreamtes Album auf Spotify knackte - ein, es gab auch eine neue Single. Also eigentlich also zwei, denn die Videos zu „Anti-Hero“ und „Bejeweled“ sind zeitgleich freigeschaltet worden. Richtig eingeschlagen hat der Ohrwurm „Anti-Hero“.

Die Refrainzeile „Hey, it’s me, I’m the problem it’s me’“ ist auf TikTok rasch für alles Mögliche verwendet worden. Allerdings ist er Anlass für die Flut der TikToks vor kurzem ein Anderer. Es ist das Musikvideo zu „Anti-Hero“, dass den Unmut der Fettaktivisten in den USA erregte.

In diesem Video wird Taylor Swift von ihren Ängsten verfolgt. Sie versucht sich zu verstecken, aber die Angst ist ihr auf den Fersen. Dann klingelt es und vor der Tür steht eine heitere, lutstige Taylor-Variante. Man sieht die beiden Taylors zusammen trinken und dann gibt es eine Szene im Bad. Taylor steigt auf eine Waage, auf deren Anzeige das Wort „Fat“ erscheint. Das war der Stein des Anstoßes. Wie könne, so der Vorwurf, Taylor Swift das tun? Gerade, wenn man das Wort „Fat“ wieder als neutrale Bezeichnung einführen möchte, wertet Taylor das doch wieder ab. Das geht natürlich nicht, also entspann sich auf Tiktok eine heftige Diskussion. Deren Zielrichtung: Taylor möge doch disese Szene bitte aus dem Video entfernen. Jedenfalls auf Apple ist man von Seiten Swifts dem Wunsch nachgekommen, ob man das auch auf YouTube getan hat - bisher ist das Video noch mit der Szene zu sehen. Es kann sein, dass das mittlerweile ebenfalls neu hochgeladen wurde. Aber selbst wenn die Aktivist*innen jetzt sich durchgesetzt haben - war das wirklich notwendig?

Reflexartig Dinge verbieten oder dazu auffordern sie zu entfernen, weil sie ungehörig sind - eine schwierige Geschichte. Vielleicht hätte man sich den Text des Songs ansehen sollen. Denn der Song handelt von der Mentalen Gesundheit, von dem Eindruck, nicht genug zu sein - „manchmal ist es so, dass alle anderen Sexy Babes sind und ich bin das Monster im Raum, schlürfe dann auf die Stadt zu, bekommen einen Pfahl ins Herz, aber sterbe nicht“. Taylor erzählt von einer Person, die mit ihren Ängsten kämpft und empfindet, dass sie alleine das Problem ist. „Hey, ich bin’s, ich bin das Problem, ich bins. Und alle beim Tee stimmen dem zu. Ich bin Diejenige, die in die Sonne starrt, aber nie in den Spiegel schaut. Ist es nicht anstrengend, ständig Sympathie mit dem Anti-Helden zu fühlen?“ Es für diese Person also kein Wunder, dass niemand sich mit ihr abgeben mag. Dass dass eine selbsterfüllende Prophezeiung sein kann, ist wohl klar.

Wenn Taylor in dem Video von ihren Ängsten verfolgt wird, dann ist es - finde ich - eher problematisch, dass sie versucht mit Alkohol einen Normalzustand herzustellen. Wer eine Depression hat, entwickelt des öfteren eine Alkoholabhängikeit, um einfach diesen Zustand des „Nicht-Empfindens“ besser überstehen zu können. Wenn man aber jetzt mal den Kontext sieht, dann ist auch die Szene im Badezimmer in sich schlüssig. Aus zwei Gründen: Die Angst, zuzunehmen ist tief in unserer Gesellschaft vor allem bei Frauen verwurzelt. Manchmal hat es den Eindruck, als wäre es die Hauptangst und andere Krankheiten wären minder schlimm - Krebs anyone? Wenn das zu ihren Ängsten gehört, dann passt die Szene. Zudem ist da noch ein anderer Blickwinkel: Tayler Swift ist schlank, die Waage zeigt aber dennoch „fat“ an. Bekannt ist: Junge Mädchen und Frauen, die nicht mehrgewichtig sind, empfinden sich schon frühzeitig als zu fett, obwohl sie es nicht sind. Neue und alte Medien, Eltern, Lehrer*innen und die Freundinnen bauen einen Druck auf, bei dem man einknicken muss. Früher oder später.

Bisher gibt es keine Stellungnahme von Taylor Swift - das Rauschneiden der Szene wird wohl als Eingeständnis an die Aktivist*innen werten müssen. Ob es wirklich notwendig gewesen ist? Wie sagte Freud schon: „Manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre.“ 

Kommentare  

#1 Mainstream 2022-10-28 19:55
-
Nicht mehr original auf YouTube.
Es ist widersinnig. man braucht nicht einmal den Text, um zu verstehen, wie diese eine spezielle Szene gemeint ist.
Aber es auf die Kontroverse ankommen zu lassen, was korrekt wäre, würde alles verschlimmern. Es ist absurd, gegen etwas argumentieren zu müssen, worüber es nichts zu diskutieren gibt.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.