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Hard Cell: Zu spät, zu viel?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-Kolumne»Hard Cell«
Zu spät, zu viel?

Dass das Format der Mockumentary mit „The Office“ aufblühte ist unbestreitbar. Das Format hat auch etliche hervorragende Serien hervorgebracht. Ein aktueller - vielleicht auch für lange Zeit letzter? - Höhepunkt ist „What We Do in the Shadows“. Allerdings zeigt das Format allmählich auch Abnutzungserscheinungen. „Hard Cell“ auf Netflix zeigt das recht deutlich. Catherine Tates Serie ist dann der Beweis dafür, dass das Format eventuell mal eine Pause braucht. 

Dass man bei Rotten Tomatoes eine Kritikerwertung von Null - NULL! - Prozent einfährt ist ja auch vielleicht ein dezenter Hinweis darauf. Wenngleich die Zuschauer*innen ganz angetan waren und sind.

Es gibt mehrere Dinge, warum die Mockumentary nicht so glatt und reibungslos funktioniert wie z.B. „The Office“, „Stromberg“. Zum Einen: Man muss halt eingeschworener Fan von Catherine Tate sein. Sie spielt immerhin nicht nur die Direktorin des Frauenknasttes, in dem ein Filmteam die Proben für ein Musical begleitet. Sondern auch noch eine Reihe von Charakteren: Insassen wie Wärter. Tate kann am Besten die nervige, quengelnde Nervensäge verkörpern, die allen anderen auf die Nerven geht. Nicht, dass sie auch bisweilen ernst und anrührend sein kann - vor allem in der letzten Folge zeigt sich das - aber die meisten Charaktere sind halt das: Nervensägen. Oder nicht gerade die hellsten Kerzen auf dem Kuchen. Das kann als Fallhöhe für die Komik funktionieren, aber es klappt halt nicht immer, weil sich die Charaktere bisweilen zu ähnlich sind.

Das Problem ist auch, dass das Figurenensemble nicht straff geführt wird. Joss Whedon konnte das in „Firfefly“. Bei „Hard Cell“ gelingt das Catherine Tate nicht. Es gibt zu viele Abschweifungen vom Hauptplot, die auch ins Nichts führen. Sonderlich originell ist das mit der Aufführung eines Musicals in einem Frauenknast nun auch nicht. Gerade deswegen müsste ich mich als Zuschauender für die Charaktere interessieren und mich von ihnen fesseln lassen. Müsste. Hätte. Könnte. Sollte. Dass dann am Ende der letzten Folge noch eine überraschende Wendung eintritt … Wobei die Motivation der Figur auch nicht ausreicht. Da hätte mehr kommen müssen, um das zu rechtfertigen was in der letzten Folge passiert.

Immerhin, vielleicht ist „Hard Cell“ deswegen bei den Zuschauenden beliebt, weil sie doch ab und an ihre Momente hat. Die Direktorin des Frauenknastes will ja tatsächlich nur das Beste für ihre Insassen, scheitert aber halt an den großen Ansprüchen, die sie hat. Wenn die Insassen ihre Songs fürs selbstgeschriebene Musical entwickeln taucht die Serie ein wenig mehr in die Charaktere hinein und macht sie fassbar. Richtige Höhepunkte sind dann in der letzten Folge zu finden. Das alles ist gut und schön. Allerdings reißen diese Moment die voraussehbaren Teile der Handlung leider nicht raus. Was sehr schade ist.

Wenn man das Bisherige jetzt auf die Waagschale legt: Hat „Hard Cell“ einfach nur ein Formatproblem? Jein. Hätte das Team hier eventuell einen anderen Ansatz gewählt, die Charaktere etwas gestrafft, die Handlung nicht nur auf den Twist in der letzten Folge ausgerichtet - die Serie würde sicherlich gutes Mittelfeld geworden sein. Dass es die erste Serie ist, bei der Catherine Tate auch Mitautorin ist - auch das ein Grund für das Wirrwarr. Allerdings hätte der Rest des Teams da konsequent sein müssen und einfach gewisse Dinge konsequent schneiden müssen. Das eigentliche Problem ist, dass Catherine Tate sich bei der Darstellung von sechs Charakteren einfach übernommen hat. Mehr Profilschärfe, eine bessere Handlung und vor allem: Mehr Fallhöhe bei der Komik - wenn man das für die zweite Staffel berücksichtigt - das wäre entzückend.

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