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Corporate Influencer*innen: Das Handbuch zum Phänomen

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneCorporate Influencer*innen
Das Handbuch zum Phänomen

Was, so mag man seufzen, sind denn jetzt schon wieder Corporate Influencer*innen? Da hat man sich gerade an Influencer*innen gewöhnt und dann kommen Klaus Eck und Winfried Ebner um die Ecke.

Wobei Corporate Influencer*innen als Begriff vielleicht neu sein mag. Jedoch ist das Konzept als solches schon etwas älter.

Corporate Influencer*innen kennt man vielleicht auch als Markenbotschafter*innen oder Sinnfluencer*innen, als Ambassadors oder Hardcore-Fans eines Betriebes. Im Grunde sind es Menschen, die in den sozialen Medien gerne über ihren Job und ihre Aufgabe reden und dabei vom Unternehmen unterstützt werden. Es sind keine Testimonials übrigens - das wäre noch etwas Anderes.

Eine Binsenweisheit im Social Web heißt: Menschen folgen in der Regel lieber Menschen als Marken. Sicherlich habe auch ich einige Firmen in meinen Feeds, aber in der Regel nur um keine Sonderangebote zu verpassen. Anderen Leuten wird es ähnlich gehen. Für das, was im Inneren von z.B. ALDI, Edeka oder Rewe vor sich geht - dafür interessiere ich mich weniger. Zudem sind Firmenportale ja auch Marketing und vollgestopft mit Glanzbildern und wunderbaren Botschaften darüber, wie gut und perfekt man ist. Davon haben wir Konsumenten die Nase voll - wir wissen, dass die Glanzbilder bearbeitet sind, dass die wunderbaren Botschaften nur wunderbar scheinen. Insofern: Selbst wenn die Marke mit mir in Kontakt treten wollen würde, wäre da eine gewisse Grundskepsis. Die wollen mir ja doch nur was verkaufen.

Menschen folgen da lieber Menschen. Das hat natürlich auch irgendwas mit Evolution und Stämmen zu tun, mit Sicherheit der Gruppe, ja, sicherlich. Dass in der Regel ein interessanter Mensch nun nicht in Marketingsprache seine Postings verfassen wird, das ist ja schon mal auch ein Grund. Influencer*innen wird gefolgt, weil sie interessante Persönlichkeiten sind. Dass man auch hier vorsichtig sein sollte, wenn sie anfangen Dinge anzupreisen und zu verkaufen - Rabattcodes sind das neue Couponing - sollte einleuchten und die soziale Bindung an Influencer*innen sollte eins nicht blind machen für die Fehler der Persönlichkeit hinter den Accounts. Und das trifft natürlich auch auf Corporate Influencer*innen zu, vor allem weil ich als Konsument hier nicht unbedingt auseinanderhalten kann, ob jemand vom Unternehmen dezidiert unterstützt wird, wenn er über seine Arbeit schreibt oder ob es aus eigenem Antrieb passiert.

Klaus Eck und Winfried Ebner haben sich des Themas angenommen, sie haben eine Definition entwickelt, sie bringen Beispiele aus dem Alltag. Telekom, Otto und andere Firmen arbeiten schon länger mit Corporate Influencer*innen, die durchaus eine neue Macht im Marketing sind. Dass das Ganze auf Vertrauen und Augenhöhe beruht, sollte schon klar sein. In dem Moment, in dem es zu werblich und zu marketingtechnisch wird, springe ich von den Accounts ab. Ich muss auch gestehen, dass ich trotz der Corporate Influencer*innen von Otto etwa nicht sonderlich mit der Marke verhandelt bin und ich bin mir sicher, dass wir nicht unbedingt über Erfahrungen mit der Telekom reden wollen, no, no, no … Aber das ist auch die Freiheit des Social Webs: Ich muss Leuten nicht folgen. Ich kann Leuten folgen, die begeistert von ihrer Arbeit bei Otto und der Telekom erzählen - ich muss es aber nicht.

Dabei ist Begeisterung für den eigenen Job nichts Schlechtes. Und wenn man, wie im Buch auch erläutert, bestimmte Regeln beachtet und transparent bleibt, dann sind Corporate Influencer*innen für Personen, die sich bei einem Unternehmen bewerben wollen oder generell an einem Unternehmen interessiert sind durchaus gute Ansprechpartner*innen. Wobei man das Körnchen Salz natürlich beachten sollte: Wer enthusiastisch über seinen Job berichtet ist eventuell für Schwachstellen blind. Dennoch: Da Webseiten heutzutage auch nicht unbedingt immer vertrauenswürdig sind - Glanzbilder hatte ich erwähnt? - ist ein Gespräch oder der Feed eines Angestellten der Firma vielleicht aufschlussreicher als man denkt.

Interessant sind auch die Beispiele aus den Unternehmen im Buch und die Tipps für den Aufbau einer eigenen Community. Dass dabei auch öfters auf den Umstand Bezug genommen wird, dass heutzutage auch Arbeit anders gedacht werden sollte als noch früher - Stichworte sind Laloux, New Work, Communities, Vernetzung - sollte nicht verwundern. Diese Konzepte sind sicherlich ebenfalls nichts Neues, wenn man sich länger mit der Arbeitswelt beschäftigt. Vor allem während der immer noch andauernden Pandemie haben ja HomeOffice und andere Strukturen zwar nicht gerade eine Revolution eingeleitet, aber durchaus aufgezeigt, dass für eine gewisse Schicht auch andere Arbeitsszenarien denkbar sind. Was - wie ich auch einräumen muss - nicht für die Frau oder den Mann im Supermarkt an der Kasse gilt oder für die Müllwerkenden.

Mit „Die neue Macht der Corporate Influencer“ haben Ebner und Eck auf jeden Fall schon jetzt ein Standardwerk für dieses Themenfeld geliefert. Ob man nun von dieser neuen Philosophie überzeugt ist oder nicht - das Phänomen an sich wird nicht verschwinden. Um so besser, wenn man sich einmal damit beschäftigt hat und umso besser, dass es das neue Buch gibt. 

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