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Die Last der Veränderung

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDie Last der Veränderung

Tagtäglich flimmern über den Bildschirm die Bilder aus Griechenland. Gigantische Feuerwalzen verzehren Hab und Gut, gerade noch rechtzeitig konnten sie Anwohner auf eine Fähre retten bevor es zu spät ist. Währenddessen herrscht in Madagaskar eine derartige Dürre, dass ganze Völkerscharen als Klimaflüchtlinge auf den Weg sind. Und in Ahrweiler und der Umgebung werden Menschen noch lange mit den Geschehnissen der Starkregen zu kämpfen haben - physisch als auch psychisch.

Kurz gesagt: Die Klimakatastrophe ist längst da. Auch längst im Wahlkampf angekommen. Aber wird das reichen, um den schläfrigen deutschen Michel klarzumachen, dass er was tun muss? Nein, dass wir alle etwas tun müssen?

Wenn wir ehrlich sind: Wir sind längst abgestumpft. In den ersten Wochen haben uns die Fluten in Deutschland erschreckt, haben wir es nicht fassen können, was die Natur mit ihrer Macht anrichtete. Jetzt aber - nach Woche Zwei, Woche Drei - irgendwie auch ein Achselzucken eingestellt. Ja, ja, furchtbar. Die Renovierungsarbeiten werden Jahre dauern. Wenn nicht Jahrzehnte. Aber da - Gerhard Schröder ruft zur Rettung der Currywurst auf. Wie oft hat Laschet nun wirklich abgeschrieben? Eine Verleumdungskampagne gegen die Grünen? Ach, sieh mal einer an. Na ja, Fridays for Future demonstrieren auch demnächst wieder, aber ist der Lokführerstreik nicht furchtbar? Dass wir uns mehr und mehr einem Kipp-Punkt nähern, der Golfstrom eventuell zusammenbricht - und zwar nicht erst in fernen Tagen, sondern möglicherweise hier und heute …

Diejenigen, die eh schon aktiv waren, werden es halt bleiben. Otto und Anna Normalbürger*in aber wird sich kaum um irgendwelche Dinge scheren, solange sie nicht vor der Haustür stattfinden. Da waren zwar die Fluten ein kurzer Weckruf, aber das kriegen wir schon wieder hin. Wir sind es ja geübt, Trümmer aufzuräumen und die deutsche Gründlichkeit wird dafür sorgen, dass neue Konzepte erstellt werden, die dann halt Wasserfluten verhindern werden. Vielleicht bauen wir einfach mal wieder einen Deich. Aber alles ist ja immer noch mal gutgegangen und das bisschen Flutwasser kriegen wir auch schon wieder weggewischt. Und die Häuser hergerichtet. Und überhaupt: Deutsche Tugenden! Die übrigens auch von Nichtdeutschen gepflegt werden, aber dass auch Syrer unter anderem beim Aufräumen halfen, das geht mal wieder unter. Dass Querdenker und Neonazis die Gunst der Stunde nutzten  … Idioten finden sich leider überall.

Aber wie kriegen wir das hin? Dass wir mehr darüber im Alltag nachdenken, wie wir klimabewusst handeln? Traditionen aller Arten sind halt nicht so leicht umzustoßen. Es gibt zwei Motivationsschienen: Entweder vermeide ich etwas - also wenn ich Zahnschmerzen habe, ist das meine Motivation zum Arzt zu gehen - oder ich strebe etwas an. Wenn ich etwa ein Fernstudium beginne, dann ist das etwas, was ich aus mir selber möchte, weil es mich interessiert. Dass es immer eine Mischung aus beiden Motivationsanlässen braucht, sollten einsichtig sein. Zuerst brauche ich den Anstoß weg von etwas, dass gibt mir Energie und Schwung. Aber ich brauche auch ein Ziel, auf dass ich hinarbeite. Sonst verpufft der Elan und ich bleibe auf halber Strecke liegen. Dass das Problem wirklich erst in unseren Kopf dringt, wenn es direkt bei uns stattfindet - das habe ich ja schon erwähnt. Wer also in Hamburg und Bremen wohnt und eventuell plant, die Villa seinen Enkeln zu hinterlassen: Falls das Meeresniveau auf Dauer steigt, kann man sich von dem Gedanken verabschieden. Dass wir dann eine innerdeutsche Flüchtlingsbewegung haben werden - leuchtet ein? Und wo sollen die in Zukunft alle hin? München wird vermutlich zu heiß sein …

Vielleicht muss am Ende beides zusammenpassen: Einmal die Motivation, dass wir der Klimakatastrophe entkommen müssen, das andere Mal dass sich die Auswirkungen auch in Deutschland widerspiegeln werden. Keine neue Einsicht. Aber eine, die man vielleicht doch wiederholen muss. Und vor allem: Es sind die kleinen Schritte, die kleinen Dinge, die wir tun können. Es reicht schon, den Stromanbieter zu Wechseln. Das Konto auf einer Bank zu haben, die für die Umwelt eintritt - es gibt tatsächlich nicht nur Eine, man kann sich da etliche aussuchen. Wir alle werden in unserem Alltag darauf bedacht sein müssen, dass wir unser Teil tun. Eingestehen müssen wir aber auch, dass wir nicht alles tun können. Sondern es liegt an der Politik, hier Konzepte und Ideen vorzustellen. in knapp sieben Wochen haben wir die Wahl, ob wir die Veränderung oder die Tradition wollen.

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