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Busted - Künstlichkeit ist alles

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-Kolumne»Busted«
Künstlichkeit ist alles

Ob diese Serie hierzulande funktionieren würde? Stellen wir uns einfach mal vor, die beliebtesten Showmaster der Nation werden zu Detektiven*innen ernannt. Gemeinsam lösen sie von Folge zu Folge der Show Fälle. Daneben aber liegt noch ein sehr tiefes Geheimnis über dem Ganzen. Finstere Mächte haben es auf einen Chip abgesehen und dann wäre da noch ein Serienmörder, der den Detektiven*innen immer einen Fall voraus ist.

Klingt extrem bescheuert? Netflix „Busted“ ist das auch. Aber es ist extrem unterhaltsam.

Als Zuschauer*innen sind wir hin- und hergerissen. Einerseits: Diese Show ist extrem künstlich. Man sieht das Bühnenblut, man sieht die Kulissen, man sieht die Schauspieler als solche. Es gibt Sets, in denen die südkoreanischen All-Stars Aufgaben lösten müssen. Das Overacting der Schauspieler kommt dazu. Wie Plastikblumen, die man sofort als solche erkennt, hat diese Show andererseits aber auch einen gewissen Reiz. Wenn alles scheint und glänzt, wenn die Show sichtlich ein Rollenspiel ist - ein LARP, in dem die Charaktere Detektive spielen und Fälle lösen - dann hat das ein ganz eigenes, merkwürdiges Vergnügen. Die Selbstironie ist auf die Spitze getrieben. Wenn wir als Zuschauer*innen „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ schon mit einer gehörigen Prise Selbstironie anschauen, weil wir sonst das menschliche Elend nicht ertragen würden, dann ist „Busted“ die verdoppelte Portion Unwahrscheinlichkeit.

Allerdings wissen wir als Zuschauer*innen dann doch wiederum nicht, ob nun die ganze Serie einem strengen Skript folgt. Ob die Fälle bis ins letzte geplant sind - und damit auch ihre Lösung. Wenn man sich die Folgen anschaut, dann scheint es so zu sein, dass das große Ganze - diese Anhäufung von Thriller-Klischees, Geheimgesellschaften, diese James-Bond-Fassaden-Welt - als Story-Arc mit all ihren überaus unwahrscheinlichen Wendungen geplant ist. Unwahrscheinlich ist dabei das Stichwort: Um innere Logik kümmert sich die Serie nicht unbedingt. Ebenfalls häuft sie auch gerne Geheimnisse auf Geheimnisse: Die Lösung eines Details führt immer tiefer in das Kaninchenloch hinunter, die nächste Fallstufe in die Tiefe liegt schon um die Ecke. Wobei in einer Serie, in der alles eh nur Fassade ist, das eh nichts bedeutet. Selbst wenn am Ende der aktuellen dritten Staffel wirklich geklärt werden sollte, welche ominöse Organisation hinter allem steckt - es ist unwichtig.

Da das alles ein großer Haufen Unsinn ist, hier nichts etwas Bedeuten muss, kann man sich allerdings auch komplett der schillernden künstlichen Oberfläche ergeben und einfach Spaß daran haben. Ja, die Fälle sind extrem übertrieben. Die Figuren sind Schablonen. Die koreanische Kultur ist uns halt auch fremd. Also machen auch manche Dialoge - die untertitelt sind - erstmal einen seltsamen Eindruck. Doch das Vergnügen des Verkleidens, wenn es auch stellvertretend für uns ausgeübt wird, der Spaß an der Lösung der Fälle - vielleicht sind die ein wenig geskripted und vielleicht kommen da Hinweise, wenn die Detektive*innen feststecken - bleibt.

Es ist ein diebisches Vergnügen, ein Einvernehmen der Zuschauer*innen mit den Produzent*innen: „Natürlich wissen wir, dass das alles extremer Blödsinn ist, aber lasst uns einfach für eine knappe Stunde zusammen einfach mal annehmen, es wäre echt. Und einfach mal Spaß haben. Deal?“ - Deal.

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