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Rockos Modernes Leben: Gelungenes Special nach zwanzig Jahren

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneRockos Modernes Leben
Gelungenes Special nach zwanzig Jahren

Dass Netflix manchmal überraschende Entscheidungen trifft, hat mancher Serienfan in der letzten Zeit schon erfahren dürfen - was die Absetzung bestimmter Serien betrifft. Ebenso überraschend aber legt Netflix ab und an Stoffe wieder auf, bei denen man sich fragt: Braucht man das? Braucht man zwanzig Jahre nach Nickelodeons »Rockos Modernes Leben« wirklich ein Special? Oder anders formuliert: Rockos was? hat ein Special erhalten?

»Rockos Modernes Leben« war Teil des Nickelodeon-Programms. Der Sender, der für kurze Zeit auch in Deutschland zu sehen war - daher könnte beim Ein oder Anderen doch dezent was klingeln - lieferte Unterhaltung für die Kids. Und brachte einige Klassiker hervor: »Aaaaaaaaaaah Monster« oder die »Rugrats« etwa. Zwar ist »Rockos modernes Leben« nicht unbedingt in die Kategorie zu zählen, aber die Serie bot damals einen ironischen Blick auf das Leben in den Neunzigern. Die Serie lief von 1993 – 1996, sie wird heute noch auf Nick.de ab und an wiederholt.

Sie erzählt die Abenteuer von Rocko, einem Wallaby - ein australisches Wildtier, dessen beste Freunde der Stier Heffer und die Schildkröte Filbert sind. Rocko besitzt den Hund Spuncky, der alles frisst, was ihm vor die Schnauze kommt. Rockos Nachbarn sind die Bigheads, Ed und Bev. Während Bev eher mütterliche Gefühle für Rocko entwickelt, kann Ed ihn nicht ausstehen. Allerdings ist Ed generell eine arschlöchige Kröte, die nur an sich selbst denkt. Die Abenteuer der Serie drehen sich um die Probleme des Alltags, sie übte Kritik am Konsum und am Kommerz und schaffte es schnell auch die Erwachsenen zu begeistern. Am Ende der Serie schießen sich Rocky, Heffer und Filbert mit Spunky dank einer Rakete ins All und umkreisen seitdem die Erde, weil keiner weiß, wie man die Rakete so steuern kann, dass sie wieder zurück zur Erde kommen ...

An dieses Ende knüpft das dreiviertelstündige Special auf Netflix an und es sei verraten, dass alle Drei die ganze Zeit auf der Lösung des Problems saßen ... Jedenfalls finden sich die Freunde zurück auf der Erde und in der Gegenwart. Rocko muss sich nicht nur mit dem Alltag zurechtfinden, sondern erfährt auch, dass eine geliebte Serie »Die Fettköpfe« abgesetzt wurde. Die Serie war das Einzige, was ihn die letzten zwanzig Jahre am Leben hielt - es gab ein VHS-Tape im Weltraum-Haus - und was folgt? Richtig: Rocko versucht den Schöpfer der Serie zu finden und ihn zu überreden neue Folgen zu drehen. Die zweite Handlung dreht sich um Ed Bighead, der mittlerweile Chef seiner Firma geworden ist. Dummerweise gibt er einen falschen Report ab, Conglomo droht Pleite zu gehen - was Ed in Verzweiflung stürzt, bis er hört, dass Rocko auf die Suche nach dem Schöpfer der Fettköpfe geht ...

Von der Geschichte her gesehen ist das Special eher mittelmäßig. Dass der Held irgendwas finden muss, um die Welt zu retten - in diesem Fall seine eigene private - ist sozusagen Standard. Aber schlecht ist das Special deswegen nicht. Auch, wenn man vielleicht die Serie kennen sollte: Man kann auch ohne Vorwissen seinen Spaß mit dem Ganzen haben. Was daran liegt, dass der Erfinder der Serie höchstselbst beim Projekt mitgearbeitet hat. Der Humor der Serie ist also schon mal gesetzt.

Dieser Humor ist teilweise albern, teilweise aber auch hintersinnig und einige Male habe ich das Ganze pausiert, nur um die zahlreichen Gags und Anspielungen im Hintergrund mitzubekommen. Großartig ist die re-imaginiere Anfangssequenz. Noch großartiger ist die Kritik am heutigen Konsumverhalten: Die ständig schneller werdenden Update-Zyklen bei Smartphones etwa. Die Kritik an aktuellen Fernsehserien - »Ghost Cake«: Ein Geist stiehlt den Kuchen aus dem Ofen, großartig - und der ein oder andere Seitenhieb auf unseren Konsum an sich machen das Special durchaus sehenswert. Dass darüberhinaus der ein oder andere Gag unerwartet kommt: Das machte die Serie schon immer aus.

Trotz der Aktualisierungen verhalten sich Rocko und seine Freunde als wären sie noch in den Neunzigern. Und daher darf es nicht überraschen, dass im Grunde diese Folge auch dem Muster einer der Sitcom-Folgen aus den Neunzigern folgt. Ein zugrunde liegendes Problem wird gelöst, am Ende haben alle etwas gelernt und fallen sich in die Arme. Am Ende der Folge erleben wir eine Umkehrung des Anfangs - jetzt aber ist es der Antagonist, der mit seinem Haus um den Erdball kreist ...

Ist das Special ein Versuchsballon für neue Folgen um Rockos modernes Leben? Möglich wäre es. Es macht jedenfalls Lust auf mehr und drängt einen dazu, die alten Folgen nochmal zu schauen. Auf jeden Fall sollte man sich das Special mehr als einmal ansehen: Die zahlreichen Anspielungen im Hintergrund entgehen einem sonst - und auch noch so manches andere Detail. Nötig wäre da Special sicherlich nicht gewesen, die Serie war abgeschlossen. Aber es macht andererseits fast alles richtig. Bis auf die Grundprämisse, das lässt sich aber verschmerzen.

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