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eBooks und Taschenbücher - natürliche Rivalen?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneeBooks und Taschenbücher
Natürliche Rivalen?

Irgendwann musste es ja passieren. Schließlich werden ja selbst Gebrauchsgüter zu Verbrauchsgütern irgendwann. Alles geht seinem Ende entgegen und besonders englische Taschenbücher sind ja nun nicht gerade sehr zeitresistent. Und so werde ich mich wohl demnächst von meinen Exemplaren von "Going Postal" und "Making Money" verabschieden müssen. Sie gehen einfach aus dem Leim.


Nicht aus dem Leim dagegen werden alle anderen Scheibenweltromane gehen, die ich im Original erworben habe. Sie sind nämlich als Dateien auf dem Server des bösen, großen Amazon gesichert und wenn es mir Spaß macht lade ich die einfach wieder auf den Reader und kann die sofort ohne Weiteres lesen.

Na schön - irgendwann ist auch mal die Technik des Readers am Ende. Zugegeben. Irgendwann auch könnte Amazon als Firma pleite gehen, irgendwie habe ich den Verdacht dass das einem Großteil der Branche gar nicht so unlieb wäre und dann wären meine Bücher halt auch futsch. Das ist halt ein Risiko, dass man eingeht wenn man eBooks kauft. Nur: Wenn wir mal ganz ehrlich sind - was kaufen wird denn eigentlich als eBook? Sind das Bücher, die wir wirklich vermissen würden wenn sie vom Server geflogen wären? Oder haben wir da wirklich die total wissenschaftlichen Spezialwerke gekauft, die wir dann eh wieder kaufen müssen wenn eine neue Auflage draußen ist?

Gute Frage. Dass eBooks einen neuen Markt für Heftromane erschlossen haben dürfte wohl unbestritten sein. Allerdings: Wer Hardcore-Sammler ist wird seinen Perry, Zamorra, Gaslicht oder Mein Herz und eine Krone wohl doch eher noch als Print-Exemplar zu Hause haben. Alleine schon deswegen weil sich digitale Exemplare so schlecht signieren lassen. Was natürlich auch ein Argument ist wenn es um die Anschaffung von Werke eines Autors geht, den man schätzt. Da wird man eher zum Taschenbuch im Print greifen. Keine Frage. Aber wenn es um Titel wie - sagen wir mal - "Liebeskummer küsst man nicht", "Der Werwolf, der mich liebte" oder "Die Rache des Häckselmörders" geht - muss man diese Saison-Werke wirklich im Buchregal stehen haben? Oder reicht es da nicht bisweilen sie nur als eBook zur Verfügung zu haben? Wenn wir ganz, ganz ehrlich mit uns sind müssen wir uns ja doch eingestehen, dass nur selten ein Klassiker aus dem Bereich der Fastfood-Literatur mehr als ein oder zwei Jahre überdauert. Und falls doch kann man den ja immer noch im Taschenbuch als Print nachkaufen.

Von daher ist die Frage der Überschrift natürlich provokativ - aber wenn wir unsere Kaufgewohnheiten mal genauer unter die Lupe nehmen denke ich, dass sich da schon ein gewisser Trend weg vom Taschenbuch hin zum eBook bei bestimmten Büchern ergeben wird. Selbst beim populären Sachbuch ertappe zumindest ich mich immer mehr dabei das Buch als eBook und nicht als Taschenbuch zu kaufen. Meistens aber auch weil ich weiß, dass das außer mir von den Freunden und Bekannten dann eh keiner lesen möchte und ich das dann sowieso nicht verleihen muss. Es ist ja nicht so als ob Foucault wirklich der Renner im literarischen Freundeskreis wäre.

Insgesamt gesehen sollte man aber natürlich mit nüchternem Verstand die Sache betrachten: Es mag sein, dass Morseapparate durch das Telefon ersetzt wurden - okay, Telegramme durch das Telefax - das Telefax ist auch schon wieder am Aussterben durch die Mail - aber, hüstel, so grundsätzlich gibt es in der Regel kein Medium, das wirklich je komplett durch ein anderes verdrängt wurde. Es ist eher so: Beim Erscheinen des neuen Mediums wird die Innovationsfreudigkeit des alten Mediums ja eher noch auf Hochtouren getrieben. 3D-Filme beweisen das. Ebenso auch andere neue Angebote, die das alte Medium etwas attraktiver machen sollen. Na schön, Kaffee und Kuchen im Kino vor dem Hauptfilm ist eher ein Angebot für eine wachsende Nische, aber das ist ja auch nur ein Beispiel.

Vermutlich läuft es in Zukunft darauf hinaus: Für Literatur, von der wir ahnen dass sie nicht gerade über den Sommer hinaus hält werden wir die Ebook-Shops der Wahl bemühen. Für Literatur aber, die uns wert und wichtig erscheint werden wir immer ein Prinz-Exemplar im Schrank haben. Eines, das dann signiert werden kann. Oder das wir auch verleihen können. Und bei wissenschaftlichen Lehrbüchern würde uns doch das Reinkritzeln, das Unterstreichen und die Bemalung des Randes in einer langweiligen Unterrichtsstunde doch komplett fehlen. Insofern: Rivalen? Nein. Brüder? Schon eher.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2015-04-10 13:17
Reinkritzeln kannst du beim eBook auch. ;-)

Viel wichtiger im Zusammenhang sind zwei andere Fragen.

Wird überhaupt noch ein Taschenbuch produziert? Ist bei Nicht-Bestseller-Autoren in USA längst nicht mehr selbstverständlich.

Und wo zieht man die Preisgrenze? Hierzulande sind die eBooks preislich in die Höhe geschnellt. Ausländische Taschenbücher sind bedeutend teurer geworden - danke, Digitalproduktsteuer und EZB - , und die hiesigen Produkte sind teilweise richtig teuer geworden.

Nur als völlig beliebiges Beispiel weil es direkt vorn auf der Homepage von Thalia stand: der neue Hohlbein Irondead 2 kostet 15.99 statt 16.99 Print; der neue Adler Olson 15.99 statt 19.90 Print. Das ist für eine aufgehübschte Datei doch sehr viel Geld.

Es ist natürlich eine persönliche Einstellungssache, was einem ein Produkt wert ist, aber da fängt das Preis-Leistungsverhältnis schwer an zu wanken.
#2 Guido 2015-04-10 15:07
Mir ist's egal, ob jemand das HC, das PB oder das eBook kauft - und anderen Verlagen wird es auch egal sein, ob man eine TB-Version oder eine eBook-Version verkauft. Es geht ja um den Inhalt.

Wenn ein Verlag ansatzweise vernünftig kalkuliert, dann kann - bleiben wir bei LYX - nicht anders, als fürs eBook 15,99 nehmen, wenn das PB 16,90 kostet. Gut, das muss nicht ganz so nah beieinander so - wobei es TB-Verlage gibt, die für TB 8,99 nehmen und für die digitale Version dasselbe. Und. Der. Leser. Kauft. Es. WENN der Verlag in unserem Beispiel 100% der Einnahmen bekäme (und beim eBook fallen ja 19 Prozent Umsatzsteuer an, das alleine müsste bedenken), dann könnte er sicher die Datei preiswerter anbieten. Die meisten nutzen aber einen Vertrieb, ähnlich wie beim Print das Barsortiment. Von daher bin ich, was große Verlage betrifft, der Meinung: eBooks sollten dasselbe kosten wie das TB (8,99), und bei PB die 16 EUR und mehr kosten, kann man 2, 3 EUR runtergehen.

Ja, es gibt Verlage die bewegen sich im unteren Preissegment bei den eBooks. Die Quittung werden sie aber über kurz oder lang bezahlen müssen. Mit den entsprechenden Konsequenzen.
#3 Kerstin 2015-04-10 16:20
Es gibt auch Leute, die gelesene Bücher, die sie nicht dauerhaft behalten wollen, antiquarisch weiterverkaufen. Die machen dann bei Preisgleichheit von E-Book und Print das bessere Geschäft mit der Papierausgabe, die dann noch ein paar Cent einbringt.

Die ganze Frage geht doch darum, was man mit dem Buch vorhat außer es zu lesen. Bestimmte Sorte sammeln? Signieren lassen? Bücherwand vollstellen? Als Stütze unter das wacklige Tischbein legen? Das alles geht nicht mit der Datei.
Buch verschenken ist auch nicht mehr so einfach, wenn man nicht genau weiß, ob der Empfänger einen passenden Reader hat und wie das mit Umtauschen ist, wenn der Beschenkte das Buch schon hat oder nicht mag, weiß ich nicht.
#4 Guido 2015-04-10 16:25
Sorry. Aber jetzt machst Du ein Fass auf, das nicht da steht.

Wenn Du wert darauf legst, das ausgegebene Geld zum Teil wieder einnehmen zu wollen, dann kaufst Du die Papiervariante. Und wenn Du was Handfestes Verschenken möchtest, dann auch hier die Papiervariante. Solange der Verleger Print und eBook anbietet, sehe ich da kein Problem. Und wenn es keine Nachfrage mehr gibt nach Print, ist die Sache so oder so durch.
#5 Alter Hahn 2015-04-11 02:52
Meine Romane und Novellen erscheinen größtenteils als E-Books und Prints. Nur als Prints sind sie entsprechend teurer.

Als Beispiel sollen mal die sieben Romane aus "Bastei-Fantasy" mit den drei folgenden TBs herhalten. Sie erscheinten jetzt völlig neu gefasst und von mir noch mal so bearbeitet, dass die schmerzhaften Kürzungen ausgeglichen sind, die der Bastei-Verlag damals machen ließ, weil man dort davon ausging, das sich ein so langer Roman eines deutschen Autoren nicht verkaufen würde unter dem ursprünglichen Titel "Drei Schwerter für Salassar". Ich habe auch die Romantitel geändert - Drachenzauber, Drachenblut etc. erschien mir zu einfach und wenig aussagekräftig. Derzeit werden die Romane um die "Sina, die Katze von Salassar" noch mal im Lektorat durchgesehen und erscheinen nach und nach einzeln als Prints. Die Verkaufszahlen zeigen, dass sie Prints auch viele Interessenten finden.

Wem es aber nur um den Inhalt geht, der kann auch im E-Book alle sieben Romane komplett haben - demnächst mit neuem Cover - und zahlt dafür ungefähr das, was er sonst für eine Print-Ausgabe hinlegen muss.

Da kann dann der Leser erst mal "abschmecken" und sich notfalls für den Bücherschrank die Print-Ausgabe immer noch bestellen.
#6 Matthias käther 2015-04-14 12:37
An dieser Stelle muß ich mal die Jungs (ich glaub, es sind wirklich nur fanatische männliche Literaturfreaks...) von der Seite mobileread loben - die stellen ebooks her von wirklich seltenen gemeinfreien Sachen - und die kosten gar nix! Und sind nicht selten besser formatiert als kommerzielle ebooks! Allein das macht die ebook-Erfindung schon großartig...Vieles davon, Robert Kraft oder Walter Kabel, ist rar bzw. so teuer, dass man es sich nicht leisten kann. Wer Freund historischer Bücher UND technikaffin ist, kann doch ohnehin jede Menge entdecken - für wenig oder gar kein Geld.
Ein andrer Aspekt: ich finde, es lohnt sich auch bei dicken Büchern, da bin ich gern bereit, den TB-Preis zu zahlen. Fahre viel U-Bahn und schleppe ungern diese Ziegel mit mir rum. Leider gibts da aber nicht immer alles auf dem Markt.

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