Immer Zeit für einen Quickie - Zum 2000 Lassiter

Zum 2000. »Lassiter«

Der Lästerer - über Basteis wohl erfolgreichste Westernserie - ist versucht zu sagen: »Seit Lassiter«. Denn wenn die Staubwolke angreifender Indianer/Outlaws/sonstiger Bösewichter auch schon deutlich zu erkennen ist, kann das kein Grund sein, die feurige Rothaarige nicht noch auf die Schnelle hinterm Kaktus zu vernaschen...
Acht Tage ist nun her, dass der 2000. Roman der Serie »Lassiter« am Kiosk erschienen ist. Seit dem Start der Serie 1972 gilt sie Enthusiasten des Genres als Beispiel dafür wie ein Western nicht sein darf. Nachlässige historische Bezüge, ein klischeebeladene Handlung und überhaupt das ist doch wahlweise nur billiges Actionkino mit Hüten und auf Pferden. Die Originale, die u.a. von Todhunter Ballard in den USA unter dem Pseudonym Jack Slade veröffentlicht wurden, waren Vorbilder für die Abenteuer, die folgen sollten. In den USA war »Lassiter« ein Vorläufer des so genannten Adult Western, die in der Folge der »Lassiter«-Romane kultiviert wurden.
Redakteur Karl Wasser und insbesondere Autor Günter Bajog formten daraus eine Serie jenseits des 'normalen' Western - und da liegt wohl eine Ursache des Erfolgs. Der Westen dient dabei nur als Kulisse für Geschichten, die man an jeden anderen Ort und in (nahezu) jede andere Zeit transferriert werden können. Das ist aber keine originäre Erfindung der »Lassiter«-Redaktion und Autoren. Schon in den 1920er Jahren schrieb der US-Autor Frederik Schiller Faust aka Max Brand (1892-1944) derart mystische Western., in denen es nicht um historische Bezüge ging, sondern der Wilde Westen nur als Kulisse genutzt wurde. Aber auch der Italo-Western ging diesen Weg.

Blicken wir auf den Western der frühen siebziger Jahre. Da machten sich was die Verkaufszahlen anging erste Ermüdungserscheinungen breit. Bisher hatte der Einzelroman in Reihen und Subserien (»Zurdo« »Chayenne« von U. H. Wilken und andere) dominiert. Nur wenige Serien hatten Achtungserfolge erzielt. Darunter »Tombstone« bei Moewig. Basteis Großversuch »Rocky Steel« hatte in den Sechzigern versagt. Oder auch die recht lang laufende (und immer wieder aufgelegte) »Wyatt Earp Story« bei Kelter.
Dazu gab es viele Autoren mit klangvollen Namen, wie eben Wilken G.F. Barner, H.C. Nagel, Larry Lash, Axel Berger, P. Dubina, Ringo Clark und manch anderer, die aus den Grundszenarien des Western immer spannende Geschichtern zauberten.


Aber das Wort vom Totengräber dürfte eine Fehleinschätzung gewesen sein. Am Grab des Westerns schaufelte unter anderem die Zeit mit. Denn es gab einen eher guten Grund, dass der Western insbesondere in den Fünfzigern ungeheuer erfolgreich war.
Dieser Grund neben dem Erfolg im Kino und im Fernsehen für den Erfolg des Westerns war das oft genutzte Szenario kurz nach dem US-Bürgerkrieg (1861 1865) mit Südstaatlern als Helden. Das grundsätzliche Szenario des Western-Heftromans reicht zeitlich gesehen zwar vom Ende des Bürgerkriegs bis in die 1890er Jahre. Es ist die Zeit des Cattle Empire, die Hochzeit des/der Cowboys. Aber eine Vielzahl der Romane sind unmittelbar nach dem Bürgerkrieg angesiedelt. Das erfüllte eine doppelte Bedeutung. Zum einen war es romantisch, exotisch und (zeitlich, räumlich) weit genug weg, um als Basis für Tagträume und unbeschwerte Unterhaltung zu dienen und zum anderen nahe genug, um sich damit zu identifizieren. Ein verlorener Krieg, das kannte man hier in den Fünfzigern noch allzu gut. Damit war der Western der Wirklichkeit nahe, ohne zu real zu werden. Traumhaft für den Erfolg. Aber auch eine Zeitbombe.



Im Grunde ist er mittlerweile ein James Bond mit Cowboyhut, denn mit Heft 397 »Lassiter und die Rebellenhorde« übernahm er Aufträge der Brigade 7, wenn man so will ein (fiktiver) Geheimdienst des Wilden Westens. Damit war nun die Wandlung vollzogen und das bis heute anhaltende Erfolgsmuster etabliert. Die Abnabelung vom klassischen oder gar historisch motivierten Western ist gelungen. Eben damit wurde der Erfolg gesichert, den »Lassiter« nun über die Marke von 2.000 Heften getragen hat.

Das alles kann Bastei, den Machern und Autoren völlig egal sein. »Lassiter« ist eine Marke für sich...
Zum Abschluss noch der Link zu einem witzigen Blogeintrag des Grafikers »Geier« über sein Abenteuer das Cover des 1979. »Lassiters« »Keoma, die Kriegerin« zu zeichnen. Ein echtes Schmankerl und in mancherlei Hinsicht ein deutliches Zeichen dafür, dass das Erfolgsmuster der Serie darin besteht nicht an den Western als zentrales Element gekettet zu sein. Viel Spaß dabei...
Wer mehr über die Serie, ihre Publikationsgeschichte, ihre US-amerikanischen Wurzeln und manch anderes erfahren will, der schaut am Besten im Wildwester nach... Spannend und informativ. Eine höchst angenehme und empfehlenswerte Lektüre.
Ich danke Karl Jürgen Roth für Anmerkungen und Anregungen.
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Kommentare
Ich hätte es tatsächlich etwas anders gegliedert
(natürlich reine Spekulation):
Der Normalleser greift mehr oder weniger regelmäßig zu einem Heft verschiedener Serien, auch durch ein Titelbild motiviert, nach dem Lesen schenkt er das Heft weiter. (Aber ist das, wie das Wort normal suggeriert, die Mehrheit? Und wie groß ist die Serientreue?)
Der Sammler kauft das, was er sammelt. Aber er kommt mit dem Lesen schon lange nicht mehr hinterher. Er sammelt die Hefte fast wie andere Leute Briefmarken.
Der Fan ist wie der Sammler, aber liest noch - und postet ständig Spekulationen in irgendwelchen Foren...
Ich bin also ein normallesender Sammler mit Fan-Attitüde.
Ein Western, der gut ist, kommt für mich ohne Sex aus. Die Story sollte passend sein.
Bei Sinclair habe ich nach 27 Jahren erstmals wieder rein gelesen. Und da hast Recht. Die neuen Autoren waren schuld. Ein Dark hätte mich niemals animiert dies zutun.
Deine Einschätzung in den letzten zwei Sätzen kann ich nicht ganz zustimmen:
Wenn eine Sexszene zur Story passt, passt sie auch in einen Western.
Das Problem ist leider, dass auf Teufel/Sperma komm raus mindestens eine Sexszene bei Lassiter enthalten sein muss ...
Darf ich Dich auf den Artikel "Wundertüte mit kleinen Schätzen" hier bei Western im Zauberspiegel unter Geschriebenes hinweisen... (Und gib dann Lassiter doch trotz des Sex ab und an eine Chance!)
Bist Du bei Sinclair bei den neuen Autoren dabeigeblieben?
Wer nicht?