Civil War Chronicles - Band 6: Das Gesicht des Todes
Civil War Chronicles
Band 6: Das Gesicht des Todes
Jay Durango erhält im Sommer 1863 einen Spezialauftrag. Er soll sich als getarnter Nordstaatenoffizier unter die gefangenen Yankee-Soldaten mischen, die im berüchtigten Kriegsgefangenenlager Libby inhaftiert sind. Die Internierten verfügen über wichtige Informationen über die weiteren Vorstöße der Nordarmee und Durango versucht, sich das Vertrauen der Gefangenen zu erschleichen.
Die Gefängnisleitung wird über die Anwesenheit Durangos nicht informiert. Nur McCafferty weiß um die wahre Identität Durangos, der als Verbindungsmann in die Wachmannschaft Libbys eingeschleust wird. Als McCafferty bei einem Zwischenfall schwer verwundet wird, ist Durango auf sich allein gestellt.
Larry Calhoun wird bei einem Geheimauftrag gefasst und ebenfalls in Libby inhaftiert, und Durango droht aufzufliegen. Die Situation spitzt sich weiter zu, als die Nordstaatenoffiziere einen Ausbruch planen. Durango versucht, die Südstaatensoldaten von seiner wahren Identität zu überzeugen und den Auftrag zu Ende zu führen. Larry Calhoun arbeitet währenddessen an einem eigenen Fluchtplan.
Alfred Wallon führt die Abenteuer Durangos spannend fort und verarbeitet ein weiteres Mal historische Fakten in dieser Geschichte.
Das Kriegsgefangenenlager von Libby hat es wirklich gegeben, und auch der Ausbruch ist historisch verbürgt, bei dem über 100 Insassen fliehen können. Und wiederholt gelingt es Wallon, die geschichtlichen Fakten in eine Geschichte einzuweben, die sich flüssig lesen lässt und zu keinem Zeitpunkt wie eine sterile Abfolge historischer Daten klingt.
Ab dem Sommer 1863 bis in das Jahr 1864 hinein tauschen die Kriegsparteien keine Gefangenen mehr aus, was eine verheerende Situation in den Kriegsgefangenenlagern zur Folge hat. Die Versorgung der Gefangenen ist katastrophal und bedeutet für zahlreiche Insassen den Tod. Der Autor baut diese Fakten in die Handlung ein und schildert den harten, alltäglichen Überlebenskampf der Gefangenen, dem sich Durango ebenfalls unterordnen muss. Das Bedrohungsszenario nimmt erhöhte Ausmaße an, als McCafferty bei dem Zwischenfall verwundet wird und Durango nun auf sich allein gestellt ist.
Die Gefangenen sind den sadistischen Handlungen der Wachmannschaften ausgeliefert. Auch diese Umstände arbeitet der Autor in die Handlung ein und teilt Jay Durango in den Küchendienst ein, der aus den kargen Resten eine halbwegs essbare Suppe zaubern muss.
Wallon hat zur Adaption der historischen Fakten eine interessante Variante gewählt und schleust Durango undercover in die Gruppe der inhaftierten Unions-Offiziere ein. Er spielt die Rolle eines Nordstaaten-Offiziers, der in die Gefangenschaft der Rebellen geraten ist und so deren Vertrauen zu bekommen versucht. Damit er so authentisch wie möglich erscheint, wissen die Wachmannschaften nicht um seine wahre Existenz. Die Spannungskurve schraubt sich immer weiter hoch, als McCafferty bei einem Zwischenfall verwundet wird und zu guter Letzt auch noch Larry Calhoun nach Libby gebracht wird.
Larry Calhoun erhält seinen nächsten Auftrag und begibt sich nach Richmond, um dort Kontakt mit der Nordstaatenspionin Hattie Lawton aufzunehmen. Auf dem Weg dorthin rettet er bei einem Schiffbruch die Ehefrau eines Südstaatenoffiziers, die eine geheime Nachricht aus Washington für das Kriegsministerium des Südens hat. Die Nachricht weist auf einen Spion in den höchsten militärischen Kreisen des Nordens hin.
Calhoun selbst kann die Nachricht nicht in den Norden zurückbringen, denn er hat sich eine Lungenentzündung hinzugezogen. Daher beauftragt Hattie Lawton einen Boten, der die Informationen über den Spion zur Nordstaatenarmee bringt.
Jay Durango erhält mit seinen Leuten den Auftrag, in Richmond die Augen nach Spionen aufzuhalten. Als ihnen der Bote bei dessen Rückkehr aus dem Norden in die Hände fällt, geraten sie auf die Spur Larry Calhouns. Durango will sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den verhassten Spion endlich in die Finger zu kriegen. Er nimmt die Verfolgung auf, die nicht alle Männer seiner Truppe überleben werden.
Im zweiten Teilroman treffen Jay Durango und Larry Calhoun erneut aufeinander. Richmond droht von den Nordstaatlern eingekesselt zu werden und Spione beider Seiten versuchen, an Informationen über die Truppenbewegungen heranzukommen. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem die beiden Kontrahenten schließlich übereinander herfallen.
Alfred Wallon legt diesem Roman wieder historische Tatsachen zugrunde. Die Handlung hat sich mehr oder weniger wirklich so abgespielt. Im Frühjahr 1862 wird der Agent Timothy Webster nach Richmond geschickt, um für den Norden zu spionieren. Im Roman füllt Larry Calhoun die Rolle Websters aus, der aber entkommen kann. Webster wurde gefasst und schließlich hingerichtet. Die Ereignisse sind für den Norden von großer Bedeutung, denn Websters Ermittlungen führen zur Identifizierung eines Südstaatenspions im Kriegsministerium in Washington.
Wiederum gelingt es Alfred Wallon, die historischen Fakten in die Handlung einzuweben, als seien sie für den Roman erdacht worden. Beschäftigt sich der Leser nach der Lektüre mit den Einzelheiten der tatsächlichen Ereignisse, findet er viele Namen und Wendungen aus der Geschichte wieder. Das ist spannend geschrieben und der Leser fiebert mit, dass Durango und Calhoun endlich wieder aufeinandertreffen. Es dürfte naheliegend sein, dass es noch nicht zum endgültigen Showdown kommt, denn es sind ein paar Romane zu lesen, bis der Bürgerkrieg im Jahre 1865 beendet ist.
Dem Roman hätte eine höhere Seitenzahl gutgetan. Das Setting ist spannend und die Figuren sind interessant. An einigen Stellen hetzt der Autor etwas durch die Seiten und erhöht die Schlagzahl der Protagonisten und der Handlungsstränge. Das wird zwar nie unübersichtlich, aber trotzdem würde der Leser in einigen Situationen noch etwas verweilen wollen. Die Suche nach Calhoun in Richmond ist nach einigen zufälligen Begegnungen sehr schnell beendet und hätte noch spannende Momente erzeugen können.
Nichtsdestotrotz ist auch dieser sechste Band der Civil War Chronicles wieder eine lesenswerte Angelegenheit und sei Lesern empfohlen, die spannende Romane in der Epoche des amerikanischen Bürgerkriegs zu schätzen wissen.