Hines, Jim C. - Die Goblins

Jim C. Hines - Die GoblinsDie Goblins
von Jim C. Hines
Bastei Fantasy
406 Seiten / 12,95 €
Erschienen: Ende 2007
ISBN-13: 978-3404285129
Verlagsgruppe Lübbe

Nachdem der Völkerwahn in der Fantastik-Litertatur größtenteils ausgereizt wurde und Orks, Zwerge, Elfen und Trolle inzwischen ein Heim gefunden haben, erhalten nun auch Tolkiens Randvölker eine Chance, zwischen zwei Buchdeckeln verewigt zu werden. In seinem Debüt Die Goblins wendet sich Jim C. Hines dem eher wenig geliebten und als Schwertfutter dienenden Bergvolk zu, das mit einem Angriff an die Lachmuskeln seinen „großen Brüdern“ nacheifern will.

Ein Goblin ist klein, schwächlich und durchtrieben. Jig stellt da keine Ausnahme dar, außer dass er noch kleiner und schwächlicher ist als seine Artgenossen. Dies kompensiert der kurzsichtige Kerl jedoch mit einem gerissenen Verstand, der ihm nicht nur einmal aus der Patsche helfen wird. Zu den niedrigsten Arbeiten wie Schmodderdienst verdonnert, träumt er davon, wie es ist, mit Porak und seinen Goblinkriegern in den Kampf zu ziehen und ein Held zu sein. Dieser treibt jedoch seine bösen Spielchen mit Jig und lässt ihn Patrouille laufen, während er und seine Kumpanen Karten spielen.

Schlecht gelaunt trifft Jig dann zufällig auf eine bunte Abenteuergruppe auf ihrer Suche nach einem magischen Artefakt, dem „Zepter der Schöpfung“. Dem Prinz Barius Wendelsohn begleiten sein Bruder, der Magier Ryslind, der Zwerg Darnak sowie die elfische Diebin Riana. Ruckzuck wird Jib von Barius dazu angespannt, sie zu dem Zepter tief unter dem Berg zu führen. Und ehe es sich der Goblin versieht, steckt er in einem gefährlichen Abenteuer mit Hobgoblins, Zombies, einem Nekromanten bis hin zu einem Drachen! Jig verliert sehr schnell die Lust daran, Held sein zu wollen …

Was als klassische Abenteuergeschichte im Stile der Heldenreise beginnt, entpuppt sich rasch zu einer gelungenen Parodie. Jim C. Hines spielt gekonnt mit altbekannten Fantasy-Klischees und Vielleser dieses Genres werden sicher nicht nur einmal schmunzeln. Mit Jig hat der Autor den idealen Part des Beobachters gesetzt, der rassenbedingt fern von jeglichem Abenteuer- und Heldentum steht, diese eben dadurch gezielt aufs Korn nehmen kann. Jigs Kommentare und Denkanstöße zu seinen Gefährten wie der Reise allgemein sorgen für köstliche Momente, wobei sie manchmal doch zu sehr ins Absurde gehen.

Dem Autor ist ein besonderer Kniff gelungen. Indem er seinen Protagonisten gleich zu Beginn von seinem Volk trennt, schafft er es, dieses umso mehr zu veranschaulichen. Jig kann im ganzen Roman über Vergleiche zwischen seinen Brüdern und den Abenteuern ziehen. Letztere sind neben Jig wirklich starke Persönlichkeiten, die alle im Verlauf ihres Abstiegs zum Drachen Straum und zum Artefakt eine erkennbare Wandlung vollziehen. Die anfangs als archetypisch anmutenden Rollen wie Barius, der ehrenvolle Ritter, Ryslind der böse Magier, Darnak der typische Zwerg und die listige Elfendiebin Riana werden schnell gebrochen und sorgen für einige Überraschungen.

Gerade durch die Veralberung der altbekannten Abenteuerqueste hat Jim C. Hines ein sehr aussagekräftiges Werk geschaffen, das die allzu ernsthaften Probleme einer solchen hinterfragt. Rivalität, Gewissenskonflikte, Vertrauensbrüche, Neid, Freundschaft, all das und mehr werden in der Gemeinschaft auf ihrer Reise aufgeworfen und entblößt allzu menschliche Emotionen. Eine weitere Besonderheit des Buches. Jig und seine rote Haustier-Spinne „Klecks“ bleiben in den Köpfen des Lesers hängen und machen Lust auf mehr. (Zwei Nachfolgebände sind bereits erhältlich.)

Der Roman ist erfrischend anders und man darf hoffen, dass in Zukunft noch mehr Autoren wagen, es einmal ganz anders zu machen.

Kommentare  

#1 Erainner 2009-01-03 16:44
Hallo
Der erste Band ist nicht nur eine Parodie auf das Fantasy-Genre, sondern, noch mehr, auf Fantasy-Rollenspiel und -spieler. Ohne das gäbs ja auch kaum GOBLINS....Krieger, Priester, Magier, tumbe und wandering Monsters, typische Verhaltensmuster von Spielern...sehr gut gelungen.
Inzwischen ist sogar ein vierte rband draußen, mit Kurzgeschichten, den ich noch nbicht gelesen habe, aber auch nicht weiß, ob sich das lohnt. Denn leider, leider haben die Folgebände nicht mehr das Niveau des Erstlings und schlägt das Gesetz der Serie gnadenlos zu....
M.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

PhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicBackgroundImpressum

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.