The Happening

Teaser Poster ThE HAPPENINGThe Happening
mit
Mark Wahlberg, Zooey Deschanel, John Leguizamo, Betty Buckley, Frank Collison, Ashlyn Sanchez, Spencer Breslin, Robert Bailey Jr. u.a.
Regie, Drehbuch: M. Night Shyamalan
Kamera: Tak Fujimoto
Bildschnitt: Conrad Buff
Musik: James Newton Howard
ca. 89 Minuten
USA 2008

Es ist beruhigend zu erfahren, dass M. Night Shyamalan sein Talent für das phantastische Kino nicht wirklich verloren hat. Es ist ein Leichtes, den sturen und auch selbstverliebten Filmemacher auseinander zu nehmen, ihn zu diskreditieren, ihm seine Profession abzuerkennen, oder ihn schlichtweg nicht zu mögen. ‚The Happening‘ ist von seiner Ausgangs- und Handlungssituation ein sehr leichtes Ziel für Verriss und Demontage

Aber ‚The Happening‘ ist mit sehr viel Sorgfalt und noch viel mehr Liebe zum Detail inszeniert, weil Shyamalan dieses Talent nie verloren ging, doch ihm ist die Perspektive zu seinen Figuren abhanden gekommen. Während man sich an der aufbauenden und sich verbreitenden Stimmung des Filmes gruselnd erfreuen kann, stolpern erstklassige Schauspieler durch seltsame Dialoge und nicht nachvollziehbare Beziehungsprobleme.

Es sind die Rückzugsgebiete in den Großstädten, in denen die Katastrophe ihren Anfang nimmt. Der Central Park in New York ist das Erste. Menschen reden verwirrtes Zeug, verfallen in katatonische Starre und begehen schließlich bizarre Selbstmorde. Ein kinderloses Pärchen in Philadelphia versucht aufs Land zu flüchten, als sich die zuerst als terroristische Anschläge deklarierten Vorfälle über die ganze Ostküste der Vereinigten Staaten ausbreiten. Auf dem begleiteten Weg der Protagonisten, die wider Erwarten ein Kind als Schützling anvertraut bekommen, entpuppt sich ‚das Geschehen‘ als Maßnahme der Natur gegen die Menschheit. Und Mutter Natur beginnt ihren Rachefeldzug geschickt in dicht besiedelten Orten, lernt aber schnell dazu, als der Mensch glaubt den toxischen Angriffen mit Stadtflucht zu entkommen.

Es ist interessant, aber auch wieder nicht ungewöhnlich, das Shyamalan seine Geschichte im umgekehrten Stil des eigentlichen Katastrophenfilmes aufbaut, wo das ganze Ausmaß der Geschehnisse am Anfang steht und sich die Beziehung der Betroffenen erst im Laufe des Filmes erklären soll. Die unbekannte Bedrohung verdichtet sich auf eine persönliche Ebene. Zum Ende hin nimmt auch das Zeigen der absurden, verstörenden Selbstmorde immer mehr ab, während die Bedrohung für die hilflosen Figuren immer mehr ansteigt. Hier weiß Shyamalan perfekt zu inszenieren, wie er mit dem Wissen des Zuschauers die Spannung manipuliert und wirksamer macht.

Doch ‚The Happening‘ ist letztlich ein schlechter Film, weil er absolut aus den Augen verliert, was Shyamalans Filme bisher zu etwas Besonderes machten und das waren seine Charakterzeichnungen, sowie die Entwicklung der Figuren. Zooey Deschanel darf einfach nur gut aussehen und Mark Wahlberg weiß nichts mit sich selbst anzufangen. Die Dialoge sind sehr kryptisch und es wird sehr schnell offensichtlich, dass Autor Shyamalan die oftmals unverständlichen Zusammenhänge in den Gesprächen und Aussagen bewusst einsetzen wollte. Und es tut weh sagen zu müssen, dass in keinem Moment klar wird, wie der Zuschauer mit diesem Stilmittel umgehen soll, noch was der Filmemacher damit bezwecken wollte. Der Filmemacher überlässt es auch dem Publikum, zu entscheiden wie das Pärchen wirklich in seiner Beziehung zueinander steht. Aber weder Dialoge, noch die Beziehungen und auch nicht die Charakterisierung der Figuren bilden zu den eigentlichen Geschehnissen einen ergänzenden, geschweige denn erklärenden Zusammenhang.

M. Night Shyamalan beherrscht es ungebrochen, einen Film nach wesentlich mehr aussehen zu lassen, als er wirklich gekostet hat. Die kurze Thematisierung des Verschwindens der Honigbienen, könnte ein Hinweis sein, das der Filmemacher vielleicht doch ein Projekt im größeren Stile, mit weiter führenden Auswüchsen im Sinn hatte. Dennoch, oder gerade deswegen, geht ihm nie das Gespür für die allgegenwärtig, bedrohliche Atmosphäre verloren. ‚The Happening‘ kommt als großer Katastrophenfilm daher, den man umgehend als solchen akzeptieren kann, auch wenn er sich bei näherer Betrachtung dann doch nur in sehr kleinem Rahmen bewegt. Dabei entstehen sehr verstörende Bilder, wie sie dem ehemaligen Wunderkind, hier in Zusammenarbeit mit Kameramann Tak Fujimoto, vormals noch nicht gelungen sind. Bilder und Situationen die sich einbrennen, die Atmosphäre entfachen und diese Atmosphäre auch halten können. Erstaunlich, wie ruhig und unaufgeregt die Sequenzen der Katastrophe inszeniert sind. Weder James Newton Howards Musik, noch Conrad Buffs Schnitt versuchen den Zuschauer aufzuputschen. Im Gegenteil, die Hilflosigkeit der überforderten Betroffenen überträgt sich in seiner scheinbaren Ruhe noch viel stärker auf das Publikum.

Bestimmte Geschehnisse im Film und ihre technische Umsetzung beeindrucken nachhaltig und sind der schlichte Beweis, dass das Potential des Autorenfilmers M. Night Shyamalan noch lange nicht verbraucht ist. Vielleicht steht er sich im Augenblick selbst ein bisschen im Weg, das eigene Ego ist ja bekanntlich immer die größte Hürde. Es könnte ihm gut tun, sollte er tatsächlich als nächstes mit ‚Last Airbender‘ seine erste Auftragsregie übernehmen. So ein bisschen Druck großer Studio-Produzenten kann auch etwas Reinigendes haben. Und gerade ‚The Happening‘ zeigt, dass gar nicht so viel Reinigung nötig wäre.

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