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DEMETRIA - Das Handbuch

Das Demetria QuellenbuchDemetria - Zum Nachspielen

Rechtzeitig zur Spielemesse 2008 in Essen gibt es ein neues Produkt zum PERRY RHODAN-Rollenspiel (PRRB), das in Lizenz vom Verlag für F&SF-Spiele, bekannt auch durch das Hauptprodukt MIDGARD - Das Fantasy Rollenspiel, betrieben wird.

Es widmet sich dem gerade abgeschlossen ersten 12er-Zyklus von Perry RHODAN ACTION (PRA), eben DEMETRIA-Zyklus genannt.

Eigentlich bin ich ja völlig ungeeignet, das hier zu rezensieren.

Ich war selbst zwar beim Regelwerk und einigen Abenteuern in wirklich nur in allerrudimentärster Weise mitinvolviert, habe aber nie ein PR-Rollenspiel mitgemacht und bin zu lange weg auch von MIDGARD, um die Regeln in spieltechnischer Hinsicht kommentieren zu können (oder zu wollen...).

Anekdotenhafter Einschub: Außerdem war/bin ich ein absonderlicher Spielertyp.

Es gibt, zeigte die Erfahrung früherer Jahre, diverse "Arten" von Spielern, nach ihrem Verhalten, was mal in einer netten Geschichte beschrieben wurde, ungefähr so: Wenn der (Fantasy-RPG-)Spielleiter sagt: "Ihr seht 4 Orks am Lagerfeuer sitzen", reagieren Spieler unterschiedlich.

Da gibt es den Hack & Slayer ("Das sitzen 423 Erfahrungspunkte für mich"), den Gierigen ("Schau dir die Halskette von dem einen an, mindestens 500 Goldstücke auf dem Markt von Cuanscadan!"), den Enzyalisten ("Das sind zwei vom Nebelberg-Clan, einer vom Grundlosen See und einer aus dem Osten"), den Mißtrauisch-Findigen ("Wenn der Spielleiter die einfach so am Feuer sitzen läßt, hat er was vor, wir müssen aufpassen!"), den Regelfanatiker (der sofort weiß: "Bei diesem Lichtfaktor, meiner Entfernung und Erfahrung muss ich mit dem Bogen eine 14 bei W20 und mit dem Wurfmesser eine 18 würfeln..") und diverse andere, die mir nicht mehr einfallen.

Die leider immer kleinste Gruppe war die der "echten Rollen-Spieler", mit dem gesunden Menschenverstand und der dazugehörigen, vorausgesetzten Logik. Man handelte danach, unter der Devise: "Regeln scheren mich nicht, muss ich nicht kennen, ich mache das jetzt so, und der Spielleiter sagt mir, was geschieht und ob/was ich würfeln muss"

Beim Fantasyrollenspiel geht das. Im SF-Rollenspiel sollte das gehen und vom Spielleiter viel besser kontrolliert werden. Er muss ungleich mehr verhindern, etwa das Herumballern mit Energiestrahler und Desintegrator im raumdurchquerenden Schiff.... (eine lustige Erfahrung von vor etwa 20 Jahren bei einem SF-Rollenspiel, dem guten alten TRAVELLER). Anekdoten-Ende.

Zum zweiten bin ich bislang beim Lesen auch noch nicht über Band 4 der ersten 12 Hefte hinausgekommen und muss mich somit selbst hüten, das Handbuch genauer in Anschein zu nehmen, um nicht der Spannung verlustig zu gehen (aber ich vermute mal, "es geht schon gut aus"....). Aber auch der oberflächliche Anschein zeigt, das es all das enthält, was es verspricht.

Eine Rezension ist relativ einfach. Man braucht nur aus dem Vorwort zu zitieren (die sindTexte, allesamt von Alexander Huiskes)

Mit PERRY RHODAN ACTION hat die größte SF-Serie der Welt Neuland betreten: ein Spin-off mit der gleichen Hauptfigur wie die längst auf Band 2500 zusteuernde Erstauflage....



So ganz richtig ist das natürlich nicht, denn auch ohne arkonidischen Extrasinn fällt einem ein, dass es ja mal eine Atlan-Hauptserie gab (850 Hefte..), diverse Atlan-Zwölferserien, ein paar (knapp 450...) Taschenbücher etc., alles auch Spin-offs.

Um den Zusammenhang zur Serie deutlich zu machen, ziert eines der schönsten Heftcover auch dieses Handbuch.

 
 
Das hätte es zwar nicht bedurft, aber die Auswahl (gemeint ist das von Heftnummer 3) ist dann doch, ähem, etwas unglücklich. Es symbolisiert zwar die ACTION, aber abgesehen von den paar gleißenden (Laser?-)Strahlen kann man hier auch ziemlich brutal bis stumpfsinnig auf das Ziel zu rennende Marines in jedweder, auch aktueller (Irak und so...) Zeit sehen. Irgendwie stellt sich bei mir beim Ansehen auch eine Assoziation zu den frühchinesischen Lehmkriegern-Armeen ein....

Aber das ist halt ebenso Geschmacksache wie einige der (ungewohnt wenigen) Innenillustrationen. Nicht beruhigen kann ich mich weiterhin über das terranische Paar, das auch schon in anderen Publikationen auffiel und hier die Rückseite ziert: und wenn es dreimal ein offizielles Bild (von Papenbrock) ist, hat das der alte Perry (wenn er es denn sein soll) nicht verdient: als geschönte Charles Bronson-Jugendversion, mit angelegter Faustfeuerwaffe und an seiner Seite Space-Brigitte Bardot mit wirklich schreiendem (!) Schmollmund.... .-)

Die wie immer höchst professionelle und erstklassige Aufmachung und Ausstattung eines VF&SF-Produktes zu erwähnen erübrigt sich. Mit den Autoren Alexander Huiskes (der die Datenblatt-Recherchen für PRA betreibt) und Rainer Nagel (von dem große Teile des Regelwerks, die bisherigen Abenteuer und vor allem der exquisite, opulente BASIS-Hintergrund stammt), sind die Richtigen am Werk, unterstützt u.a. von Rainer Castor und PRA-Expokrat und -autor Christian Montillon.

Der wirkliche Rhodanite kann, wenn überhaupt, nur mikroskopische Haarspuren in der Suppe finden (einige Formulierungen der Hauptpersonen sind etwas, sagen wir "meinen Rhodanbild nicht ganz entsprechend", etwa bei Goratschin und Wuriu Sengu, aber das führt hier wirklich zu weit)

...handelt es sich um ein einzigartiges Kompendium, das sich sowohl an Romanleser als auch an Rollenspieler wendet


 
Bleibt die Frage, wem es mehr zusagt. Ich spekuliere hier einmal, das letztere Gruppe weniger davon angesprochen wird, denn die rein spieltechnischen Paassagen sind nicht so breit dargestellt wie in den anderen Abenteuer-Bänden. Die Anpassungen der "alten" Technik an die Regeln des aktuellen PRRB sind etwas spärlich und von jedem, der sich als PRRB-Spielleiter betätigen will, auch zu schaffen (Sowieso ist der Spielleiter, in welchem Rollenspiel auch immer ein unbekanntes, göttliches, völlig autarkes Wesen mit allen Rechten...und manchmal sogar Phantasie!).

Zweiter Exkurs: Es gab bereits einmal eine Rollenspielversion von Perry Rhodan, zu Beginn der Neunziger aus dem AGEMA-Verlag, auch offiziell in Lizenz. Sie war in dem Zeitraum angesiedelt, den angeblich viele Rhodanleser noch immer als Höhepunkt sehen, dem Andromeda/MdI-Zyklus, hatte aber damit und mit PR insgesamt, äh, nicht unbedingt viel zu tun und ist auch schnell in der Versenkung verschwunden. Das neue (seit 2005) Produkt ist eine mehr oder weniger ausführliche Adaptation des MIDGARD-Regelwerks für Bedürfnisse der Serie, was ich so nicht kommentieren will geschweige denn, siehe oben, kann. Man merkt leichte Hakler (etwa bei der Überrepräsentation von Mutanten; entspricht dem Fantasytyp "Zauberer"...), aber die Umwandlung (zu, Entschuldigung, "Space-Midgard...") ist mehr als gelungen und der Rhodanfan findet hier eine Fülle von Informationen, die in Einzelbereichen (die BASIS war mir nie so deutlich und faszinierend geschildert wie konzentriert im PRRB) weit über die Informationen aus den Heften hinausgehen.
 
Eins der "Probleme" beim PRRB ist (zumindest für mich) die Ansiedlung in die aktuelle Serienzeit, damals noch zum STERNOZEAN-Zyklus. Die danach folgende Entwicklung (Hyperimpedanzschock, TRAITOR überrennt und besetzt die Milchstrasse...) macht Betätigung als Rollenspiel-Figur in der Milchstrasse in wenigen (13?) Jahren unmöglich. Das stört zwar einen rechten Rollenspieler meist nicht, (der in einer Kampagne unabhängig vom Grad sich immer wieder hineinstürzt, anstatt wie es logisch wäre, seine erbeuteten Wertsachen für den ruhigen bis luxuriösen Lebensabend zu verwenden...hallo, die Herren Agadur und Finrod...), aber unser aller Perry macht das ja auch immer persönlich (wie im Demetria-Zyklus), so gesehen....

Den Betreibern des PRRB ist im übrigen von der Expokratie zugesichert worden, daß die BASIS in der Serie keine Verwendung mehr finden wird, woran man sich auch gehalten hat. Band 2306 sieht das Ende einer Kasino-/Börsenraumstation bei Lepso, während die ungleich größere und bekanntere BASIS auch in TRAITOR-Zeiten noch sowas von unbehelligt um Stiftermann III kreist und kreist und kreist.

Auf der anderen Seite kann man sich auch in frühere Perioden nicht sicher fühlen, denn die Ereignisse sind ja perryhistorisch vorgegeben. Würde ein Spielleiter wirklich einige der im Handbuch beschriebenen Persönlichkeiten verwenden und einsetzen, bewegt man sich an der schmalen Grenze zwischen Spiel und Serienhandlung, die leicht in sowas wie "Alternativwelten" oder, wie man es im Perryversum ausdrückt, "Pararealität" abgleiten kann. Das ist/wäre zwar den Spielern meist egal (wenn Perry trotz Grad 12 und persönlicher Ausstrahlung 100 im Spiel dahingerafft werden sollte...), aber dem Rhodanfan graust es davor halt.... Exkurs Ende

Nicht so schlimm ist es beim Lesen der Hefte und des Handbuchs. Der Rückgriff auf "alte Zeiten" kam durch die diversen Taschenbücher immer wieder zustande, und die Heft-Miniserie ist kaum etwas anderes. Nur schreiben daran "neue" Autoren, die (Kneifel und Francis mal ausgenommen, und selbst die kamen erst später zur Serie), als die Originalhefte erschienen (hier: Posbizyklus, 1963/64), allenfalls Bestandteile elterlicher Familienzeitplanung waren und erkennbar einen anderen Hintergrund haben, real wie perryhistorisch. Das merkt man (ich sage jetzt nicht:"leider"..denn es läßt sich ja nicht vermeiden), nicht nur bei der perryversischen Technik, sondern auch in der allgemeinen Erzählatmosphäre. Ein K.H:Scheer mit der Verve des Technikbegeisterten (-besessenen?), ein unterkühlt-ironischer Mahr, ein romantischer Darlton, ein intensiver, fast-humanistischer Voltz und die Massenaufgebote eines Kurt Brand - wahres Leben, wahre Action war im Posbizyklus, und sowas kann man nicht wiederholen.

Die ACTION-Serie ist dennoch etwas eigenes für sich. Es gefällt den Lesern. Und kommt es nicht gerade darauf an? Sowohl PRA wie PRRB ist Erfolg zu gönnen und eine Weiterführung zu wünschen.

Selbstkritisch muss ich sagen, daß das hier nun weder eine richtige Rezension geworden ist geschweige denn eine gute und entschuldige mich auch prompt dafür. Aber diesem Kümmernis kann jeder Leser dahingehend abhelfen, daß er (ob Spieler oder Leser oder beides) sich das Handbuch selbst besorgt und nachliest.

Für den ernstlich Perryinfizierten ist es keine Frage, daß man auch dieses Quellenbuch, wie alle anderen Sachen im Rahmen der EDITION DORIFER, haben muss. Siehe auch im Netz weitere Informationen zum PRBB ebenda (www.dorifer.com)

Sehr empfehlenswert!

DEMETRIA - Das Handbuch
Ein Quellenbuch für PERRY RHODAN - DAS ROLLENSPIEL
Verlag für F&SF-Spiele, Stelzenberg, Oktober 2008
Broschürt, A4, 106 Seiten; 16,95 Euro
Autoren: Alexander A. Huiskes und Rainer Nagel
unter Mitarbeit von: Rainer Castor, Dieter Fuchs, Marc A. Herren, Christian Montillon, Thorsten Schramm
Cover: Dirk Schultz Innenillustrationen: FuFu Frauenwahl, Kostja Schleger
Planetenkarten: Ulf Lehmann Sternkarten: Michael Thiesen

 

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